Es wird wieder gegrummelt

CDU Auf dem Partei-Kongress in Essen ist der Unmut über Angela Merkel noch immer spürbar. Wann ist das Ende ihrer Ära erreicht?
Ausgabe 49/2016
Die Kanzlerin wurde in Essen mit 89,5 Prozent zur CDU-Vorsitzenden wiedergewählt
Die Kanzlerin wurde in Essen mit 89,5 Prozent zur CDU-Vorsitzenden wiedergewählt

Foto: Sean Gallup/Getty Images

Den Übergang von der Amtszeit zur Ära hat Angela Merkel schon geschafft. Amtszeit bedeutet: bis zu acht Jahre im Job. Eine Ära beginnt danach. Also: Konrad Adenauer – 14 Jahre Bundeskanzler. Helmut Kohl – 16 Jahre. Angela Merkel – demnächst schon zwölf Jahre. Auguren versichern, es können leicht ebenfalls 16 Jahre werden. Fatalisten behaupten: Und das muss noch nicht das Ende sein. Aber was könnte das Ende sein? Das ist der Übergang, den die wiedergewählte CDU-Vorsitzende – mit 89,5 Prozent auf dem Parteikongress in Essen – noch vor sich hat. Wird die erste Kanzlerin der Bundesrepublik auch die erste sein, die von sich aus zurücktritt und also nicht dazu gedrängt oder genötigt werden muss und auch nicht schnöde von den Deutschen abgewählt wird? Das geschah Kohl, das geschah Gerhard Schröder, das geschah auch Kurt Georg Kiesinger. Freiwillig gegangen ist bisher keiner. Zweimal waren es die Unionsparteien, die dem Wirken ihrer Kanzler ein Ende bereiteten. Adenauers, weil er zu alt geworden war. Dem von Ludwig Erhard, dem Vater des Wirtschaftswunders, weil er zu weich erschien. Man kann unmöglich behaupten, dass das der CDU gutgetan hat. Der CSU war es egal.

Essen als wichtigste Station auf der Weiterreise Angela Merkels lässt allerdings die Gedanken zurückschweifen an den Beginn ihrer Kanzlerschaft. Essen wurde für den Parteikongress gewählt, weil es in Nordrhein-Westfalen (NRW) liegt. Früher nannte man Essen den „Schreibtisch“ des Ruhrgebiets. In NRW begann Schröders Abschied aus dem Kanzleramt. Nachdem die Agenda 2010 durchgesetzt war – von dem früheren NRW-Ministerpräsidenten Wolfgang Clement, der dies als Schröders „Superminister“ in Berlin geleistet hatte –, verlor die SPD die Landtagswahl auch im Ruhrgebiet krachend. In dem ländlichen Raum drum herum war ohnehin die CDU meist stärker. Boss Schröder machte den Weg zu Neuwahlen im Bund frei und verlor die Bundestagswahl 2005 knapp. Angela Merkel wurde Kanzlerin, obwohl in der Union darüber gegrummelt wurde.

Jetzt wird wieder gegrummelt. Immer noch wegen der Flüchtlingsfrage. Jetzt steht wieder eine Landtagswahl in NRW bevor. Die SPD kann nicht sicher sein, dass sie gewinnt. Die CDU aber schon gar nicht. Die Vorhersage sei gewagt, dass AfD und Linkspartei zwischen Rhein und Weser nicht viel reißen werden. Die vorgezogene Richtungswahl für Düsseldorf wird also nach klassischem Muster zwischen SPD und Grünen auf der einen Seite, CDU und FDP auf der anderen stattfinden. Wer verliert, darf sich mit Borussia Dortmund trösten, wer gewinnt, an den FC Bayern denken.

Der Autor und Journalist Jürgen Busche schreibt in seiner Kolumne Unter der Woche regelmäßig über Politik und Gesellschaft

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