Frauentag als Feiertag

Gedanken eines Mannes. Ist das Erreichte ein Grund zum Feiern? Wie könnte das Erreichbare erreicht werden?

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In Berlin wurde in diesem Jahr der Frauentag zum ersten Mal als Feiertag begangen. Im dF gab es dazu einen Artikel "Ein Kerl wie ein Pfirsich" - Wenn Männer endlich anfangen, über sich zu sprechen, wackelt das Patriarchat.

Mit diesem Text konnte die Autorin nicht besser zeigen, wohin sich der Feminismus verrannt hat und wie weit er von Positionen entfernt ist, die für den östlichen Teil des Landes vor 30 Jahren normal waren. Nachzulesen wäre das z. B. bei Daniela Dahn in ihrem Text "Im Namen der Mutter und der Tochter - Mein Unbehagen als Frau", aus dem nachfolgend einige Stellen zitiert werden.

"Stell dir vor, es ist Patriarchat, und die meisten Männer haben nichts davon. Mit diesem Satz darf ich mich unter radikalen Feministinnen natürlich nicht blicken lassen. Sie mahnen ein klares Feindbild bei mir an. Ich werde mich bemühen." D. D.

Frau Koester schreibt, dass sie es satt hat über die 21 % Lohndifferenz zu schreiben. Ergänzen möchte ich, dass ich es mehr als satt habe, diese Zahl falsch interpretiert zu lesen. Wie wäre es also, Frau Koester, wenn Sie dem nächsten Paketboten (es scheint ja nur männliche zu geben) ins Gesicht schreien, dass er Ihnen gefälligst von seinem Lohn so viel abzugeben hat, damit diese 21 % endlich ausgeglichen sind? Was, Ihnen fällt plötzlich auf, dass er für den Mindestlohn arbeitet und Sie mehr verdienen? Warum gehen Sie dann nicht zum nächsten Vorstandsvorsitzenden oder noch besser zur nächsten weiblichen Vorstandsfrau. In der Medienbranche führen einige Frauen die größten Konzerne, z. B. im Springer Konzern Friede & Ariane Springer, Lizz & Brigitte Mohn im Berthelsmannkonzern. Aber dass sind im dF ja Leuchttürme des Feminismus, die natürlich auch zum Geburtstag der Kanzlerin eingeladen werden sollten. So weit darf weibliche Solidarität gehen.

"Für 73 Prozent der Deutschen ist es egal, ob sie eine Frau oder einen Mann als Chef haben. Können Umfragen, die das Bundesministerium für Frauen initiiert hat, lügen? Diejenigen, denen es nicht egal ist, sind vor allem Frauen. Die wollen lieber einen Mann. Als Chef.

Nach der Wende hörte ich folgende Geschichte: Eine Ostberliner Unternehmerin hatte mit den besten feministischen Vorsätzen einen reinen Frauenbetrieb aus DDR-Zeiten übernommen. Nicht sehr groß, aber groß genug, um zu beweisen, daß Frauen so was durchstehen. Was war das Ergebnis nach einem Jahr? Unter Tränen entließ die Feministin eine Frau nach der anderen und stellte dafür Männer ein. Bis die Mitarbeiterinnen in der üblichen Minderheit waren. Die Geschäftsführerin konnte bei Strafe ihres Unterganges die vielen Ausfallzeiten der Frauen nicht mehr verantworten." D. D.

Hat eigentlich irgendeine Feministin an dem Freitag an die Minijobber gedacht, die an einem anderen Tag länger arbeiten werden, weil sie für den Hungerlohn auf ihre Stunden kommen müssen? Oder an die Selbständigen aus dem Kreativbereich, die an dem Tag vor ihren Computern gesessen haben, um den Auftrag fertigzustellen, den sie für die Zahlung der Miete brauchen? Was sagen sie eigentlich den Lohnempfängern, die am Monatsende fast 5 % weniger auf dem Konto sehen werden. Schon für einen Mindestlohnempfänger sind das über 70 € brutto. War das den Damen und Herren, die den Feiertag beschlossen haben, in ihrer unendlichen Güte überhaupt bewusst?

"Und da sind wir plötzlich am Kern: Unter den brutalen Bedingungen der Reduzierung des Werts der Arbeitskraft auf maximale Rentabilität rechnet sich Frau einfach nicht. Dieses Thema wird verschämt tabuisiert. Deshalb kommen die Arbeiter- und die Frauenbewegung in diesem Punkt seit hundert Jahren auch nicht voran.

Die Arbeitsanforderungen sind generell frauen-, also familien-, also menschenfeindlich. Heute wird in besseren Positionen erst recht eine flexible, rund um die Uhr zur Verfügung stehende Full-time-Kraft verlangt. Für Mütter ausgeschlossen. Für Väter eigentlich auch. Auch sie werden überfordert und deformiert, indem sie ihrem wichtigsten Lebensbedürfnis entfremdet werden: Zeit für Partnerschaft und Familie." D. D.

Feministinnen stellen nur einen kleinen Teil der weiblichen Bevölkerung dar und einen noch kleineren Teil der männlichen. Wenn wir etwas erreichen wollen, dann geht das nur gemeinsam, Frauen und Männer. Es fällt mir jedoch schwer, mit Menschen zusammen zu kämpfen, die mich ständig beschimpfen und für etwas verantwortlich machen, weil ich ein Mann bin.

"Frauen können sich nicht emanzipieren, solange die bezahlte Arbeit einzig nach Zeiteinsparung bemessen wird. Die Befreiung der Frau vollzieht sich durch die Befreiung vom Rentabilitätsprinzip. Das Kapital ist taub gegen jegliche Versuche der Aufklärung. Geld hat keine menschliche Logik. Es wird sich von dem manischen Produktivitätsstreben nicht aus humanistischen Erwägungen verabschieden. Weder im Interesse von Frauen noch von Männern. Erst wenn endgültig zuwenig Käufer das Geld verdienen können, um das von anderen rentabel Erwirtschaftete zu erwerben, wenn also der ganze Kreislauf der industriellen Warenproduktion zusammenbricht, wird das Kapital aus ökonomischen Zwängen nachgeben. Und das kann dauern…

Dazu bedarf es keiner affengeilen Verschwörung. Dies sei zur Ehrenrettung der Westmänner festgehalten. Deformiert werden alle Beteiligten. Wenn Männlein wie Weiblein dies zur Kenntnis nehmen, von ihren Feindbildern ablassen und für eine Humanisierung der Arbeitswelt — also der Welt — Zusammenwirken würden, wären wir wohl bei der Menschwerdung des Affen einen Schritt weiter." D. D.

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