Die Lügenbrücke.

Propaganda: nur allzu oft lassen menschen sich beschwatzen, etwas zu glauben oder zu tun, das ihren eigenen interessen zuwider ist. diese tatsache feuert die fälscher an.

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mehr als doppelt so viele 'propaganda'-einträge im duden wie im wörterbuch der ddr. warum das so ist, soll hier nicht untersucht werden.

an dem wort scheint also etwas zu sein, was wichtig genommen wird. meist wird es aber nicht positiv verstanden, sondern "abwertend". propaganda ist die sache der bösen, der anderen, der kommunisten und der faschisten.

kapitalisten sind viel zu nüchtern, um propaganda zu machen oder auf sie hereinzufallen, ist doch klar. wirtschaftspropaganda heißt darum auch nicht so, sondern reklame oder noch besser: werbung. ihr widmet sich eine ganze branche. die wirtschaftliche propaganda ist so alt wie das marktgeschrei.

in ost und west sagt die umgangssprache, was sie unter propaganda versteht:
"das ist [doch] alles nur P. (ugs.; sind leere, lediglich der Propaganda dienende Phrasen)." (duden)
"(umg.) das ist doch alles nur P. (es steckt nichts dahinter)." (ddr-wörterbuch)

der hang zum vergangenen und etymologischen lässt dudens den ursprung des lemmas und seines verlogenen gebrauchs präsentieren:
"[gek.(ürzt) aus nlat. Congregatio de propaganda fide = (Päpstliche) Gesellschaft zur Verbreitung des Glaubens, ...]"

eigentlich muss man die bedeutung der vokabel nicht erklären, weil sie so verbreitet ist (s. umgangssprache), dass sie jede/r kennt. der grund für die alltäglichkeit von wort und sinn erhellt aus dem verlangen, sich selbst und die seinen verbal zu immunisieren gegen die sprüche und lügen der feinde (die ja stets die anderen sind), was verbal-attacken gegen die anderen nicht ausschließt.

besonders die regierenden und die parteiischen können gar nicht anders, als die welt mit ihren flüchen und verwünschungen, unterstellungen und üblen nachreden zu verfärben.

hetze ist mit hass verwandt. die medien verschaffen den lügen- und verleumdungsmeistern ideale voraussetzungen. nicht nur die nazis mit ihren volksempfängern stellten die bevölkerung unter eine berieselungsanlage; alle mächte und mächtigen üben sich in dieser kunst der missionierung.

täglich haben wir gelegenheit, das propagandagewäsch zu durchleuchten. zum beispiel jetzt gerade im ukrainegezänk.
übrigens braucht es nicht viel, um aus 'handel' 'händel' werden zu lassen. man sieht es.

schade nur, dass die mehrheitsmenschen nicht erkennen können, was dran ist an den wahlkampfparolen und den worten zum sonntag, zum montag, zum dienstag etc.
wissenschaft und sudoku sind eine gute übung, die aber oft versagt, wenn es darauf ankommt.
kritische sprachwissenschaft wäre schon empfehlenswert, wenn es genügend interesse an der wahrheit gäbe ...

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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