dann gibt es nur eins(1).

erzählung. die deutsche lebensrettungsgesellschaft dlrg gibt es seit gut hundert jahren. sie ist die mitgliederstärkste organisation ihrer art in der welt.

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ich schaff's nicht, durchfuhr es ihn. aber er gab nicht auf: ich muss alles versuchen.

wie man den nicht schwindelfreien auf den luftigen stufen des aussichtsturms zuruft, nicht nach unten zu sehen, so hätte ihn einer warnen müssen, sein ziel nicht aus den augen zu verlieren und auf gar keinen fall zurückzusehen. hätte er sich daran gehalten, dann hätte er es sicher geschafft.

es war nur eine sekundensache. nur eben über die linke schulter hin ein rascher blick. welchem sportler auf der zielgeraden ist das nicht schon zum verhängnis geworden! doch er fühlte erschrocken, dass er sich weit hinausgewagt hatte, zu weit. zurück lag das ufer nicht näher als voraus. seemitte.

vielleicht hatte er es geahnt, dass er sich gerade jetzt vergewissern wollte. bis zu dem augenblick hatte er das gefühl gehabt, es zu schaffen. der blick zurück warf ihn unvorbereitet mitten in den see. er hing tief im wasser und sah die entfernung zum ufer wie durch das billigste fensterglas verzerrt. bei jedem versuch, die noch zu bewältigende strecke abzuschätzen, rutschte sein blick an der dunkel glänzenden wasseroberfläche ab. zu spitzer winkel.

er schien von nun an auf der stelle zu treten. das ufer voraus schwebte wie eine fata morgana über dem wasser. es kam ihm nicht ein wenig entgegen, im gegenteil, es war der blanke hohn, wie es vor ihm zurückwich. er mochte sich noch so bemühen, es gab ihm keine chance.

ruhig bleiben, dachte er. durchhalten.

er hoffte, dem schwindel zu widerstehen. doch schon die erste beunruhigung brachte seine atem- und schwimmzüge aus dem gleichmaß. das spürte er und machte seine bewegungen unregelmäßiger. er wusste, dass er noch nie solch eine strecke zu schwimmen versucht hatte. er wusste, was für ein miserabler schwimmer er war. nur eins verstand er nicht: was zum teufel ihn dazu gebracht hatte, sein leben so einfach aufs spiel zu setzen,

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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