Mein Garten ist nicht groß. Er liegt hinter dem Haus, nach Südwesten hin und als der Hund unser Kaninchen gejagt hat, waren es nur ein paar Sprünge bis zum Gestrüpp, das den Maschendrahtzaun umwuchert, der meinen Garten von dem des Nachbarn trennt. Ich habe das Kaninchen nie wiedergefunden und meinem Sohn erzählt, es sei ausgezogen und habe andernorts eine Familie gegründet mit vielen kleinen Kaninchen. Aber auch mein Garten muss groß genug sein für einen See. Finde ich. Und sei es nur ein kleiner. Ein Garten ohne Wasser ist eigentlich keiner. Der erste Garten, den es überhaupt gab, war von Wasser durchzogen: Haben nicht die vier Flüsse Perat, Hiddekel, Ghion, Pischon den Garten Eden bewässert? Ich will nur einen kleinen Teich.
„Kleiner als der Garten meines Onkels, aber größer als der Helm meines Neffen“, wie es in Asterix bei den Briten vom Ruderboot des Engländers Teefax heißt. So ein Ruderboot würde in meinen Garten auch passen. Aber ein Ausflugsdampfer, wie er die Havel hinunter an der Heilandskirche vorüberfährt, schon nicht mehr. Es wird nicht leicht sein, genügend Raum zu finden für meinen locus amoenus , diesen angenehmen Ort, der in den Vorstellungen der Menschen seit jeher aus Schatten, Blumen, Gras und Wasser besteht. Und zwar ganz gleich, ob die Menschen in den Wüsten des vorderen Orients, den Hügeln des Peloponnes oder den Wäldern Britanniens zuhause sind. Wo der Mensch zur Ruhe kommt, plätschert und gurgelt es immer irgendwo. Und es bricht sich das gelbe Licht des Frühlings und das rote des Sommers und das grüne des Winters in den leisen Linien, die Wind oder Strömung über das Wasser ziehen. Es ist schon so, wie Jane Fearnley-Whittingstall, in England bekannt als Granny Jane, schreibt: „Anblick und Geräusch schon der kleinsten Wasserquellen oder -spiele bereiten so viel Freude, dass es in keinem Verhältnis zu den Kosten einer Schale, eines Fertigbeckens oder eines Teiches für Ihren Garten steht.“
Die Wintermonate sind für Pläne dieser Art sehr geeignet. Man wandert in gefütterten Stiefeln über den gefrorenen Boden und versucht, der winterlichen Dämmerung helle Bilder des Frühlings abzuringen. Begeisterung ist etwas Wundervolles. Aber nehmen Sie sich Zeit! Sie werden mit den Folgen Ihrer Entscheidung lange leben müssen. Also wollen Lage und Form eines Gartenteiches, wie jede gärtnerische Entscheidung, wohl überlegt sein: Erhält das Gewässer zu viel Sonne? Algenwuchs kann im Spätsommer zu einem ernsten Problem werden. Lassen blütenreiche Bäume ihre Kronen über das Wasser hängen? Herabgefallene Blätter in großen Mengen aus einem Teich zu fischen, kann sehr lästig sein.
Wo die Eibe stand, die ich im Herbst gefällt habe, muss mein Teich liegen vor der Ligusterhecke, neben dem mit Phlox bewachsenen Beet. Es gibt in meinem Garten keinen anderen Ort. Ich habe seine Form und Größe geprüft, indem ich eine rote Leine zur Hand nahm und damit die Konturen niederlegte. Varianten lassen sich so leicht vergleichen und verwerfen. Das ist der Anfang. Der Teich ist das große Projekt dieses Jahres. Ich werde darüber weiter berichten. Ich will nur noch sagen, dass es am Ende so sein soll, wie im Nussknacker-Märchen von E.T.A. Hoffmann, worin es von einem Garten heißt, „darin ist ein großer See, auf dem schwimmen sehr herrliche Schwäne mit goldenen Halsbändern herum und singen die hübschesten Lieder. Dann kommt ein kleines Mädchen aus dem Garten an den See und lockt die Schwäne heran, und füttert sie mit süßem Marzipan.“
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John Carter Water in a Small Garden Simple Steps to Success, aus der Reihe der Royal Horticultural Society; London 2007
Kommentare 9
Nunja, ehem, da es neben der Banaltag-Beilage beim Freitag anscheinend nicht für eine Heim Einleger gereicht hat, wird man nun digital damit beglückt. Welche Meinung transportiert dieser Beitrag des Besitzers "des Meinungsmagazins" also: So n Garten ist schon ne feine Sache, erst recht wenn dann demnächst noch so n Teich drin ist. Warum auch nicht, so ne kleine Schöner Leben im Falschen Kolumne - immerhin muss ich als Abonnent des Freitags und neidhammelnder Bewohner einer Whg mit einem Garten in Größe eines Blumenkastens noch nicht Platz in der Papierausgabe damit belegt sehen; Honorar wird sich Herr Augstein vermutlich ja auch nicht zahlen. Insofern Ende der Lamoyanz, mit Hochspannung wartet man nun auf den Küchenschwank aus der Führungsetage, eh dem Leitungsbüro des freitag-Lofts. Dort geht es dann wohl um die Probleme bei der Auswahl der richtigen manufactum-Gerätschaft für zeitgenössische - und geistige Speisen
Lieber Lorz, falls dus noch nicht mitbekommen hast....es gibt tatsächlich einen Abschnitt im Prrintfreitag der "Koch oder Gärtner" heißt...die Berliner Abende waren da doch denke ich ganz was anderes....
aber ich belass es dabei, was ich von so etwas im Freitag halte habe ich schon an anderer Stelle gesagt...
Achso, der Kopf war offen!
??? Was will mir der Autor mit diesem Beitrag sagen?? Ich bin etwas ratlos. vielleicht kann man hier zu dem Artikel noch eine Erklär-Funktion einfügen und zu dieser dann eine Kommentarfunktion und dazu dann verschiedene Blogs, je nach Meinung??
Wenn der Teich dann fertig ist, bleibt vielleicht Zeit, über Wichtiges zu berichten? Über den Tod des Kunsthistorikers Verspohl vielleicht und den Verlust, der damit einhergeht?? Das würde mich jedenfalls mehr interessieren, als die rote (Ach??) Leine zum Vermessen eines Teiches....
Oh weh, so viele Fragezeichen....
Und in welchem Nirwana ist mein Kommentar jetzt verschwunden?? Im Teich ersoffen??
Liebe(r) Lorz,
für mich selber bedeutet die Arbeit im Garten, die Planung, die Geduld, mit der man die Dinge wachsen und gedeihen sieht, eine Menge. Wenn ich über eine Pflanze lese, in eine Gärtnerei oder einen botanischen Garten fahre und sie mir ansehe, wenn ich überlege, wo sie im Garten am besten zur Geltung käme und wo sie sich am besten entwickeln würde - dann bringt mir das sehr viel Freude. Ich glaube, dass es viele Menschen gibt, denen es ähnlich geht. Sie schreiben, dass Sie einen kleinen Garten haben. Vielleicht kümmern Sie sich ja auch darum und kennen das Gefühl, von dem ich schreibe. Und wenn nicht, dann versuchen Sie es doch einmal. Ich würde mich freuen, mit Ihnen darüber in einen Austausch zu kommen.
Liebe Uta,
man könnte zum Beispiel über Gartenpflege reden.
Wenn einen das interessiert.
Das ist jedenfalls der Sinn der Gartenkolumne.
Und wenn man sich mehr fürs Kochen interessiert, dann eben das.
Ich glaube nicht, dass der ganze Tag eines Freitag-Lesers aus dem Kampf gegen das System besteht. Hin und wieder sollte Zeit für etwas anderes sein. Das ist bei mir jedenfalls so.
Hallo, ich hatte jahrzehnte auch so einen Blumenkasten"garten" zuletzt im 4. Stock über Alt Moabit - und nun habe ich einen 1000 m2 Garten, in dem ich diese 40 Jahre Gartenverzicht ausgleichen kann. Hätte der Städter in mir ja nie gedacht, aber das hat was. Den Rest behalte ich für mich :)
Klaus
geht raus ...
Ein Gruß der Freitag Gärtnerin, Abbonentin und Leserin in Papier und Netz, an den Verleger und Gärtner, verbunden mit den solidarischen Grüßen und der Ermutigung, sich nicht von den Bedenkenträgern in den Kompost jagen zu lassen: ja, Mensch kann an der Weltverbesserung arbeiten UND gärtnern, er kann mobil und medial und global im Austausch stehen und dennoch fest verwurzelt sein wie die Stauden in seinem Garten. Er kann seine Wochenzeitung durchblättern ( ich vorhin mit Kaffeetopf ) und Bücher mögen und alles andere an Widersprüchen aushalten. Ich kenne übrigens auch Linksdenker und tätige Politiker ( keine Sorge, Namen werden nicht genannt ), die die ( warnung Feinbild !!! ) Vanity Fair gelesen haben - jetzt ist sie ja weg. Was nur sagt: die Menschen sind vilefältig, ihre Interessen und ihr Sein bestimmen ihr Bewußtsein und wechselseitig stoßen sie auch in dem, was sie tun, in der Kleingruppe, der Fraktion, den scheinbar gleich denkenden an Grenzen, auf Widerspruch - aber, wie schon Hegel beschrieb "etwas ist nur lebendig, wenn es den Widerspruch in sich trägt und die kraft hat, ihn auszuhalten" ( falls Leute jetzt gleich korrigieren: Zitat ist aus der Erinnerung...)Ansonsten: www.fuerstenberger-gartentag.blogspot.com