wissenschaft und wirtschaft florieren hier, sagt man und stellt bedauernd fest, wie arm afrika vergleichsweise ist.
tropenkrankheiten grassieren nicht in europa. noch nicht. der klimawandel könnte das ändern.
naturkatastrophen und kriege treiben die menschen dort vor sich her, machen sie zu flüchtlingen, die manchmal europa erreichen.
hier sind wirtschaft und politik militarisiert. die leitmedien hetzen und pflegen feindbilder.
das häuptlingsunwesen und der geisterglaube scheinen hier wie dort unausrottbar zu sein. kein kalenderwechsel verspricht besserung.
ich lass es bei diesen andeutungen. nicht wenige sind mehr zuhaus als ich hier wie dort.
Kommentare 15
Lieber Helder,
gut Dein Einstieg in unterschiedliche Sichtweisen. Das spielt vor allem beim Thema "Integration" eine Rolle. Für mich liegt das Problem nach wie vor an dem Selbstverständnis von Kolonisierten und Kolonialisten, bzw. an der Sichtweise aus Inferiorität heraus oder aus Superiorität heraus. Deshalb meine These: Gemeinsam, Afrika und Europa, Peripherie und Metropole, Flüchtlinge und Einheimische, den einigenden Grund fürs Zusammenleben praktisch und theoretisch erarbeiten. Unserer Superiorität gehört der Kopf abgeschlagen. Der Kolonisierte/Inferiore muss sich die "Égalité" im Kopf erarbeiten, muss sich emanzipieren. Dieser Prozess sollte gemeinsam gegangen werden, in jeder Gemeinde, in der Integration, d. h. gemeinsame Weltbürgerschaft und damit friedliches Zusammenleben angestrebt wird.
LG, CE
Unserer Superiorität gehört der Kopf abgeschlagen. Der Kolonisierte/Inferiore muss sich die "Égalité" im Kopf erarbeiten, muss sich emanzipieren.
lieber hermann,
du spielst hier aber mächtig den zimmermann - mit der axt in der hand. köpfe abschlagen ist auch bildlich verboten. was der is da im us-züchtungsprogramm vorexerziert, ist abbild des abschaums. lassen wir die wüste da, wo sie ist!
ich will doch nur sagen, dass europa alles andere als emanzipiert ist. vom aufbruch der aufklärung keine spur. aufgeklärte menschen sind in der ganzen welt zuhause, nicht in europa allein, wenn das auch gern behauptet wird. hier hausen bloß die kinder und kindeskinder der alten kolonisierer.
der blick der aufgeklärten auf europa ist so duster wie derselbe auf andere kontinente.
wenn schulz sagt, europa stehe am abgrund, meint der aber was ganz anderes. sein kartenhaus.
Mit den besten Wünschen zum Jahr 2016 an Euch und alle DF-LeserInnen, möchte ich hier gerne mit einem guten Gefühl beginnen, aber Schäuble u. Co. vermiesen auch jede Hoffnung!
Sie erklären ohne Umschweife ihre Kriegsbereitschaft! Dieser Geizkragen, der eher Menschen verhungern lässt, bevor er von seiner schwarzen Null um einen Cent abweicht, schreit nach EU-Bewaffnung und z. v.d.L. Müsste man soviel sagen, wie man gar nicht schreiben kann. Als kath. (?) Christ zum Fest des Friedens unterstreicht er die Brutalität seiner Politik.
"hier sind wirtschaft und politik militarisiert. die leitmedien hetzen und pflegen feindbilder."
Lieber Helder, Dein Wissen der Wahrheit trifft mich tief. und, Lieber Costa, Dein Denkanstoß, Kernpunkt "Integration" die eigentlich eine humanistische Selbstverständlichkeit sein sollte im Sinne von Gemeinsamkeit einer Großfamilie, wurde zur Heuchelei entkernt.
Für mich sind die USA nie ein Leitbild gewesen! Aber sie sind inzwischen in ihrer neoliberalen Militanz zum Dämon der Unmenschlichkeit geworden. Sie integrieren nicht einmal ihre eigenen Bürger und was sie diesen antun, verschweigen unsere "Atlantiker", sonst würden sie uns informieren, über die vielen amerikanischen Obdachlosen, die im Alter nicht nehr ihre bezahlten Häuser behalten, weil sie die hohen Steuern nicht mehr aufbringen können und in Autos leben. Wer kann sich vorstellen, dass in Austin, immerhin die Hauptstadt Texas, eine 2oj. Mutter ihr 2 j. Kind, obdachlos, in einem überhitzten Auto (zw. 3o u. 4o°) nach stundenlangem Aushalten ohne Essen u. Trinken in sinnloser Verzweiflung das weinende Kind gegen die Autotür schlug u. dabei tötete? Sie ist im Gefängnis! Aber soziale Integration ist ein Teufelszeug, eine Familienpolitik wird nicht gemacht. Man ist mit den Kriegen in diesen nicht genehmen Gesellschaften voll beschäftigt. Und damit diese bezahlbar bleiben, wird auch das Militär gezielt privatisiert, mit Abstrichen, so weit wie möglich. Und wir machen auf allen Ebenen mit! Furchtbar.
Unsere Leitmedien werden uns das wahre Amerika nicht verraten. Das erfährt man auf dem privaten, nicht Touristen-Vorzeigeweg! Wie aber sind amerikagläubige Menschen zu überzeugen, für die ihr Glaube ein Dogma ist? Bei der relativitätsthese kommen wir wohl nicht an USA vorbei.
liebes eichhörnchen,
herzlichen dank für deine guten wünsche und mehr zum neuen umlauf der erde um die sonne, die gerade verschwunden ist hinter dicken wolkendecken hier.
du klagst die usler und ihre lakaien in berlin zu recht an. die haben schon soviel milch verschüttet, dass niemand sie mehr aufwischen kann. die am lautesten die demokratie einfordern, tun selbst das glatte gegenteil von andersdenkende gelten lassen. aber neben diesem hauptfehler machen sie auch noch weitere, so dass wir hoffen können, dass sie sich verrechnen und verrennen. nichts aber hindert uns, das nächste jahr mit erwartungen zu beginnen, die hoffentlich wenigstens zum teil in erfüllung gehen. ich hab mich gefreut, als ich deinen eintrag sah. was du schreibst, ist leider wahr. hoffen wir auf bessere zeichen fürs kommende jahr.
lass es dir gutgehen.
herzlich, helder
Lieber Helder,
sicher, das "Kopfabschlagen" hätte ich in Anführungsstriche setzen müssen, obwohl der Begriff an sich ganz abgschafft gehört.
Du hast Recht: Europa gehört "auf den Prüfstein" gestellt. Aber bei allem Schimpfen auf Obrigkeiten und Wirtschaft: Die Zivilgesellschaft ist gefragt. Meine Güte, warum lassen wir Kanaillen wie Schulz, Schäuble, Merkel munter wirtschaften?
LG, CE
Liebes Eichhörnchen,
wenn ich mich denn einmischen darf: Der Schäuble zertrümmert immer dann Geschirr, wenn die Menschlichkeit etwas auf den Deckel braucht und Onkel Sam Vasallentreue einfordert. Aber das Volk jubelt in Zustimmungsquoten wie eh und je gehabt.
Lassen wir uns davon nicht irre machen und gehen aufrecht in ein 2016.
Dir alles Gute, CE
Ein beträchtlicher Teil der Großtiere bildet hierarchische Gemeinschaften. Dominanz- und Unterwerfungsverhalten sind angeborene Verhaltensmuster, die zur Stabilität dieser Arten beitragen. Sie zeigen sich auch im menschlichen Verhalten. Sicher ist es – wegen der Überlagerung und Priorität des familiären Kleingruppenverhaltens, das stärker durch angeborenes Solidarverhalten gekennzeichnet ist, wie ich annehme – weniger in tierischen und menschlichen Kleingruppen zu finden, aber selbst bei englebenden tierischen Kleinfamilien ist Hierarchielosigkeit eine extreme Ausnahme. Übrigens muß man sich klarmachen, daß Machtordnung und Solidarordnung zwei Paar Stiefel sind, die in jeder Kombination auftreten können. Familien und Kleingruppen können gleichzeitig extrem hierarchisch und solidarorientiert sein. Gerade im Sexualverhalten zeigen sich unübersehbar Konkurrenz und Positionsrangeleien, die freilich im Alltag weitgehend suspendiert sein müssen. Im Tierreich gibt es das Matriarchat, Neutralität und das Patriarchat, letzteres überwiegt deutlich. Wollen wir die Gleichheit von Mann und Frau, und dazu bekenne ich mich, dann bedarf es einer kulturellen (= unnatürlichen) Entwicklung, sie ist mit unserer Natur kompatibel, aber nicht das Naheliegende. Sie kann nur das Ergebnis unserer Entscheidungsfreiheit sein, nicht eines naiven Zurück zur Natur.
Zurück zum Allgemeinverhalten, wovon das Sexualverhalten nur ein Teilaspekt ist. Hier gilt nach meiner Vorannahme das Gleiche, das würde erklären, warum es in der Familienorganisation oder Clangesellschaft vielleicht weniger hierarchisch zuging, aber nur, weil es weniger Ordnungsbedarf unterschiedlicher Verhaltensebenen gab, nicht, weil die Integration größerer Menschenmengen den Einzelnen etwa böse machen würde. Den von mir oft ins Spiel gebrachten Unterschied von Macht- und Kompetenzelite lasse ich einmal unberücksichtigt. Allerdings, und da sind wir wieder bei der natürlichen Sozialität, muß man annehmen, daß Binnensolidarität mit Außenaggressivität einhergeht. Und mit einer Entwertung des Nichtzugehörigen, Fremden. Das Tierreich bietet da eindrucksvolles Anschauungsmaterial. Die sozialen Aggregationen sind zunächst Manifestationen von Gruppenegoismus. Der kann in einem zweiten Schritt abgemildert werden durch Vernunft, durch die langsam dämmernde Einsicht, daß Kooperation im Vergleich zum Kampf im Durchschnitt allen mehr nützt.
Wenn wir auf den heutigen Zustand der Welt schauen, sind wir mitten in diesem Konflikt zweier gegensätzlicher Tendenzen, der Ausbildung von Gruppenegoismen und einer Gegenbewegung der Herausbildung der Idee des einen Menschen, wie es Costa so schön sagt (und die USA sind die reinste Form der ersten Tendenz, wie Ratatörskr bemerkt, wenngleich auch sie total gespalten sind). Gruppenegoismus und Doppelmoral der Menschen sind natürlich und universell, selbstverständlich blühen sie besonders bei den Herrschenden und den (sich selbst so empfindenden) Profiteuren von Herrschaft auf. Der einzige Grund, warum ich etwas großzügiger, weniger verbittert auf unsere Mitmenschen schaue als Du, ist, daß ich mehr bereit bin, den Menschen so zu nehmen, wie er ist, mit seiner tierischen Natur wie der stümperhaften kulturellen Marke Eigenbau. In diesem milden Licht sehe ich dann, daß seine erste Natur genügend Spielraum für ein vernunftgeleitetes Leben bietet, daß er sich von seiner zweiten Natur, dem Kapitalismus und insbesondere der kapitalistischen Ideologie im Kopf, befreien, und daß er im Rahmen der ersten Natur eine autonome Kultur konstituieren kann.
Du siehst, lieber Helder, ich teile Deine manchmal geäußerte Bewunderung einer angeblich freundlichen, hierarchiefreien, nach innen und außen solidarischen menschlichen Urgemeinschaft nicht, und ich bezweifele dementsprechend Deinen Radikalpessimismus gegen den status quo, der mir allerdings noch weit von der Resignation vieler FCler entfernt zu sein scheint, hältst Du doch an der Idee der Aufklärung fest. Ich denke, es ist falsch, die Menschheitsgeschichte nur oder bevorzugt als Unheilsgeschichte zu sehen, das ist sie auch, aber das ist weniger als die halbe Wahrheit. So schreibe ich gegen die Behauptung der Realitätsferne der Perspektive einer emanzipierten, autonomen, solidarischen Weltgesellschaft an. Wer will widersprechen, daß ich hoffentlich damit recht behalte?
Meine Güte, warum lassen wir Kanaillen wie Schulz, Schäuble, Merkel munter wirtschaften?
das muss man sich tatsächlich fragen, lieber hermann. ja, warum sind wir in die bahn der gnuherde geraten, die nur eins kennt: rennen richtung gras.
die hornochsengesellschaft benimmt sich auf ihrem wachstumskurs ganz ähnlich. trampelt alles platt auf ihrem weg.
die von dir genannten exemplarischen figuren bewegen sich wie somnambule. man darf sie nicht ansprechen auf ihren gratwanderungen, sonst stürzen sie ab. lässt man sie aber gewähren, reißen sie alles mit in den abgrund. was tun?
die historische auflösung war die revolution. aber meist war das nur eine kurzfristige entspannung. im zeitalter der wissenschaft brauchten wir gesellschaftsversuche - mit einwilligung der jeweiligen bevölkerung im versuchsgebiet. bezahlt und kontrolliert von freiwilligen teams, aber auch von der bevölkerung der ganzen erde. denn für deren zukunft findet der versuch statt. die utopie nimmt dann realistische züge an.
alles andere halte ich für spielerei oder gestriges.
lg hy
Dominanz- und Unterwerfungsverhalten sind angeborene Verhaltensmuster, die zur Stabilität dieser Arten beitragen. Sie zeigen sich auch im menschlichen Verhalten.
lieber wolfgang,
irgendwie habe ich den eindruck, dass wir bei wechselnden themen doch wieder um eine frage kreisen, vor allem um das muster der menschlichen gesellschaft.
wenn du nun hier schreibst, das tierische system der dominanz und unterwerfung spiele auch in der gesellschaft der menschen eine rolle, so kommt mir der gedanke weder neu noch prinzipiell falsch vor. wir leben ja schließlich in so einer gesellschaft, die wie ich gern sage vom militär ihren stempel trägt. kaum irgendwo in der gesellschaft sind die rangabzeichen und das rangverhalten so tierisch auffällig wie beim militär.
wenn ich aber ein paar tage in der menschheitsgeschichte zurückblättere, sehe ich den schamanen etwa bei den inuit nicht in der rolle des häuptlings, sondern eher in der eines nothelfers, der außerhalb der notzeiten gleicher unter gleichen ist.
wobei ich zugeben muss, dass gerade bei den inuit die rolle der frau alles andere als gleichberechtigt war. das führe ich aber auf die anpassung an die widrigen lebensumstände zurück, die eine erste arbeitsteilung erzwangen.
kurz, für mich hat der fortschritt in richtung zivilisation ein janusgesicht. einesteils positive entwicklung in sachen medizin und überhaupt wissenschaft und aufklärung, andrerseits negativ der immer härter geführte konkurrenzkampf der gruppen und mächte bis zum totalen krieg. und dieser vom militär bestimmte krieg und kampf bescherte uns zivilisierten in der gesamtgesellschaft das tierische rangverhalten, das im glatten und unheilvollen gegensatz steht zum kompetenzvorrang.
Gruppenegoismus und Doppelmoral der Menschen sind natürlich und universell, selbstverständlich blühen sie besonders bei den Herrschenden und den (sich selbst so empfindenden) Profiteuren von Herrschaft auf.
nach dem von mir oben gesagten kann ich der natürlichkeit und universalität des rempelns nicht viel abgewinnen. ich sehe das vielmehr als beweis der rebestialisierung im zuge der zivilisation. siehe meine lehren aus dem studium der sogenannten naturvölker. nicht nur der inuit.
und ich bezweifele dementsprechend Deinen Radikalpessimismus gegen den status quo, der mir allerdings noch weit von der Resignation vieler FCler entfernt zu sein scheint, hältst Du doch an der Idee der Aufklärung fest.
wenn du den bestimmten artikel setzt vor Idee der Aufklärung, dann frage ich mich, welche idee du wohl meinst. wie gesagt sehe ich die geschichte der zivilisation zweigeteilt, zum positiven ist meine vorstellung von aufklärung zu rechnen. ich lasse sie nämlich nicht erst im "Zeitalter der Aufklärung" einsetzen, sondern bereits im geschehen der menschwerdung. sprache ist der beweis. tiere haben, soviel wir wissen, keine vergleichbare sprache.
allerdings sehe ich das ende der rebestialisierung nicht, damit steht das ende der menschheit in aussicht. pessimismus oder realismus, das ist hier die frage.
Wer will widersprechen, daß ich hoffentlich damit recht behalte?
ich nicht. vielmehr wünsche ich dir und uns, dass du recht behalten mögest. mit anzeichen dafür schon in 2016!
lg
Lieber Helder,
Dein Vorschlag mit den Modellversuchen ist der einzig gangbare Weg. Nur so kann es laufen. Das muss nach dem "trial and error"-Prinzip erfolgen, um sich peu à peu an eine neue Gesellschaft heranzutasten und die Zweifler von einer Wende zu überzeugen.
Stell Dir vor: Ich wachte in frühen Morgenstunden auf und musste mich vor Lachen biegen, bis mir der Bauch weh tat. Ich hatte einen Traum, der dann beim Wachsein weitergesponnen wurde: Merkel im Kanzleramt bei der Vorbereitung der bedeutungsschwangeren Neujahrs-Rede an das Untertanenvolk. Da geschahen dann seltsame Dinge. Vielleicht schreibe ich einen kleinen Einakter darüber, wenn mir das bei Lachkrämpfen gelingen sollte.
LG, CE
Merkel im Kanzleramt bei der Vorbereitung der bedeutungsschwangeren Neujahrs-Rede an das Untertanenvolk. Da geschahen dann seltsame Dinge.
komisch ist das wirklich auch, lieber hermann. aber mich kann das treiben der tanten und onkel statthalter in berlin nu gar nicht amüsieren. stell dir die queen in einer ähnlichen situation vor! ist da was zum lachen dran? oder eher was zum weinen?
zur neuen gesellschaft hab ich in dem von felix rezensierten buch mehr geschrieben.
lg hy
zur neuen gesellschaft hab ich in dem von felix rezensierten buch mehr geschrieben.
Wo steht das?
das steht hier in der fc online. ich glaube, seit heute. muss es aber selbst noch suchen, nachdem ich heute mittag beim lesen unterbrochen wurde.
… nicht in der rolle des häuptlings, sondern eher in der eines nothelfers, der außerhalb der notzeiten gleicher unter gleichen ist.
Das kann man so sehen. Wobei die Nichtnotzeiten keine des Überflusses, sondern solche der ungefährdeten Reproduktion, Bestandserhaltung waren. Und ich bin sicher, daran hat sich bis heute nichts geändert: wenn wir in eine durch eine Naturkatastrophe bedingte Notsituation geraten, rücken alle zusammen, und es gibt die Nothelfer (= Häuptlinge in der Krise), die nach dem Desaster wieder Gleiche unter Gleichen sind. Und sogar die machtgeilen Drohnen, die wir uns als Politiker leisten, werden zu Nothelfern oder versuchen es wenigstens. Naturkatastrophen führen zur Identifikation und Solidarisierung der Menschen. Ganz anders im Falle der selbstverschuldeten Katastrophen. Wo verschiedene Identitäten (Gruppenegoismen) gegeneinanderstehen, wird im Konfliktfall die Schuld immer bei den anderen gesucht, einem Schließen der Reihen im Inneren der Parteien korrespondiert eine Polarisierung, dieses soziale Unglück, zB der Krieg, spaltet die Menschen nur noch unversöhnlicher. Da muß man sich über die verheerende Wirkung religiöser oder nationaler Identitäten nicht wundern.
das führe ich aber auf die anpassung an die widrigen lebensumstände zurück
Du sagst es. Die Hierarchie ist nicht Folge von Willkür, sondern von Not-wendigkeit, wie bei den Tieren. Die Freiheit zur willkürlichen Über- und Unterordnung beginnt mit dem Überfluß, dann muß nicht mehr solidarisch gehandelt werden. Man hat die Wahl, man kann den Surplus privatisieren, und man kann das ungerecht finden. So kommt das Gute und das Böse in die Welt. Die Gesellschaft entwickelt sich mit dem produktiven Überschuß, auch als moralisch-unmoralische Veranstaltung. Also: Ja, es ist eine janusköpfige Entwicklung. Ich übernehme lieber den Begriff der Dialektik, weil er treffend die Dynamik aus dem Widerspruch beschreibt, die zwei Seiten der Medaille sind mir zu starr.
wenn du den bestimmten artikel setzt vor Idee der Aufklärung, dann frage ich mich, welche idee du wohl meinst.
Ja, meinen wir denn nicht dasselbe? Erhellendes Denken gibt es, seit es Denken gibt, da hast Du recht. Aber das einzigartig Neue der französischen Aufklärung ist doch gerade, daß es nicht eine (partielle), sondern die Aufklärung, das Prinzip der keine Grenzen anerkennenden Aufklärung ist, das Wissen um seiner selbst willen, eine Aufklärung, die nicht vor der Selbstaufklärung haltmacht, wie schmerzlich auch immer die sein mag. Eine fortgesetzte Kritik des naiven und ideologischen Denkens und vor allem der nicht vernünftig begründbaren herrschenden Verhältnisse. Man darf nicht Aufklärung mit dem Siegeszug der instrumentellen Vernunft (ein gänzlich falscher Vernunftbegriff) verwechseln, die Rationalität im engeren Sinne meint. Diese Rationalität ist die Hure aller möglichen Interessen. Zwar stehen sich Aufklärung und Rationalität nicht beziehungslos gegenüber, bspw Descartes kann als gemeinsamer Ahne gelten. Aber sie dividieren sich stark auseinander, die Philosophie unterscheidet Verstand (Raisonnement) und Vernunft. Für die schmerzvolle Kompromißlosigkeit des Wahrheitsanspruchs stehen auch Prometeus und Sokrates, die den Preis für die Weitergabe des Wissens zu zahlen bereit waren. So kann man schon im klassischen Griechenland die Vorläufer der Aufklärung erkennen, aber ansonsten, wo wurde vorher dieser universelle Anspruch an das Denken gestellt?
… sondern bereits im geschehen der menschwerdung. sprache ist der beweis.
Ich stimme Dir zwar zu, muß aber auf eine kleinen Widerspruch zu Deiner Argumentation in einem früheren Beitrag hinweisen. Dort hattest Du mir vorgehalten, daß Mittel nicht wertneutral sind, daß etwa Atomkraftnutzung darum unter keinen Umständen statthaft sei. Nun ist aber die Sprache ein unglaublich effektvolles Manipulationsinstrument, ich wage zu behaupten, sie ist heute in den demokratischen westlichen Staaten das mächtigste Herrschaftsmittel überhaupt. Ich möchte etwas präzisieren: es ist nicht einmal die Sprache als Mittel in den Händen von Volksverführern und -betrügern, sondern Sprache als sozialer Tatbestand. Und daraus ist kein Verdikt gegen die Sprache abzuleiten, sondern die Erkenntnis, daß wie die technische Zivilisation auch die Sprachentwicklung durchaus ambivalent zu sehen ist. Du selbst thematisierst doch immer wieder sprachliche Mißbildungen und Fehlinformationen. Auch die Sprache steht im Dienste von Aufklärung wie Gegenaufklärung, von Macht und Widerstand. Eine universelle Aufklärung hat auch da hinein das Licht zu bringen.
Ganz unambivalent: liebe Grüße.
Auch die Sprache steht im Dienste von Aufklärung wie Gegenaufklärung, von Macht und Widerstand.
klar, das ist nicht gemeint oder in frage gestellt, wenn ich sprache als beweis der mit dem menschen gewachsenen aufklärung anführe. ich nannte sprache als synonym oder beweis für die menschwerdung. dachte dabei nicht an den gegenwärtigen sprachgebrauch. dachte an das verständigungsmittel, nicht an das manipulationsmittel.
als mensch noch im übergang sich befand vom tier zum menschen, war ein gruppenstärkendes mittel die sprache, die wahrscheinlich zuerst gebärdensprache war. dazu kam als ein zweiter pfeiler der menschwerdung das urgewissen. entschuldige, wenn ich solche begriffe hantiere, als wenn sie selbstverständlich wären. kurz: es wird regelmäßig von vorfällen berichtet, bei denen ein mensch einem unbekannten spontan das leben rettet. etwa bei einem brand oder am wasser, in dem ein ertrinkender versinkt. die spontane lebensrettung ohne rücksicht auf eigenes risiko ist ein reflex, eine solidarische handlungsweise, die im widerspruch steht zur normalen abwägung von nutzen und schaden. die spontaneität ist ein hinweis auf die ursituation, in welcher der mensch zum menschen wurde, in der selbstverständlichen hilfeleistung.
weiß nicht, ob dir die andeutung genügt, das urgewissen als teil des humanen repertoires zu sehen. als genetisches päckchen.
Und ich bin sicher, daran hat sich bis heute nichts geändert: wenn wir in eine durch eine Naturkatastrophe bedingte Notsituation geraten, rücken alle zusammen, und es gibt die Nothelfer (= Häuptlinge in der Krise), die nach dem Desaster wieder Gleiche unter Gleichen sind.
du denkst jetzt nicht an schröder in gummistiefeln an der elbe oder mrs mörkel mit einem spruch an der donau. schamanen waren nie häuptlinge. sie spielten in der not nur eine spezielle rolle. eher mit einem priester vergleichbar.
wenn es heute zu einer naturkatastrophe kommt, ist die hierarchie nicht außer kraft gesetzt. übrigens kennen wir hierzulande keine wirklichen naturkatastrophen. es wird nur so getan als ob. in wahrheit sind die einzugsgebiete der großen ströme in jahrhunderten so verändert worden, dass bei starkem niederschlag das wasser nicht mehr versickern kann. es fließt an der mehr oder minder versiegelten oberfläche ab. auch sind die alten überflutungsauen so eingeschränkt, dass das wasser nicht mehr ausweichen kann. das ergebnis nennt man jahrhunderthochwasser, auch wenn es öfter vorkommt als einmal im jahrhundert. (sprache als manipulationsmittel.)
sogar die machtgeilen Drohnen, die wir uns als Politiker leisten, werden zu Nothelfern oder versuchen es wenigstens.
die tun doch nur so. es wird von ihnen erwartet, und sie machen wahlkampf für sich, sprich: propaganda.
Wo verschiedene Identitäten (Gruppenegoismen) gegeneinanderstehen, wird im Konfliktfall die Schuld immer bei den anderen gesucht,
da machst du ein sehr großes fass auf, lieber wolfgang.
ohne identitäten kann mensch nicht sein. aber mit identitäten wird er leicht zum scheusal, zur schreckgestalt. obwohl wir das wissen, lassen wir die bildung irrer identitäten zu, als wäre das ein unverrückbares naturgesetz. mit der identität entsteht das, was milgram über den eintritt einer person in eine große organisation verband. die person gibt ihr gewissen an die große organisation ab und erhält ein neues. hooligans suchen und finden ihre identität in der gruppe und bekämpfen die hooligans des gegnerischen vereins. ein mechanismus.
Da muß man sich über die verheerende Wirkung religiöser oder nationaler Identitäten nicht wundern.
tja.
Die Freiheit zur willkürlichen Über- und Unterordnung beginnt mit dem Überfluß,
hm, willst damit umschreiben, dass jemand sich etwas nimmt und mit zähnen und klauen verteidigt, während andere leer ausgehen?
das einzigartig Neue der französischen Aufklärung ist doch gerade, daß es nicht eine (partielle), sondern die Aufklärung, das Prinzip der keine Grenzen anerkennenden Aufklärung ist,
eben keine grenzen anerkennende aufklärung. grenzenlos ist sie auch in der zeit, meine auffassung von aufklärung. sie beginnt mit dem menschen. und noch etwas unbedingt dazu gehörendes, was gern übersehen wird, besonders wenn hierzulande von der aufklärung die rede ist: nicht nur die mehrung des wissens, nein, auch die weitung des gewissens ist wesentlicher bestandteil der französischen und europäischen aufklärung. für die abschaffung der todesstrafe stritt zuerst ein italiener usw. das programm gegen wahn und gewalt ist mehr als die früher in den schulen erklärte stoßrichtung gegen vorurteile und unwissenheit.
ganz unorthodox führe ich gern die leistungen einer hierzulande nicht anders denn als sekte bezeichneten gruppierung an, friends, genauer: society of friends genannt. sie wurden schon von voltaire gelobt. aber ihre berufung auf das "inner light" weist sie als aufklärer aus, die nicht dem newtonschen wissen verpflichtet waren, sondern ihrem gewissen (in bezug auf gleiche rechte von mann und frau, auf bessere bedingungen in gefängnissen, auf abschaffung der sklaverei, der todesstrafe, des kriegsdienstes etc.)
das war jetzt einmal quer durch den garten...
lg