Das Ende ist nahe! Lesen Sie das Buch dazu

Die Buchmacher Reif für einen Ausflug in das literarische Genre der Wirtschafts-Apokalyptiker: in die Crash-Literatur? Über einen verkrachten Verkaufsschlager des Genres
Ausgabe 35/2018
„Finanzexperte“ Konrad Schuhbeck wusste schon 2013: „In einem Jahr können wir uns mit dem € den Hintern putzen!“
„Finanzexperte“ Konrad Schuhbeck wusste schon 2013: „In einem Jahr können wir uns mit dem € den Hintern putzen!“

Foto: Roland Tarcillion/Getty Images

Machen auch Sie sich Sorgen um Ihr Erspartes? „Haben Sie, wie viele andere Menschen in Deutschland, auch ein flaues Gefühl im Magen, wenn Sie an die weltweiten Finanzbaustellen denken?“ „Ahnen“ Sie, „dass der €uro bald Geschichte sein wird und die Währungsreform nur noch eine Frage der Zeit sein wird“? Dann sind Sie reif für einen Ausflug in das literarische Genre der Wirtschafts- Apokalyptiker: in die Crash-Literatur.

„Finanzexperte“ Konrad Schuhbeck wusste schon im Juli 2013: „In einem Jahr können wir uns mit dem € den Hintern putzen!“ Als der Euro zwei Jahre später immer noch nicht auseinandergebrochen war, verlagerte Schuhbeck den Untergang flugs in die Zukunft und schrieb im Jahr 2015 1000 Tage bis zum €uro-Crash!.

Schuhbeck beschränkt sich nicht, wie die meisten Untergangspropheten, darauf, den wirtschaftlichen Zusammenbruch lustvoll in grellen Farben auszumalen, wie es etwa Der Draghi-Crash. Warum uns die entfesselte Geldpolitik in die finanzielle Katastrophe führt von Markus Krall verheißt. Vielmehr geht es darum, wie die Leserinnen und Leser ihr Erspartes durch die bald eintretende ökonomische „Kernschmelze“ retten können.

Der nächste Crash – Die Serie

10 Jahre nach Lehman Brothers versuchen wir aufzuklären, was passiert ist und in Zukunft passieren wird. Lesen Sie mehr zum Thema in unserer Serie

Schuhbeck prognostizierte im Jahr 2015 also eine baldige Währungsreform mit all ihren negativen Folgen. Seine These: Die Europäische Zentralbank (EZB) zerstöre mit ihrer Politik der monetären Expansion das Vertrauen der Menschen in das Geldsystem dauerhaft, was den Kollaps des Euro-Systems zur Folge haben werde. Herr Schuhbeck weiß das. Und er weiß auch, „dass 90 Prozent der Bevölkerung uninformiert sind oder nicht wahrheitsgemäß informiert wurden“. Deswegen sein Buch, in dem er uns erklärt, wie wir „als Sieger aus der Krise hervorgehen“.

Seine Argumentation ist simpel. Er verweist auf den Konjunkturzyklus und behauptet, dass das künstliche Aufrechterhalten der Konjunktur durch die Geldpolitik der EZB zu einer Rezession und Depression kolossalen Ausmaßes führen wird. Schon in Kürze wird „der treue Bankkunde mit 100.000 €uro und mehr mit seinem Schubkarren zum Bäcker“ rollen.

Schuhbeck kritisiert zwar zu Recht fehlende Konsequenzen aus der Finanzkrise, etwa dass „keiner der ‚Bankster‘ jemals vom Staatsanwalt gerichtlich verfolgt wurde“. Doch statt Lösungsvorschläge zu entwickeln, setzt er allein auf der individuellen Ebene an („Sie sind Egoist und haben nur ein Interesse: Ihr Vermögen zu schützen und Ihre Kaufkraft zu erhalten!“). Deshalb der Rat an seine Leser, schnell aus sämtlichen „wertlosen Papiergeldversprechen“ auszusteigen und stattdessen vornehmlich in Gold, Silber, Wald- und Ackerland zu investieren. Bargeld geht im Zweifel natürlich auch, immerhin mache es „wenig Sinn, sein Geld bei der Bank zu horten“. Doch da sei Vorsicht geboten: „Ich empfehle Ihnen hier 50€-Scheine mit dem X, da dieses die deutschen €uro-Scheine sind.“

1.000 Tage nach Schuhbecks Prognose kann man sagen: Mit Gold und Silber hätte man zumindest keine Verluste gemacht, Ackerland wäre, wie fast immer, keine schlechte Investition gewesen, bei Dürre darf man ja auf Staatshilfen hoffen. Die Eurozone indes hat Schuhbecks Prognosen überlebt, sie steuert gerade wieder auf ihr Inflations-Ziel von zwei Prozent zu, wie Mario Draghi kürzlich bekannt gab. Hätte Schuhbeck das vorhergesagt, hätte er allerdings wohl kaum so viele Leser gefunden wie mit seinem Attest einer Geldwirtschaft, „wie wir sie in Simbabwe und in Südamerika beobachten können“.

Info

1.000 Tage bis zum €uro-Crash! Konrad Schuhbeck Eigenverlag 2015, 96 Seiten, 9,90 €

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Geschrieben von

Dorian Baganz

Redakteur „Politik“, „Wirtschaft“, „Grünes Wissen“

Dorian Baganz, geboren 1993 in Duisburg, studierte Politik und Geschichte in London, Berlin sowie in Oslo. 2019 war er als Lokalreporter für die Süddeutsche Zeitung im Umland von München tätig. Seit 2022 ist er Redakteur beim Freitag und schreibt dort vornehmlich über Klimathemen und soziale Umbrüche. Gemeinsam mit Pepe Egger baute er ab 2022 das Nachhaltigkeitsressort „Grünes Wissen“ auf. Dort veröffentlicht er längere Reportagen, u.a. über geplante Gasbohrungen vor Borkum oder ein Wasserstoffprojekt in der Nordsee.

Dorian Baganz

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden