„Fernsehen macht die Dummen dümmer und die Klugen klüger“ – dieses Marcel Reich-Ranicki zugeschriebene Bonmot sagt mehr über das Fernsehen als über seine Zuschauer. Aber jetzt ist die Gelegenheit günstig, mit dem Fernsehen eine Bildungsoffensive zu starten. Schulen geschlossen, Kinder daheim, Eltern gestresst und in Zeitnot, Digitalisierung unterentwickelt, Bildungsschere am Aufklaffen. Da wartet man gespannt, was die öffentlich-rechtlichen Sender daraus machen.
Zuletzt ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk in die Kritik geraten: durch Gebührenskeptiker und den rechtspopulistischen Staatsmedienvorwurf. Auch die auf Streamingplattformen abwandernde Jugend macht den Öffentlich-Rechtlichen zu schaffen. Dem ZDF und der ARD fällt es schwer, sich bei Kritik wegzuducken. Ebenso schwer fällt es ihnen, auf neue Erwartungen zu reagieren. Nun aber, in der Pandemie, stehen dem „ÖRR“ alle Türen offen, um den eigenen sozialen Wert zu steigern und sich unentbehrlich zu machen.
Schon Mitte März 2020 – zu Beginn des ersten Lockdowns – wurde viel getwittert, dass es ein flächendeckendes Schulfernsehen bräuchte. Überraschen konnte das nicht. Schließlich trägt der „ÖRR“ seinen Bildungsauftrag oft wie eine Monstranz vor sich her. Der österreichische ORF hatte beim vorherigen Lockdown schnell umgestellt, selbst das Wiener Stadtfernsehen W24 ließ Pädagogen auf der Mattscheibe unterrichten und bemühte sich, die Lehrpläne aller Schulstufen abzubilden.
Beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Deutschland aber kam über lange Monate nur wenig in Bewegung. Man wurde auf die Erweiterungen zum Tigerenten Club Spezial im SWR und die Mediathekeninhalte des BR verwiesen. Erst als vergangene Woche die BBC vorlegte und BBC Teach als Schulersatz ankündigte, legte man nach.
In dieser Woche nun hat die ARD den Bildungskanal alpha mit dem Format Schule daheim ins Rennen geschickt, das am Vormittag einzelne Lehrinhalte vermittelt. Das ist ein Anfang, bleibt aber doch hinter einer breiten und flächendeckenden Offensive zurück. „Angebote an Lehrinhalten“, Videos zum Schlauerwerden und Kurzclips zu ausgesuchten Themen sind etwas anderes als ein ausgebautes Schulprogramm.
Warum nicht alle dritten Programme (es sind insgesamt neun) und dazu KiKA, Phoenix usw. täglich mehrere Stunden in vollwertige Schulkanäle verwandeln? Jeder Sender könnte eine Klassenstufe übernehmen und ein Unterrichtsprogramm für alle Fächer anbieten, gestaltet von Lehrerinnen und Lehrern, nicht von den üblichen Moderationsteams. Pädagogische Kompetenz mit jahrelanger Klassenraumerfahrung vor der Kamera. Tests und Übungen für daheim könnte man gleich mit anbieten.
Gern kann es sich um ein improvisiertes Format dicht am Schulalltag handeln: ein Klassenzimmer, ein Lehrer/eine Lehrerin, ein Whiteboard, eine Kamera. Mit dem kreativsten und unterhaltsamsten Lehrpersonal, den pädagogischen Supertalenten, einem festen Tagesablauf, Stundenplan und Pausenzeiten. Und gern die Fächer immer wieder mit denselben Lehrern, da Kinder affektive Bindungen entwickeln und sich an Lehrerpersönlichkeiten gewöhnen. Erfolgsmesser wäre, möglichst viele Kinder zum täglichen Publikum zu machen.
Wegen der föderalen Unterschiede wird es rumpeln, aber sind Mediatheken nicht fürs zeitflexible Anschauen gemacht? Man muss das als Modulstruktur bauen. Schulen könnten (und sollten) den Kindern daraus Stundenpläne zusammenstellen. Die Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen würden den Stoff nachbereiten und Übungen anleiten, hätten zudem mehr Zeit für die individuelle Betreuung. Hier also ist die große Bühne und Aufgabe für den ÖRR. Lockdown als Chance! Schön wäre, wenn wir dann am Ende zufrieden sagen könnten: Fernsehen macht die Kleinen klüger, und zwar alle.
Kommentare 44
Seit wann haben ARD und ZDF die Kompetenz, Schulstoff zu vermitteln?
Wie viele ausgebildete Lehrer arbeiten dort?
Wer hat Lehrpläne und Lehrformate entwickelt, die für eine Vermittlung durch Fernsehen geeignet sind?
Aus welchem Grund erscheint ein Einwegkanal, bei dem die Kinder (oder ihre Betreuungspersonen) nicht zurückfragen können, überhaupt für Lehre geeignet?
Warum sollte man in so etwas investieren, wenn der Zeitpunkt absehbar ist, zu dem jede und jeder, die geimpft werden wollen, auch geimpft sein werden?
Alleine Pädagogen können schon lange nicht mehr das Leisten was erforderlich ist, um Kinder fürs Lernen zu begeistern. Die wenigen Pädagogen die das können sind eh rarer als rar gesät. Sollten sie Pädagoge sein, könnten sie Kindern lediglich das Fürchten lehren, so mein Eindruck. Ihrem Beitrag ist nicht die geringste Spur von Kreativität zu entnehmen, lediglich betonierte Eitelkeit.
Alleine Pädagogen können schon lange nicht mehr das Leisten was erforderlich ist, um Kinder fürs Lernen zu begeistern. Die wenigen Pädagogen die das können sind eh rarer als rar gesät. Sollten sie Pädagoge sein, könnten sie Kindern lediglich das Fürchten lehren, so mein Eindruck. Ihrem Beitrag ist nicht die geringste Spur von Kreativität zu entnehmen, lediglich betonierte Eitelkeit.
Wieder so eine völlig entbehrliche Debatte...
Kinder müssen so schnell wie möglich zurück in die Schule. Sie brauchen den Kontakt mit anderen Kindern, das Soziale ist mindestens so wichtig wie der Schulstoff.
Selbstverständlich geht es im Moment nicht. Deswegen müssen die Infektionszahlen runter, und zwar endlich massiv!
https://weact.campact.de/petitions/shut-down-stoppt-das-coronavirus-in-deutschland
Herr Mau schreibt doch, Pädagogen müssten das übernehmen. Die Redaktionen müssten freilich angereichert werden. Sie, aber wohl auch Herr Mau, übersehen, dass Schulfernsehen ja nun wirklich keine neue Idee ist. West- wie Ost-TV hatten solches, in Zeiten, als das Internet noch lange nicht in Sicht war, am Vormittag im Programm. In der DDR wurde es auch durchaus im Unterricht eingeschaltet.
Ob es jetzt eine gute und praktikable Idee ist, dass der ÖR auch zum Schulfunk wird, ist eine andere Frage. Es ist nur nicht grundsätzlich ausgeschlossen.
Und, wie soll ein ÖrR diese kurzfristige Investition stemmen, wenn derzeit zahlreiche Stellen gestrichen werden müssen, Sendungen eingestellt werden? Es ginge höchstens über die Programmreserve, also mehr Wiederholungen der alten Sendungen des Schulfernsehens, die ohnehin laufen.
Und da Bildung Ländersache ist, wird das nicht einfach - wie sollen Mehrländeranstalten das stemmen?
Das Einzige, was ich mir vorstellen könnte, wäre Erklärprofis aus dem Netz auch ins lineare TV zu heben, aber die haben ihre YouTubekanäle und erreichen damit schon die meisten Interessierten.
Und mal persönlich ein Lob für die Schulen: zumindest bei unseren zwei Kindern bieten ihre Lehrer*innen inzwischen einigen guten Content, in täglich mehreren Zoom-Stunden und den Aufgabenpadlets, incl. der Identifikation und der Möglichkeit, die Mitschüler*innen wenigstens zu sehen und mal in Breakoutrooms mit ihnen zu arbeiten oder auch mal blödeln zu können.
Wenn der ÖrR mit informativen Sendungen bildet, ist das gut, das ist seine Kompetenz und nicht Homeschooling!
Die bisherigen Kommentare spiegeln für mich dieses fatale Entwedere-Oder, das immer mehr Debatten kennzeichnet. Vielschichtigkeit und Ambivalenz? Fehlanzeige.
Ja sicher brauchen Kinder andere Kinder, soziale Begegnungen, Körperlichkeit. Ich möchte mir nicht vorstellen müssen, was aus Menschen wird, die über längere Zeit nur digital mit anderen kommunizieren. Hinzu kommt, dass viel zu viele dabei abgehängt werden, gerade diejenigen, die mehr statt weniger Zuwendung durchs Lerhpersonal bräuchten. Ein Schulbetrieb unter permanenter Ansteckungsangst, wo dank Abstandsgebot jede*r andere zur gefühlten Gefahr wird, in Räumen, die viel zu oft nicht gelüftet werden können und wo die Kinder stundenlang eine Masken tragen müssen, erscheint mir nahezu ebenso belastend.
Die Hoffnung auf eine Durchimpfung, gar auf "Zero-Covid", wie es neuerdings leichtfertig propagiert wird, kann ich ebenfalls nicht teilen, weil ich beides für vollkommen unrealistisch halte. Abgesehen davon würde ich auch nicht Versuchskaninchen sein wollen für diesen neuen Impfstoff. Wir werden mit dem Virus leben müssen, wie mit so vielen anderen auch.
Eingedenk all dessen, dass es im Moment nicht um die optimale Lösung geht, sondern um das, was der Situation angemessen und in dieser machbar wäre, finde ich den Vorschlag in dem Artikel einen ziemlich klugen Gedanken.
Der Autor schlägt ausdrücklich vor, dass nicht Moderator*innen unterrichten sollen, sondern richtig gute Lehrer*innen. Die wären selbstverständlich nicht innerhalb der Sendeanstalten zu finden, sondern müssten als Expert*innen von außen kommen, was ja ganz normal ist im Fernsehen.
Sicher verfügen viel mehr Haushalte über einen Fernseher als über die technischen Voraussetzungen für Videokonferenzen, und im Unterschied zu Konferenzprogrammen, die selbst Akademiker*innen mitunter zur Verzweiflung bringen, kann einen Fernseher jede*r einschalten. Es müsste breit und motivierend beworben werden, am besten von den Schulen selbst und verbunden mit begleitenden Aufgaben - auch dieser Vorschlag steckt in dem Artikel.
Klar, es wäre ein Notbehelf, und die One-Way-Kommunikation hat ihre Grenzen. Aber es geht ja auch nicht darum, Schulen zu ersetzen (für eine Entschulung der Gesellschaft wäre viel mehr und Anderes nötig), sondern ein Angebot zu machen (nicht das einzige sicherlich) das den derzeiten Einschränkungen (um deren Sinn oder Unsinn es hier auch nicht geht) angemessen ist.
Diese Herangehensweise und den Vorschlag finde ich kreativ und beachtenswert.
Gute Idee! Vorstellbar wäre eine Bildungsmediathek vergleichbar zu Youtube oder der ARD/ZDF Mediathek.
Dort könnte man für jedes Fach einen Kanal einrichten, wo ein talentierter Lehrer, der wirklich gut erklären kann, dem Zuschauer das gesamte Wissen von Mathe oder Physik etc von der 5-12 Klasse erklärt. Kombiniert mit digitalen Lehrbüchern und Aufgabenheften.
Als Beispiel, es wird von einem Lehrer/in eine Thema in einem 15-20 min Video mit Grafiken erklärt, das kann man in einem digitalen Lehrbuch nachlesen und dann Aufgaben lösen, die vom Lernprogramm kontrolliert werden. So würde es für jedes Fach 300 - 400 Stunden Videos geben. Das Lernprogramm sieht auch, was man schon kann und was nicht und protokoliert den Lernfortschritt.
Sicher ist das kein Ersatz für die Interaktion mit den Mitschülern und dem Lehrer in der Schule. Und mag auch sein das vielen Schülern die Motivation fehlt, alleine zu Hause sich diese Videos anzusehen.
Aber ich sehe das als Backup-Lösung, für Kinder die länger krank sind, für Eltern die Ihrem Kind nicht Mathe 9. Klasse erklären könne und für für Erwachsene die sich weiterbilden wollen und keine Motivation haben sich durch Lehrbücher zu kämpfen.
Die technischen Vorraussetzungen dazu gibt es seit 10-15 Jahren, jetzt ist die Zeit das umzusetzen.
In 10 Jahren wenn es dann diese Bildungsportal gibt, werden wir uns fragen, wie es früher ohne ging, so wir wir uns jetzt fragen wie es früher ohne Wikipedia ging.
ARD und ZDF müssen endlich Schule machen und ihren Bildungauftrag erfüllen? Machen die öffentlich-rechtlichen Volkspädagogen und Moralprediger doch schon längst. Und zwar vorbildlich. Seit Jahrzehnten und 24 Stunden täglich. Alle Kapatizäten ausgelastet. Eine Madrasa ist ein Witz dagegen.
"Alleine Pädagogen können schon lange nicht mehr das Leisten was erforderlich ist, um Kinder fürs Lernen zu begeistern."
Was ist das denn?
Das ist ein Kommentar/Artikel der mir aus dem Herzen spricht. Die Bundesländer haben ihre Regionalsender und können so auf die regionlen Bedürfnisse der Schüler/Schulen eingehen. Fernsehen sollte für die Jugend interessant sein. Mein grosser Enkel ist in der 7Klasse und der Lockdown letztes Jahr hat eine große Lücke hinterlassen ,die er bis jetzt nicht aufholen konnte.
Jetzt müssen alle Fachleute zeigen was der Bildungsauftrag der ÖRR leisten kann......nicht erst in 6 Monaten dann ist dieses Schuljahr zu Ende!
„Alleine Pädagogen können schon lange nicht mehr das Leisten was erforderlich ist, um Kinder fürs Lernen zu begeistern.“
Um die Frage selbst zu beantworten: Es sind Menschen, die von ihrem Fach ehrlich begeistert sind, die selbst gerne lernen und das nicht als Strafe, sondern Lust erleben. Das reißt andere mit. Laut dem Hirnforscher Gerhard Roth ist das der Löwenanteil, er spricht von 60%. Ich glaube Roth zwar wenig, das aber schon. 30%, so sagt er weiter, macht die Zahl der Wiederholungen aus, der gute alte Fleiß.
Didaktische Konzepte, vom Stuhlkreis bis zu sonst was, sind sich nicht von der Hand zu weisen, aber stehen in Relation zu den obigen Größen.
Jemanden, der vom seinem Gebiet begeistert ist, sollte zu finden sein.
Pädagoge bin ich nicht direkt, aber um meine Kreativität steht es möglicherweise besser als Sie denken. Kleine Kinder scheinen mich im direkten Kontakt eher nicht zu fürchten, auch die Altersgruppe, um die es geht, nicht. Bei jungen Erwachsenen gibt es sogar Evidenz, dass sie mich als Lehrer nicht schrecklich finden.
Ja, ich kenne das Schulfernsehen der DDR. Zumindest an unserer Schule waren die Sendungen aber etwas, was hinterher im normalen Unterricht besprochen wurde. Sie waren ein Zusatzangebot und dieses Zusatzangebot wurde sparsam verwendet. In der DDR war das übrigens auch dadurch einfacher, dass es zentrale Lehrpläne gab.
Ausser an die Englisch-Sendungen habe ich an nichts davon eine Erinnerung behalten, an gute Lehrer hingegen sehr wohl.
Ja, Herr Mau schreibt, die Sendungen selbst sollten Lehrer machen. Was ich meine ist Folgendes: Die Konzeption von so etwas braucht Pädagogen und Fachleute, die ARD und ZDF nicht haben. Es ist auch völlig naiv anzunehmen, dass man so etwas einfach mal in ein paar Wochen aus dem Boden stampfen könnte.
Ich wende für die Vorbereitung eine Online-Vorlesung etwa doppelt so viel Zeit auf wie für die Vorbereitung einer Präsenzvorlesung. Die Evaluation durch die Studierenden fällt etwa gleich aus. Und das ist noch etwas ganz Anderes als Fernsehen. Bei uns wird das durch Tutorien ergänzt, in denen die Studierenden mit Assistierenden (on-line) reden können. Sie können auch mich (z.B. per E-Mail) kontaktieren. Das tun wenige, aber es kommt vor.
Wenn sie so etwas mit Fernsehformaten erreichen wollen, müssen die Lehrer an den Schulen die Fernsehformate in ihren eigenen (on-line)-Unterricht einbauen. Auch das können Sie nicht in ein paar Wochen auf die Beine stellen. Dazu müssen die Lehrer die Sendung auch vor dem Unterrichtstermin schon einmal sehen können, um für die Nachbespechung odentlich vorbereitet zu sein. Das war übrigens in der DDR abgedeckt.
Langer Rede kurzer Sinn: Wenn man das jetzt anfängt, ist man frühestens für das Schuljahr fertig, das nach den Sommerferien beginnt. Spätestens dann sollte der Spuk mit den Schulschliessungen aber ein Ende haben.
"Kapatizäten", gefällt mir irgendwie...
ach, wie lindernd waren mir gelegentlich, als erkranktem kind,
die schul-funk-sendungen des radios("der tierfreund erzählt", -->"neues aus
waldhagen"(wikip.)-..):
man hatte den eindruck, etwas gelernt zu haben...
die nachfrage-seite muß in schulen bedient werden.
bevor es elektronisch möglich ist, mit instrukteuren,
die auch soziale kompetenz haben, individuelle lern-besonderheiten zu erkennen.
aber ein durchdachter lehrer-vortrag minimiert die rück-fragen.
oda?
Öffentlich-Rechtliche betätigen sich bisweilen ja schon als Volkserzieher im Namen des Herrn, Stichwort Framing. Nein, der Idee eines Bildungsabgebotes via TV kann ich absolut nichts abgewinnen.
1. Virus-Ideologie überprüfen (siehe Dr. Lanka)
2. Drecks-PCR-Tests einstellen, dann sterben vorgeschädigte Menschen wieder am Leben, so wie seit Menschengedenken.
3. Masken weg!
4. Schulen auf!
5. Pädagogen endlich zu Lehrern ausbilden!
.
Wer braucht so einen verblendeten Blödsinn, wie hier im Beitrag vorgeschlagen!?
Ein Artikel über den ÖRR und die Spinner der AFD und Co sind am Start. Verpiss dich
WTF..!?
Die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten haben schon zu Beginn der Corona-Krise die sich ihnen bietenden Chancen nicht wahrgenommen.
Die Corona-Krise - Zwischenbericht eines Risiko-PatientenWas mir bisher gefällt:
- konsequente Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie, wenn auch verspätet
- diverse Rettungsschirme nach dem Prinzip „Klotzen, nicht Kleckern“
- der seriösen Wissenschaft wird in Medien, Politik und Öffentlichkeit wieder zunehmend Gehör geschenkt
- uneigennütziger Einsatz der „systemrelevanten“ Mitarbeiter im Gesundheitssystem, bei der Polizei, Müllabfuhr, etc. sowie an den Supermarktkassen trotz mangelhaftem Schutz und mangelnder Wertschätzung
- hohe Solidarität in der Bevölkerung
- Chance zur Neuausrichtung von Staat und Gesellschaft in der Post-Corona-Zeit
- kein weiter so!
Was mir bisher nicht gefällt:
- Beschwichtigungen wie „das Gesundheitssystem ist gut vorbereitet“ noch Anfang März
- mangelnde Sensibilität für vorausschauenden Katastrophenschutz inkl. Pandemiepläne
- Fehlsteuerung des auf Effizienz getrimmten Gesundheitssystems, dessen eklatante Schwächen für jeden sichtbar werden
- Digitalisierung hinkt in fast allen Bereichen (Schulen, Behörden, Gesundheitssystem, ...) hinterher - da helfen auch keine Show-Digitalisierungsprogramme, Show-Digitalminister, etc.
- frei nach dem Motto „Tod oder Leben“ wird zunehmend versucht, Bürgerrechte auszuhebeln, insbesondere derzeit sichtbar bei dem Thema Corona-App
- Vernachlässigung von Kindern und deren Familien, Alten, Kranken, Bedürftigen, Flüchtlingen
- Flickenteppich von unzureichend aufeinander abgestimmten Maßnahmen in den Bundesländern
- dem Ernst des Themas unangemessener, populistischer Wettlauf („Hahnenkampf“) zwischen einzelnen Politikern um „beste Krisenpolitik„ auf Kosten von Einheitlichkeit und Glaubwürdigkeit
- ausufernder Föderalismus mit eklatanten Schwächen bei der Pandemie-Bekämpfung
- auf europäischer Ebene fällt man wieder in die Vor-EU-Zeiten der Abschottung und nationalen Lösungen zurück, der EU-Kommission ist die Handlungsführerschaft entglitten
- haltlose Behauptungen von Trumpschen Ausmaß: „der bayerische Weg hat 50.000 Infektionen verhindert“
- unsere öffentlich-rechtlichen Medienanstalten verpassen gerade wieder einmal Chancen
- ausstehender nachhaltiger solidarischer Beitrag der Superreichen
- fällige Ministerrücktritte treten in Vergessenheit
- die Medien sind in einen Modus der weitgehend kritiklosen Kanzler- und Ministerpräsidenten-Berichterstattung verfallen
https://www.freitag.de/autoren/sigismundruestig/die-corona-krise
"Aber jetzt ist die Gelegenheit günstig, mit dem Fernsehen eine Bildungsoffensive zu starten. Schulen geschlossen, Kinder daheim, Eltern gestresst und in Zeitnot, Digitalisierung unterentwickelt, Bildungsschere am Aufklaffen."
Richtig angegangen, ist dies eine sehr gute Strategy.
Das weite Spektrum der TV-Anwendungen wurde von Anfang an nicht genutzt. Stattdessen fand eine Konzentration auf 'Home-Amusement' statt. Eine ähnlich fatale Entwicklung wird bei der Nutzung des Internets vorangetrieben.
Radio/TV eignen sich wie kaum ein anderes Medium für kollektive, systematische, einfache, partizipative Einbindung der Haushalte in Entscheidungsprozesse, auch und besonders im Bereich 'Early Warning Systems and Responses', gekoppelt mit direkter Anleitung und Aktion.
Das freut mich. Ihr vorheriger Kommentar wirkte sehr regide.
Viele Medien betreiben Körperverletzung für die Sinne. Meinungsvielfalt sollte gewährleistet sein, klar, aber nicht in Form von sich ständig wiederholenden Albernheiten, Schmonzetten, Kriminetten, Panikmache, Selbstdarstellung, usw usf. Für mich ist das allermeiste eine Beleidgung. Ich wünsche mir "ungewertete" neutrale Informationen und ein Bildungssystem welches dazu anleitet den Verstand, im Kantschen Sinne zu benutzen. Dialoge sind die Ideale Kommunikationsform, auch zur Übermittlung von Wissen, welches sich ständig erweitert und grundsätzlich revidierbar sein sollte. Folgend ein Beispiel, mit Sprachwitz und Phantasie (das muss man behutsam dosieren):
Immanuel Kant wird im Bett auf die Bühne geschoben, Homer Simpson mit altertümlichen Gewand bekleidet betritt die Bühne.
Homer: Hör mal Emanuel, soll ich mich impfen lassen?
Emanuel: Was ist denn impfen, Homer?
Homer: Man pickst eine Nadel ins Gewebe, mit Flüssigkeit.
Emanuel: Wozu soll das gut sein?
Homer: Um vor ansteckenden Krankheiten zu schützen.
Emanuel: Funktioniert das?
Homer: Ja,z.B. bei Pocken, Polio, Tetanus, Masern und Diphtherie.
Emanuel: Erstaunlich.
Homer: Sehe ich genauso.
Emanuel: Was ist mit der Pest?
Homer: Vergessen, gibt es kaum noch.
Emanuel: Hätte ich nicht gedacht.
Homer: Siehst du mal.
Emanuel: Klar, lass dich impfen.
Homer: OK.
Emanuel: Kann ich mich auch impfen lassen?
Homer: In echt nicht, du weilst ja nicht mehr.
Emanuel: Stimmt, aber ich gehe den Dingen gerne auf den Grund, erklär mir das doch mal genauer, das mit dem Impfen.
Homer: Der Fachbegriff ist Infektionsschutz.
Emanuel: Verstehe ich nicht, inficere bedeutet doch „mache an“.
Homer: Aktuell nicht, das Wort inficere wird jetzt mit Anstecken und/oder Vergiften in Verbindung gebracht.
Emanuel: Verstehe. Was ist mit der Flüssigkeit, die ins Gewebe gespikst wird?
Homer: Diese Flüssigkeit ist der Impfstoff, der schützt.
Emanuel: Und wie schützt der Impfstoff?
Homer: Schwer zu erklären, das hängt mit Natur zusammen.
Emanuel: Mit der Natur?
Homer: Die Natur, das ist ja der Salat.
Emanuel: Salat?
Homer: Beilage zum Fleisch.
Emanuel: Ach, du meinst die Blätter, die dem Magen beim Verdauen helfen.
Homer: Wenn du das so siehst, von mir aus.
Emanuel: Also was ist jetzt mit der Natur?
Homer: Ich muss jetzt arbeiten gehen, ist schon spät, die Schicht fängt gleich an. Bis später... ...
"Ich wünsche mir "ungewertete" neutrale Informationen und ein Bildungssystem welches dazu anleitet den Verstand, im Kantschen Sinne zu benutzen."
Da sind wir uns völlig einig.
Journalismus kann natürlich auch Wertung geben, das würzt ihn, nur sollten Fakten und Meinung klar erkenntlich getrennt sein und es sollten auch die Fakten erwähnt werden, die gegen die eigene Wertung sprechen (es sei denn, man kann sicher davon ausgehen, dass der Leser/Hörer/Zuschauer sie bereits kennt). Insofern ist guter Journalismus wie gute Wissenschaft.
"Radio/TV eignen sich wie kaum ein anderes Medium für kollektive, systematische, einfache, partizipative Einbindung der Haushalte in Entscheidungsprozesse"
Erstens müssten die Adressaten das wollen und gern mitdenken. Zweitens müssten die Politiker, die ja das Führungspersonal der Rundfunkanstalten auswählen und itunter auch weitergehenden Einfluss ausüben, dann von sich aus darauf verzichten, Radio/TV als Propagandainstrument zu nutzen. Weder das eine noch das andere ist wahrscheinlich.
Machbar wäre das schon, aber was Bildungsarbeit - wenn sie denn stattfindet - bedeutet, wird gern unterschätzt.
Aber ein Einwegkanal ist nicht so schlecht, wie Sie vielleicht denken. Das Wissen, nicht unmittelbar reagieren oder selbst reagieren zu können, stärkt mitunter auch die Konzentration.
Ein Mittel für alle wird natürlich schon darum auch aus der Glotze nicht: die Lernenden sind zu verschieden, und bis das ZDF die Inklusion 1:1 in die Wirklichkeit umgesetzt hat, sind wirklich alle geimpft.
"Aber ein Einwegkanal ist nicht so schlecht, wie Sie vielleicht denken."
Na ja, ich habe gerade zwei Drittel eines Semesters Vorlesungen im Stream-Modus gehalten (Einweg mit etwa einer Minute Zeitversatz bei den Studierenden). Das geht schon, wenn nichts anderes geht, aber es ist ein Blindflug. Man kann das ja m a l machen. Wenn allerdings das gesamte Angebot so aussieht, sinkt einfach die Qualität der Bildung.
Kinder vor die Glotze: täglich 5, 6 oder 8 Schulstunden lang, je nach Alter?
Dieser zynische Vorschlag Glotze statt Schule verletzt den Generationen-Vertrag: Ihren Urhebern die sollte die Rente aberkannt werden, die genau diese Generation heutiger Kinder später für sie zahlen muss.
In der letzten Woche war ihre Erpressung im Land Berlin sehr erfolgreich. Wenn den Propagandisten der Lehrerverbände nichts Besseres mehr einfällt als Glotze, dann sind sie intellektuell und moralisch wirklich am Ende.
Am Ende ist jetzt schon mein Kind: Abbrüche und Demotivation nun schon im 2. Schulhalbjahr. Indessen holen ihre Lehrerinnen die alten Arbeitsblätter aus der Schublade holen, verschicken sie "digital" (versteht sich) und telefonieren einmal die Woche mit den Eltern.
Vor allem in deren Interesse liegt der Glotze-Vorschlag.
Meine Eltern als überzeugte GEW-Mitglieder haben 4 Jahrzehnte bis ins hohe Alter ihre Gewerkschaftsbeiträge gezahlt. Wie soll ich meiner Mutter jetzt sagen, dass deren Standespolitik ihren Enkel ruiniert?
Eine Regierung, die die Schulpflicht nicht gegen ihre eigenen Beamten durchsetzen kann. Das ist genauso glaubwürdig wie der wellenförmige Dauer-Lockdown ohne Ziel oder die Entschädigung der Privat-Waldbesitzer für ihre "Corona-Schäden".
Jede "honorige" Interessengruppe holt das raus, was sie kriegen kann - und die Kinder und Eltern bleiben, zusammen mit den "systemrelevanten Berufsgruppen" und den Altenheimbewohnern, auf der Strecke.
Wie gut geht es den Kindern in China!
.
P. S. Wer aus der Interessenpolitik zurückkehren und recherchieren will, beachte die Stellungnahmen der Kinderärzte. Sie beruhen sogar - die große Ausnahme in der Corona-Zeit - auf einer repräsentativen medizinischen Studie.
Aus meinen Kindertagen (60-er Jahre) erinnere ich mich noch an den "Schulfunk" der im WDR immer Vormittags ausstrahlte, die Sendungen wurden am Nachmittag wiederholt. Ich habe die kurzen Themen-bezogenen Sendungen immer gerne gehört. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Folgen unter dem Titel "Du bist mitverantwortlich". In meiner Schulzeit haben die Sendungen aber leider kaum noch eine Rolle gesdpielt, das ganze Programm wurde dann auch vom WDR eingestellt.
Heutztage könnte ich mir durchaus wieder einen Schul-Kanal vorstellen, allerdings zeitgemäß eher im Internet als im Rundfunk/Fernsehen. Aufgrund der mittlerweile sehr guten Verfügbarkeit qualitativ guter Ton- und Videotechnik (selbst mit guten Smartphones kann man ganz vernünftige Beiträge erstellen) könnte ich mir auch vorstellen, dass es in diesem Kanal Beiträge gibt, die von Schülern gestaltet und produziert wurden.
Ein echter GEBE. Voll einverstanden!
"Folgend ein Beispiel, mit Sprachwitz und Phantasie.."nee, nicht wirklich. Eher schwach, sorry!
Chapeau
Wenn Sie auf der Brücke eines Tankers stehen, ist ein Blindflug inakzeptabel (eine Minute Zeitversatz hingegen ist Luxus).
Beim Lehren hängt es davon ab, wen Sie gerade unterrichten.
Der Anspruch, ein Ansatz könne alle Anforderungen erfüllen, ist illusorisch. Das funzt auch außerhalb der Covidzeiten nicht.
Na ja, die eine Minute Zeitversatz ist, dass mich die Studenten später hören. Das reicht, um es praktisch unmöglich zu machen, über einen Parallelkanal Fragen zuzulassen.
Das eigentliche Problem ist, dass ich keinerlei Feedback habe. Ich sehe keine Körpersprache, ich sehe nicht, ob die Audienz gelangweilt ist oder nicht mehr folgen kann. Daher kann ich nicht korrigieren. Ich muss abspulen, was ich vorbereitet habe und hoffen, dass es ankommt. Das meine ich mit Blindflug.
"Der Anspruch, ein Ansatz könne alle Anforderungen erfüllen, ist illusorisch."
Sicher. Aber normalerweise sehe ich bei Vorlesungen, was los ist. Beim Stream sehe ich nicht einmal, wie viele zuschauen und ob das von Vorlesung zu Vorlesung vielleicht weniger wird. Auch bei Zoom, wo ich die Zahl der Teilnehmer sehe, ist das nicht ganz klar, weil manche vielleicht doch die Aufzeichnung sehen und nicht das Original. Das Feedback für mich kommt am Ende des Semesters in der Evaluation (die diesmal glücklicherweise für alle Vorlesungen gemacht wurde). Das ist ein wenig zu spät...
Danke für das Feedback @Gunnar Jeschke.
Meine Partnerin und ich haben drei Töchter im schulpflichtigen Alter. Die letzten 11 Monate sind die Kinder praktisch nicht zur Schule gegangen, wir haben versucht, diese Zeit mit online-schooling und home-schooling (durch die Eltern) zu überbrücken, dies inklusive Nutzung des Fernsehangebots.
Die Erfahrungen aller Beteiligten (Schule, Eltern, Kinder) sind eher negativ.
Ein Hauptgrund für diese Feststellung liegt auch in der Tatsache, dass es kaum konzeptionelles, technisches und didaktisches Material gibt, das solche Schulformen sinnvoll einordnet und unterstützt.
Beruflich halte ich mich viel im nicht-europäischen Ausland auf, und arbeite u.a. an Kommunikationswegen für ‚Disaster Risk Management‘ und ‚Rural Vocational Training‘. Im Laufe der Jahre bin dabei zu der Einschätzung gelangt, dass die eigentlichen Potentiale von TV/Radio nicht ausreichend ausgenutzt werden.
M.E. gilt dies - generell - auch für Deutschland und Europa.
Viele Kommentatoren zu diesem Freitag-Blog gehen davon aus, dass es sich bei Covid19 um ein einmaliges Ereignis handelt, das mit der Impfung praktisch erledigt ist.
M.E. wird sich das als Trugschluss erweisen.
Wir werden in weitere Krisenereignisse steuern, im engen Zusammenhang mit Climate Change und Umweltzerstörung.
Das uns bekannte Schulsystem kann vielleicht nicht aufrechterhalten werden.
Dafür sollten wir uns besser vorbereiten.
Die Vorschläge von Steffen Mau sind strategisch sehr sinnvoll.
Radio/TV eignen sich wie kaum ein anderes Medium für kollektive, systematische, einfache, partizipative Einbindung der Haushalte in Informations- und Entscheidungsprozesse, auch und besonders im Bereich 'Early Warning Systems and Responses', gekoppelt mit direkter Anleitung und Aktion (Training, Ausbildung).
"Das uns bekannte Schulsystem kann vielleicht nicht aufrechterhalten werden."
Haben Sie Kinder?
Reisen Sie mit ihren Kindern beruflich im nicht-europäischen Ausland herum oder wer kümmert sich um die währenddessen und gehen die dann in die Schule?
In welchem nicht-europäischen Ausland, von dem Sie sprechen, ist die Schule durch Glotze ersetzt und in welchen Fächern oder für welche Funktionen?
Und was den Katastrophenschutz angeht: Meinen Sie, wir hätten aktuell zu wenig Medienbeiträge?
Das verstehe ich schon. Trotzdem halte ich das für kein Argument gegen das "Schulfernsehen" oder andere - mehr oder weniger lineare - Kommunikation.
Folgende Varianten sind im Angebot?
Idiomatische, Vulgäre, Technische, Naturwissenschaftliche, Poetischer, Lyrische, Soziologische und Philosophische.
Dein Wunsch, ist mein Befehl. :-) Immer raus mit der Sprache.
"Trotzdem halte ich das für kein Argument gegen das "Schulfernsehen" oder andere - mehr oder weniger lineare - Kommunikation."
Natürlich ist das kein Totschlagargument gegen Schulfernsehen. Vorlesungen sind ja auch "Frontalunterricht" und nicht sonderlich interaktiv.
Die Begeisterung von Herrn Mau teile ich allerdings nicht. Mehrere Schulfernsehstunden hintereinander dürften für den Unterricht von Kindern ziemlich ineffektiv sein.
Vielen Dank für Ihr Feedback, @philipp9x.
Sie bringen mich ein bisschen in Verlegenheit ... findet sich die Antwort zu einem Teil dieser Fragen nicht schon in meinem letzten Blog (s.o.) ?
Verschiedene Länder diskutieren und konzeptionalisieren „distance-learning or distance-schooling programmes“. Meist geht es dabei um gemischten Radio-, TV-, Internet- und Lehrer/Betreuer- Einsatz (teacher-led, school-led, student-led, community-led).
Zur Anregung eine kleine Auswahl von Links in diesem Kontext:
The Philippines
https://pia.gov.ph/news/articles/1045423
School-on-the-Air programs for rice farmers coming to radio starting June
Viet Nam
http://en.gdnn.gov.vn/infomation/news/gdvt-news/2020/5/229.aspx
Vietnam ‘s Vocational Training Sector to push distance learning
China
https://www.chinadaily.com.cn/a/202003/17/WS5e70c2f5a31012821727fd7e.html
Online teaching, distance learning discussed at symposium
Australia
https://www.nytimes.com/2020/04/10/world/australia/australia-remote-learning-schools-coronavirus.html
Remote Learning is Nothing New to Outback Families
Es ist wahrscheinlich weise, dass wir auf eine Zukunft mit kleineren und dezentralen Einheiten von ‚Bildungs- und Ausbildungsquellen‘ (anstelle des Unterrichts in massiver Schulinfrastruktur) hinwirken.
Gedankenmodell für Europa: ‚Zwergschule im Media-Netzwerk‘ (o.ä).
Was die Reduzierung und das Management des Katastrophenrisikos im Zusammenhang mit Klimawechsel und Umwelt/Ressourcenzerstörung angeht, bin ich in der Tat der Ansicht, dass wir sehenden Auges in eine sehr wahrscheinliche Abfolge von ernsthaften Krisen hineinschlittern, und uns auf diese inadequat einstimmen und vorbereiten. (Diese Analyse gilt praktisch weltweit.)
Strukturell, die Erfahrungen rund um die Covid-Saga sind dafür ein bestätigender Anzeiger.
Sie meinen, nach Katastrophen sollten Schulen dauerhaft geschlossen werden?
Sie haben keine eigenen Erfahrungen mit Kindern und Schule? (Die Frage hatte ich oben schon einmal gestellt.)
Sie wissen, dass die Schulen in Wuhan - dem Ausgangspunkt der aktuellen Seuche - seit März letzten Jahres wieder offen sind?!
-
Deshalb schrieb ich oben: Wie gut geht es den Kindern in China!
Bei uns sind die Schulen geschlossen, damit die Börsenkurse, Autokonzerne und Fleischfabriken weit offen sein können.
Nein, Herrn Maus Begeisterung teile ich auch nicht. Schon das Finden bzw. Ausbilden fernsehgeeigneter Lehrer dürfte eine Herausforderung werden, die in der Amtszeit des derzeitigen Virus jedenfalls nicht mehr bewältigt werden kann.
Aber das Fernsehen kann da sein, wo andere nicht sind. Vor vierzig Jahren war das der Bayerische Rundfunk mit seinen Englisch- und Französisch-Nachrichten und Features, und zum Teil auch mit seinen Telekollegs. Und ein Freund von mir malt bis heute gelegentlich nach BR-Programmen.
Jede reale Klasse braucht zu jeder Unterrichtszeit gleich mehrere Lernangebote auf einmal, zu einem Thema, wenn es zu mehr als einer gaußschen Notennormalverteilung reichen soll.
Dass die Öffentlichkeit das noch nicht gemerkt hat, liegt vor allem daran, dass jede Nicht-Normalverteilung ohnehin als verdächtige Anomalie gewertet wird.
G’Day @philipp9x,
Vielen Dank für die Nachfrage(n).
Lassen Sie es mich bitte noch einmal zusammenfassen und ein wenig vertiefen.
Ich (wir) habe(n) drei Töchter. Sie gingen 11 Monate nicht zur Schule. Zwei davon nehmen am ‚home schooling – Programm‘ der Schule teil. Das Programm wurde adhoc beschlossen, mit Einverständnis von Schule, Lehrern, Eltern und Schülern. Es gab keinerlei praktische Erfahrung mit diesem Unterfangen.
Learning by Doing.
Während dieser 11 Monate habe ich im Durchschnitt 2-3 Stunden täglich mit der ‚schulischen Hausbetreung‘ der Kinder zugebracht: Computer, Drucker, Scanner und TV Einsatz, Software-Einstellungen, Stundenplaneinhaltung, Suche nach unterstützendem Unterrichtsstoff, Hausaufgabenerklärung, Vor-und Nachbereitung von Tests, etc. (Ich konnte das zuhause zeitlich nur leisten, weil Reisebeschränkungen durch Covid19 meine berufliche Tätigkeiten vor Ort nicht mehr zulassen.)
Im Folgetext zitiere ich teilweise aus meinem früheren Blog (siehe oben):
Die Erfahrungen aller Beteiligten (Schule, Lehrer, Eltern, Kinder) sind eher negativ.
Ein Hauptgrund für diese Feststellung liegt auch in der Tatsache, dass es kaum konzeptionelles, technisches und didaktisches Material gibt, das solche Schulformen sinnvoll einordnet und unterstützt.
Beruflich halte ich mich viel im nicht-europäischen Ausland auf, und arbeite u.a. an Kommunikationswegen für ‚Disaster Risk Management‘ und ‚Rural Vocational Training‘. Im Laufe der Jahre bin dabei zu der Einschätzung gelangt, dass die eigentlichen Potenziale von TV/Radio nicht ausreichend ausgenutzt werden.
M.E. gilt dies - generell - auch für Deutschland und Europa.
Viele Kommentatoren zu diesem Freitag-Blog gehen davon aus, dass es sich bei Covid19 um ein einmaliges Ereignis handelt, das mit der Impfung praktisch erledigt ist.
M.E. wird sich das als Trugschluss erweisen.
Wir werden in weitere Krisenereignisse steuern, im engen Zusammenhang mit Climate Change und Umweltzerstörung.
Das uns bekannte Schulsystem kann vielleicht nicht aufrechterhalten werden.
Dafür sollten wir uns besser vorbereiten. Mit Verstand und mit Verständnis von Klassenstruktur im Kapitalismus. Denn: nach der Krise ist vor der Krise.
Die Vorschläge von Steffen Mau sind strategisch und zur progressiven Politikberatung sehr sinnvoll.
Radio und TV sind 'echte Massenmedien', und können viel mehr sein, als neoliberale Litfaßsäulen im Unterhaltungszirkus.
...
Best, m.
(P.S. Natürlich meine ich NICHT, dass nach Katastrophen Schulen dauerhaft geschlossen werden sollten.)
Ich denke, Soziologie (der Autor) und Katastrophenschutz (Du als Forist) sollten sich mit realistischen Szenarien befassen:
Von einem Ausfall der Kommunikationswege, sodass sie durch "Funk und Fernsehen" ersetzt werden müssten, kann durch Corona keine Rede sein.
Die letzten Reste des Schulfunks habe ich noch kennengelernt. Weil damals in West-Deutschland Kindergärten nur wenige Stunden am Tag stattfanden - für die berufstätigen "Rabenmütter" - war Hausfrau noch üblich. Meine Mutter war überglücklich, als das vorbei war (zunächst wieder Teilzeit mit der Einschulung meines jüngeren Geschwisters, dann Vollzeit, später 2/3-Stelle), und bis heute macht sie xxx Kreuze!
Nach früher gab es in gehobenen Kreisen die Privatlehrer, die sich stundenlang um das "Homeschooling" (denglisch dämlich) - damals zutreffend 'Privatunterricht' genannt - der privilegierten Zöglinge kümmern konnten. Weniger Privilegierte mussten Kinderarbeit leisten - im Familienbetrieb, Bauernhof oder im entstehenden Fabriksystem:
siehe die Spielkameraden in der Kindheit des Friedrich Engels und seine berühmten Berichte über die "Lage der arbeitenden Klassen", als er erwachsen war. (Als die Soziologie noch relevant war, hat sie sich damit befasst!)
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Wer in diese Zustände zurückwill, setze sich für die Privatisierung der Bildung im Hausunterricht ein.
Wer nicht, unterschreibe: #ZeroCovid: Für einen solidarischen europäischen Shutdown
Informationen darüber:
Der Zero Covid-Plan
Aufruf für Europa (Sprache auswählen)