Der eiskalte Knopfdruck der Macht

Tat und Konsequenz Es soll mehr Warnhinweise für Geisterfahrer geben. Währenddessen spielen Wirtschaft- und Finanzwelt, Politik und Kirchen weiter mit Massenvernichtungswaffen aller Art.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Warnhinweise für potentielle Geisterfahrer. Strengste Kontrollen und Vorschriften beim Flugverkehr. Schockbilder auf Zigarettenpackungen. Es sind oberflächlich ganz unterschiedliche Thematiken und Zielgruppen die hier angesprochen werden. Und dennoch zeugen alle drei Beispiele von der bewussten (politischen?) Leugnung einer fundamentalen Wahrheit: Menschen sind sowohl Idioten als auch Arschlöcher. Man könnte genauso gut in einem unbeleuchteten Park Schilder anbringen auf denen steht "Bitte niemanden ausrauben oder vergewaltigen!"

Was Geisterfahrer, Terroristen, Vergewaltiger, Gewaltverbrecher ausmacht: Sie sind "Einzeltäter". Niemand wird jemals Einzeltäter mit Sicherheit verhindern können, sie sind unberechenbar. Und so zynisch es klingen mag - der Schaden den sie anrichten ist vergleichsweise gering. Die Zahl der Menschen die durch Geisterfahrer oder Terror sterben ist ein Bruchteil derer die an Hunger verenden. Dass Menschen sich gegenseitig die Köpfe einschlagen können wir nicht verhindern. Dass Menschen durchdrehen und andere mit in ihr Verderben reißen können wir nicht verhindern. Es ist inhärent im Menschen.

Das systemische der Zivilisation, der menschlichen Gesellschaft ist das worum wir uns sorgen müssen! Krieg, Massenpropaganda, Börsen-, Pharma- und Lebensmittelspekulation - es sind die vorgeschobenen wie die heimlichen Zepterhalter aus Wirtschaft- und Finanzwelt, Politik und Kirchen, die mit Massenvernichtungswaffen aller Arten spielen, die Tod, Hunger, Hass und Lebensraumsvernichtung in der Welt säen. Und die "Vertreter des Volkes", die ein Arsenal von menschenwürdigen Maßnahmen losfeuern könnten, von kleinen Schritten wie der Finanztransaktionssteuer oder nuklearen Abrüstung über mutigere Zwischenlösungen wie das Bedingungslose Grundeinkommen bis hin zur gemeinsamen Abschaffung des menschenverachtenden, globalisierten Erdöl-Kapitalismus, kümmern sich um Geisterfahrer, Raucher, betrunkene Fahrradfahrer und die Gefahr des islamistischen Terrorismus, während sie sich mithilfe sowohl von NSA und Konsorten wie auch Google und Facebook stets ein Bild davon machen wie weit die Bevölkerung dabei noch mitmacht, um im Gefährdungsfall leicht lindernd, einlullend gegenzuwirken.

Es geht leicht von der Hand, eine solche Tirade, und es fällt dann leicht, bitterböse und zynisch zu werden und damit paralysiert. Was wir dabei zu oft vergessen, wir sind alle Menschen. Mit Engelchen und Teufelchen auf unseren Schultern. Auch die Politiker, die Finanzhaie, die Drogenbosse, die Militärdiktatoren, die Sektenführer ... in all diesen Menschen steckt sowohl das Schöpferische, Bewahrende, Schützende wie auch das Zerstörende, Verachtende, Gewalttätige. Und während George W. Bush sehr wohl aus seinem Hochsicherheits-Umfeld einen Krieg beginnen konnte, bei dem er zigtausende ihm unbekannte Menschen in der Ferne gegen noch viel mehr noch viel unbekanntere Menschen kämpfen und töten ließ, so hätte er wohl kaum seine Sekretärin abgeschlachtet.

Wenn wir den Schaden sehen, das Leid sehen das wir verursachen, direkt vor unseren Augen, macht es etwas mit uns. Steht wie im Milgram-Experiment eine Wand zwischen uns und den unbekannten schreienden und verstummenden Stimmen, gehen wir gerne mal unbekümmert zu weit. Unsere Welt der globalisierten kapitalistischen Totalvernetzung ist zu groß, viel zu groß als dass die Zepterhalter auch nur ansatzweise mit eigenen Augen sehen könnten was sie anrichten. Aber gleichzeitig bietet eben diese Vernetzung die Chance es ihnen unter die Nase zu reiben. Vielleicht gibt es irgendwann einen "Cause and Effect Footprint", eine Webapplikation die uns allen die Konsequenzen unseres Handelns aufzeigt, verzweigt überallhin, über die ganze Welt. Vielleicht lernen die Menschen, und besonders die mit den Machtäpfeln in der Hand, dann doch noch das Prinzip der Verantwortung.

Ich weiß.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Ernstchen

Wortbürger. Musikmann. Mitmensch.

Ernstchen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden