Animationsfilm „Die Sirene“: Pubertät und Apokalypse

Kino Regisseurin Sepideh Farsi erzählt in ihrem 2-D-Animationsfilm „Die Sirene“ von den Ungleichzeitigkeiten des Alltags im Iran während des Ersten Golfkriegs mit dem Irak
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 48/2023
Omid (links) verliebt sich in Pari (hinten rechts) und versucht, deren Mutter (vorne) von einem Fluchtversuch zu überzeugen
Omid (links) verliebt sich in Pari (hinten rechts) und versucht, deren Mutter (vorne) von einem Fluchtversuch zu überzeugen

Abbildung: Grandfilm

Unrecht und Gewalt sind in Die Sirene immer auch eine Frage der Zeiterfahrung. Da wäre zum einen die abrupte Zäsur, der ganz plötzliche, unvermittelte Einbruch, der den Alltag aus den Angeln hebt. In den ersten Minuten dieses Films zeigt Regisseurin Sepideh Farsi eine Gruppe Heranwachsender beim Fußballspiel. Ein Elfmeter, Anspannung, Warten auf den Pfiff. Dann der Schuss, ein Schuh fliegt dem Ball hinterher. Für Sekunden verlangsamt sich die Welt, ehe das Chaos regiert: Raketen schlagen in die nahe liegende Ölraffinerie ein. Flammen lodern auf der Leinwand.

Die Sirene spielt 1980 in Abadan, kurz nach der Iranischen Revolution. Der 14-jährige Omid schlägt sich durch die Hafenstadt, als irakische Streitkräfte angreifen. „Bring dich in Schutz