Antwort auf "Wir sind hier die Macher"

Tansania, Gender Emanzipation von homophoben Diktatorenvertretern: In ihrem Artikel aus der 46.Freitag-Ausgabe tischt Frau Wiggenbröker uns eine Wahrheit auf, die so nicht existiert.

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Selten habe ich bisher Artikel in Zeitungen und Zeitschriften kommentieren wollen, aber was in der aktuellen Ausgabe des Freitag unter der Überschrift „Wir sind hier die Macher“ steht, hat den Damm gebrochen. Und das war soweit die gute Nachricht.

Claudia Wiggenbröker hat die 30% Frauen-Quotenregelung des Parlaments der Vereinten Republik Tansania gelobt und uns als Beispiel drei ganz irre-tolle emanzipierte Frauen vorgestellt.

Leider scheint sich die vermeintliche Journalisten weder mit der Quotenregelung, noch mit den drei Persönlichkeiten beschäftigt zu haben.

Richtig ist, der Präsident benennt in aller Regelmäßigkeit Frauen die in seinem Parlament sitzen dürfen. Das „seinem“ trifft es hier ganz gut, denn die Frauen werden nicht vom Volk gewählt und kommen auch sonst üblicherweise nicht aus einer der Oppositionsparteien. Der Präsident holt sich zusätzlich zu seinen eigentlichen Abgeordneten noch ein paar regierungstreue Damen ins Parlament, die dann als Marionetten das absegnen, was er sonst evtl. nicht durchsetzten könnte. Lobenswert und emanzipiert ist das absolut nicht. Vielmehr scheint Frau Wiggenbröker hier eine vermeintliche Emanzipation mit einer über 50jährigen Diktatur der Chama Cha Mapinduzi (CCM) aufzuwiegen.

Außerdem scheint man sich bei der Auswahl der drei Damen keinerlei Mühe gegeben zu haben. Für ein Großteil der unterdrückten Homosexuellen in Tansania ist „Mama Bisimba“ der Inbegriff der Intoleranz gegenüber sexuellen Minderheiten. In aller Regelmäßigkeit negiert sie jedes Recht homosexueller Mitmenschen am Leben in Tansania teilzuhaben. Ich erinnere mich sehr gut an eine Zusammenkunft internationaler NGOs und internationaler Entwicklungsorganisationen. Frau Kijo-Basimba war als Präsidentin des Legal and Human Rights Center (LHRC) eingeladen und auf die Menschenrechtslage Homosexueller in Tansania angesprochen, stritt sie zum Erstaunen aller Beteiligten jegliche Existenz von Diskriminierung Homosexueller Minderheiten ab und fügte hinzu, dass die Anerkennung jeglicher Rechte von LGBTIQ unafrikanisch sei. Solche Meinungen sind im homophonen Tansania keine Seltenheit, aber dass die Präsidentin der staatlichen Menschenrechtsorganisation diese Meinung teilt und als „Mama“ im Freitag bezeichnet wird, spottet derer Hohn, die mit täglichen Misshandlungen und Drohungen leben müssen.

Frau Shirima ist als Sprecherin der staatlichen Tanzania Broadcast Company (TBC) nicht weniger auffällig. Wer eine Weile in Tansania gelebt hat und einigermaßen Kiswahili versteht, der wird die Pressesprecherin sehr gut kennen. Nicht aber als Powerfrau wie sie uns im Freitag präsentiert wird, sondern als Vertreterin einer Diktatur.

Vielleicht hätte man einfach mal mit einer der wirklich starken Frauen sprechen sollen. Agnes Stephan oder Halim Mdee, übrigens vom Volk gewählte Abgeordnete, setzten sich in aller Regelmäßigkeit und aktiv für mehr Gleichberechtigung von Frauen und LGBTIQ ein. Ein solcher Bericht hätte dann auch in den Freitag in die Rubrik Gender gepasst.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Martinus Oktobre

Moral, Moral ist wer moralisch ist, versteht er?

Martinus Oktobre

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