eine uralte forderung von entwaffnender erfolglosigkeit, die einzige alternative zur investition gigantischer summen in die sogenannten verteidigungsanstrengungen.
dazu ist dem alten und dem neuen dudenclub nichts eingefallen als ein paar komposita. exakt vier an der zahl. zum thema rüstung haben sie 23 gesammelt. das verhältnis ist ein getreues abbild der historischen realität.
abrüstung und frieden sind propaganda, weiter nichts, in einem system, das seit jahrtausenden auf raub und krieg angelegt ist. die staatskonstruktion ist ein erfolgloser versuch, der raub- und mordbande ein tarnzelt zu bauen.
kant hat den gedanken schon vor zwei jahrhunderten in seinem werk niedergeschrieben: »Zum ewigen Frieden«.
wenn die leutchen in der kriegsgesellschaft aufrichtig von abrüstung und frieden reden, haben sie die erinnerung an den vergangenen krieg noch frisch im gedächtnis; vielleicht ist das land erschöpft und sehnt sich wirklich nach frieden. aber das dauert nicht lange, und schon haben die hetzer wieder das sagen und jagen.
ein prominenter deutscher politiker soll nach dem nazikrieg gerufen haben, eher wolle er seine hand abhacken als eine waffe tragen. es war 1949 selbst schwierig, jemand zu finden, der den dorfpolizisten geben sollte. jede deutsche uniform war untragbar. und doch dauerte es dann nur wenige jahre, bis wieder aufgerüstet wurde. inzwischen ist die brd unter den waffenproduzenten und -verkäufern ganz vorn im globalen geschäft.und ihre soldaten kämpfen an x fronten weltweit. die kriegsgesellschaft bleibt, was sie ist.
dudens müssten, wenn sie lexikografen von format wären, das lemma richtig zuordnen zur propaganda einerseits, zum pazifismus andrerseits. die redaktionäre aber enthalten sich jeglicher zuordnung. keine zuordnung ist aber auch eine.
Kommentare 48
Lieber Helder,
je mehr ich in der Fakultät meines Lebens gelernt habe, desto mehr verstehe ich vom Verrat der Wörter über den Denker oder Nichtdenker.
Was sind das für Typen? Man kann Redaktionäre schnell wie Reaktionäre verstehen. Und frei nach Wiki, der Kaninchenzüchterverein hat einen Redaktionär. In Fortsetzung der Kombination des Wortsinns ist der DUDEN so etwas wie ein Kaninchenzüchterverein, nur nicht so harmlos, weil ohne "d"!
Das bleibt wohl unser Wunsch, dass Hören und Lesen besser durchschaut werden. Aber da ist das Bequemlichkeits-Gen: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß!
Ich schaue lieber bei Meyers nach.
Ich schaue lieber bei Meyers nach.
liebes eichhörnchen,
habe jetzt nicht gegoogelt, ob es den meyers noch gibt. hab mir mal antiquarisch den von 1908 mitgenommen. davon hat krah ein paar bände übereifrig zerstudiert...
gibt es noch einen aktuellen meyers, nachdem brockhaus vor dem internet kapituliert hat?
herzlich
helder
Lieber Helder, bei Amazon wird auch nur aus 2002 etwas angeboten, 25 Bd.
Und sonst nur ein Konversationslexikon aus 2007. Leider.
Eigentlich braucht der Duden dringend eine Konkurrenz. Vielleicht sind dort nur noch alte Herrschaften von gestern beschäftigt. Stramm rechts?
im moment lese ich dies und das über den spanischen anarchismus und bin bei meiner recherche auf den anarchisten augustin souchy gestoßen (das interview hatte ich im spiegel noch irgendwie in erinnerung).
"SOUCHY: An beidem. Man muß Realist sein, obgleich der Anarchismus als Sozialideal natürlich auch utopische Züge hat. Er kann deshalb nicht innerhalb weniger Jahrzehnte verwirklicht werden. Ich selber werde die Anarchie nicht mehr erleben. Aber sie bleibt das Fernziel der Menschheit, eine gewaltlose Ordnung anstelle der organisierten Gewalt."
gewaltlose ordnung...
liebes eichhörnchen,
Ich schaue lieber bei Meyers nach.
hattest du geschrieben. in welchem? dem von 2002 0der dem aus 2007?
die strickart der dudens untersuche ich seit über 10 jahren. habe nur ausnahmsweise etwas brauchbares darin gefunden. vor allem unverzeihliche fehler. das fängt an bei der auswahl der wörter und hört nicht auf mit den bedeutungserläuterungen. die kulturrevolution durch das internet macht sowas überflüssig. die reihen mächtiger wälzer werden liquidiert in des wortes strenger bedeutung.
herzlich
helder
Ich glaube, es geht um → diese Strategie.
Wenn der amerikanische Präsident, der es noch nicht einmal im Ansatz schafft, die Waffenlobby in den USA in die Schranken zu verweisen, die Sturmgewehre an die Zivilbevölkerung verkaufen will, von einer Zukunft ohne Atomwaffen spricht, ist das in meinen Augen so, wie wenn der Beelzebub Vorschläge macht, wie man den Teufel austreiben könnte.
Abrüstung ist im Zusammenhang mit diesen Konzepten völlig kontraproduktiv. Die Russen sollen genau wie vor Gorbatschow in die Knie gezwungen werden, indem man sie totrüstet. Dazu gehören aktive Feindbilder, die über verbale Aufrüstung als echte Bedrohung den Anlass für militärische Aufrüstung liefern auf die die Russen dann reagieren müssen. Am Anfang dieser Prozesse steht das Wort, das ist einfach so. Die europäischen bürgerlichen Eliten, zu denen auch die Redaktionen der Instanzen gehören, die festlegen, was durch Sprache als Wahrheit und was als Lüge gekennzeichnet wird werden den Teufel tun, und aus diesem Prozess aussteigen. Weil sie wissen, dass sie sich damit auch ökonomisch den Ast absägen, auf dem sie sitzen.
Die Grundlage auf der dieser neue kalte Krieg jetzt inszeniert werden kann ist das Fehlen einer vertraglichen Vereinbarung mit der damaligen Sowjetunion über das was als Osterweiterung real dann stattgefunden hat und aktuell forciert wird. Absprachen hat es gegeben:
»So sprach Genscher am 10. Februar 1990 zwischen 16 und 18.30 Uhr mit Schewardnadse, und der bis vor kurzem geheim gehaltene deutsche Vermerk hält fest:
"BM (Bundesminister): Uns sei bewusst, dass die Zugehörigkeit eines vereinten Deutschlands zur Nato komplizierte Fragen aufwerfe. Für uns stehe aber fest: Die Nato werde sich nicht nach Osten ausdehnen." Und da es in dem Gespräch vor allem um die DDR ging, fügte Genscher ausdrücklich hinzu: "Was im Übrigen die Nichtausdehnung der Nato anbetreffe, so gelte dieses ganz generell.« (Spiegel 23.11.2009: „Absurde Vorstellung“)
Die NATO noch die EU halten es für angebracht diese mündlichen Absprachen, die sich auch in anderen Dokumenten wieder finden, auf das rein formelle Argument zu reduzieren: "Es hat keine vertragliche Vereinbarung gegeben." Und jede Diskussion um diesen Punkt wird von einem deutschen Intellektuellen, der die aktuelle NATO Strategie verteidigen will, auf diese Frage runter gebrochen weden.
Da macht man nichts dran. Weil nicht wahr sein darf, dass diese Strategie verantworlich für die ganze Dynamik ist, die sich seit fast 30 Jahren im dem Zusammenhang und auf Grundlage der von amerikanischen Interessen geprägten Interpretation ergeben hat. In diesem entscheidenden Punkt scheint das völlig egal zu sein.
»Baker hinterlegte beim westdeutschen Botschafter in Moskau ein Geheimschreiben für Kohl. In dem Schreiben erklärt Baker, dass er gegenüber Gorbatschow die entscheidende Aussage als Frage formuliert habe: "Wäre Ihnen ein vereinigtes Deutschland außerhalb der Nato, unabhängig und ohne US-Streitkräfte lieber, oder würden Sie ein Deutschland im Rahmen der Nato bevorzugen, begleitet von der Zusage, dass sich die Jurisdiktion der Nato nicht einen Zentimeter ostwärts von ihrer jetzigen Position bewegt?" Baker hat vermutlich vorsätzlich die Option eines ungebundenen Deutschlands so präsentiert, dass sie auf Gorbatschow unattraktiv wirkte. Baker zufolge antwortete Gorbatschow: "Jedwede Ausdehnung der Nato wäre sicherlich inakzeptabel." Nach Auffassung Bakers deutete Gorbatschows Reaktion darauf hin, dass "die Nato in ihrer jetzigen Ausdehnung akzeptabel sein könnte"« (Zeit Online "Versprochen und gebrochen?")
Das ist die Grundlage, auf der sich die gesamte bürgerliche Elite der westlichen Welt verhält, auch die Dudens. Meiner Meinung nach, weil es um das geht, was deren Leben, Karriere, die ganze Entwicklung der letzten 30 Jahre aus- und möglich gemacht hat. Ob die sich nun liberal, links oder wie auch immer einordnen und geben: In dem Punkt sind sie alle gleich. Und sie werden weiter marschieren, auch wenn alles in Scherben fällt. Weil sie an den roten Krieg glauben, der droht und auf den sie sich schon damals mit ihren Glaubensgenossen geeinigt haben, die jetzt die Schreibstuben kontrollieren.
gewaltlose ordnung...
schön wärs. und menschenwürdig. aber leider nicht realistisch. die erde füllt sich von tag zu tag mit mehr menschen. von dem gedränge auf dem planeten merken wir spätestens etwas, wenn in der nachbarschaft neulinge in größerer anzahl zu sehen sind.
wo aber viele menschen zusammenkommen, ist ordnung und sicherheit ein unausweichliches erfordernis. kein schulhof ohne aufsicht. die ordnungshüter werden aber nicht von ungefähr von der ordnungsmacht des gemeinwesens gestellt.
die idee der anarchie ist uns sozusagen aus der vorzeit gegeben, als die menschen noch ohne ordnungshüter auskamen. es gab nur kleine gruppen, in denen sich alle persönlich kannten. das ist schon lange vorbei. mit den ersten größeren dörfern in der endphase der letzten eiszeit wurde es zunehmend unübersichtlich und das heißt gefährlich. also haben wir es seitdem mit ordnungsmächten zu tun. nur brachten die neuen schutzmächtigen ein neues problem: sie warfen sich zu etwas auf, worauf mensch gut und gern verzichten kann: herrschaft.
daher der kompromiss: transparenz für das gemeinwesen. die ordnung muss möglichst transparent sein. doch die schiere größe der gemeinwesen steht dem im wege. daher kann es für anarchisten nur heißen: die großen länder/nationen/staaten auflösen in überschaubare regionen. die sog. wiedervereinigung lief dem ziel nicht entgegen, sondern stellt sich ihm quer in den weg. ebenso die erweiterung der eu. und die globalisierung.
daher kann es für anarchisten nur heißen: die großen länder/nationen/staaten auflösen in überschaubare regionen. einverstanden: small is beautiful. denoch verzicht auf unterordnung unter aufsichts- bzw. ordnungsmächten. wenn ich auch idealisitsch-naiv-doof argumentiere, mit ist das fernziel von souchy erstrebenswert, wenn auch in weiter ferne.
einverstanden.
und es gibt längst wieder eine neue deutungsdebatte. in der nato-russland-akte steht die übereinkunft, dass die nato in den osteuropäischen ländern keine nennenswerten truppen auf dauer stationiert. und was macht das nato-gesindel daraus: rotierende bataillone in beliebiger stärke. plus raketenabwehr.
russland totzurüsten hat schon einmal funktioniert. also auf ein neues. nur: beim ersten mal sah die welt noch anders aus. es gab noch kein internet. der rassismus in den usa hielt sich noch in grenzen.
für einen herkömmlichen krieg hat die nato jetzt günstigere bedingungen. aber russland ist nur nuklear zu verteidigen. und was das für mitteleuropa und die usa bedeutet, darüber hält das merkel genauso wie obama die schnauze.
von den japanischen versuchen, den oktroyierten pazifismus loszuwerden, und von chinesischen ambitionen gar nicht zu reden.
mir ist das fernziel von souchy erstrebenswert, wenn auch in weiter ferne.
mir auch, solange wir uns einig sind, dass es das fernziel ist. wie fern, ist eine andere frage.
von dem berg an überwachungen und überrüstungen müssen wir erstmal runter. die oberkommandierenden und oberspitzel tun gerade so, als wenn die menschheit keine anderen probleme hätte als die aufrüstung für die nächste schlacht. das sind die leutchen, die ich machtkrank nenne. die sehen die welt aus ihrer kranken perspektive.
es gibt historiker und andere quatschköppe, die meinen sagen zu müssen, hitler sei ein ganz normaler mensch gewesen. also sowas wie das merkel etc. nach meinem urteil war der kleine österreicher mehr als bloß machtkrank. vor allem war die bevölkerung hierzulande insgesamt eine blökende herde. jetzt möchten die oberkommandierenden per propaganda das gleiche blökende massenphänomen produzieren. die haben eindeutig was irres im sinn. folge der machtkrankheit.
»von den japanischen versuchen, den oktroyierten pazifismus loszuwerden, und von chinesischen ambitionen gar nicht zu reden«
Davon verstehe ich leider, glaube ich, nicht genug, um wirklich kompetent mitreden zu können. "Oktroyierter Pazifismus"? Von wem oktroyiert? Und warum? Die Chinesen sind mir in der Tagespolitik sowieso ein Buch mit sieben Siegeln. Ich ärgere mich jedemal, wenn das Thema Tibet auf die Tagesordnung kommt, chinesisches Machtgebaren Taiwan gegenüber ist mir inzwischen durch JR's Blogs ein wenig geläufiger geworden, ich halte sie für ein notwendiges Gegengewicht den Weltmachtanssprüchen der USA gegenüber, aber im Großen und Ganzen wäre ich wohl überfordert, wenn ich eine Experise zu Chinas Bedeutung für Krieg und Frieden auf der Welt abgeben sollte.
Was mich im Zusammenhang mit EU und NATO interessiert ist die Unterstützung für die oben angesprochene Dynamik eben auch bei aufgeklärten Zeitgenossen. Es wird sich nichts ändern an den Trends - die auch eine, wie ich finde gefährliche Entwicklung nehmen - so lange, wie die Grundlagen dafür weiterhin bei uns auch in Kreisen salonfähig sind, die normalerweise liberale Grundsätze vor sich her tragen.
Du hast Recht. Das war mein Irrtum. Auch ich habe keinen Meyers mehr. Richtig ist, dass ich den Duden meide. Das geht schneller im Internet.
L.G.
Eichhörnchen
Was mich im Zusammenhang mit EU und NATO interessiert ist die Unterstützung für die oben angesprochene Dynamik eben auch bei aufgeklärten Zeitgenossen.
na, das ist ja mal eine vorlage: die aufgeklärten zeitgenossen.
ich frag mich dann immer, wer da denn wohl gemeint sei. hier die fc hab ich mal unvorsichtigerweise einen unaufgeklärten haufen geschimpft. das trug mir natürlich schimpf ein.
in unserer rückwärtsrepublik erwarte ich so wenig lumières wie klares wasser im sumpf. es rächt sich noch immer, dass hier herzlich wenig von der französischen aufklärung ankam. diese fröhlich unaufgeklärten teutschen waren wortkreativ mit dem hauptwort "Aufkläricht". also das, was tunlichst wegzufegen sei. was vor einer generation die bewegten studenten hierzulande den muff von tausend jahren nannten, macht die atmosphäre hier zu oft unerträglich, auch ohne die stickoxide der täuscher von vw. ich behaupte mal frech, ohne diesen unaufgeklärten bodennebel hätte der kleine blondgelockte österreicher nicht die chance bekommen, die er hatte. das irrationale fundament von credo quia absurdum nistet ja in allen winkeln und ecken.
wie wäre es sonst möglich gewesen, uns als schülern in die geschichtsbücher zu drucken und in die schädel zu drücken, dass es mal sowas gab wie den "aufgeklärten Absolutismus".
und das wäre so eine feine gelegenheit gewesen, uns schülern zu erklären, was eine contradictio in adiecto ist.
und wie hätte es jemand, der noch bei troste war, hingenommen, dass kant und nach ihm sloterdijk friederich den kriegerich von preußen in den verein der teutschen aufklärer aufzunehmen sich erdreistete.
du siehst, dass ich die großen leuchten zu funzeln verdunkle; was, wirst du dich fragen, soll dann aus otto normale unter diesen bedingungen werden.
politik oder sage ich doch besser: herrschaft ist ein unternehmen der besonderen art. da blickt kaum jemand durch. aber das großzügigstgewährte wählen der parteien, das in diesem nachfolgestaat zu beobachten war und ist, kann doch nicht anders interpretiert werden als ein missstand deutscher zustände. auf der untersten ebene zu besichtigen in den bunten blättern der königs- und kaisertreuen, der messebesucher und kaffeesatzleser oder kurz prüttschwätzer.
wollte ich noch weiter ausholen, müsste ich mich wiederholen. es steht in etzlichen blogs hier und in dem buch "Die Evolution kassiert die Kriegskultur". darin sage ich das nahe ende dieser kriegsgesellschaft voraus. entweder schafft sie sich kriegerisch selbst ab. oder der weltenlauf nimmt eine wende und lässt die kriegskultur am wegesrand zurück. eine zukunft für beide, für die pessimisten und für die optimisten.
liebes eichhörnchen,
und wie recht du hast, wenn du mir schreibst, dass ich recht habe, denn in jedem mann schlummert zumindest ein macho...
den dudens werde ich nur noch wenige male auf die finger (sc)hauen. wenn ich denen an die 2000 irrtümer, fehler und andere unzulänglichkeiten nachgewiesen haben werde, sollen sie ausgedient haben und genauso verschwinden wie andere dicke bücher.
herzlich
helder
Lieber Helder, dazu drücke ich Dir beide Daumen. Ich fühlte mich vorrangig mit subtilen Formulierungen desinformiert. Wissenschaftlich sieht das anders aus.
Beste Grüße
Eichh.
liebes eichhörnchen,
danke für deine beiden gedrückten daumen. mit dem butler aus Dinner for One kann ich sagen: I'll do my best.
herzlich
helder
Lieber Helder,
aus Zeitgründen hier nur ein herzliches Dankeschön für Deinen Einwand. Dieser, wie auch der von Paul (Pfleifel) weiter oben, kommen zur rechten Zeit. Wir können nicht anders als aufmerksam machen, immer wieder, und gegen die Herrschenden anschreiben, bis uns die Finger wund werden.
LG, CE
lieber hermann,
kann es sein, dass du dich hier auf einen anderen text beziehst? dein hinweis auf paul lässt mich das vermuten, denn paul hat hier noch keinen kommentar geschrieben.
aber gegen den machtwahn anzuschreiben, ist unsere pflicht, der wir gerne nachkommen. keine frage, wenn hier auch schon fast regelmäßig der eine oder andere troll irrlichtert.
lg hy
»ich frag mich dann immer, wer da denn wohl gemeint sei. hier die fc hab ich mal unvorsichtigerweise einen unaufgeklärten haufen geschimpft. das trug mir natürlich schimpf ein.«
Ich muss noch was gerade rücken: JR hat sich (mit Recht) gegen die Vereinnahmung seiner Position für meine Argumente verwahrt → hier. Meine Antwort darauf findet sich direkt darunter. An der meiner Position ändert sich in der Sache nichts dadurch, und an den Argumenten auch nicht.
Ich weiß ja inzwischen, dass die Aufklärung Dein liebstes Kind ist. (Nach Krah...) Und Du weißt, dass ich das skeptischer beurteile. Für ein Wort wie "Aufkläricht" bin ich Dir dankbar. Hat es das tatsächlich gegeben?
Der Bodennebel der Unvernunft hat sich allerdings durch das, was "die bewegten Studenten hierzulande" seinerzeit weggefegt haben, nicht wesentlich aufgelöst. Der Muff von tausend Jahren, über den die, und mit ihnen eine ganze Generation sich erhoben hat, ist einer Atmosphäre gewichen, die sowohl die Stickoxide von VW, als auch die Hetze und Kriegstreiberei produziert, die ja auch Dich umtreibt. Und genau das ist ja gerade das Paradox an dieser aufgeklärten Erfolgsstory: Diejenigen die angetreten waren, um die Welt zu verbessern haben sie exakt in den Punkten, die sie dazumal in den Talaren ihrer Väter kritisiert haben, noch viel unmenschlicher, irrationaler und auch unsicherer gemacht.
In dem Zusammenhang Sloterdijk zu zitieren, rät sich in meinen Augen nicht, weil der Feindbildfunktion hat, für all diejenigen, die aufgeklärt geben, sich aber, wie bereits gesagt, auf ihre Art irrationaler verhalten als das vernünftig wäre. Das hat weniger mit Sloterdijk zu tun, als mit dem Selbstverständnis der großen und kleineren Leuchten unserer gemeinsamen Gegenwart, die weder Du, noch ich alle zu Funzeln verdunkeln können. Dieser Augiasstall wird sich selber ausmisten müssen; bzw. er wird von Urkräften gereinigt werden, die jenseits von Gut und Böse, von Ratio und Absurdum, auf den Plan der Evolution treten werden. Das magst Du "credo quia" nennen, ich nenne es Ursache und Wirkung.
Sloterdijk zu zitieren, rät sich in meinen Augen nicht, weil der Feindbildfunktion hat, für all diejenigen, die aufgeklärt geben, sich aber, wie bereits gesagt, auf ihre Art irrationaler verhalten als das vernünftig wäre... ich gebe mich nicht für aufgeklärt, weil ich keine ahnung habe, was es denn bedeuten soll. aber als migrantischer fugetivo verstehe ich so viel an täuscher sprache, dass dieser kerl uns am liebsten im meer ersaufen lassen würde. nehme ich zurück, das hat er nicht gesagt. sondern:
"Wir wären ja schon mehr als zufrieden, wenn man es zur beruhigten Koexistenz brächte, zu einer freundlichen Gleichgültigkeit gegenüber der Tatsache, dass es zu viele Leute gibt, mit denen man fast nichts gemeinsam hat."
na gut, mitlerweile habe ich mich hier Peter Sloterdijk&Dalai Lama "irrational" (?) ausgelassen.
aber nassehi hat klasse mit dem täuschen filosofen "abgerechnet" (besseres täusch(en) fällt mir nicht ein):
Der Philosoph Peter Sloterdijk wirft seinen Kritikern in der Flüchtlingsdebatte Hetze und Falschlektüre vor. Eine Gegenrede Von Armin Nassehi
Ich weiß ja inzwischen, dass die Aufklärung Dein liebstes Kind ist. (Nach Krah...) Und Du weißt, dass ich das skeptischer beurteile. Für ein Wort wie "Aufkläricht" bin ich Dir dankbar. Hat es das tatsächlich gegeben?
hm, welche aufklärung beurteilst du skeptischer??
ja, das wort hat es vor langer zeit wirklich gegeben. spott von der gegenaufklärung, die es ja auch ganz offen gab.
na klar, die studenten haben nichts aufgelöst, wohl hier und da etwas gelockert. es war immerhin der autochthone beginn der brd.
"das paradox an dieser aufgeklärten erfolgsstory" kenne ich nicht. ich kenne keine aufgeklärte erfolgsstory. wo hat sie sich ereignet? hierzulande nimmer. dabei bleibe ich.
Diejenigen die angetreten waren, um die Welt zu verbessern haben sie exakt in den Punkten, die sie dazumal in den Talaren ihrer Väter kritisiert haben, noch viel unmenschlicher, irrationaler und auch unsicherer gemacht.
wer war es, der auszog, die welt zu verbessern? kritik ist sicher auch ein wenn auch bescheidener weg hin zu besserungen. nur kenne ich keine weltverbesserer aus jenen jahren, in denen ich schon dabei war. protest ist noch kein weg.
sloterdijk war wie kant mal für mich verehrungswürdig. sowas wie feindbilder sehe ich in beiden autoren nicht. ich kritisiere ihre deutschheit, ihren mangel an aufgeklärtem bewusstsein.
hm, habe noch nie von einem stall gehört, der sich selbst ausmistet...
übrigens sind selbst die strahlendsten aufklärer noch menschen wie du und ich. sie sind also manchmal unausgeschlafen oder krank. voltaire zum beispiel. der kriegt kaum einen stich beim aufgeklärten kartenspiel mit meslier.
die urgewaltigen reinigungskräfte genössen auch mein vertrauen, wenn nicht inzwischen die machtkranken schon über gewaltige urkräfte verfügten...
Hermann Theisen
Lieber Helder,
hier
Schöne Woche, CE
nun, lieber fugetivo, ich habe sloterdijk in einem atemzug mit kant erwähnt, und das in kritischer distanz, nicht positiv.
danke für den link zu armin nassehi. mir scheint soviel klar zu sein, dass sloterdijk zwar einen holländischen namen hat, aber kein verhältnis zur aufklärung, obschon sein hauptwerk nur so wimmelt von anspielungen auf die aufklärung.
weil du sagst, du verbindest nichts mit dem aufklärungsbegriff, will ich versuchen, etwas über meinen begriff zu sagen.
bei den meisten äußerungen zur aufklärung läuft es darauf hinaus, sie sei hauptsächlich wissensmehrung. oder: wer viel weiß, ist aufgeklärt. aber das ist falsch.
die europäische aufklärung (an die man meist denkt, wenn von aufklärung die rede ist) wird vereinfacht erklärt mit den rasanten fortschritten in den naturwissenschaften während der "neuzeit" (anführungsstriche wegen der untauglichkeit dieser bezeichnung).
es ist tatsächlich viel neues entdeckt worden in den wenigen jahrhunderten. astronomische kreisbahnen, blutkreisläufe etc. vernachlässigt wird dabei die andere seite der aufklärung, das ist das licht, das die friends in england im 17. jahrh. "inner light" nannten. gemeint war damit so etwas, das im dt. gewissen heißt.
für mich bedeutet die so verstandene aufklärung wirklich eine hellere welt. ich bin in einer sehr dunklen umgebung als junger mensch aufgewachsen. die "schwarzen" heißen hier die leute der katholischen kirche. deren rituale und dogmen verstand ich nicht. mit blick auf deren verbrechen aus überzeugung wollte ich davon auch gar nichts verstehen.
ja, danke für den link. der mann ist auch tatsächlich ein aufklärer in dem sinn, dass er versucht, das bewusstsein anderer ein wenig aufzuhellen. sie etwas sehen zu lassen, das sie noch nicht in den blick genommen haben.
ein tätiger, aber niemals tätlich agierender aufklärer.
Wandelgänge. Krieg und Frieden, ewig permutierend, ewig ineinander übergehend. Das ist die einzige Realität.
aber doch erst seit wenigen jahrtausenden. manche können sich noch an die herrschaftslose zeit (= millionen jahre) erinnern.
für mich bedeutet die so verstandene aufklärung wirklich eine hellere welt...bedeutet aber nicht das gaucklerische helle d?!
du kommst - auch ohne ausflug in deinen aufklärungsverständnis - bei mit klar und verständlich rüber
(trotz des fugetivos). wie dieser wunderbare satz
:hm, habe noch nie von einem stall gehört, der sich selbst ausmistet...leider kommen offenbar viele nicht zum ausmisten ihres penetranten stallgeruchs - und zu denen gehört der. s.
bin manchmal ein gaukler mit worten, nie aber ein gauckfan mit oder ohne dunkles d...
danke für dein bekenntnis oder neudeutsch feedback, dass du verstehst, was ich sage.
woher hast du das wort fugetivo? aus dem italienischen oder spanischen?
was dir stinkt am s. ist der deutsche stallgeruch, glaub ich. den kann ich auch nicht ausstehen.
Das war die Zeit vor der unheiligen Mischung aus Intelligenz und Instinkten.
fugetivo ...leider habe ich mich bei der profileingabe verschrieben ( schreibt sich richtig so (spanisch): fugitivo) und irgendwie lässt es sich nicht mehr korrigieren.
stinkt am s. ist der deutsche stallgeruch,...aber auch bei migranten, die deutscher als die deutschen sein wollen. darüber habe ich mich in meinem blog ( der kerl heißt bassam tibi) ausgelassen.brauche ich mal zum auskotzen, daher ist diese plattform unter einem gesundheitsapekt sehr wertvoll.
entschuldige, wenn ich hier möglichweise von deinem thema ablenke. ich finde eigentlich nicht, aber du entscheidest. ich will zum abschluss dir nur eine leseempfehlung geben, wenn dich folgende frage überhaupt interessiert:
„Welche und wie viele Flüchtlinge sollen wir aufnehmen?“, lautete die Frage, unter der die „Gesellschaft für analytische Philosophie“ (GAP) einen Essaypreis ausgelobt hat. Die GAP stellte damit 2015 erstmals eine Preisfrage zu einem gesellschaftlich relevanten Thema von besonderer Aktualität. Aufgerufen zu dem Wettbewerb waren Philosophinnen und Philosophen."
wenn ja, dann kannst du hier die essays der preisträger lesen:
Die Interessen der Flüchtlinge
profileingabe
eine der beiden romanischen sprachen sollte es sein. danke. aber wie und wo hast du soviel deutsch gelernt als fugitivo oder schon vorher?
eigentlich müsste eine korrektur möglich sein. aber manchmal funktioniert die maschne nicht...
die abweichung vom thema ist so minimal, dass es niemand merkt.
hab den preisgekrönten essay angelesen. aber dann fragte ich mich, wozu das gut sein soll.
meine frage ist, was die politgangster vorhaben mit der wahl für oder gegen die flüchtlingsaufnahme. wer hat merkel eingeflüstert, die grenzen zu öffnen, aber orban, sie zu schließen? beides sind machtdemonstrationen.
sind bevölkerungspolitische oder ökonomische gründe wichtig?
frage mich auch, ob die kriegstreiber flüchtlingsströme bewusst erzeugen, um sie als politische waffe zu missbrauchen.
es gäbe noch viel mehr fragen, aber kaum eine nützliche antwort.
noch mal zur französischen aufklärung: für die großen lumières war die idee der menschheit wichtig, nicht das staatsgebilde, in dem jemand zufällig geboren ist oder in dem er oder sie dann aufwächst.
auch die ganze erde war ihnen wichtig, obwohl es noch keine luftfahrt gab. das metrische system geht auf die messung der erde zurück. was diese maße und gewichte betrifft, sind die usa mit ihren barrels und miles noch weit hinterm mond.
sorry, ich fall immer wieder auf das fundament zurück...
aber dann fragte ich mich, wozu das gut sein soll. kann ich nicht für dich beantworten. mir haben sie nur gezeigt, wie wenig integre haltung die essayisten an den tag legen, wenn sie mit ihrer "sowohl als auch" oder schulmäßiger "pro und contra" argumentationsweise bloß nicht anecken wollen, und schon gar nicht abseits staats-/nationalkonformer lösungsansätze in der flüchtlingsfrage zu denken wagen.
anderseits habe ich aber auch interessante gedankenspiele herausgelesen, die durchaus spannend sind. sowohl auf der theorie- wie auch auf der handlungsebene. zumindest bieten sie einen perspektivenwechsel im flüchtlings-diskurs an. auf die menschen zu blicken, ihren (schutz-) interessen und besonders auf menschenrechte zu pochen. sich wieder auf werte/ethik zu besinnen und zu vermitteln.. und damit berühre ich deine frage:
was die politgangster vorhaben mit der wahl für oder gegen die flüchtlingsaufnahme.rage mich auch, ob die kriegstreiber flüchtlingsströme bewusst erzeugen, um sie als politische waffe zu missbrauchen.
es gäbe noch viel mehr fragen, aber kaum eine nützliche antwort. da hast du absolut recht. ich will auch nicht nützlich sein. aber eine humanitäre haltung einnehmen (zumindest zu finden!): für mich steht es außer frage: ich werde mich nicht gegen die flüchtlinge instrumentalisieren lassen. aber schon gegen die ursachen von flucht/kriegen, den ökonomischen und politischen nuztnießern und heuchlern in der flüchtlingspolitik stellen.
yuren: aber kaum eine nützliche antwort. ja, aber zu mehr bin ich nicht machtfähig!
für mich steht es außer frage: ich werde mich nicht gegen die flüchtlinge instrumentalisieren lassen.
heißt das nicht, du wirst dich nicht gegen dich selbst stellen lassen? oder habe ich etwas falsch verstanden?
du wirst dich nicht gegen dich selbst stellen lassen? so isses. bin ich mir "wert" oder? aber im ernst. ""wir" sollten uns von den politgangstern (yuren) nicht gegeneinander ausspielen lassen - meine zwischen alteingessessenen und neuankömmlingen in d. was tun: menscheln u. gutmenscheln statt bösmenscheln.
OK, man kann es auch komplizierter machen, als es ist. Eine "aufgeklärte Erfolgsstory" in dem Sinne kenne ich natürlich auch nicht. Aber das ist der Anspruch, den die nunmehr etablierten Alt 68er meines Erachtens weltweit vor sich her tragen. Und im Gegensatz zu Dir kann ich mich erinnern, dass die Absicht, die Welt zu verbessern etwas ist, mit dem ich in meiner Generation aufgewachsen bin.
Die Aufklärung als zeitgeschichtliches Phänomen beschränkt sich sicher nicht auf diesen relativ kurzen Zeitabschnitt, aber das war es im Großen und Ganzen auch schon, was der Satz von der Aufklärung, die ich skeptischer beurteile als Du ausdrücken sollte.
Ich bin, wie Du weißt, keine Leseratte und kann deswegen weder mit Kant klotzen noch vor Sloterdijk schlottern. Aber ich kann die Rolle beurteilen, die Feindbilder für ein Establishment spielen, das nicht willens (und in der Lage?) ist, die eigenen Rolle in dem historischen Prozess anzuerkennen, der zu den aktuellen Verhältnissen geführt hat. Darum ging es mir, nicht um eine emotionale oder inhaltlich philosophische Bewertung dieser zwei Ikonen aufgeklärten bürgerlichen Geistes.
In dem Zusammenhang war der "Stall der sich selbst reinigen muss" als Metapher zu verstehen; für ein System, das unter Umständen auch völlig kollabieren muss, um nach Zerstörung und Katharsis als Phönix aus den Trümmern seiner Existenz selbstgereinigt, als etwas Neues entstehen zu können.
»Eurystheus rechnete Herakles die Vollbringung der Aufgabe [die Reinigung des Augiasstalles] nicht an, weil nicht er, sondern das Wasser die Tat vollbracht habe.«
Die Wasser, treten an anderer Stelle als mythologisch als Sintflut auf, psychologisch könnte man sie als neurotische Überflutung mit unbewussten Inhalten deuten.
Das sind mythologisch und psychologisch uralte Bilder für die als Selbstreinigung bezeichnete
»Fähigkeit eines Gegenstandes oder Systems, sich eigenständig und insbesondere ohne äußeren Eingriff von Verschmutzungen bzw. von spezifizierten Stoffeinträgen befreien zu können.«
Man könnte ja auf die Idee kommen, Auflösungserscheinungen, wie sie sich in der EU beginnen zu zeigen und zu der auch die Rückkehr zu Aufrüstung und kaltem Krieg gehören könnten, seien nur Vorboten solche einer Selbstreinigung, die fast nur noch nur noch über einen Kollaps des ganzen Systems erfolgen kann.
Ebenso könnte man in Erwägung ziehen, dass sich "urgewaltige Reinigungskräfte" leider nun mal nicht an die Einteilung in gute oder böse, gesunde oder machtkranke Teile der Bevölkerung halten werden, für die sie ihre Wirksamkeit entfalten, wenn sie erst einmal entfesselt sind.
Da bin ich eine
schicksalsgefährtin, die dachte, man könnte den Fehler in der Profileingabe berichtigen. Ich meinte das Eichhörnchen in Walhalla, das in den
"Zweigen der Esche wohnt, spielt und terrorisiert das Eichhörnchen Ratatöskr."
Nun muss ich mit einem "r" zuviel leben.
Aber manchmal macht macht mir dieser unblutige Terror sogar Spaß. (***)
herzlich willkommen! bei mir ist es neben dem falschen "r" noch die legasthenie mit der ich leben muss ( für unsere kinder nicht immer einfach damit zu leben) falls es dich interessiert, was ich damit meine, dann siehe hier:
Studenten mit Legasthenie: Vom Fehlerteufel besessen
Ja, danke für diese Information, Fugetivo, das interessiert mich sehr. Ich habe keine direkte Erfahrung mit dieser Störung, weiß aber auch aus meinem Freundeskreis, in dem Studierende aber bereits im frühen Schulstadium einem Freund immer halfen. Auch er konnte studieren. Damals nannte man das noch nicht Inklusion. Ich hoffe doch sehr, dass diese Hilfen bald in allen Schulen eine Selbstverständlichkeit sein werden. Meine 11j. Enkelin besucht eine derartige Gesamtschule. Und mich beeindruckt ihre Selbstverständlichkeit, mit der sie und die SchülerInnen mit behinderten Schulfreunden umgehen und wie sie die Überzeugung, "sie gehören zu uns", vertritt. Das ist auch für diese Kinder ein unglaublicher Gewinn. Allerdings ist Schulgeld zu bezahlen und wenn mein Eindruck richtig ist, kommen sowohl die betroffenen Kinder als auch die Mitschüler aus gut situierten Elternhäusern. Aber wenn die Starken nicht mehr lernen, den Schwachen zu helfen, wer kann , soll das dann noch tun und was sind wir dann für eine Gesellschaft?
Mit besten Wünschen
Ratatöskr
im frühen Schulstadium einem Freund immer halfen..bei uns ist es "meine" frau, die auch während des studiums unseres sohnes die referate, wissenschaftlichen hausarbeiten etc. gegen liest und im bedarfsfall korrigiert ( grammatik etc.). alles neben ihrer erwerbsarbeit, was auf kosten ihrer freien zeit geht, aber was tut sie nicht allles für "die" zukunft des sohnemannnes und demnächst unserer tochter! ich bin da keine hilfe.
Und mich beeindruckt ihre Selbstverständlichkeit, mit der sie und die SchülerInnen mit behinderten Schulfreunden umgehen und wie sie die Überzeugung, "sie gehören zu uns", vertritt.
das haben unsere kinder in der staatlichen versuchschule namens reformschule bestens gelebt. also soziale kompetenz, ich nenne es mal so, haben sie wirklich durch dieses miteinander ( sog. normale und menschen mit behinderung) anschaulich vermittel bekommen - und gut so!
danke für die freundlichen worte und auch beste wünsche zurück
fuge(i)tivo
Das kann ich zwar nicht behaupten, aber ich bin trotzdem davon überzeugt, dass Deine Haltung in der Familie ein dickes Plus für Eure Kinder ist.
Besten Gruß
Eichhörnchen
die etablierten alt68er kenne ich nicht. ich habe damals die von polizisten zu pferde geprügelten studenten allerdings noch gut in erinnerung. und ihren spruch über den muff unter den talaren.
ich habe nicht mit kant klotzen und mit "grabendamm"(dt. aus niederländisch sloterdijk) schlottern wollen, sondern lediglich angedeutet, dass diese ikonen teutscher aufklärung in meinen augen keine aufklärer sind oder waren. (übrigens ist die leseratte ein typischer deutscher ausdruck von verachtung der intellektuellen. wie kann man das lesen mit ratten verbinden?)
dass das wasser in alter zeit eine aufgeladene bedeutung hatte, weiß ich. das geht bis in die gegenwart so weiter über kneipp-kuren und die naturheilkunde.
bin mal, weil ich als student zeit und interesse daran hatte, in die vorlesung eines theologen gegangen und hab mir angehört, was es historisch auf sich hat mit dem taufen der christen.
»die etablierten alt68er kenne ich nicht.«
Oh, damit hatte ich jetzt nicht gerechnet...
Darf ich Dich aufklären?
Zum Beispiel gab es einmal einen Bundesaußenminister, der hieß Joschka Fischer (Bündnis 90/Grüne) und der hatte sich seinerzeit in der Frankfurter autonomen Szene auch sehr über die Polizei geärgert. Was ihn allerdings nicht davon abgehalten hat, in seiner neuen Rolle, dann selber, vom hohen Ross herab, Weltpolizist zu spielen und Bomben auf das Kosovo abzuwerfen. Ähnlich sein damaliger Chef der Gerhard Schröder, der als Juso Vorsitzender auch noch ganz andere Töne gespuckt hat:
"Solange wir also nicht die Wirtschaft entlang den Bedürfnissen der Menschen planvoll gestalten können, solange die Entscheidung über die Schaffung von Arbeitsplätzen eine Entscheidung Privater bleibt, die den Profitinteressen eben dieser Privaten unterworfen ist, solange wird die Bedrohung kollektiver Rechte der Arbeiterklasse fortdauern."
(aus: Gegenpolitische Unterdrückung, Info für die Unterstützer des 3. Russell-Tribunals 02/1978)
Einmal etabliert hatte der keine Probleme mehr damit, den größten Sozialabbau der Nachkriegsgeschichte durchzuziehen. Verantwortung dafür müssen beide nicht übernehmen, auch keine Zusammenhänge mehr herstellen, zu dem was durch ihre Entscheidungen aus der Welt geworden ist. Warum auch, war doch alles im Rot/Grünen Bereich...
Und so wie diese, vielleicht prominentesten Beispiele, gibt es nicht hunderte, oder tausende, sondern eine ganze Generation, die nicht nur in der Politik, in den Medien, der Bildung, der Kunst, sondern überall, wo man sich so niederlassen kann als arriviertes Mitglied auf der anderen Seite der Straße, mit den Turnschuhen, die sie für ihre neuen Anzüge eingetauscht hat auch gleich das Dosenpfand zu Aldi zurück bringen durfte.
Ich kannte und kenne einige von denen persönlich und weiß, auch, aus dem was sie so von ihrem Herrschaftswissen in den etablierten Medien so öffentlich machen, dass sie im Gegensatz zu Schlotterdeich immer noch so tun, als ob ganz andere und nicht sie selber auf auf den hohen Rössern säßen, auf denen sie nun seit fast 40 Jahren durch die gesellschaftliche Manege reiten. Im Namen der Aufklärung versteht sich. Der Aufklärung, um auf den Ursprung Deiner Frage zurück zu kommen, die ich skeptisch beurteile. Die ich definitiv nicht mit der Aufklärung verwechsele, für die Du Schlotterdeich und Kant zitierst.
Vielleicht bin ich nicht ganz Dein Semester, aber ich bin alt genug um das alles persönlich erlebt zu haben. Die Hochnäsigkeit ist die gleiche geblieben, Und Rechtfertigung geschieht immer über die Abgrenzung zu Feindbildern, die diese Zustände aber gar nicht aktiv herbeigeführt, mithin auch gar nicht in dem Sinne zu verantworten haben, wie die alten Kameraden. Aber wenn mir einer von denen dann seinen Opportunismus persönlich, als "aufgeklärte Alternative" zu der Machtbesessenheit empfehlen möchte, die er nach wie vor bei allen entdecken kann, nur nicht bei solchen, die ähnliche Wege gegangen sind wie er oder sie, und die aus seiner Sicht für Kriegstreiberei und Hetze verantwortlich machen muss, weil er oder sie überhaupt nicht in der Lage ist, die eigene Rolle auch nur im entferntesten wahrnehmen zu können, dann kann und will ich das einfach nicht mehr ernst nehmen. Und in der Regel beschäftige ich mich auch nicht mehr mit dem Versuch, diesbezüglich irgendetwas erklären zu wollen, weil das einfach nur als Bedrohung wahrgenommen wird, die heftigste Reflexe und Abwehr auslösen.
Ich kann das nachvollziehen: Wenn man das ganze Leben damit verbracht hat, eine Karriere, auch das private Glück auf etwas aufzubauen, das dann solche Ergebnisse zeigt, dann stellen Ursache-Wirkung Analysen dieser Art das Fundament in Frage. Nichtsdestotrotz sehe ich es so: All diese inzwischen etablierten Alt Idealisten sind die Basis, und zumindest mitverantwortlich dafür, dass es keinen Widerstand, keine wirkliche Opposition, keine echte Alternative mehr gibt zu dem, was dazumal als Muff galt, der sich ausschließlich unter den Talaren der Väter befinden konnte.
Das ist eine der entscheidenden Grundlagen für Aufrüstung und Neoliberalismus. Auch wenn Du die in der Rolle und Funktion nicht (er)kennen magst...
Oh, damit hatte ich jetzt nicht gerechnet...
das verstehe ich jetzt sehr gut. ich hatte etwas anderes im sinn. nicht die 68er, sondern das gerede und gehetze über die leute.
für mich sind nicht die gerhards und josefs repräsentativ, aber wenn von alt-68ern die rede ist, hat man die abschreckenden muster vor augen.
dieses amalgam aus 68ern und establishment kann ich gar nicht meinen. da geht es doch nur um die cleveren typen aus der masse der 68er, die trittbrettfahrend das beste für sich selbst aus der situation herausholten.
natürlich ist so eine revolte nie aus einem guss. die mitläufer sind stets in der überzahl. fischer und schröder etc. sind auf dem marsch durch die institutionen weit gekommen, haben aber unterwegs vergessen, worum es eigentlich ging, nämlich um die überwindung des establishments der alten garde.
jan pallach hat sich nicht für die spitzbuben verbrannt.
»jan pallach hat sich nicht für die spitzbuben verbrannt.«
Na, dann verstehen wir uns ja wieder, -fein. Für die Menschen wird die Frage: "Widerstand oder Anpassung?" wohl "Schicksal" bleiben. Pauschal darüber Urteile fällen kann man sicher nicht.
Die Tat von Jan Palach ist auch heute noch erschütternd. Um so mehr, wenn man sich vor Augen hält, was in Osteuropa aus der Freiheit geworden ist, für die er sich verbrannt hat.
Für die Menschen wird die Frage: "Widerstand oder Anpassung?" wohl "Schicksal" bleiben. Pauschal darüber Urteile fällen kann man sicher nicht.
und schon verstehen wir uns wieder miss? denn die frage der menschen kann nur mit widerstand beantwortet werden. alles andere wäre ein irrtum.
anpassung käme nur als tarnung in frage. ruhe und ordnung sind altpreußische tugenden, bürgerpflicht.
»denn die frage der menschen kann nur mit widerstand beantwortet werden. alles andere wäre ein irrtum.«
Das ist mit zu pauschal. Schicksal bedeutet eben, dass man bei der Beantwortung existenzieller Fragen nicht unbedingt freie Hand hat. Zumal wenn man jung ist und sich in erster Linie noch auf das stützen und verlasssen muss, was man an Lebenserfahrung geerbt, von zu Hause mitgebracht oder in der Schule gelernt hat.
«Schicksal (von altniederländisch schicksel, „Fakt“) oder Los (ahd., mhd. (h)lôჳ „Omen“, „Orakel“), auch fatum (lat.), moira (griech.), Kismet (von arabisch قسمة, DMG qisma(t)), ist der Ablauf von Ereignissen im Leben des Menschen, die als von göttlichen Mächten vorherbestimmt (geschickt) oder von Zufällen bewirkt empfunden werden, mithin also der Entscheidungsfreiheit des Menschen entzogen sind.«
Der Eine reagiert mit Widerstand, der Andere, seinem Charakter entsprechend mit Anpassung, wieder Andere mit der Flucht in Drogen, Abenteuer oder was weiß ich. Wenn man älter wird, dann ist man vielleicht genötigt oder wünscht sich, primäre Reflexe zu modifizieren, sein Leben zu verändern, es besser zu machen. Aber obwohl vieles denkbar ist, Saulus zum Paulus werden kann, oder umgekehrt, sind viele der grundsätzlichen Weichen schon gestellt und selbst wenn man nun manches ganz anders macht, als beim ersten Mal. so ist das häufig nur die andere Seite der gleichen Medaille. Aus Kettenrauchern werden dann verbissene Nichtraucher und aus Turnschuhministern grüne Lobbyisten für die Autoindustrie.
Das meinte ich mit Schicksal, und ich glaube, es ist unendlich schwierig, wirklich etwas daran zu ändern und nicht einfach nur das gleiche Stück in einem anderen Theater aufzuführen.
Aus Kettenrauchern werden dann verbissene Nichtraucher und aus Turnschuhministern grüne Lobbyisten für die Autoindustrie.
ja, das nannte man auch schon charakter. selfish (engl.)ist das adjektiv, das mir zu j.fischer einfällt. man kann solche typen auch flexibel nennen. fatum greift mir da in die falsche kiste.