Nachrichten schaden Ihrer Gesundheit!

Eine Warnung von Georg Rammer Jede Nachrichtensendung müsste mit einem Warnhinweis beginnen: "Achtung, die folgenden Meldungen können Angst und Depression, Wut und Vertrauensverlust hervorrufen und damit Ihre Gesundheit schädigen!"

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Normal empfindende Menschen sind mit dem täglichen Trommelfeuer von Schreckensmeldungen überfordert. Diese rufen heftige Gefühle hervor, die unmöglich verarbeitet - allenfalls irrational abreagiert - werden können und somit traumatisierend wirken. Übertrieben? Einige willkürlich herausgegriffene Meldungen der letzten Zeit: Lieferung geächteter Streubomben an die Ukraine, Einsatz von Uranmunition (laut Bundesregierung ungefährlich), Förderung der Wehrhaftigkeit von Kindern durch Bundeswehr in den Schulen, Verweigerung von Friedensverhandlungen durch die Außenministerin, ihre Forderung nach Strafe für Angriffskriege - aber nur für Putins, nicht die des Westens -, deutsches Heer am Pazifik als Strategie gegen China. Ferner Aufwind für Rechtsextreme in der EU, Armut, Hunger, Klimakatastrophen und Hunderte tote Flüchtlinge und so weiter. Dazu als Kommentare getarnte Propaganda und Kriegshetze. Tag für Tag, eine emotionale Überforderung. Alles verkleidet mit viel moralischer Überheblichkeit, mit Heuchelei und Lügen. Man lese nur mal den Bericht über "Lehrstunde in Kriegspropaganda: Baerbock und Klitschko in Chemnitz" auf den Nachdenkseiten vom 19. Juli.

Wir wissen: All diese Meldungen spiegeln eine fürchterliche unmenschliche Realität. Und es hilft nicht, sich klar zu machen, dass dabei Propaganda am Werk ist mit dem Ziel, Stimmungen zu erzeugen und Feindbilder zu verfestigen. Man fühlt sich dieser düster auftrumpfenden Front der Medien ausgeliefert; die Nachrichten hämmern uns tendenziöse Begriffe ein, um Gedankenverbindungen automatisch einrasten zu lassen. Alternative Medien helfen zu erkennen, wie wir durch Nachrichtenunterdrückung und Einseitigkeit gedanklich und emotional manipuliert werden.

Mutige Frauen und Männer aus Wissenschaft und Publizistik versuchen, die breitbeinige Phalanx der Konzernmedien zu durchbrechen. Dafür werden sie kampagnenartig angegriffen, diffamiert und gecancelt; sie erleiden schwere berufliche Nachteile, ihr Ruf soll in der Öffentlichkeit ruiniert werden. Die Uni Kiel kündigte dem Journalist Patrik Baab wegen Recherchen in der Ostukraine; die Uni Bonn will Ulrike Guérot entlassen. Eine Veranstaltung mit ihr und der in der Schusslinie stehenden Gabriele Krone-Schmalz musste nach heftigen Medienangriffen kurzfristig verlegt werden. Sie und viele andere Dissidenten sollen keine Chance bekommen, ihre Meinung öffentlich zu äußern. Dissidenten in Deutschland? Dazu Wikipedia: "Hauptsächlich wird die Bezeichnung für Oppositionelle in Diktaturen und totalitären Staaten verwendet, weil das ungehinderte Aussprechen der eigenen Meinung in Demokratien ein Grundrecht ist und damit als selbstverständlich gilt."

Man kann die Nachrichten abschalten und muss sich ja auch nicht die Indoktrination in zahlreichen Beiträgen der öffentlich-rechtlichen Sender antun. Aber damit sind sie nicht aus der Welt und auch nicht aus dem Kopf. Da wirken sie weiter; wir fühlen uns ohnmächtig einer Übermacht ausgeliefert, die uns totalitär bearbeitet. Die Propaganda will ganz die Herrschaft über uns erlangen, Angst erzeugen und unsere Wahrnehmung lenken, Amnesie erzeugen etwa über die Kriegsverbrechen des Westens und die neokoloniale Unterdrückung. So wie die "einzige Weltmacht" USA ganze Staaten destabilisiert, um unangefochten herrschen zu können - man blickt mit Schrecken auf die Verhältnisse im Irak, in Libyen, Syrien und Afghanistan, denen der Wertewesten angeblich Freiheit und Demokratie gebracht hat -, so destabilisieren Politiker und ihnen dienende Medien und "Experten" unseren Geist.

Aus der Psychologie kennen wir ein Konzept, das die persönlichen Folgen für die Menschen beschreibt, die einer massiven Beeinflussung ausgesetzt sind und sich dabei ohnmächtig fühlen: die "erlernte Hilflosigkeit". Es bewirkt einen Zustand von Kontrollverlust und Depression. Die Betroffenen meinen: Egal was ich tue, ich kann die Situation nicht ändern. Sie fühlen sich womöglich selbst verantwortlich, verlieren die Selbstachtung. Erleben wir derzeit "gelernte Hilflosigkeit"? Die Frage ist: Sind wir tatsächlich ohnmächtig?

Aus Umfragen ist bekannt, dass immer weniger Menschen meinen, die politischen Verhältnisse, geprägt von Krisen, Katastrophen und Kriegen, etwa durch Wahlen beeinflussen oder gar ändern zu können. Damit sind sie gut manipulierbare Objekte von Machtgruppen, die seelisch destabilisierte gehorsame Wähler brauchen, ohne Kraft, Mut und Vertrauen. Sie verlieren nicht nur den Glauben an das Funktionieren der Demokratie, sie können sich auch nicht mehr aktiv demokratisch verhalten. Sie kennen nicht einmal mehr die eigenen Bedürfnisse und Interessen.

So verfolgen wir die tägliche Flut von Meldungen über Hunger- und Klimakatastrophen, Kriegsverbrechen, zerfallende Staaten, Gewaltausbrüche, Aufstieg von Faschisten. Die für diese Verhältnisse Verantwortlichen starren scheinbar ahnungslos auf ihr Werk und die Tatsache, dass ihnen niemand mehr traut - und bemühen sich, mit einem Heer von Propagandisten von ihrer eigenen Verantwortlichkeit abzulenken, mit Erzählungen von Menschenrechtspolitik und Demokratieaufbau. Sie wollen die Herrschaft über unser Denken und Fühlen nach ihren Richtlinien sichern:

  • Wir legen fest, was als Realität zu gelten hat. Sie hat unseren Interessen zu dienen.

  • Nur darüber darf berichtet werden.

  • Davon abweichende Narrative werden gecancelt.

Die Folgen sind fatal, wie Hannah Arendt in "Wahrheit und Lüge in der Politik" geschrieben hat: „Wo Tatsachen konsequent durch Lügen und Totalfiktionen ersetzt werden, stellt sich heraus, daß es einen Ersatz für die Wahrheit nicht gibt. Denn das Resultat ist keineswegs, daß die Lüge nun als wahr akzeptiert und die Wahrheit als Lüge diffamiert wird, sondern daß der menschliche Orientierungssinn im Bereich des Wirklichen, der ohne die Unterscheidung von Wahrheit und Unwahrheit nicht funktionieren kann, vernichtet wird.“

Was tun? Moralische Appelle an demokratische Verantwortung kann man sich sparen, wenn sich die Menschen an diese "Fake Reality" und an ihre erlernte Hilflosigkeit gewöhnt haben. Aber probieren wir es mit kleinen Schritten. Soll man sich von den Leitmedien die Köpfe vernebeln lassen? Müssen wir nicht. Einen informativen Leserbrief lesen viele, die offen sind für Gedanken, die ihre Lebenswirklichkeit tangieren. Und warum nicht immer wieder an die Redaktionen schreiben, wenn haarsträubende Einseitigkeit oder unterdrückte Nachrichten offenkundig Denken und Gefühle verwirren sollen? Tun wir was gegen Amnesie und Ohnmacht, tun wir was für die Selbstachtung. Merke: Aktivität hilft gegen Depression.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

grammer

Die alten Ziele Demokratie, Selbstbestimmung, Gerechtigkeit und Würde sind aktueller denn je - tun wir was dafür.

Avatar

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden