Juice WRLD lebt in uns weiter 999

Juice WRLD Seine Botschaft gilt in Pandemie-Zeiten mehr denn je: Sehe das Negative und kreiere etwas Gutes daraus!

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Juice WRLD war ein absolutes Ausnahmetalent, das bewusst moderne Auto-Tune-Elemente mit melodischem Freestyle-Cloud-Rap kombinierte. Während sich viele Musiker oft monatelang verbarrikadierten und über ihre Texte brüteten, nahm Juice WRLD kurz nach seinem Durchbruch einen Hit nach dem anderen auf. Besonders erstaunlich war dabei nicht nur der Erfolg seiner zahlreichen Songs, sondern viel mehr die Tatsache, dass er diese Meisterwerke intuitiv mittels Freestyle-Rap innerhalb kürzester Zeit aus dem Stehgreif produzierte. Wer in diesem Musik-Genre zuhause ist und sich näher mit dem musikalischen Erbe von Juice WRLD beschäftigt, stilisiert den Künstler sehr schnell zur Legende.

Vermutlich lässt sich die emotionale Wirkung seiner eingängigen Beats und melodischen Rap-Texte kaum in Artikeln wie diesen hier einfangen. Nachdem Ende 2017 bereits Lil Peep an einer Drogen-Überdosis im Alter von nur 21 Jahren verstorben war, folgte am 08. Dezember 2019 leider auch der tragische Tod von Juice WRLD. Was vor einigen Jahrzehnten noch als Club 27 bezeichnet wurde, ist heute zum Club 21 geworden. Eine erschreckende Tendenz, die sich aufgrund dringender Probleme auf allen Ebenen dieses Planeten leider zukünftig weiter verschärfen dürfte. Eine Reihe von talentierten Musikern kondensierte den Weltschmerz der Prä-Corona-Zeit in Songs, die bis heute nachwirken. Fans des Cloud-Rap-Genres wissen das musikalische Erbe von Lil Peep, XXXtentacion und Juice WRLD sehr zu schätzen. Doch erst in den düsteren, fast schon apokalyptisch anmutenden Zeiten einer weltweiten Pandemie mit bevorstehender Umwelt- und Klimakrise entfaltet sich die volle Wirkung mancher Songs, die insbesondere Angst- und Depressionserkrankungen thematisieren.

Eingebetteter Medieninhalt

In den Texten geht es oft um Einsamkeit, Drogenmissbrauch und psychische Probleme. Wie ich bereits vor einem Jahr über das Gesamtwerk von Lil Peep berichtet hatte, trafen ähnliche Umstände auch auf Juice WRLD zu, einem afroamerikanischen Musiker, dessen Eltern sich bereits im Kindesalter scheiden ließen. Er wuchs bei seiner christlich-geprägten Mutter auf, die zunächst keinen Gefallen daran fand, dass ihr Sohn sich mit Hip Hop und Rap beschäftigte. Vermutlich auch beeinflusst durch sein soziales Umfeld entschied sich Juice WRLD schon sehr früh für die Musik. Seinen endgültigen Durchbruch in den USA feierte er 2017 mit dem Song Lucid Dreams.

Eingebetteter Medieninhalt

Zu diesem speziellen Sub-Genre des sogenannten Cloud-Rap oder Trap gehören auch opioidhaltige Betäubungsmittel, die immer wieder in den Songtexten der Rapper thematisiert werden. Verstärkt durch strukturellen Rassismus und fehlenden sozialen Sicherungssystemen in den Vereinigten Staaten neigen bis heute zahlreiche Jugendliche dazu, sich mit Schmerzmitteln zu betäuben. Oxycodon und Codein, die oft auch als Modedrogen konsumiert werden, spülen nicht nur riesige Gewinne in die Kassen der Pharmafirmen, sie kosten auch unzählige Menschenleben. Seit 2016 kam es in den USA jedes Jahr zu mehr Todesfällen durch Opioide als durch Waffen und Autounfälle.

Eingebetteter Medieninhalt

In einer bemerkenswerten Musiker-Dokumentation wird das Leben von Juice WRLD, bürgerlich Jarad Anthony Higgins (*02. Dezember 1998) nachgezeichnet. Ausschnittweise ist darin auch ein rührender Live-Auftritt seiner damaligen Freundin, einer Instagram-Influencerin zu sehen, die kurz nach Jarads Tod in einer emotionalen Rede zu seinen Anhängern spricht (Minute 19:31 in der Legacy-Dokumenation). Jarad benutzte oft die Zahl 999. Da er selbst von inneren Dämonen verfolgt wurde, die ihn immer wieder in die Alkohol- und Drogen-Abhängigkeit drängten, stellte er die Zahl des Bösen einfach auf den Kopf. Jarad wollte uns damit zeigen, dass wir das Negative zwar tagtäglich überall auf der Welt sehen können, jederzeit aber auch selbst die Möglichkeit dazu haben, etwas Gutes daraus zu kreieren.

Jarad wünschte sich nichts sehnlicher als eine bessere Welt, in der Hautfarbe und Religionszugehörigkeit keine Rolle mehr spielen und die Menschen über sich selbst hinauswachsen. „Change The World“ waren die letzten Worte an seine Mitstreiter, kurz bevor er am 08. Dezember 2019 an einer Drogen-Überdosis verstarb. Leider kann er den bevorstehenden Moment nicht mehr selbst miterleben, wenn sein innigster Wunsch zarte Wurzeln schlägt und diese Welt endlich zu einer besseren wird.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

E. Sawyer

E. Sawyer (1990) ist das Pseudonym eines deutschen Autors.

E. Sawyer

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden