Berichterstattung in Splittern.
Vor dem Berliner Ballhaus Ost. Sie sehen Gäste der Literaturkonferenz zur Erosion des Demokratischen – Ein Termin des politischen Literaturkollektivs Nazis und Goldmund.
Die Publizistin und Kulturmanagerin Jagoda Marinić sagt:
Es wird so getan, als sei der Rassismus in Deutschland ein neues Phänomen. Das Deutschland meiner Kindheit war voller Rassisten. Helmut Schmidt sagte: Es war ein Fehler, die Ausländer ins Land zu holen. Das war Konsens. Wir haben das Asylrecht doch deshalb, weil sich Deutsche schon einmal im Rassenwahn ausgetobt hat.
Marinićs Fazit: Es ist eine erbärmliche Zeit, in der Künstler erwachsen werden müssen.
Der Schriftsteller Thomas Arzt. Er ist Gründungsmitglied des politischen Literaturkollektivs "Nazis und Goldmund". Sein Credo lautet: Integrität statt Identität.
Ich wusste nicht, dass ich schwarz bin, bis ich nach Europa kam
Der kongolesische französischsprachige Schriftsteller Fiston Mwanza Mujila löst Marinić auf der Bühne ab. Er schildert einen Afrikaner. Der Dargestellte sieht sich einer deformierenden Wahrnehmung seiner Person ausgesetzt. Sie hat eine milde Form von Irrsinn ausgelöst. Er schüttet sich aus vor falscher Begeisterung über falsche Zuschreibungen. Nächtliche Schwarzarbeit erhält ihn. Er rhapsodiert die Vorurteile seiner Umgebung. Die Ausländer pissen überall hin. Sofern sie schwarz sind, nehmen sie zum Überallhinpissen ihre Pornopenisse, mit denen sie außerdem Kindergeldrekorde aufstellen. Ihre breiten Nasen zeigen schlechte Manieren an.
Afsane Ehsandar und Fiston Mwanza Mujila vor dem Berliner Ballhaus Ost im Juni 2018 – Als Protagonisten der Literaturkonferenz zur Erosion des Demokratischen im Berliner Ballhaus Ost – Ein Termin des politischen Literaturkollektivs Nazis und Goldmund.
Der Schwarzarbeiter im ewigen Nachtdienst meldet gesundheitliche Probleme und andauernde Müdigkeit. Er streckt sich auf dem Sofa seiner Biografie.
"Ich habe nicht gewusst, dass ich schwarz bin, bis ich nach Europa kam. Ich war kein schwarzes Kind in der Welt meiner Eltern. Mich macht die Erkenntnis, schwarz zu sein, wahnsinnig."
Gleichzeitig stellt er fest:
"Schwarz zu sein, ist eine Fiktion."
Er weiß: "Man sperrt die Leute in Begriffe, bevor man sie zusammenschlägt."
Die Arbeitsgruppe „Wie die Sprache nicht verlieren? Literarische Strategien gegen rechtes Denken und Sprechen“
Erotik des Neides
Die Schriftstellerin Olga Flor entdeckt den Teilnehmer*innen der Arbeitsgruppe„Wie die Sprache nicht verlieren? Literarische Strategien gegen rechtes Denken und Sprechen“eine klassenübergreifende Erotik des Neides. Politische Entscheidungen gegen die eigenen Interessen dienen oft nur der Erwartung einer Abwertung von tatsächlichen und vermeintlichen Konkurrenten. Bis zum Abgrund verunsichert von einer wild um sich greifenden Verminderung der Lebenschancen, baut sich die Sehnsucht nach einer durchgreifenden Persönlichkeit auf, die einem den Segen der Zugehörigkeit erteilt und andere bis zur Verdammung von den Fresströgen fernhält.
Flor beschreibt den Abbau des österreichischen Sozialstaates und die ideologischen Bemäntelungen der Demontagen.
Politiker kommen und gehen, sagt Flor. Gravierender für die Gesellschaft sind die Umbauten der Verwaltung und die Findigkeit von Beamten, die nahezu lautlos dem neoliberalen Staat mit seiner Nivellierungsgerechtigkeit zur voller Entfaltung verhelfen. Sie leisten so restaurativen Widerstand, stolz auf ihre Effizienz als Beharrungskräfte.
http://konferenz.nazisundgoldmund.net/
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