Türkei liefert Waffen an Extremisten

Libyen/Tripolis. Gepanzerte Fahrzeuge und Waffen für extremistische Tripolis-Milizen. Libysche Armee (LNA) will westliche Seehäfen sperren.

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Wie in den sozialen Medien veröffentlichte Fotos und Videos belegen, haben Milizen der 'Einheitsregierung' in Tripolis trotz Waffenembargo am Samstag 40 gepanzerte Fahrzeuge, Waffen und Munition aus türkischer Produktion über den Hafen von Tripolis erhalten. Die militärische Ladung befand sich auf dem Frachtschiff Amazon, das unter moldauischer Flagge läuft und vom türkischen Schwarzmeerhafen Samsun ausgelaufen war.

Die Ladung wurde im Hafen von Tripolis von Salah Badi und seiner schlagkräftigen al-Samoud-Miliz in Empfang genommen. Salah Badi hat sich bisher jeder politischen Lösung in Libyen widersetzt. Badi steht seit letzten November auf der UN-Sanktionensliste, gegen ihn wurde ein Reiseverbot verhängt und seine Konten gesperrt. In einer Erklärung des britischen Auswärtigen Amtes wurden die Gründe für seine Sanktionierung genannt: „Salah Badi… hat konsequent daran gearbeitet, eine politische Lösung in Libyen zu untergraben. Im August und September 2018 spielte Badi eine führende Rolle bei schweren Zusammenstößen in Tripolis, bei denen mindestens 120 Menschen getötet wurden, die meisten davon Zivilisten.“

Auch die radikale Marsa-Tripolis-Miliz postete auf Facebook, wie aus frisch geöffneten Kisten an ihre Kämpfer Maschinen- und Präzisionsgewehre sowie Panzer- und Flugabwehrraketen verteilt wurden.

Bereits letzte Woche gab es Berichte, wonach die libysche Armee (LNA) eine türkische Drohne der Milizen der 'Einheitsregierung' abgeschossen hat.

Die Waffenlieferungen dürften auf einen Besuch des Innenministers der 'Einheitsregierung', Fathi Bashagha, in Ankara zurückgehen, der dort um größere Militärunterstützung bat. Es sollte von dem Verbündeten Türkei alles "beschafft werden, was nötig ist, um den Angriff [der LNA] zu stoppen, einschließlich militärischer und ziviler Hilfe." Der aus Misrata stammende Bashagha hatte die Marsa-Brigade in Tripolis ins Leben gerufen und wird laut Internas der 'Einheitsregierung' inzwischen als der wahre Machthaber in Tripolis wahrgenommen, und nicht mehr Fayez al-Sarradsch.

Die Vereinten Nationen befürchten, dass dies zu einer neuen Eskalation der Gewalt führen könne. Auch wenn Bashaga um die Lieferung gebeten, heißt es auch, dass "es andere Personen vor Ort gibt, von denen die Welt nichts weiß."

Genau diese explosive Gemengelage von hochgefährlichen Brigaden, die von der Türkei und anderen Ländern unterstützt werden, ist der Grund, warum die libysche Armee und ihr Oberbefehlshafter Haftar gegen Tripolis marschieren. Nicht zu vergessen, dass diese Milizen in Tripolis Verbindungen zu Terroristengruppen wie Ansar al-Scharia, al-Kaida oder dem IS pflegen, wie dies auch in den letzten Wochen immer deutlicher wurde. So griff in dieser Woche der IS zum vierten Mal Truppen der libyschen Armee (LNA) im Süden Libyens an. Diese Angriffe sollen als Störmanöver gegen die LNA auf ihrem Marsch nach Tripolis dienen. Und auch innerhalb Tripolis haben sich extremistische Dschihadisten, etliche frisch aus Syrien eingeflogen, dem Kampf der Tripolis- und Misrata-Brigaden angeschlossen. Einer davon, der Ansar al-Scharia-Anführer Zeyad Balaem, soll gestern in Tripolis gefallen sein.

Haftar tourt derweil durch die europäischen Hauptstädte, um seinerseits Unterstützung für seinen Kampf zur Befreiung von Tripolis zu sammeln. Laut einem libyschen Diplomaten könnte er auch nach Washington ins Weißen Haus eingeladen werden.

Der Stabschef der libyschen Seestreitkräfte (LNA), Generalmajor Faradsch al-Mahdawi, kündigte unterdessen die Mobilisierung aller Seestreitkräfte an. Eine Blockade der Häfen in Westlibyen soll durchgesetzt werden. Die LNA drohte, jeden anzugreifen, der sich den Häfen der westlichen Militärzone nähert. Damit sollen weitere militärische Hilfslieferungen an Tripolis und Misrata verhindert werden.


https://english.alarabiya.net/en/News/north-africa/2019/05/19/Cargo-ship-loaded-with-Turkish-military-vehicles-arrives-in-Tripoli.html

https://thelibyanreport.com/libyan-national-army-bans-access-to-libyas-western-ports/

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Geschrieben von

Angelika Gutsche

Ihre Reisen führten sie neben Indien, den USA, Russland und dem Jemen unter anderem auf den afrikanischen Kontinent und quer durch den Balkan.

Angelika Gutsche

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