Frontal

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

es waren natürlich linke lehrer/innen, die in den wilden 70er jahren zweifel an der rationalität der verkehrspolitik streuten. luft- und straßentransport kriegten die schlechtesten noten wegen des viel zu hohen energieverbrauchs, schienen- und schiffstransport dagegen schnitten gut ab, weil ihr energieverbrauch geringer war.
aber vergessen wir das schnell. das waren eben die wilden 70er. das muss man nicht unbedingt wieder nach einer generation ausgraben.

natürlich war es auch wieder ein linker spinner, der die lustige kutsche verkehrspolitik noch grundsätzlicher anpackte. das (west)europäische transportsystem, sagte der, sei nach dem falschen vorbild der usa auf auto und flieger fixiert. was in einem kontinentweiten und dünn besiedelten land schon nicht ganz richtig, wenn auch ein wenig verständlicher sei, müsse im dicht bevölkerten (west)europa zum fiasko werden.
verstädterung fordere den massentransport von gütern und personen, der individualverkehr ende unausweichlich im stau. die unkritische übernahme der us-amerikanischen standards habe vor allem den öl- und autokonzernen genützt - auf kosten der allgemeinheit (siehe z.b. die unfallstatistik).
aber wie gesagt, das war wieder so ein linker vogel, womöglich von flugangst und autohass verfolgt und getrieben.

daneben gab und gibt es aber auch leutchen, die nicht gleich das große ganze über bord werfen wollen, sondern sehr konkret aus einer bestimmten bösen erfahrung heraus an dieser bestimmten stelle besserung erwarten.
so ist es im vergangenen jahr zu auffallend vielen frontalzusammenstößen auf den straßen gekommen, mit, wie zu erwarten, meist schrecklichen folgen.
experten untersuchen das unfallgeschehen und rätseln, oft ergebnislos, warum das eine fahrzeug auf die andere straßenseite wechselte. nicht wenige direkt oder indirekt betroffene fragen sich, ob mensch sich solches rätseln nicht besser ersparen sollte durch maßnahmen, die den spurwechsel weitgehendst verhindern. z.b. dadurch, dass der doppelstreifen in der mitte der fahrbahn zur regel gemacht und möglichst viele streckenkilometer doppelstreifen durch massive mauern ersetzt würden. die grausamen fahrfehler zum leidwesen unschuldiger im gegenverkehr könnten so minimiert werden.
im sinne der achtung der menschenwürde dürften keine kosten gescheut werden, sagen sie.

wenn allerdings jemand aus den laxen kontrollen und den weithin fehlenden trennwänden in der straßenmitte den schluss zöge, die verantwortlichen politiker/innen, besonders die verkehrsminister/innen, seien zumindest wegen fahrlässiger tötung in serie anzuklagen und hart zu verurteilen, handelte es sich vermutlich wieder um so einen linken quertreiber, den niemand ernst nehmen dürfte.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden