Nachrichten politisch korrekt

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Wie Nachrichtenagenturen arbeiten? Na, vermutlich gibt's da son Raster abnicken-stirnrunzeln-wegwerfen und außerdem sitzen da gendermäßig gequotet noble Herren Wichtig nebst Damen von Welt, parteipolitisch proportioniert, und ja, ich weiß, nirgends ist die Arbeit noch erträglich und jeder, der nicht Wulff heißt, ist sowieso unterbezahlt.

Egal, doch erklär mir mal einer, wie's dazu kommt, dass dauernd wieder von Mitt Romney, diesem Kandidaturkandidatenwirrkopf, berichtet wird, er habe sich durchgesetzt - aber kein Wort über Netanjahus Besuch in den USA?

Gegen die Durchführung der Wahlen in Rußland, jetzt zum wiederholten Mal, lägen tausend Beschwerden vor. Scheint sich ja um ein wichtiges Thema zu handeln. Man will sich halt kümmern um das Funktionieren der Demokratie in anderen Ländern. Dass jedoch Strippenzieherin Merkel intrigant verhindern will, dass - seit Jahren übliche Praxis - der französische Präsidentschaftskandidat sich in den Nachbarländern vorstellt - darüber kein Wort (DLF 13:00, 15:00), und erst gar nicht über die Gründe.

Und mal allgemein - was sind das eigentlich für Informationen? Besser wär, was über Putins Programm zu berichten und über das seiner Konkurrenten, besser wär ein Interview mit, wie heißt er eigentlich, in Frankreich, und zu wissen, ob und wie die Steinbrücks und -meyers sich dazu äußern, dass mit dem Kandidaten ihrer Schwesterpartei so umgesprungen wird. Und davon mal ab, man wüßte auch gern Genaueres darüber, weshalb Südamerika nicht mit dem IWF kooperiert und weshalb Argentinien aus seiner Krise so rauskam. Oder vielleicht über die Zustände im Irak? Gibt's da wieder bissel Infrastruktur, so das nötigste nach den desaströsen Zerstörungen durch die feindlichen Besatzer? Vielleicht auch was darüber, was sich jetzt im befreiten Libyen abspielt? Lauter Dank und Freundlichkeiten nach dem segensreichen Eingreifen der NATO und nun vertragen sich alle? Wäre doch nett, Nachrichtenagenturen, mal darüber von euch was zu hören.

Aber gerade melden sich Exilrussen, die dem Haus, das sie verlassen haben, gern noch bissel Dreck hinterherwerfen. Da seid ihr, weiß ich, gern dicht dran. Bestimmt gibt's auch freiheitlich gesonnene Exil-Iraner, die das Leit-Thema für die nächste Woche tragen können. Syrien geht immer: Demokratie oder Tyrannei. China hatten wir lange nicht, China wird kommunistisch regiert, wann hat der Lama sich zuletzt geäußert, könnt er den Koch nicht mal wieder besuchen. Taiwan hat leider ungünstig gewählt, aber Taiwan ließe sich jederzeit aufpeppen, wenn's nottut. War da nicht auch was mit Myanmar? Und dann stehen Super-Vorwahlen in God's own country an, da gibt's wieder spannend zu berichten.

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Geschrieben von

Dreizehn

Lebe in einem Winkel der Stadt, lese, schreibe gelegentlich.

Dreizehn

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