Black Versions of Glamour

Schwarze Schönheit Black Beautypower - Von heute bis zum 28. Juli präsentiert der Berliner Gropius Bau die von Theaster Gates konzipierte Ausstellung The Black Image Corporation.

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Ebony Model 1969

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Im Zentrum für politische Schönheit steht Daisy Desrosiers

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Im Fashion Focus war Schwarze Schönheit von Anfang an politisch. Die erste Schwarze glänzte erst 1974 auf einem Vogue Cover. Das erklärte Co-Kuratorin Daisy Desrosiers bei der Ausstellungseröffnung.

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1942 gründete John H. Johnson einen Verlag, dessen Publikationen der Bürgerrechtsbewegung vorauseilend Selbstbewusstsein gaben. Mit Ebony schuf er ein Äquivalent zu Life Magazine, das Henry Luce 1936 in New York aus dem Fundus eines älteren Fotojournalismus-Magazins gleichen Namens geschöpft hatte. Johnson wollte, dass sich Schwarze an Schwarzen orientieren und ihre eigenen Schönheitsideale an den weißen Normen vorbei postulieren.

Das war der Biedermeier-Überschriften zum Trotz revolutionär.

Die subversive Kraft Schwarzer Schönheit zündete eine politische Ladung. Man sah nicht mehr wie durch Schlüssellöcher in Alltagsszenen des weißen Durchschnitts Verkörperungen des guten Lebens, sondern orientierte sich am eigenen Beat.

Good Times hieß eine der ersten Serien mit Schwarzen Held*innen.

The Black Image Corporation

“That’s, where everything began”, sagte der afroamerikanische Choreograf Mac Folkes als Sekundant von Daisy Desrosiers. Der Jamaikaner begriff sein Schwarzsein erst in den Vereinigten Staaten. Ebony vermittelte ihm in den 1970er Jahren einen Begriff Schwarzer Bürgerlichkeit. Folkes sprach für Theaster Gates, der den im Gropius Bau präsentierten Schatz aus Archiven der Johnson Foundation gehoben und auf einen künstlerischen Sockel gestellt hat.

To lift them up

Schwarze Frauen, so Folkes, bildeten in der amerikanischen Hierarchie des frühen 20. Jahrhunderts „den Bodensatz“. Auch dagegen wirkte die fotografische Ikonografie Schwarzer Schönheit. Ebony funktionierte als Repräsentanz und normative Kraft. Schwarze Traumpfade der Normalität zeichnete das Magazin vor und nach.

Black Versions of Glamour

Aus der Pressemitteilung

The Black Image Corporation zeigt zehn großformatige Abzüge von Moneta Sleet Jr. und Isaac Sutton sowie 112 Fotos in vier eigens angefertigten Kabinetten. Auf vielen Bildern sind Schwarze Frauen, Schauspielerinnen und Models abgebildet; andere zeigen die Rückseite von Fotografien mit Informationen über den Ort, das Datum und den Fotografen. Neben Original-Ausgaben von Ebony und Jet ist in der Ausstellung das von Gates gedrehte Video Michigan Avenue In Full Bloom (2018) zu sehen. Es dokumentiert die realen Räume, in denen sich die Redaktionsbüros befanden. Das Publikum ist eingeladen, dieses umfangreiche Bildarchiv zu entdecken und einzelne Bilder aus den Kabinetten auszusuchen, um so anderen Besucher*innen eine ganz persönliche Auswahl von Fotografien zu hinterlassen.

Über Moneta Sleet Jr.
Moneta Sleet Jr. (1926–1996) erhielt 1969 als erster Afroamerikaner den Pulitzerpreis. Ab 1955 arbeitete er für die Zeitschrift Ebony. In den folgenden Jahren fotografierte er unter anderem den jungen Muhammad Ali, Dizzy Gillespie, Stevie Wonder, Billie Holiday sowie zahlreiche führende Persönlichkeiten der Bürgerrechtsbewegung wie Martin Luther King Jr. und Malcolm X.

Über Isaac Sutton
Isaac Sutton (1923–1995) war Fotograf für die Johnson Publishing Company und arbeitete an fotojournalistischen Projekten sowie an der Ebony Fashion Fair, einer von Eunice Walker Johnson organisierten mobilen Modenschau. Ab 1975 war er Cheffotograf des Westküstenbüros der Johnson Publishing Company in Los Angeles.

Über Theaster Gates
Theaster Gates’ künstlerische Praxis umfasst ein breites Spektrum von Medien – Skulptur, Malerei, Installationskunst, Musik und Performance – sowie Stadtentwicklung und soziale Praxis. Seine ersten Projekte initiierte er in der South Side von Chicago, in St. Louis und Omaha. In der Folge beriet er Einzelpersonen und Organisationen in anderen amerikanischen Städten (unter anderem in Detroit, Akron und Gary) bei der Konzeption und Umsetzung von Initiativen zur Wiederbelebung benachteiligter Stadtteile durch die Verbindung von Pragmatismus, Kreativität, Stadtplanung und „künstlerischen Gesten“. International hat sich Theaster Gates mit der Fähigkeit von Kunst auseinandergesetzt, Traditionen zu erneuern, eine Verbundenheit unter Gemeinschaften herzustellen, einen Dialog anzustoßen und – wie an seinen Projekten in Istanbul, Bristol, Kassel und Paris zu sehen – kulturelles Erbe zwischen Städten auszutauschen. Aus einigen seiner Anstöße sind feste Institutionen wie die Rebuild Foundation hervorgegangen. Theaster Gates ist derzeit Distinguished Visiting Artist und Director of Artist Initiatives am Lunder Institute for American Art in Waterville, Maine.
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Geschrieben von

Jamal Tuschick

Interessiert an Literatur, Theater und Kino

Jamal Tuschick

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