Hartz IV: Wir sind keine sozial - Schwachen!

Beendet die Beleidigung! Wir, die Betroffenen - fordern Politik und die Medien auf - die täglichen Beleidigungen und Diffamierungen gegen uns sofort einzustellen!

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Im Kontext täglicher Presseberichte und dem verwendeten Vokabular von Medien und Politikern wird es Zeit, darauf aufmerksam zu machen, dass wir keine Menschen 2ter oder 3ter Klasse sind!

Wir die Betroffenen, werden täglich durch den falsch verwendeten und umgangsprachlichen Ausdruck "sozial - schwach" schlimm diffamiert, erniedrigt und beleidigt!

Wir sind nicht sozial schwach, sondern:

- finanziell Benachteiligte,

- gesellschaftlich - wirtschaftlich - arbeit - und sozialrechtlich Benachteiligt(e)

Warum ist der Ausdruck bzw. diese Beschreibung bereits per Definition schon falsch?

Nun, dazu muss man einfach nur einmal das Wörterbuch oder Wikipedia verwenden - aber vielleicht hilft es auch mal nur - den Verstand mit Anstand benutzen!

Umgangssprachlicher Gebrauch

In der Umgangssprache bedeutet „sozial“ den Bezug einer Person auf eine oder mehrere andere Personen; dies schließt die Fähigkeit (zumeist) einer Person, sich für andere zu interessieren und sich einzufühlen mit ein.

Aber es bedeutet auch, anderen zu helfen und eigene Interessen zurückzustellen. Zahlreiche Abschattierungen bestehen, so zum Beispiel, gegenüber Untergebenen großmütig oder leutselig zu sein, gegenüber Unterlegenen ritterlich, gegenüber Gleich- und Nichtgleichgestellten hilfsbereit, höflich, taktvoll und verantwortungsbewusst.

Unsozial in diesem Sinne handelt, wer das alles als unwichtig empfindet. Asozial (oft mit absprechendem Beiklang) ist, wer mit der gesellschaftlichen Umgebung (fast) unverbunden ist und nur an deren Rand lebt, wer sich also nicht in sie „einfügen“ will oder kann.

Wer „wirtschaftlich schwach“ ist, ist nicht unbedingt „sozial schwach“. Denn: Jemand mit wenig Geld kann sehr sozial sein, und ein Millionär oder gar Milliardär sehr asozial.

Soziale Kompetenz ist nicht am Kontostand ablesbar!

Gerade finanziell - oder gesellschaftlich Benachteiligte verfügen über sehr hohe Sozialkompetenzen. So können sich arme Menschen sehr viel schneller und besser in die Situation eines ebenfalls armen Menschen hineinversetzen und sind sehr viel eher bereit, jemandem aus einer wirtschaftlichen Notlage rauszuhelfen.

Sie engagieren sich sehr viel häufiger ehrenamtlich bei den Tafeln, vielen sozialen Einrichtungen und in direkter Nachbarschaft.

Sie entwickeln hohe Empathiefähigkeiten und Hilfsbereitschaft gegenüber anderen.

Das sind Fähigkeiten - die den meisten deutschen Politikern und der Wirtschaft und in vielen Teilen auch den Medienanstalten (bis auf wenige Ausnahmen) abhanden gekommen sind!

Als Betroffene der Agenda 2010 - erwarten wir von Politik und den Medien den notwendigen Respekt, und:

1) Die sprachliche Benennung unserer Gemeinschaft von über 6 Millionen (vermutlich sogar bis zu 10 Millionen) Hartz IV - Betroffenen ist sofort zu ändern.

2) Die sprachliche Benennung von mindestens 3,1 Millionen Rentner die von Altersarmut betroffen sind, ist sofort zu ändern.

3) Die sprachliche Benennung von weit über 2 Millionen von Armut betroffene Kinder in Deutschland ist sofort zu ändern.

Die Beschreibung "sozial schwach" suggeriert, dass es betroffenen Menschen an sozialen Kompetenzen fehle, an der Fähigkeit, sich in die Gemeinschaft mit anderen zu integrieren, dass sie sich asozial verhielten.

Tatsächlich geht es aber nicht um Menschen, denen es an sozialen Fähigkeiten oder Kompetenzen mangelt, sondern an Geld.

Dafür kann in Deutschland fast niemand mehr etwas, denn es ist gerade die asoziale - unsoziale oder auch sozial schwache Arbeitsmarktpolitik - von Wirtschaftsbossen, Lobbyisten und Politikern, die Menschen in Deutschland arm sein und werden lässt.

Wir, als Betroffene fordern:

Beendet endlich die täglich - öffentliche Diffamierung und verwendet nur noch solche Beschreibungen - die den über 20 Millionen Armutsbetroffenen in Deutschland gerecht wird!

Wir sind nicht sozial schwach!

Beendet unsere Stigmatisierung in der Gesellschaft - welche ihr Politiker mit falscher und unsozialen Wirtschaftspolitik, so wie eurem Vokabular in der Öffentlichkeit - erst hervorgerufen habt!

Wir die Ärmsten der Gesellschaft, sind mit einem Gesamtanteil der deutschen Bevölkerung von über 20% keine kleine Randgruppe - sondern ein funktionierendes Rad innerhalb unserer Gesellschaft und haben es nicht verdient - täglich beleidigt und stigmatisiert zu werden.

Zur Petition:

Umgangssprachliche Stigmatisierung von armen Menschen sofort beenden!

Ohne uns - würde die deutsche Arbeitsmarktpolitik, dass deutsche Wirtschaftssystem aber auch der gesellschaftliche Zusammenhalt schon lange nicht mehr funktionieren!

Perry Feth

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

FHP: Freie Hartz IV Presse

Perry Feth: SGB II - Aktivist u.Publizist! Als Eltern müssen wir gegen jede Art von Unrecht in der Hartz IV - Gesetzgebung - Widerstand leisten!

FHP: Freie Hartz IV Presse

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