Armsal-Tours

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Im Rahmen der Aktion Urlaub für 15,- Euro am Tag besuchen wir heute das Mitteldeutsche Druck- und Verlagshaus in Halle/S. Nach einer kleinen Einführung in die Geschichte und einer Sicherheitsbelehrung geht es los. Das fünfstöckige Redaktionsgebäude stammt aus den 60-er Jahren. Walter Ulbricht kam zur Einweihung, damals hieß das Blatt noch "Freiheit" und war SED-Bezirkszeitung. Heute arbeiten hier die Redaktionen der Mitteldeutschen Zeitung und von TV Halle, auch Du-Mont-Fernsehen genannt. Aber uns interessiert eher das Druckhaus.

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Das Papier hier ist ganz besonders geduldig. Wir schauen uns die Druckstraße an und bekommen eine kleine Einführung in den Offset-Druck. Ja, hier kann nur ein einziges Papierformat verarbeitet werden.

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Auf diesen Maschinen werden die Offset-Filme nach digitalen Vorlagen belichtet und entwickelt.

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Dann rollt die Druckstraße an, hier die gelbe Walze für den Wochenspiegel, eine der drei Werbezeitungen in der Region. Auch die beiden anderen Werbezeitungen und eine Stadtillustrierte gehören mittlerweile zum DuMont-Imperium.

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Die einzelnen Zeitungsteile landen in der Sortierhalle und werden automatisch zusammengeführt. Diverse zugelieferte Werbeblätter, Hochglanzheftchen und Aktionskarten müssen per Hand eingelegt werden.

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Leiharbeiter stapeln und verladen den "Wochenspiegel" schließlich. In der Sortierhalle ist noch ein Kabuff eingebaut, für den MZZ Briefdienst. Dort sortieren nachts in wenigen Stunden Billiglöhner Postsendungen, die die Zeitungszusteller morgens mit verteilen müssen. Auch ein Callcenter gibt es auf dem Gelände, wo den geneigten Telefonkunden hauptsächlich Zeitschriftenabos aufgeschwatzt werden. Überhaupt ist extreme Sparsamkeit angesagt, denn das Flaggschiff, die Mitteldeutsche Zeitung fährt jährlich ansehnliche Verluste ein. Kürzlich musste neben der Redaktion auch das Fernsehstudio von "TV Halle" in den schon besuchten Ulbricht-Bau umziehen und sendet nun von dort unter eher schlichten Bedingungen. Die DVBT-Ausstrahlung des Programms bezahlt ohnehin der GEZ-Zahler im Rahmen eines jahrelangen "Testbetriebs". So eine Armut! Und die armseligen Inhalte erst! Ein Kollege merkt an, dass das Wort "armselig" nichts mit Seele zu tun habe. Es komme von der mittelhochdeutschen Substantivierung Armsal, wie Schicksal, Trübsal, Labsal. Wieder was gelernt.

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Geschrieben von

hadie

Was die Arbeitnehmer jetzt brauchen, ist ein Rettungsschirm für die Portemonnaies. (Frank Bsirske)

hadie

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