Droht ein militaerisches Abenteuer der USA in der South China Sea und am Pazifik?

Australische Perspektiven. Die USA haben Europa in einen Krieg gegen Russland verwickelt und verschaerfen gegenwaertig ihre wirtschaftlichen, territorialen und militaerischen Konflikte mit China. Wollen die USA noch einen Krieg? Kann sich Australien heraus halten?

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Die USA sehen China als eine aggressive, kommunistische Diktatur, die Taiwan erobern will, die die Freiheit der Meere bedroht und die Nord-Korea veranlasst, mit Atom-Raketen rumzuschiessen. Die Chinesen bedrohen die Uiguren, haben im Suedchinesischen Meer mehrere Atolle zu illegalen militaerischen Stuetzpunkte aufgeschuettet, bestreiten die Freiheit der Meere und die Hoheitsrechte anderer Staaten. Juengst haben die Chinesen den pazifischen Insel-Staaten "unsittliche" Angebote gemacht: chinesische Kredite gegen chinesische Sicherheit. Bisher haben sich nur die Solomon Inseln darauf eingelassen und bereits US-Schiffe ausgesperrt.

Die USA sehen die Sicherheit Sued-Koreas, Japans und Taiwan bedroht und wollen daher den Einfluss Chinas in Ostasien und am Pazifik unbedingt zurueckdraengen.

Als militaerische Verstaerkung holen die USA derzeit die Nato an den Pazifik. Zuerst (natuerlich) die getreuen Deutschen. Sechs Eurofighter wurden bereits nach Australien verlegt. Kampf-Jets andere Natostaaten sollen folgen.

Die Flugzeuge sollen doch nur Suedkorea, Japan, Australien und Neuseeland zu besuchen, heisst es. "China soll sich nicht anstellen", sagt der deutschen Flieger-General sinngemaess. "Ist doch nur ne Uebung der Truppe in der Suedsee."

Der Chef-General der Bundeswehr hat auch noch die Deutsche Marine zum "Wertepartner" Australien losgeschickt.

Australien hat zwar bei der Eurovision mitgesungen. Ob wir deshalb Wertepartner der Deutschen sind, ist offen. Mitglied der EU oder der Nato sind wir eindeutig nicht. Ganz im Gegenteil. Die USA, UK und Frankreich sind in Australien und Ozeanien herzlich unpopulaer. Die Atombombenversuche in den 50er Jahren sind in der Region sind nicht vergessen.

Nur drei Beispiele.

Die Strandbekleidung von Frauen, wird noch immer stolz "Bikini" genannt, weil die USA das pazifischen Bikini-Atoll mit Hilfe einer Wasserstoffbombe zweiteilen konnten. Danach wurde Bikini mit weiteren 23 Atombomben voellig zerstoert und verstrahlt. Das Bikini-Beispiel beweist fuer vielen Menschen in der Region die anmassende Gedankenlosigkeit westlicher Gesellschaften, die heute durch mangelnde Klima-Gas-Beschraenkungen den Untergang der pazifischen Inselstaaten beschleunigen.

In Australien gibt's noch immer gesperrte, nukleare verseuchte Areale. Trotzdem gibt's in Australien eine US-Garnision, doch ganz im Norden, wo's "schoen" tropisch ist.

In Neuseeland muss jedes Schiff deklarieren, dass es keine nukleares Material an Bord hat. Die Amis wollten das natuerlich nicht. Darum duerfen US-Schiffe die NZ-Haefen nicht benutzen.

Die Deutschen waren damals nicht beteiligt, scheinen nuklear "unbelastet" und darum sind sie wohl das Vorauskommando der Nato.....

China hat noch staerkere Vorbehalte als die pazifischen Nachbarn gegen den Natoaufmarsch am Pazifik.
Das Jahr 1989 hat die Eliten in China bis heute traumatisiert. Nach dem Tod Gorbatschows haben die Medien erneut an diese Ereignisse erinnert.
Aus chinesischer Sicht war Gorbatschow naiv genug, den Versprechungen der USA zu glauben. Daraufhin hat der Westen, gegen den Willen der Bevoelkerungsmehrheit in Russland, die SU kurzerhand aufgeloest.
China konnte damals seine staatliche Einheit nur bewahren, weil es sein Militaer gegen eine studentische "Demokratie-Bewegung" einsetzte.

Seither ist China zutiefst misstrauisch gegenueber den USA und reagiert aggressiv auf alle westlichen "Massnahmen" vor seiner "Haustuer". Die Reaktionen auf den Besuch von US-Politikern in Taiwan haben das sehr deutlich gemacht. Kurz, die USA werden von China als feindliche Grossmacht gesehen, dem die Nato-Staaten blind folgen. Und alle westlich inspirierten Gruppen der "Zivilgesellschaft" gelten als trojanische Pferde westlicher Geheimdienste und werden in China nicht geduldet.

Diese Einschaetzungen werden im Westen natuerlich als "paranoid" ignoriert. Sie bestimmen dennoch die Politik Chinas gegenueber den USA.


Die aktuelle Lage.

Gegenwaertig versuchen die USA, die strategisch wichtigen Insel-Staaten im Pazifik von der weiteren Annaeherung an China abzuhalten.

Australien soll sich einmischen, forderte die in Washington. Australien war zunaechst ueberfordert, weil seit einem Jahr Funkstille zwischen China und Australien herrschte. Penny Wong, unsere neue Aussenministerin, die im Hosenanzug und nicht in Modellkleidern reist, versuchte sich in ihrer ersten Arbeitswoche in asiatischer Shuttle-Diplomatie. Im Ergebnis telefonieren australischen Politiker wieder mit ihren chinesische Kollegen und die Solomonen kriegen Geld fuer ihre Wahlen. Den USA reicht das natuerlich nicht.

Doch China kauft "unsere" Rohstoffe. fullstop. Soviel Insubordination sind die USA von den europaeischen Verbuendeten nicht gewohnt.
Doch mit deutschen Faxen, sich aus ideologischen Gruenden selbst ins Gas-Bein zu hacken, wollen wir in Australien gar nicht erst anfangen. Die gegenwaertigen internationalen Spannungen sind geschaeftsschaedigend genug.

Genau gesehen haben die USA in der South China Sea auch gar nichts zu suchen. Das Argument, die USA muessten die Freiheit der Meere gegenueber China verteidigen ist fadenscheinig, denn dem entsprechenden internationalen Vertrag (UNCLOS) sind die USA gar nicht beigetreten.

Natuerlich muessen auch australische Schiffe vor den Kuesten Chinas herumfahren, um die Freiheit der Meere zu testen. Doch das sind eher Pflichtuebungen, um die USA nicht voellig zu vergraemen.

Realistisch gesehen, haben die USA im Indo-Pazifik keine politischen Optionen, um die Dominanz Chinas in Frage zustellen, mit oder ohne Nato.

Gerade deshalb ist ein Katastrophe, die Nuklearisierung der Nord-Korea Politik der USA moeglich. Sued-Korea versucht bereits , sich darauf vorzubereiten.

In Nord-Korea scheint naemlich ein Machtwechsel bevorzustehen, weil Kim Jong un die Macht entgleitet. Seine Schwester versucht diesen Prozess aufzuhalten. Wie lange noch? Macht ist (nicht nur) in Asien eine maennliche Domaene. Wenn die Kim-Dynastie "faellt", ist es fraglich ob China in der Lage und Willens ist, das nukleare Potential Nord Koreas zu kontrollieren. China wird wohl eher die Kaempfe zwischen moeglichen Kim-Nachfolgern fuer seine eigenen Interessen zu nutzen.

Die USA dagegen koennten versuchen, das Machtvakuum zu nutzen, um die nuklearen Einrichtungen Nord Koreas, militaerisch auszuschalten.

Bisher gilt in der internationalen Politik, dass "regime-change" in einem Staat mit Atomwaffen nicht moeglich sei. Doch wenn die USA verhindern wollen, dass Nord Korea demnaechst Raketen mit nuklearen Spreng-Koepfen hat, bleibt nicht mehr viel Zeit, um das Land zu "entwaffnen".

Die einzige realistische Option der USA waere der Einsatz nuklear verstaerkter Bomben, die die tiefverbunkerten Nuklearanlagen Nord-Koreas in wenigen Minuten zerstoeren koennten.

Ein solche Einsatz wird in den USA bereits seit laengerem diskutiert. Dabei bleibt es hoffentlich.

Die USA sind jedoch eine Weltmacht, die diese Rolle nach gut 100 Jahren dieser Tage aufgeben muss. Solche Umbrueche koennen fatale geopolitische Konsequenzen haben. In den USA ist im Herbst zudem eine Machtverschiebung zu Gunsten den Republikaner moeglich, die die Abloesung der USA als Weltmacht beschleunigen koennte. Die geopolitischen Konsequenzen kann man nicht einmal ahnen.

Doch Australien ist eine sehr grosse Insel.

Wahrscheinlicher als ein nuklearer Bunker-Bomben-Krieg gegen Nord Korea und fuer Australien weniger stressig, waere die Fortsetzung der China Provokationen durch US-PolitikerInnen, die den internationalen Taiwan-Konsens ("ein Land, zwei politische Systeme") kippen wollen. Gleichzeitig koennten die USA durch permanente "Verletzungen" von Luft- und Seegrenzen China reizen und mit Hilfe der Nato Staerke demonstrieren. Viel ist mit diesen "Spielen" nicht zu erreichen. China wird abwarten.

Wie auch immer. Australien wird versuchen, seinen Handel mit China zu intensivieren, unsere "Schutzmacht" ruhig zu stellen und hoffen, dass die Bundeswehr Flieger und Matrosen nur kurz bleiben, bald wieder ihre Sachen packen und weg sind.
Leute die bleiben wollen, koennen beim Mango picking in Queensland helfen.

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Geschrieben von

Aussie42

Mauerberliner(West) bis 1996, 10 Jahre meditieren in Indien bis 2010, jetzt in Australien. Deutschland weit weg.

Aussie42

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