Iran: Hassan Rohani und Frauenfeindlichkeit

Frauenunterdrückung Wer für die Rechte der Frauen kämpft muss die iranischen Mullahs ablehnen / Hassan Rohani steht für dieses System der Verachtung der Frauen in Gesetz und Praxis

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Hassan Rohani, der Präsident des Mullahregimes, wird Ende des Monats wohl Rom und Paris besuchen. Das wird seine erste Europareise sein.

Menschenrechtsaktivisten und Frauenrechtlerinnen sehen mit Entsetzen auf die Legitimierungsreisen des höchsten politischen Vertreters des iranischen Regimes in Europa, denn die Mullahs sind ohne Frage das schlimmste frauenfeindliche und menschenverachtende Regime, welches es zur Zeit auf dieser Welt gibt.

Wie Mahnmale stehen die puren Zahlen aber auch die persönlichen Schicksale iranischer Frauen in den Berichten von Amnesty International, der Vereinten Nationen und des iranischen Widerstandes, welche in dem letzten Jahr aus dem Iran hinaus an die Öffentlichkeit drangen. (siehe bitte in The Gaurdian vom 08. Januar 2016: Waiting to die: the Iranian child inmates facing execution – in pictures).

https://i.guim.co.uk/img/media/3c33db96f66a2c90b5bb4c47b7efbebbdbad5736/0_0_1000_665/master/1000.jpg?w=700&q=85&auto=format&sharp=10&s=1cf4a68b24d26ffb77ad84c4f6ae6c9e

Mahsa (17), im Gefängnis im Iran, soll bald hingerichtet werden. (The Guardian)

Allen voran steht das Schicksal von Reyhaneh Jabbari, einer jungen Iranerin, die als Angestellte in einem Hotel von einem Mitarbeiter des iranischen Geheimdienstes vergewaltigt wurde und sich dabei wehrte. Für ihr Recht auf Schutz des eigenen Körpers wurde sie hingerichtet. Ihr Fall zeigt, welchen unglaublichen Frauenhass die Mullahs haben.

Doch die Unterdrückung der Frau im Iran ist allumfassend, ist in jedem Bereich der Gesellschaft zu finden und vor allem wird sie vom Gesetz und der Politik legitimiert und offensiv gefördert. So sind die Täter der Säureangriffe auf 25 Frauen in Isfahan trotz massiver Proteste des Volkes bis heute nicht gefasst oder verurteilt worden. Zeugenaussagen haben klar belegt, dass die Attentäter von den Bassidsch Einheiten des iranischen Regimes stammen, einer paramilitärischen Einheit in Zivil, die schon 2009 bei der Niederschlagung der Massenproteste durch barbarische Methoden auffiel und die für den dramatischen Tod von Neda Agha-Soltan verantwortlich ist, deren Bilder vom Todeskampf nach den Schüssen auf sie um die Welt gingen.

Frauen werden im Iran jedoch auch im ganz normalen Alltag in allen Lebensbereichen drangsaliert. 30.000 Mädchen unter 18 Jahren wurden zwangsverheiratet. Iranische Geistliche können nach einem Gerichtsbeschluß sogar Säuglinge heiraten und Vergewaltigungen, Prügel und degradierende Behandlungen sind für iranische Frauen an der Tagesordnung.

In der Öffentlichkeit werden Frauen wegen „unislamischer Kleidung“ schikaniert, mit Strafen belegt oder gar inhaftiert. Weibliche politische Gefangene werden – wie ihre männlichen Kollegen - von medizinischer Versorgung abgeschnitten und gefoltert und in der Justiz geht die Benachteiligung der Frau soweit, dass Mädchen, die Opfer eines Brandes wurden, weniger von den Versicherungen bekommen, als Jungen oder Männer.

Hassan Rohani steht für dieses System der Verachtung der Frauen in Gesetz und Praxis. Unter seiner Herrschaft hat sich an der Situation der Frauen nichts geändert. Vom Ausschluß von Sportturnieren bis hin zur Geschlechtertrennung in öffentlichen Gebäuden ist der Alltag der iranischen Frau immer noch der Gleiche und er hat sich sogar noch einmal verschlechtert.

Als Frauenrechtlerin stelle ich mir die Frage, wie wohl die Ehefrauen der Politiker reagieren, wenn sie einem solchen Vertreter der Mißachtung der Frau die Hand schütteln. Wenn sie mit ihnen an festlich gedeckten Tischen Höflichkeiten austauschen, während der politischen Gefangenen Maryam Akbari-Monfared zeitgleich medizinische Hilfe verweigert wird, die sie benötigt.

Über ein solches Verhalten kann man als Frauenrechtlerin nur mit dem Kopf schütteln und protestieren und sich den Exiliranern anschließen, die bei Rohanis Besuch in Paris und Rom zu Demonstrationen aufrufen. Diesen sollten sich alle Frauenrechtlerinnen und Menschenrechtsaktivisten anschließen. Informationen zu den Veranstaltungen sind in Twitter unter #No2Rouhani und auf der Webseite des Nationalen Widerstandsrates Iran (ncr-iran.com) zu finden.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

G. Tuellmann

Dr. Greta Tüllmann ist Publizistin in Berlin, Chefredakteurin der Frauenzeitschrift „go40 – Frauen gestalten Zukunftskultur“

G. Tuellmann

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden