Gruppenvergewaltigung im Iran

Frauenfeindlichkeit Dutzende Frauen wurden misshandelt – das Regime spielt den Vorfall herunter

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Der Nationale Widerstandsrat Iran (NWRI) richtet die internationale Aufmerksamkeit am Vorabend seiner jährlichen Versammlung in Paris am 30. Juni erneut auf die Menschenrechtsverletzungen, die täglich im Iran begangen werden.

Der Frauenausschuss des NWRI berichtete, es seien in der im Südwesten gelegenen Stadt Iranshahr 41 junge Frauen und Mädchen von einer Bande vergewaltigt worden. Der Angriff soll von einer aus vier Männern bestehenden Bande unternommen worden sein, die mit paramilitärischen Organisationen der Revolutionsgarde verbunden ist.

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Die iranische Gesellschaft ist über den Angriff in der vorwiegend sunnitischen Stadt der Provinz Sistan und Belutschistan empört.

Die Nachricht wurde am 15. Juni von Mowlavi Tayyeb Mollazehi, dem Leiter des Freitagsgebetes von Iranshahr, bekanntgegeben. Der Generalstaatsanwalt des iranischen Regimes versuchte, den Vorfall zu vertuschen und Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Berichts zu verbreiten; außerdem kündigte er an, man werde gegen den Denunzianten gerichtlich vorgehen.

Der Leiter des Freitagsgebetes sagte, eines von den vergewaltigten Mädchen sei auf ihrem Heimweg von der Arbeit angehalten und mit vorgehaltener Waffe gezwungen worden, auf dem Rücksitz eines PKW Platz zu nehmen. Sie wurde entführt und vier Stunden lang festgehalten.

Die Angehörigen der Opfer informierten über den Vorfall den Leiter des Freitagsgebetes; sie fürchten sich vor den Staatlichen Sicherheitskräften, denn mit ihnen sind die Täter zweifellos verbunden.

Nicht alle betroffenen Frauen haben über das Verbrechen gesprochen – ohne Zweifel aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen der Sicherheitskräfte. Außerdem fühlen sich Frauen durch Vergewaltigung oft in Schande gebracht und brechen daher nicht ihr Schweigen.

Anstatt das Verbrechen zu ermitteln und sicher zu stellen, dass der Gerechtigkeit gedient wird, verkleinert das iranische Regime den Ernst der Situation und konzentriert seine Bemühungen darauf, den Leiter des Freitagsgebetes aufs Korn zu nehmen, weil er den Opfern und ihren Angehörigen geholfen hat. Mehrere Funktionäre behaupten, die registrierten Beschwerden träfen nicht zu.

Den im Westen Lebenden scheint solch ein Angriff auf junge Frauen unvorstellbar, besonders, wenn Gesetze zum Schutz der Opfer gegeben sind. Doch im Iran sind solche Gesetze nicht vorhanden. Daher muss die internationale Gemeinschaft das Verhalten des Regimes verurteilen und sicherstellen, dass solche Vorfälle sich nicht wiederholen.

In der Stadt sind Frauen zu Demonstrationen zusammengekommen und haben die Vergewaltigung tapfer beim Namen genannt. Dafür ist ihnen zu danken, denn sonst würden die Opfer des Angriffs jenen gleichen, die wie Reyhaneh Jabbari verurteilt und bestraft wurden. Diese Frau – sie war in der Zeit des gegen sie gerichteten Angriffs 19 Jahre alt - hat sieben lange, qualvolle Jahre im Gefängnis verbracht, nachdem sie sich gegen den Mann, der sie überfiel, zur Wehr gesetzt hatte. Die Behörden versuchten, sie zu einem falschen Geständnis zu zwingen. Sie folterten sie und drohten ihr, doch sie widerstand und wurde am Ende erhängt. Das Opfer des Verbrechens wurde behandelt, als wäre es dafür verantwortlich.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

G. Tuellmann

Dr. Greta Tüllmann ist Publizistin in Berlin, Chefredakteurin der Frauenzeitschrift „go40 – Frauen gestalten Zukunftskultur“

G. Tuellmann

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