Rettet den deutschen Kompost

Natürlich gehört es zur deutschen Gründlichkeit, dass Biomüll in blaue Plastiksäcke abgefüllt und pünktlich an den Strassenrand gestellt wird. Abhilfe schafft auch ein unpünktlicher Wurf in den Wald.

Zur nächsten Frühjahrssaison torfiert man wieder durch das Gartencenter, um den Todestreifen um das eigene Häuslein mit Gehölz von andere Sternen und Galaxien zu versorgen.
Ziel muss sein, dem mitteleuropäischen Gänseblümchen seine Umwelt zu nehmen. Dazu gehört ein Nur-Rasen, der von Vögeln und Käfern gemieden und von Mährobotern, die täglich um die Halme ziehen, geliebt wird. Den Rest der Fläche kann man versiegeln oder mit weißem Mondgestein belegen.

Eine ganz seltene Spezies von altmodischen und armseligen Menschen kümmert sich noch um Komposthaufen. Jene durchgeknallten Typen der Marke "bunte Latzhose" begrüßen jeden Kompostwurm einzeln, wenn es wieder wärmer wird und die Sonne den Komposthaufen zum Leben bringt.
http://i.imgur.com/W1yG3Tv.jpgDer kleine Entsorgungskreislauf hinter dem Haus oder im Garten ist aus der Mode gekommen. Laub, Rasen, Kleingehölz werden oft aus der Stadt gebracht, um die Stadt dann mit Torf und Rindenmulch zu füllen. Anders würden wir die Natur nicht mehr akzeptieren, sie muss abgefüllt und gut kiloportioniert zu kaufen sein.

Viele vergessen im Austausch der Massen, dass hier Umweltgifte frei Haus geliefert werden. Man traut der gekauften Anzuchterde mehr als dem gutsortierten Kompost.

Der Deutsche würde in seiner Verpackunsverliebtheit auch die Katze im Sack kaufen. Wenn der Inhalt noch gut riechen würde, ließe sich noch mehr davon verkaufen. Warum die Sämlinge mal nicht im Vanilleduft ankeimen oder das Immergrün in Zimterde umtopfen? "Marketing! Hier geht noch was!"

Kompostwurm Eisenia fetida dagegen wird sich fragen, warum unsere Städte und Gemeinden mehr und mehr versiegelt und weniger und weniger gemulcht werden. Kleinvieh macht auch Mist.

http://kyf.net/freitag/utb.php?d=18.11.2013