Basler Rheinufer hat sein Floß wieder

Kulturfloß Im Sommer ankert das Kulturfloß für drei Wochen am Rheinufer in Basel. Nationale und internationale Musik rocken auf den Floßplaken - und das kostenlos

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Das Kleinbasler Ufer bei der Mittleren Brücke ist bekannt für Kultur, Pop und Rock – einmal im Jahr ankert hier das Kulturfloß und bietet ohne Pause Kunst. Egal ob Hip-Hop, Blues oder Comedy, jeder kommt auf seine Kosten. Kosten darf das Ganze nichts, daher ist der Eintritt frei, Kollekte wird erhoben, so dass jeder gibt, was er kann oder was ihm die Darbietung wert ist; auch eine Form der Kunst.

Alleine das Floß ist schon mehrere Hingucker wert, 15m lang, 10m breit, abgerundet mit einem satten Segel, schließlich handelt es sich um ein Floß! Die Bühne bietet ausreichend Platz, ganze Bands rocken den Rhein, wenn der Bass aufgedreht wird, und die Mikros jeden einzelnen Ton transportieren.

Dunkle Wolken

Doch Musik und Kultur ist manchmal des einen Glück, des anderen Leid. So mancher Rheinufer-Anwohner ist überhaupt nicht davon begeistert, mehrere Tage Lautstarkes erleben zu müssen. Seinem Unmut machte eine Anwohnergruppe Luft und verlagerte das Interessengebiet kurzerhand in einen Gerichtssaal. Doch das Bundesgericht wies die Klage wegen Lärmbelästigung 2004 mit der Begründung ab, dass man in solch einer zentralen Wohnungslage mit kulturellem Lärm rechnen müsse.

Laut Tino Krattiger – Kapitän und Initiant des Floßes – war der Gang vor den Bundesgerichtshof steinig und anstrengend. Allerdings hat sich der Kampf gelohnt, nicht nur um des Siegeswillens, sondern auch wegen der Publicity; der Streit wurde medial geführt und der Erfolg verbreitete sich schnell.

Trommelwirbel

Die Öffentlichkeit spielt eine große Rolle, ohne Zuschauer kein Floß, ohne Floß keine Künstler. Die Darbietungen sind zwar kostenlos – es ist Krattiger ein großes Bedürfnis, niemanden auszugrenzen – doch finanziert werden muss das Ganze trotzdem. Daher ist man auf Kollekten und Sponsoren angewiesen.

Um herauszufinden, wie viel das Floß den Besuchern bedeutet, wurde letztes Jahr „getrommelt“. Umfragen und Sammelaktionen starteten, alles wurde auf privater Basis finanziert, egal ob Papier, Patronen oder Zeit.

Zwischendurch sah es sogar so aus, als käme das Mindeststartkapital von 10000 Franken nicht zustande. Als das Gerücht kursierte, dass es nun kein Floß geben würde, bekam das Team rund um das Kulturfloß die Solidarität der Menschen zu spüren; schnell war der Betrag zusammen.

Ahoi!

Laut Krattiger steht der Aufwand im Verhältnis zum Ertrag in keinem Verhältnis, doch er ist stolz darauf, 15 Jahre überlebt zu haben und jedem hör- und sehwilligem Zuschauer Spaß und Unterhaltung bieten zu können, finanziert mit freiwilligen Spenden.

Kleine Zugeständnisse gibt es trotz allem; die Zuhörer und Zuschauer sind sehr an neuen – bzw. regionalen – Bands interessiert, die Sponsoren allerdings halten nach großen Namen Ausschau. Doch vielleicht ist genau dieser Tanz auf dem Vulkan der Kick, den Kapitän Krattiger bracht, um mit Enthusiasmus weiter zu machen. Schließlich haben Flauten auf Schiffen – und Flößen – Kapitäne schon immer gelangweilt!

Dass diesjährige Event am Basler Rheinufer findet vom 29. Juli bis zum 16. August 2014 statt.

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