Wenn ein Minister seinen eigenen Laden nicht im Griff hat, muss er gehen. Auch wenn de Maizière auf Dauer vermutlich nicht die Wahl gelassen wird, ob er sein Amt behält, ist es eine Frage des Anstandes, die eigenen Versäumnisse als Führungsposition nicht an die Mitarbeiter seines Ministeriums weiterzugeben. Man hätte es handwerklich nicht miserabler machen können. Nun fordert auch die SPD seinen Rücktritt. Eine Partei, die vor seiner Stellungnahme noch dicht gehalten hat, wurde durch sein Vorgehen endlich zum oppositionellen Verhalten motiviert. Es braucht keinen Fachkundigen, um zu verstehen, dass Drohnen im Zweifel lieber nicht mit anderen Flugobjekten kollidieren sollten. Dieser Verantwortung kann man sich unmöglich entziehen, denn ein solcher Sachverstand wird von einem Mann in seiner Position verlangt. „Personelle Konsequenzen“ werde die Schlappe um das Euro - Hawk Projekt haben, sagte der gebürtige Bonner. Wie Recht er hat. Nur ist es er, der gehen muss. Man wird es anscheinend in der CDU nicht leid, Leute im Verteidigungsministerium zu beschäftigen, die ein Gespür für moralische Fehltritte haben. Laut des Ressortleiters unserer Armee, sei die Struktur der Verwaltungsbehörde völlig verkrustet: "Das war gelebte Praxis über Jahrzehnte, weil es für Minister auch mal ganz bequem sein kann, dass solche Entscheidungen fern gehalten werden." Der französische Manager Daniel Goeudevert hat mal gesagt: „Eine gute Führungskraft gibt jedem Teammitglied das Gefühl, es habe selbst entschieden.“ Genau das war im Hause de Maizière nicht unüblich. Das braucht man nicht schlecht finden, aber es lag an ihm, dies zu verändern. Er versäumte das.
Jetzt wird die Kanzlerin zweifellos pikiert sein, dass man ihr im Wahljahr solche Steine in den Weg legt. Man war daran gewöhnt, dass Peer Steinbrück seinen Sozialdemokraten Schwierigkeiten im Wahlkampf bereitete. Unter keinen Umständen will man solch einen Schwarzen Peter im eigenen Kabinett wissen. Doch das ist kein Grund für sie, ihren Bundesminister in den Wind zu schießen. Man stellt sich hinter ihn, bestärkt ihn in seinen Positionen, nimmt ihm die Opferrolle ab, bis man merkt, dass er unhaltbar ist. Dann ereilt Thomas de Maizière das gleiche Schicksal wie Norbert Röttgen. Getreten wird immer nach unten. Das wird er eines Tages genauso verstehen, wie seine hintergangenen Kollegen im Bundesministerium der Verteidigung. Hierarchie ist, wenn einer bestimmt, wer die Schuld hat. Doch wie viel Unwahrhaftigkeit verträgt diese Regierung noch? Kommt ein Akademiker damit davon, dass er wie ein Kind mit „Das war ich nicht, das war schon so“ reagiert? Zugegeben - die Idee Aufklärungsdrohnen zu beschaffen, kommt nicht von ihm, sondern der SPD mit Rudolf Scharping als Verantwortlichen, doch scheint es so, als sei das Projekt überparteilich sehr beliebt gewesen. Deshalb ist das Argument „Ahnungslosigkeit“ auch so schwach. Millionenschwere Projekte, die den Verlauf der deutschen Militärgeschichte entscheidend beeinflussen könnten, lässt man nicht links liegen. Gerade dem als pflichtbewusst geltenden de Maizière nimmt man diese Rolle einfach nicht ab. Wenn die Politik lügt sind die Bürger geschockt. Da hilft nur noch ein sauberer Rücktritt. Den hat man sich leider schon verbaut. Doch Geschäftsführung ist schließlich Aktion, nicht Position. Das sehen nur die gut positionierten Herren anders.
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