Von Coronaleugnern, Schwurblern, Verschwörungstheoretikern und mündigen Bürgern

Der mündige Bürger ist das Idealbild der Demokratie. Was taten und tun das RKI, die Medien und die Politik zur Förderung der Mündigkeit während und nach der Pandemie? Testen Sie sich selbst.

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Sind Sie von den vielen Experten und Politikern in der Coronazeit wirklich vollständig und wahrhaftig informiert worden? Fühlen Sie sich gut informiert, wenn die nächste Pandemie kommen sollte? Werden unsere Behörden, Politiker und Medien auf der Höhe der Zeit sein? Waren sie es während der Coronazeit?

Machen Sie den Test und beantworten Sie sich selbst die folgenden Fragen. Wer das schon Anfang 2020 richtig machen konnte, der musste zwangsläufig konträr zur herrschenden Politik sein und wurde von den Medien weitestgehend totgeschwiegen oder als Coronaleugner, Schwurbler und Verschwörungstheoretiker bezeichnet. Selbstverständlich gab es Menschen, die auch ohne ein entsprechendes Wissen vieles kritisierten oder verdammten. Die sollten aber nicht dazu herangezogen werden, um über berechtigte Bedenken nicht mehr diskutieren zu müssen.

1. Zu den Coronatests: Zeitnah zum Beginn der Pandemie wurden Tests auf das Coronavirus auf den Markt gebracht und erstmalig milliardenfach angewendet. Diskussionen um die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme und den Wert der Ergebnisse wurden nicht geführt oder unterdrückt. Dabei geht es nicht nur um den Einfluss der Anzahl der Tests auf die Inzidenz, die als die große Steuerungsvariable aufgebaut wurde. Möglich war dies, weil nur wenige Menschen in der Lage waren, die Ergebnisse eines Tests wirklich zu beurteilen. Wissen Sie, ob ein positives Testergebnis allein auf die Anwesenheit des Virus zurückzuführen ist? Bei einem Thermometer erwarten Sie, dass Sie morgens in der Küche, mittags draußen und abends im Wohnzimmer immer die richtige Temperatur angezeigt bekommen. Bei den Coronatests ist dies aber nicht so, obwohl sie nur positiv oder negativ anzeigen sollen.

Welche Werte braucht man, um zu berechnen, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein positiver Test auf das Coronavirus wirklich positiv ist? Welche Rolle spielt die Zykluszahl bei den PCR-Tests? Dazu hat das Ärzteblatt bereits am 12.06.2020 einen allgemeinverständlichen Artikel veröffentlicht. "PCR-Tests auf SARS-CoV-2: Ergebnisse richtig interpretieren". Dieses Wissen wurde aber bereits vor der Pandemie in Glaub keiner Statistik, die du nicht verstanden hast im Jahre 2009 vermittelt.

2. Zur Wirksamkeit einer Impfung: Relativ zeitig wurde die Impfung gegen das Virus als der große Gamechanger verkauft. Die Entwicklung von Impfstoffen, die normalerweise bis zur Praxisreife bis zu 10 Jahren dauern kann, wurde "teleskopiert". Bereits Ende 2020 kamen die ersten Ergebnisse der Phase-III-Studien an die Öffentlichkeit. Die kolportierte 95 % Wirksamkeit wurde nicht mehr hinterfragt, sondern diente als Grundlage zur vorläufigen Zulassung. Die Impfkampagne konnte starten. Aber was sagt die Zahl aus?

Kennen Sie den Unterschied zwischen der relativen und absoluten Wirksamkeit einer Impfung? Welcher Wert wurde warum und aufgrund welcher Daten für die vorläufige Zulassung der mRNA-Impfstoffe Ende 2020 zugrunde gelegt?

Bereits im November 2020 schrieb Peter Doshi einen Artikel, in dem er die Zahlen und ihre Bedeutung erklärte. "Die "95% Wirksamkeit" der Impfstoffe von Pfizer und Moderna - Zurückhaltung ist geboten solange wir die vollständigen Daten nicht gesehen haben". Von Zurückhaltung war in der Öffentlichkeit nichts zu merken. Es regierte blanke Angst, die in gefährlichen Situationen nie ein guter Ratgeber ist.

3. Zur Effektivität einer Impfung: Ende 2020 startete die Impfkampagne mit Impfstoffen, die auf einem bisher noch nie am Menschen angewandten Wirkprinzip beruhten. Die Phase-III-Studien wurden praktisch nicht beendet, sondern entblindet. In der Folgezeit wurde die Impfung nur rudimentär wissenschaftlich begleitet. Es gab weder adäquate Studien noch wurde ein System der Datenerfassung etabliert, mit dem man die Effektivität der Impfungen und deren Nebenwirkungen vollständig erfassen könnte. Aufmerksame Leser werden den Wechsel von der Wirksamkeit zur Effektivität bemerkt haben.

Wie ermittelt man die Wirksamkeit einer Impfung? Welcher Unterschied besteht zur Impfeffektivität? Welche Voraussetzungen müssen bei der Erhebung der Daten erfüllt sein?

Zu diesen Fragen hatten sich Mitarbeiter des RKI bereits 2013 geäußert. In "Effektivität, Populationseffekte und Gesundheitsökonomie der Impfungen gegen Masern und Röteln" beschreiben sie, warum die Methode nach Farrington bei der Bestimmung der Impfeffektivität, die das RKI während der gesamten Pandemie heranzog, zu Verzerrungen neigt. Einer verängstigten und uninformierten Bevölkerung fiel dies nicht auf.

Hand aufs Herz. Kennen und kannten Sie die Antworten? Wenn nein, warum haben die Politik und die Medien nicht alles dafür getan, um Sie zu einem mündigen und informierten Bürger zu machen? Wieviele Politiker, die die Impfpflicht durchsetzen wollten, kennen die Antworten auf diese Fragen?

Gerade heute erschien ein Interview „Die Corona-Berichterstattung ist die größte Fehlleistung des Journalismus seit der Gründung des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks“, in dem auf die Defizite des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks während der Pandemie eingegangen wird. Darin wird auch auf das „Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk“, verwiesen, welches einige Journalisten und Mitarbeiter zur Diskussion stellen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
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