Angekommen - aber wie gelingt Verständigung?

Willkommenssprachen. Statt Spruchbändern gibt es derzeit Debatten. Doch die eintreffenden Flüchtlinge brauchen Hilfe und Orientierung. In welchen Sprachen geht das am besten?

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Klar ist, dass die Asylsuchenden, die in Deutschland bleiben und Fuß fassen wollen, die deutsche Sprache lernen müssen. Doch entsprechende Kurse stehen ihnen in der Regel erst nach erfolgreichem Asylverfahren offen, und das kann Monate dauern. Was tun? Die meisten Flüchtlinge können kein Deutsch, brauchen es aber so schnell wie möglich, um sich in dem neuen Land orientieren und verständigen zu können.

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Aufschlussreich sind zahlreiche Initiativen. Viele Freiwillige, z.B. im Projekt "Teachers on the Road", bieten ehrenamtlich Sprachkurse und zugleich praktische Hilfe an. Auf Youtube finden sich Videos, u.a. vom Goethe-Institut die Reihe "Erste Wege in Deutschland", mit Sprachübungen in Alltagssituationen (etwa am Busstop, beim Arztbesuch). Besonderen Zuspruch haben Videoblogger wie MaroWelt (siehe Video), selbst ehemaliger Migrant, der deutsche Redewendungen ("Guten Morgen") vorspricht und auf Arabisch erklärt.

Selbstverständlich können diese Angebote keine professionellen Deutschkurse ersetzen. Ihr Vorzug liegt woanders: dass sie Sprache, Alltag und sozialen Kontakt miteinander verbinden.

Wie können sich nun Flüchtlinge, mit oder ohne Deutsch, an ihrem Ankunftsort orientieren? Besonders originell ist ein digitaler Berliner Stadtplan ("Arriving in Berlin"), den ein Team von Geflüchteten in Englisch und Arabisch entwickelt hat: Er zeigt praktische Anlaufpunkte (etwa wo es freie Deutschkurse, arabisch sprechende Ärzte oder Bibliotheken mit Internetanschluss gibt).

Interessant ist, dass die Hilfsaktionen für Flüchtlinge auch deutsche Beteiligte motivieren, ihre Sprachkenntnisse zu erweitern. So erwartet man inNRW-Bibliotheken, dass sich Mitarbeiter entsprechend qualifizieren, um Auskünfte auf Englisch und in anderen Fremdsprachen zu geben.

Besonders ehrgeizig sind führende Persönlichkeiten in Dresden mit IhremKonzepteiner integrativen Flüchtlingspolitik hervorgetreten. Dazu soll gehören, dass die Dresdner zukünftig mehr Fremdsprachen lernen, angefangen bei Englischkursen für Taxifahrer, und ihre Straßen und Haltestellen zweisprachig (deutsch/englisch) ausschildern.

Wie immer man die einzelnen Initiativen bewerten möge, viele erschließen sprachliches Neuland, das über die Flüchtlingshilfe hinaus eine offenere Kultur des Zusammenlebens befördern könnte.

Quelle zum Foto:

Metropolico.org: Migranten in Passau am 10.12.2015. Clearingstelle der Bundespolizei [Link].

Mehr zum gleichen Thema ist in meinem Beitrag
Refugees im sprachlichen Neuland im Blog Multisprech erschienen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Sabine Manning

Bin sprachkritisch, denke alternativ und europäisch, blogge auf anglilupe.org, multisprech.org und sprachkritik.org

Sabine Manning

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