Im Krieg sterben keine Männer – es fallen bloß Soldaten

Entmenschlichung Weit über 100.000 Soldaten sind im Ukrainekrieg bisher gefallen – die Trauer darüber aber findet keinen Platz. Zählt das Leben von Männern in Zeiten der Wehrhaftigkeit nicht?
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 23/2023
Auch Selbstverteidigung ist nicht romantisch, sie ist brutal und mörderisch
Auch Selbstverteidigung ist nicht romantisch, sie ist brutal und mörderisch

Foto: Bartosz Ludwinski/laif

Sterben im Krieg eigentlich Menschen? Es wirkt nicht so. Sechsstellig ist die Zahl der in der Ukraine gefallenen Soldaten, lesen wir. Allein in der blutigen Schlacht um Bachmut sollen 20.000 russische Söldner gefallen sein. Und ukrainische Soldaten? Genau weiß man es nicht. Schätzungen, von der US-Regierung. Propaganda, vom russischen Söldner-Chef. Jedenfalls insgesamt: sechsstellig.

Was machen diese Zahlen mit uns? Gehen sie in die Magenkuhle, spüren wir Tränen aufsteigen? Sehen wir die zerrüttete Familie vor uns, die ihren Ehemann, ihren Bruder, ihren Freund verloren hat? Oder sehen wir eher die Fotos der Gräber, die durch die Medien gingen, militärisch in Reih und Glied aufgeschüttete Erdhügel, auf jedem ein orthodoxes Kreuz, auf jed