Verzichten! Grünes Leben ohne Nachwuchs.

CO2-KinderFüsse. Energiesparlampen, Abfall Trennung, Wärmedämmung, Fahrradfahren, regionales Gemüse. Menschen versuchen Ihren CO2 Fussabdruck zu verkleinern. Ok. Was ist mit Kindern?

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Man wagt es kaum laut zu sagen. Und doch ist es wahr. Sobald jemand Kinder bekommt sind alle CO2 Einsparungen des bisherigen Lebens ausgeloescht. Der CO2 Fussabdruck verdoppelt sich. Mindestens.

Kinder kriegen kann doch nicht so schlimm sein, koennte man denken. In der ersten Welt sind die Geburtenquoten deutlich geringer als beispielsweise in Indien. Dort waechst die Bevoelkerung in rasantem Tempo. Bei uns nicht.

In "meinem" Dorf in Indien wachsen Kinder ohne Windeln auf, ohne Nuckelflasche, Babynahrung, Kinderwagen usw. Die Kinder werden fruehestens nach einem Jahr abgestillt. Die Kinder laufen meist ohne Unterhose draussen rum und wissen sehr schnell wo sie kacken (am Rand der Strasse) und wo sie pinkeln koennen (ueberall). Die Muetter rennen den Kindern hinterher und stopfen ihnen Essen in den Mund.

Jeder im Dorf kuemmert sich nebenbei um jedes Kind. Schon die Dreijaehrigen spielen mit gefaehrlichem Werkzeug, fuerchten nichts, ausser fremden Leuten. Spaeter gehen die Kinder zu Fuss zur Schule, oft sind das zwei oder drei Kilometer Landstrasse. Bei uns bergauf, bergab.

Nichts lieben sie mehr als Roller und Fahrraeder. Die werden von zwei Kinder-Generationen benutzt. Natuerlich wollen die Kinder auch Suessigkeiten, kriegen sie aber nur selten. Klamotten werden von den Aelteren auf die juengeren Kinder vererbt. Usw.

Den Kinderarzt kann sich niemand leisten. Kinder-Krankheiten dauern eben.

Vieles hat mich an meine eigene Kindheit auf dem Dorf erinnert.

Die Eltern der indischen Kinder, die ich kenne, gehoeren zur untersten Mittelschicht. Haben einen Fernseher, manche ein Moped und koennen sich einmal pro Woche Huehnchen leisten.

Bei den armen Leuten in Indien sterben die Kinder manchmal.

In "meinem" indischen Dorf ist der CO2 Ausstoss durch die Kochfeuer wesentlich hoeher als der, den die Fuersorge fuer die Kinder verursacht.

Doch so koennen und sollen Kinder in der ersten Welt nicht aufwachsen. Eltern wollen mehr fuer ihre Kinder. Viel mehr.

Das Ergebnis? Die Lieblingsbeschaeftigung meiner 19jaehrigen Nichte ist shopping und ihr groesster Horror, alle drei Tage das Gleiche anziehen zu muessen.

Anders betrachtet.

Selbst wenn sehr viele Menschen in der ersten Welt auf Kinder verzichten, kann das Ansteigen der Weltbevoelkerung auf 9 Milliarden Menschen im Jahr 2050 kaum beeinflusst werden. Aber darum geht es auch nicht.

In der ersten Welt ist der Verzicht auf Kinder vor allem Konsumverzicht, also Verringerung der CO2 Fussabdrucks. Gerade fuer Menschen, die bereit sind, viel Geld fuer ihre Kinder aufzuwenden, waere diese Ueberlegung wichtig.

Wir in der ersten Welt verbrauchen etwa zehnmal mehr Wasser, Energie und Protein als Menschen in der dritten Welt.

Darum sollten wir den zusaetzliche Verbrauch von Ressourcen durch Kinder vermeiden.

Man kann's aber natuerlich auch ganz anders sehen.

Der Verzicht auf Kinder waere vor allem anderen der Verzicht auf emotional ausserordentlich befriedigende menschliche Beziehungen, usw. (Um's mal moeglichst neutral zu sagen...)

Ein mental befriedigender Beitrag zum Umweltschutz kann das nicht ersetzen.

Eine schwierige Entscheidung.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Aussie42

Mauerberliner(West) bis 1996, 10 Jahre meditieren in Indien bis 2010, jetzt in Australien. Deutschland weit weg.

Aussie42

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