So Claus-Peter Reisch, Kapitän des Schiffes Lifeline. Sein Schiff nahm im Juni 234 Migranten an Bord - nun steht Reisch in Malta vor Gericht.
Die Crew besteht aus knapp zwanzig Freiwilligen, die jüngsten keine 20, der älteste über 70. Manche haben den Job gekündigt, ihr Studium unterbrochen, andere Urlaub genommen. Sie heuerten an, um Menschen vor dem Ertrinken zu retten. Menschen, die sich mit untauglichen Booten auf den Weg von Afrika nach Europa gemacht haben.
Laut Seerecht müssen Menschen in Seenot in den nächsten sicheren Hafen gebracht werden.
Die Lifeline ist Teil einer zivilgesellschaftlichen Initiative, Menschen vor dem Ertrinken im Mittelmeer zu retten. Claus-Peter Reisch steht in Malta vor Gericht, weil er sich weigerte, die Geretteten nach Libyen auszuliefern, in ein Land in dem ihnen Vergewaltigung, Folter und Mord drohen.
Die Lifeline wird ebenso wie andere zivilgesellschaftliche Seenotrettungsschiffe und Aufklärungsflugzeuge am Auslaufen gehindert. Während sie von den Behörden Maltas, Italiens und der EU schikaniert werden, ertrinken immer mehr Menschen im Mittelmeer, allein in den letzten vier Wochen mindestens 600.
Die internationale Bewegung Seebrücke startete am Samstag, 21. Juli 2018, ab 11:00 Uhr vor dem DGB-Haus, Friedrich-Ebert-Straße 34-38, Düsseldorf, eine Demonstration.
Die Seebrücke ist eine internationale Bewegung, die von verschiedenen Bündnissen, Akteurinnen und Akteuren der Zivilgesellschaft getragen wird. Die Bewegung solidarisiert sich mit Menschen auf der Flucht und fordert europaweit sichere Fluchtwege, Entkriminalisierung der Seenotrettung, eine menschenwürdige Aufnahme Geflüchteter.
…
Derweil leistet sich eine elitäre Bildungsbürger-Journaille in sicheren Häfen eine abstruse und obszöne, weil intellektuell/boulevardeske Zuspitzung des Themas. Für sie ist das Ganze offensichtlich nur ein journalistisches Seminar:
Die noble Institution „ZEIT ONLINE“ ließ darüber sinnieren, dass es Umstände geben kann, unter denen Lebensrettung nicht mehr "legitim" ist.
Wohlgemerkt wir unterhalten uns hier über aktuelle Seenotrettung im Mittelmehr. 2016 starben bis Anfang November fast 3.200 Männer, Frauen und Kinder. Im Kalenderjahr 2017 waren es laut Internationaler Organisation für Migration (IOM) bis November bereits 2925 Migranten auf ihrer Flucht über das Mittelmeer ums Leben gekommen.
Die Politikjournalistin Mariam Lau hat sich für meine Begriffe im Zusammenhang mit diesem „ZEIT ONLINE“-Thema besonders weit aus dem Fenster gelehnt.
In ihrer Vita auf „ZEIT-ONLINE“ teilt sie uns mit: »Geboren in Teheran/Iran, 1962. Umzug der Familie nach Deutschland 1965…«
Was sich hier so unspektakulär anhört, wird bei Wikipedia folgendermaßen beschrieben:
»Mariam Lau (Geburtsname Mariam Nirumand; * 1962 in Teheran) ist eine deutsche Journalistin und Publizistin. Mariam Lau ist die Tochter des iranischen Publizisten und Autors Bahman Nirumand, der 1965 vor dem Regime des Schahs Mohammad Reza Pahlavi und 1982 vor dem der Mullahs (...) nach Deutschland floh ... Ihre Mutter ist die Diplom-Soziologin Barbara Herkommer-Körfgen, die später mit Sebastian Herkommer verheiratet war.«
Angesichts dieser Vita leitet sie ihre Ausführungen mit erschreckender Rigidität ein:
»Menschen ertrinken auf der Suche nach einem besseren Leben zu Tausenden im Mittelmeer – also muss man sie retten. Das ist, in einer Nussschale, die Legitimation der privaten Helfer, die an den Küsten Nordafrikas unterwegs sind. Not kennt kein Gebot – so einfach ist das für sie.«
Ihre Geringschätzigkeit ist nicht zu überbieten. Dann ihre arrogante Belehrung:
»Aber so einfach ist es nicht. Das Ertrinken im Mittelmeer ist ein Problem aus der Hölle, ein politisches Problem, zu dessen Lösung die private Seenotrettung null und nichts beizutragen hat. Denn Politik besteht eben nicht darin, das vermeintlich Gute einfach mal zu machen, sondern darin, die Dinge im Zusammenhang zu betrachten und auch die Nebenwirkungen gut gemeinten Handelns.«
„Ein Problem aus der Hölle, ein politisches Problem“? Warum gibt sie diesen Metaphern keinen Namen? Politik im Zusammenhang betrachten? Warum tut sie es nicht?
Was sie amnestisch/arrogant auslässt:
Kosovo, Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien mit einer Bilanz dieser westlichen, zumeist völkerrechtswidrigen Interventionskriege von mittlerweile 1,5 Millionen Menschenleben und zig-Millionen Flüchtlingen ist die obszöne Reputation, die sich mit der sogenannten „westlichen Wertegemeinschaft“ verbindet, die mal als NATO, mal als Coalition Of The Willing, mal als Internationale Allianz gegen den Islamischen Staat Staaten überfällt.
Und es geht besonders schamlos weiter:
»Viele Retter begründen ihr Handeln unter anderem damit, dass jeder Mensch das Recht habe zu fliehen, wohin er will. Weil es so ein Recht juristisch nicht gibt, begründen sie es moralisch.«
Alsdann macht sie weiter wie eine ordinäre Klatschtante. Boulevard vom Feinsten:
»Europa stehe, so sagt es zum Beispiel Ruben Neugebauer, Sprecher der Rettungsorganisation Sea-Watch, obendrein wegen "kolonialer und post-kolonialer Ausbeutungsprozesse" in der Schuld der Migranten. Sie holten sich also nur einen Bruchteil dessen zurück, was man ihnen weggenommen habe. Diese fragwürdige Kausalkette geht nicht nur davon aus, dass die Bewohner ehemaliger Kolonien für nichts verantwortlich sein können – nicht mal für ihr eigenes Unglück –, sondern sie geht auch mit einer gewaltigen Selbstüberhöhung einher: Manche Seenotretter vergleichen sich unerschrocken mit den Fluchthelfern der DDR oder gar mit jenen, die im Zweiten Weltkrieg Juden gerettet haben.«
Und dann dieses Geschwätz:
»Stellen wir uns für zwei Minuten vor, wo Europa jetzt stünde, wenn man dem Drängen der Menschenrechtsorganisationen nach Legalisation aller Wanderungsbewegungen, ob Flucht oder Armutsmigration, nachgegeben hätte. Nach einem Europa ohne Grenzen. Eine Million, zwei Millionen, drei Millionen. Wie lange würde es wohl dauern, bis die letzte demokratische Regierung fällt?«
Auch Syrische Flüchtlinge sind über den Mittelmehr-Seeweg nach Europa gekommen, manche aus Ägypten, eine Reihe aus Libyen – und es handelte sich allein schon um 10 Millionen syrische Kriegsopfer durch westliche Zerstörung.
Die Frau verhält sich wie eine geschichtslose Schwätzerin. Der Westen hat den Flüchtlingen gegenüber aus unterschiedlichen Gründen eine Bringschuld.
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Dieser Beitrag findet sich auch auf meiner persönlichen Homepage.
Kommentare 17
Was erwarten Sie anderes von der westlichen Hofbereichterstattung. Das sind doch klassische Aufbocker, die das Fußvolk aufeinader hetzen soll. Und die ZEIT ist doch das schlimmste pseudo-intellektuelle und pseudo-kritische Gewäsch ever. Da kommt jede Kritik und Entrüstung zu spät ... die sind immun, und genuau das ist deren Job. Schauen sie sich an wer und was Joffe ist. Glücklicherweise schmiert diese Sorte Presse immer schneller ab. Die muss doch bald mit dem Flugzeug abgeworfen werden , damit .... Einfach nicht mehr hingucken und was sinnvolles machen, genau wie beim TV ... und in dem Sinne ist doch selbt der Freitag nur ein pseudo-linkes Feigenblatt des Establishments ...
Lau hat einen Hau.
Vielleicht zu der abartigen Denke von Lau noch ein Hinweis auf einen Artikel in "Infosperber" über die Philosophin des Egoismus: Ayn Rand.
Die Bösartigkeit solcher Figuren ist oberpervers psychopathisch.
Ein großartiges Beispiel gelungener Integrationsarbeit, diese Frau. Erfolgreich angekommen in der real existierenden Demokratie und ihren verbindlichen Maßstäben.
@Flegel: Meine Hochachtung gilt Dir, Deinem Engagement, Deinem gut ausgearbeitetem Text. Respekt!
Das für mich traurige und bestürzende ist, dass die Mariam Lau’s unserer Welt eine irgendwie gefühlte Mehrheitsmeinung sich auszusprechen trauen, auch wenn ich mir wünschte, (auch) hier zu irren.
Nicht zuletzt in dieser Community gibt es ja einige, welche die von intellektuellen(sic!) «Vordenkern» wie (z.B.) dieser Frau Lau ausgespeiten Ungeheuerlichkeiten mit Kommentaren oder gar eigenen Blogs verständnisvoll-zustimmend widerkäuen und uns blauäugigen Allzugutmenschen als «vernünftige» und alternativlose Realpolitik verkaufen wollen.
Und ich dachte mal eine Weile, Frauen seien die besseren Menschen!
;-D
Hier noch ein Nachschlag zu Ayn Rand.
Robert Misik titelt auf Seite 1 der letzten Freitagausgabe dazu: "Der Firnis der Zivilisation". Ist noch nicht Online gestellt.
Lebensunwertes Menschenmaterial - das hatten wir schon mal. Es endete in Massengräbern einerseits und in einigen baumelnden Verantwortlichen in Nürnberg andererseits.
Die AfD regt schon mal die "Umgestaltung" der Sozialsysteme für unsere Wettbewerbsverlierer an. Humanitäres Ertrinken im Elend oder so. Doch unsere verwahrlosten Eliten sollten sich nicht so sicher sein: Über ihnen auf der Hühnerhackleiter stehen noch die Trump'schen Amerikaner.
Na dann auf in die Kirche, die abendländisch-christliche Arroganz stärken!
Die unanständigen Äußerungen dieser Frau sagen selbstverständlich viel über ihre Grundüberzeugungen aus, die mit Sicherheit auch in anderen Lebenssituation zum Zuge kommen.
Schlimm vor allem, dass sie keine wirklichen Argumente vorträgt, sondern sich wie eine selbsternannte Göttin aufspielt, als Inhaberin der Deutungshoheit.
Ihr Ignorieren der 1,5 Millionen Kriegstoten und Millionen von Flüchtlingen seit Kosovo durch die Zerstörungshandlungen der westlichen Wertgemeinschaft ist dabei besonders perfide und für mich völlig unerträglich.
Ihre abwertende Kalauerei hinsichtlich „kolonialer und post-kolonialer Ausbeutungsprozesse“ und „Fluchthelfern der DDR oder gar (…) jenen, die im Zweiten Weltkrieg Juden gerettet haben“ ist ebenfalls ein Akt des Ignorierens und suggeriert, den Aussortierten unserer Tage, afrikanische Neger gar, brauche man nicht zu helfen, weil sich mit ihnen keine entsprechende Superlative verbindet.
In diesem Sinne gleichermaßen unerträglich finde ich die zustimmenden Kommentare für die Frau auf ZEIT ONLINE. Beispiel: Niklas51_ Danke Frau Lau, Sie haben es genau auf den Punkt gebracht!
In der Tat, die Integration des ehemaligen Iran-Flüchtlings Mariam Lau ist im Sinne des politischen Mainstreams mehr als gelungen. Sie argumentiert in diesem Text mit der Gesinnung des vorauseilenden Gehorsams.
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Ich wollte der Frau den Inhalt dieses Blogs per Email zusenden, kann jedoch keine persönliche Emailadresse finden. Auch das ist eine Aussage.
Sie lässt sich zumindest über Facebook (mariam.lau.399) und Twitter ( mariamlau1) anschreiben.
So schreibt man in Welt darüber.
Aber auch die FAZ verkennt offensichtlich den Sachverhalt, wenn sie schreibt: "Schon in der Unterzeile wurde klar, dass dieses „Lassen“ sich nicht auf Seenotrettung an sich, sondern auf die beschriebenen Umstände privater Seenotrettung im Mittelmeer bezieht: „Private Helfer retten Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer aus Seenot. Ist das legitim?“
Wem oder was gegenüber stellt sich hier die Frage der Legitimation, wenn andernfalls die Menschen im Meer ertrinken oder von Frontex in menschenunwürdige Verhältnisse zurückgebracht werden? Denn es sind ja gerade diese politisch geschaffenen "Umstände", die das erforderlich machen.
Und wie weit die Schwächung von humanitären Werten geht, beweist der italienische Innenminister Matteo Salvini u.a. mit den Worten: "Schließlich seien die freiwilligen Retter mitnichten Idealisten, sondern "Vizeschlepper", hatte er gleich nach seinem Regierungsantritt gehetzt."
Hallo pleifel,
»Sie lässt sich zumindest über Facebook (mariam.lau.399) und Twitter ( mariamlau1) anschreiben.«
Ja, das hatte ich auch gesehen, doch verfüge ich weder über ein Facebook- noch über ein Twitteraccount und halte die Bereitstellung einer regulären Email-Adresse für eine angemessene Erwartung. Wir unterhalten uns hier über eine professionelle Journalistin.
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„Private Helfer retten Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer aus Seenot. Ist das legitim?“
Meine eigenen Blogausführungen knüpften an genau dieser Unter-Überschrift an (wenn sie oben mal nachsehen möchten).
Ich hatte das allerdings in einen Kontext gestellt: ‚Wohlgemerkt wir unterhalten uns hier über aktuelle Seenotrettung im Mittelmehr. 2016 starben bis Anfang November fast 3.200 Männer, Frauen und Kinder. Im Kalenderjahr 2017 waren es laut Internationaler Organisation für Migration (IOM) bis November bereits 2925 Migranten auf ihrer Flucht über das Mittelmeer ums Leben gekommen.‘
Und die hier angesprochene Legitimität der Hilfe privater Helfer wird von der Frau mit Willkürargumentation niedergemacht. Ich finde, das ehemalige Flüchtlingskind, das sich heute in privilegierter Position befindet, sollte das selbstverständlichste auf der Welt, nämlich die Rettung von wie auch immer bedrohten Menschen bedingungslos unterstützen.
Die Alternative haben Sie selbst formuliert: »Wem oder was gegenüber stellt sich hier die Frage der Legitimation, wenn andernfalls die Menschen im Meer ertrinken oder von Frontex in menschenunwürdige Verhältnisse zurückgebracht werden?«
Mit Verlaub, aber die Frau ist ein arroganter Quatschkopf.
Als fremdenfreundlicher Einwohner Deutschlands möchte ich für solche Quatschköpfe keine Toleranz mehr aufbringen müssen. Diese fremdenfreundlichen Einwohner Deutschlands sind es nämlich, die die Flüchtlings-Willkommenskultur der letzten Jahre (und nicht nur die der letzten) gewährleisteten, während das politisch/christliche Europa die von ihm verursachten muslimischen Flüchtlinge an z. B. Herrn Erdoğan verkaufte.
"(...) und halte die Bereitstellung einer regulären Email-Adresse für eine angemessene Erwartung."
Ohne das jetzt bei anderen Journalisten geprüft zu haben, sollte das zumindest über die Zeitung organisiert sein, bei der diejenigen angestellt sind. Eine private Emailanschrift würde ich auch nicht veröffentlichen, denn da müsste ggf. ein Team abarbeiten, was je nach Schreibe so abgeht. Wie es ja nun auch auf ihren Accounts der Fall ist.
Doch, es gibt sie, die Autoren, die eine organisationseigene persönliche Email ausgeben.
Auf meiner persönlichen Homepage habe ich das ausreichend dokumentiert.
Sobald ein bestimmter Bekanntheitsgrad errreicht wird, dürfte es schon aus zeitlichen Gründen schwierig sein, dass sich der Journalist mit allen Mails (und weiteren Accounts) beschäftigen kann, auch wenn er sie liest. Und warum sollte er oder sie es tun, wenn es allenfalls in der Freizeit möglich wäre.
Bei Ihnen sieht es anders aus, Sie machen es zu ihrem "Geschäftsmodell". Das Einkommen (Rente) dürfte davon aber unbeinflusst sein, außer in der knapper werdenden Zeit, es auszugeben. :-)
Wenn Sie Lust und Interesse haben, vertiefen Sie sich doch mal in dieses Blog
Außerdem
„..., dass wir die Schnauze voll haben“
Well-done! Den 1ten Beitrag hatte ich ja gelesen und nun noch den verlinkten.