Gewichtige Leut

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während der allerlängsten zeit der menschheitsgeschichte war schmalhans küchenmeister. hierzulande endete die natürliche knappheit für die meisten in den fressorgien des wirtschaftswunders, als der dicke mit der zigarre den neuen kurs bestimmte.
aber bis heute ist für gut ein drittel der weltbevölkerung das verhungern noch eine reale möglichkeit.

vor dieser kulisse erscheint die tatsache begreiflich, dass wohlgenährte bis übergewichtige leute bis vor wenigen generationen weltweit diejenigen waren, die über reichlich ressourcen verfügten, schlicht wohlhabend waren und um ihr täglich brot und bier nicht bangen mussten.
fürsten und bürgermeister z.b.waren oft von stattlicher statur, auch ohne barocke klamottenmoden barock. sie nämlich, die edlen oberhäupter der gesellschaft waren allein im besitz des jagdrechts und hätten daher allein wie die inuit in der arktis beten können: unser täglich fleisch gib uns heute.

der nimbus der bedeutenden leibesfülle ist längst verflogen, wenn man obama heute sieht. in der westlichen überflussgesellschaft ist das übergewicht längst kein ausdruck sozialer oberklasse mehr, sondern in der regel ein zeichen mangelnder disziplin und/oder ernährungswissenschaftlicher ahnungslosigkeit.
und auch die dicken autos der dicken deutschen zeugen nicht gerade von zeitgemäßheit und überfliegender intelligenz. immerhin verdanken wir den schlanken staat den dicken, wem sonst?

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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