Alleinseligmachend. Unfehlbar.

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mit diesen obszönen attributen schmückt sich die römische kirche bis heute.
doch hat der globale glaubensplayer den höhepunkt seiner macht- und prachtentfaltung längst überschritten. der karneval der bunten kostümierung nähert sich dem aschermittwoch.

glanzvolle auftritte, in den massenmedien verbreitet, täuschen mehr tragende kraft vor, als da ist. der boulevard ist dem operettenhaften rest aus der feudalzeit, adel und klerus, noch zugeneigt. ein spätes echo beim tross der traditionstrottel, die nicht die marschroute bestimmen.

kritischer journalismus zeigt dagegen die alleinseligmachende immer öfter erbärmlich und nackt. wie jetzt im fall der in serie entblößenden und entblößten priester und ordensleute.
nach den enthüllungen über sexuellen missbrauch in kirchlichen einrichtungen in den usa und irland erreicht die welle der öffentlich verhandelten schandtaten des klerus auch die christlich-demokratisch geführte berliner republik.

waren es zuerst hunderttausende im elend gehaltener heimkinder in kirchlichen und staatlichen heimen der 50er und 60er jahre (vgl. Schläge im Namen des Herrn, von Peter Wensierski, 2006), so sind es jetzt zusätzlich die eher privilegierten internatsschüler, die landauf landab auf die unseligen praktiken der kirchenleute zeigen. mit dem erfolg, dass in jüngsten umfragen nurmehr ein kümmerlicher rest der bevölkerung der alleinseligmachenden unfehlbarkeit zutraut.

nach dem von den deutschen ausgelösten krieg besannen sich die mehr oder minder entnazifizierten im trümmerland aufs konkordat und, statt in sack und asche zu gehen, hängten sie sich das christliche mäntelchen um, das sie bis heute trägt. das war die historische synthese aus säkularisierung und kaiser- wie führerrausch: die konkordanz von staat und kirche in freiheitlich-demokratischer marktlage.

an einem strang ziehend gegen kommunisten und dann taliban, feiern die christlich-demokratischen regierer nun schon zwei dezennien den sieg der christen über die kommunisten, aber auch den erfolg, den exportweltmeistertitel geholt und gerade eben den ehrenvollen dritten platz im globalen waffenexport erkämpft zu haben, lediglich übertroffen von den beiden exsupermächten usa und russland.

der weite mantel der christlichkeit deckt kindertränen und panzerkanonen gleichermaßen mit allem, was dazugehört. und das schon eine ganze weile.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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