Terror ueberall. Nicht in Sydney.

Ich wohne 10 Minuten von Martin Place entfernt. Von der Strasse hoere ich noch ab und zu eine Sirene. Vielleicht nur ein Krankenwagen.

So gegen zehn heute morgen war ich auf dem Weg zu Aldi. Meine U-Bahn hatte Betriebsstoerung. Zur naechsten Station gedackelt, Martin Place. Da wuerde die U-Bahn wieder fahren. Unterwegs meinte ein freundlicher Polizist ich solle doch mal die Strassenseite wechseln. "Ich will doch nur zum Martin Place." Geht nicht "There was a shoot out this morning." Aha. So was gibt's in grossen Staedten.

Der Bus zu Aldis kommt auch nicht. Auf dem Weg nach Hause, treffe ich zunehmend mehr Tatue tata etc.

Auf BBC gibt's eine Life Schaltung zum Martin Place, dazu eine Weltkarte mit Australien, Sydney. CBD, Martin Place. Die Welt weiss jetzt Bescheid.

Islamisten hoere ich. Terror. Spezialpolizei. Dann der PM vor der Presse. Australia wird von Islamisten bedroht. Aha.

Es ist Mittag. So langsam regelt sich der Verkehr. Nur die Innenstadt ist noch abgesperrt.

Nochmal zu Aldi. Mit der U-Bahn. Martin-Place ist hellerleuchtet. Polizisten auf dem Bahnsteig. Die Bahn haelt nicht. Das alte West-Berlin-Gefuehl. Die U-Bahn fuhr ohne zu halten in Stadtmitte an den Soldaten vorbei.

Spaeter mit dem Bus zu nem Vortrag und am fruehen Abend zurueck. Nix vom Terror zu merken. Gleich faengt die Weihnachtsmusik wieder an. Der PM hat die Australier mehrfach auf den Terrorangriff hingewiesen. In Sydney interessiert das niemand. Der rechte Telegraph schreibt "Moerder-Miliz am Martin Place". Die FAZ sieht Sydney im Ausnahmezustand.

Die Polizei spielt das "mal sehen wie lange der wach bleibt" Spiel. Einer sagt der Presse: "Vielleicht werden wir erst morgen eingreifen." Kann eine lange Nacht fuer die Leute im Kaffee.
Denen drueck ich die Daumen.
Ansonsten ist diese Geiselnahme mit schwarzer Flagge eine Steilvorlage fuer die reaktionaere Regierung, die vom PM auch huebsch ausgespielt wird. Tony der Retter. Diese furchtbaren Muslime.

Nein, wir berichten nicht weiter.