Konflikt zwischen LNA - Türkei spitzt sich zu

Libyen. Neben der Türkei ist auch Katar in die Kämpfe um Tripolis verstrickt. Das Parlament ruft Ausnahmezustand aus. Kämpfe halten an.

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Das türkische Außenministerium reagierte am Sonntag auf die Festsetzung von sechs türkische Staatsbürger durch die LNA mit der Drohung, „die illegalen Milizenstreitkräfte“ von Feldmarschall Khalifa Haftar würden als „legitime Ziele“ betrachtet werden, sollten die sechs Personen nicht freigelassen werden. Auf die Ankündigung der LNA, türkische Schiffe anzugreifen, die in libysche Hoheitsgewässer eindringen, drohte die Türkei mit heftigen Konsequenzen, ebenso wie bei dem Versuch, türkische Interessen in Libyen zu unterbinden.

Der Parlamentssprecher in Tobruk, Aguila Saleh, rief den Ausnahmezustand aus, um sich der türkischen Aggression entgegenzustellen. Der Parlamentspräsident verkündete die Mobilmachung der libyschen Streitkräfte.

Der Sprecher der LNA, General Ahmed al-Mismari, erklärte, die Maßnahmen gegen die Türkei seien ergriffen worden, da sich die Türkei zu einem der Hauptaktivisten im Kampf um Tripolis aufgeschwungen habe, indem sie der ‚Einheitsregierung‘ volle militärische Unterstützung zukommen ließe. Er legte Beweise vor, dass nicht nur die Türkei, sondern auch Katar die Tripolis-Milizen unterstützen. Dies werde nicht toleriert.

Die Verstrickungen Katars in den Krieg in Libyen dauern seit 2011 an. Damals schon hatte Katar erklärt, hunderte von Kämpfern zur Unterstützung der sogenannten ‚Rebellen‘ zum Sturz Gaddafis entsandt zu haben. Auch katarische Spezialeinheiten wurden damals in Libyen gesichtet.

Der türkische Präsident Erdogan hat seine militärische Unterstützung der Einheitsregierung bestätigt. Allerdings unterstützt Erdogan die ‚Einheitsregierung‘ nicht nur militärisch, sondern auch – und das zum eigenen finanziellen Vorteil – auch finanziell. Dies geschieht aufgrund von illegalen Ölgeschäften in Misrata (Offshore-Öl). Die Türkei kauft in Misrata Öl zu einem erheblichen niedrigen Preis als dies über die Libyan National Oil Company (NOC) offiziell möglich wäre. Die wirtschaftlich angeschlagene Türkei ist auf das illegale, aber billige Misrata-Öl angewiesen, gerade jetzt, wo es der Türkei nicht mehr möglich ist, aufgrund des verschärften Handelsembargos der USA das Öl aus dem Iran zu beziehen.

Während das ostlibysche Parlament und die ‚Übergangsregierung‘ mit der LNA die großen Ölfelder El Sharara und El Feel kontrollieren, gehen die Erlöse aus dem Erdöl an NOC in Tripolis und somit an die libysche Zentralbank. Diese verteilt zwar Gelder sowohl an Ost- wie Westlibyen, allerdings ist belegt, dass Zahlungen in bedeutender Höhe auch an dschihadistische, auch al-Kaida nahe Milizen gehen, die gegen die LNA kämpfen.

Inzwischen forderten die Behörden in von der LNA kontrollierten Gebieten (das sind etwa 80 Prozent des libyschen Staatsgebiets) alle türkischen Staatsangehörigen auf, Libyen zu verlassen.

Der Mitiga-Flughafen (Tripolis) at seinen Betrieb eingestellt. Von diesem zivil genutzten Flughafen starteten türkische Drohnen, die Luftangriffe der Milizen der ‚Einheitsregierung‘ vorbereiteten.

Gestern flog die LNA massive Luftangriffe auf Stellungen der Milizen der ‚Einheitsregierung‘ in Gharyan und in Gebieten um Tripolis. Während die LNA hauptsächlich mit Maschinen und Piloten aus der Gaddafi-Zeit ihre Einsätze fliegt, muss die ‚Einheitsregierung‘ mangels eigener Piloten auf Söldner zurückgreifen. Erst vor kurzem wurde eine Mirage der ‚Einheitsregierung‘ abgeschossen, deren Pilot als Borys Reyes identifiziert werden konnte. Reyes ist Ecuadorianer.

Die Einsatzzentrale der LNA in Sabrata, hat eine Ausgangssperre von Mitternacht bis 4 Uhr morgens über die Stadt verhängt.

Nachtrag 01.07.: Die LNA hat die sechs festgesetzten türkischen Seeleute wieder freigelassen.

https://www.addresslibya.com/en/archives/47750

https://theduran.com/libyas-civil-war-the-new-crisis/

https://www.voanews.com/middle-east/turkey-libya-holds-6-nationals-will-respond-attack

https://www.theguardian.com/world/2011/oct/26/qatar-troops-libya-rebels-support

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Geschrieben von

Angelika Gutsche

Ihre Reisen führten sie neben Indien, den USA, Russland und dem Jemen unter anderem auf den afrikanischen Kontinent und quer durch den Balkan.

Angelika Gutsche

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