Der Freitag: Herr Murtaza, Sie widersprechen der Meinung, dass die Mörder von Paris keine richtigen Muslime seien. Wie begründen Sie das?
Muhammad Sameer Murtaza: Es gibt im Umgang mit islamisch motivierter Gewalt zwei Reflexe bei Muslimen. Zum einen sagt man: Die Täter sind überhaupt keine Muslime. Die Menschen, die im Namen Gottes Hass predigen und Anschläge begehen, sind aber oft in einer muslimischen Community sozialisiert, sprechen täglich ihre fünf Gebete und begehen die Taten aus ihrem Islamverständnis heraus. Und jeder, der das islamische Glaubensbekenntnis ausspricht, ist ein Muslim. Ich habe gar nicht das Recht, ihm das abzusprechen. Ich kann aber sagen: Es gibt Muslime, die Gutes tun – und solche, die abgrundtief Böses tun.
Und der zweite Reflex?
Sofort zu sagen: Das hat nichts mit dem Islam zu tun. Wir haben aber eine Reihe von muslimischen Ideologen und Denkern, die einen gewalttätigen Islam in ihren Schriften herausgearbeitet haben. Auf diesen können sich jene beziehen, die diese Attentate verüben. Natürlich ist es wichtig, dass die große Mehrheit der Muslime sagt: „Nicht in unserem Namen!“ Aber der zweite Schritt fehlt dann. Nämlich sich damit auseinanderzusetzen, wie diese Attentäter auf ein solches Islamverständnis kommen.
Die Muslime müssen sich dazu verhalten ...
Ja, wenn wir uns nicht mit der gewalttätigen Seite beschäftigen, wiederholt sich die Geschichte jedes Mal wieder. Es gibt auch zunehmend muslimische Gelehrte, die versuchen, ein Ethos der Gewaltlosigkeit zu entwickeln. Das erfordert aber mehr Selbstkritik in der muslimischen Community und eine kritische Reflexion bestimmter Aussagen des Korans.
Sie widersprechen also auch der These, der Terror von Paris sei vor allem ein soziales Problem aufgrund der gescheiterten Integration der Täter?
Sowohl gesellschaftliche als auch religiöse Gründe spielen eine große Rolle. Wir beschäftigen uns immer noch zu wenig mit den Täterbiografien und der Frage, was junge Menschen dazu bringt, diesen Weg einzuschlagen. Und es wird zu wenig thematisiert, dass es nicht nur um Menschen mit Migrationshintergrund geht. In der deutschen Salafistenszene sind die führenden Köpfe – Pierre Vogel, Sven Lau – ja deutsche Konvertiten. Es wäre aber eine unzulässige Verkürzung auszublenden, dass es eine Ideologie gibt, an die diese jungen Männer andocken können. Eine Ideologie, die im vergangenen Jahrhundert entstanden ist.
Können Sie diese Entstehung kurz beschreiben?
In der muslimischen Welt gab es lange die Kopplung von politischer Macht und Glaubensgemeinschaft. Mit dem Einsetzen der Kolonialisierung ist diese Vorstellung tief erschüttert worden. Die Gelehrten hatten auf die Frage „Wie konnte das christliche Abendland uns überflügeln?“ keine Antworten. Deshalb gaben zunehmend nicht mehr Gelehrte den Gläubigen Antworten, sondern Laien bestimmten die Koranauslegung. Ein führender Kopf war Sayyid Qutb, ein Muslimbruder, der in den 1950ern in Ägypten im Gefängnis gefoltert wurde und sich unter diesen Eindrücken radikalisierte.
Mit welchen Folgen?
Er entwarf einen Staat, in dem der Souverän Gott ist, nicht der Mensch. Damit schuf er aber eine Utopie, die dem glich, was er selbst erlebt hatte: eine totalitäre Diktatur, nur jetzt religiös gefärbt. Und diesen Staat wollte er mit Gewalt schaffen. Qutb wurde 1966 hingerichtet und gilt vielen als Märtyrer. Es ist deshalb heute nicht einfach, in der Community gegen ihn anzusprechen.
Er wird auch weiter viel gelesen.
Wir haben noch in etlichen deutschen Moscheen die gewaltverherrlichende und antisemitische Koranexegese von Qutb verfügbar, die Bücher stehen da ganz selbstverständlich neben anderen. Ich war vor Kurzem in Hamburg, weil die Schura Hamburg als erster islamischer Verband zu einer Salafismus-Tagung eingeladen hatte. Bei meinem Vortrag gab es auch Zuhörer, die sagten: „Wir sollten Qutb lieber wegen seines Todes nicht kritisieren.“
Was antworten Sie darauf?
Ich sage dann: „Vergossenes Blut sagt nichts über den Wahrheitsgehalt einer Koranauslegung aus.“ Wir müssen uns fragen: Stimmt diese Exegese? Welche Folgen hat sie? Sind diese Folgen mit dem Islam vereinbar? Dieses kritische Bewusstsein fehlt in der muslimischen Community noch. Genauso wie die Auseinandersetzung mit Gruppierungen wie Hamas und Hisbollah. Was ist etwa mit Selbstmordattentaten? Zu wenige Muslime in Deutschland sagen: „Selbstmordattentate sind mit dem Islam nicht vereinbar.“
Terroristen, die sich auf Allah berufen, stehen oft dem Wahhabismus nahe – einer extrem intoleranten Variante des Islam, die von Saudi-Arabien aggressiv verbreitet wird.
Die Wahhabisten waren eine sektiererische Bewegung, bis sie nach dem Ersten Weltkrieg das Königreich Saudi-Arabien gründeten und auf Öl stießen. Damit war Geld da, und sie konnten ihr Islamverständnis exportieren, indem sie in allen möglichen Ländern Moscheen bauten und Schulen finanzierten. Im Westen wurden sie hofiert. Damit kam es zu einer Verschiebung. Kaum einer sagt heute: Das ist eine sektiererische Bewegung. In deutschen Moscheen nimmt man die saudischen Bücherspenden gern und setzt dem wenig entgegen.
Al Qaida sei eine „hyperradikalisierte Version des Wahhabismus“, schreiben Sie.
Ja, wobei das Islamverständnis der Al Qaida nihilistisch ist. Der Wahhabismus hat ein klares Ziel. Er will eine Gesellschaft, die der des 7. Jahrhunderts gleicht. Die Al Qaida hat nie einen solchen Gesellschaftsentwurf vorgelegt. Wir sehen, dass sie ihre Attentate durchführt, es aber kein finales Ziel gibt, jedenfalls nicht im Diesseits. Man will die Welt reinigen, indem man sie zerstört. Das Ziel liegt als Märtyrer im Jenseits.
Sie vertreten eine ethisch-rationalistische Koranauslegung und haben sich mit der Vereinbarkeit von Koran und Grundgesetz beschäftigt. Gibt es da nicht eine unauflösbare Spannung, etwa bei der Gleichberechtigung der Geschlechter?
Im islamischen Recht ist es so: Wenn ich in einem nicht muslimischen Land lebe, gelten die Gesetze dieses Landes. Wer das nicht mit seiner Auslegung des Korans vereinbaren kann, soll das Land verlassen. Wenn Sie in die jüdische Halacha schauen oder ins Kirchenrecht, finden Sie auch Punkte, die sich mit den Grundrechten stoßen – genauso im Koran. Nehmen wir das Gebot, dass eine muslimische Frau keinen Nicht-Muslim heiraten darf. Als Gläubige kann ich das privat ja so praktizieren, aber ich kann nicht dazu aufrufen, es in der Gesellschaft zur sozialen Norm zu erheben. Hier gilt das Primat des Grundgesetzes.
Was ist mit den Karikaturen?
Bei vielen Muslimen, die sich darüber aufregen, frage ich mich schon, wieso sie weiter hier leben. Wieso sind sie nicht so konsequent und ziehen in ein Land, in dem Zensur geübt wird?
Was macht für Sie den Kern Ihres Glaubens aus?
Nicht jedes Mal, aber immer wieder wenn ich den Koran lese oder meine Gebete spreche, habe ich eine transzendente Erfahrung. Ich spüre: Da ist etwas Höheres. Und das gibt mir einen Sinn für das Leben, eine Antwort auf die Frage, warum ich hier bin. Ich habe mich oft auch kritisch in der Auseinandersetzung mit Nietzsche gefragt: Gibt es etwas, das im Islam nicht stimmt? Gibt es ein Argument, das meinen Glauben zusammenbrechen lässt? Ich habe keines gefunden.
Kommentare 68
Das Interview hat mir gefallen. Es zeigt jedoch auch, dass die Aufklärer selbst, die sich so selbstverständlich auf dem Boden des GG stehend wähnen, Selbstaufklärung benötigen.
>>Was ist mit den Karikaturen?
Bei vielen Muslimen, die sich darüber aufregen, frage ich mich schon, wieso sie weiter hier leben. Wieso sind sie nicht so konsequent und ziehen in ein Land, in dem Zensur geübt wird? <<
Ich würde sagen, Karikaturen und andere Formen der Kritik sind dazu da, uns aufzuregen oder zu amüsieren, gar uns bewusster, (selbst)kritischer werden zu lassen und in der Folge sogar akzeptierender gegenüber dem völlig Anderen in der Welt.
Das gilt für Muslime, den Papst, Angela Merkel, den Journalisten Pfaff, den Weltethos Prediger Muhammad Sameer Murtaza.
Es ist gut, wenn sich die Betroffenen und Getroffenen zu Wort melden, beziehungsweise Anhänger, Verteidiger oder wer auch immer, in ihrem Namen oder aus je eigener Betroffenheit, antworten.
Ohne ihre Form, die Bühne, den Rahmen, und die damit beabsichtigte Reaktion, -auch der Zustimmung-, hätte doch die Karikatur überhaupt keinen anderen Sinn als eine Beleidigung, Herabsetzung, Schmähung oder Verunglimpfung zu sein. Die ist aber, in jeder denkbaren, bisher existierenden Gesellschaft nicht erlaubt.
Jemanden, der die durchaus auch einmal platten Karikaturen, z.B. in Charlie Hebdo, in der Titanic oder in der Tagespresse, nicht mag, unter Umständen, was nicht zwingend erforderlich ist, dies auch noch gut begründen kann und dies zum Ausdruck bringt, muss man nicht die Ausreise nahelegen.
Da ist zumindest sehr missverständlich, wenn man das so entschieden dahinsagt. Es hat, in der Wortwahl Politiker-, PEGIDA- und Stammtisch- Qualität, und damit bin ich dann noch sehr höflich, obwohl ich ein Langzeit-Gedächtnis habe.
Für mich völlig richtig, sind alle Zurückweisungen, die radikalen Islamisten und Terroristen abzuspalten. Sie sind Franzosen, Deutsche, eventuell Gäste, sind Muslime, pp., und müssen sich vor ihren Mitbürgern und vor Gerichten verantworten.
Die Religionen und ihre Vertreter, aber auch jeder Gläubige selbst, hätte viel Gewinn daran, in seinem Glauben nach Ursachen zu fahnden, die zu Gewalt, Rache, Hass und Intoleranz führen. - Nur verordnen kann man das nicht.
Kein Bürger einer Demokratie ist gezwungen, sich in der Öffentlichkeit zu bekennen oder seinen Glauben zu hinterfragen, auch wenn das von Politikern gerne als Spiel genutzt und von Medien als Frage mit Aufforderungscharakter benutzt wird. Es kann in offenen Gesellschaften keinen Bekenntniszwang geben.
Hingegen, die Grundrechte einzuhalten und zu akzeptieren, diese auch niemandem zu nehmen, kann von jedem Bürger gefordert und erwartet werden. Das wichtigste Grundrecht ist jenes auf Leben.
Sehr lohnend ist, sich mit dem Leben und Werk Sayyid Qutbs zu beschäftigen. Denn tatsächlich endet seine persönliche Erfahrung mit dem Westen (USA) und sein persönlicher Glaube in einer totalitären Weltsicht, in der es praktisch nur Muslime seiner Denkweise hätte geben können.
Qutbs war eine Zeit lang erfolgreich, weil er die Ausbeutung und Unterdrückung der muslimischen Staaten im Postkolonialismus, als allesamt hoffnungslos unterlegene Nationen, genau beschreiben konnte und er ein Gegenmodell formulierte. Das hatte wenigstens noch einen positiv gedachten Anteil, anders als das Terror-Kalifat der IS oder der Qaida.
Beste Grüße
Christoph Leusch
"Bei vielen Muslimen, die sich darüber aufregen, frage ich mich schon, wieso sie weiter hier leben. Wieso sind sie nicht so konsequent und ziehen in ein Land, in dem Zensur geübt wird?"
Liebe Merkelianer, gleich werdet Ihr Euch wieder künstlich aufregen; aber
Herr Murtaza hat grosses Glück, solch einen Satz ungestraft nennen zu dürfen, in Dresden würde man ihn wegen allzu grosser Nähe zu PEGIDA glatt vor die Mauern der Stadt zerren und ihn dort der zornigen Journaille zur verbalen Steinigung übergeben.
Dabei, rein sachlich und ohne religiöse Aufgeregtheit, hat der Mann natürlich Recht, was bringt es den Muslimen, wenn sie in einem Land leben sollen, mit dessen Werten oder Unwerten sie nicht einverstanden sind. Irgendwo hat ja jeder ein Zuhause und mit dem geht man toleranter um und lässt auch mal etwas durchgehen, ohne gleich zur Waffe zu greifen. Zuhause ist dort, wo die Staatsreligion wohnt. Auch wenn Frau Merkel da andere Ansichten hat, es können doch nicht alle plötzlich Merkelianer geworden sein?
Im Übrigen, ein interessantes Interview, vielen Dank!
Beste Grüsse
Maxi
Bei vielen Muslimen, die sich darüber aufregen, frage ich mich schon, wieso sie weiter hier leben. Wieso sind sie nicht so konsequent und ziehen in ein Land, in dem Zensur geübt wird?
Das verstehe ich auch nicht. Ich sehe eher das Problem, dass Muslime genauso das Recht haben sollten, sich aufzuregen, und dies auch artikulieren sollten, wie andere Religionsgemeinschaften auch. Denn sonst gibt es ja wieder keinen Diskurs.
Wenn schon Kritik an den Karikaturen zum Ratschlag führt, sie sollten dann das Land verlassen, dann spitzt das die Lage doch unnötig zu. Genau so läuft das aber in der Realität, "Geht doch heim", sobald nur Kriitk laut wird. Es schafft einen Doppelstandard und ein Gefühl der Ungerechtigkeit. Alles sollte möglich sein außer Gewalt und Druck.
@Columbus, Maxi Scharfenberg, Magda:
Der Satz mit den Karikaturen klingt hart. Man muss ihn aber, glaube ich, im Zusammenhang mit dem zuvor Gesagten verstehen. Nämlich mit dem Punkt, dass das islamische Recht explizit eine exit option vorsieht, wenn man als Muslim in einem nicht-muslimischen Land lebt und seine Koranauslegung in einem Widerspruch zu den Gesetzen dieses Landes sieht.
Im islamischen Recht ist es so: Wenn ich in einem nicht muslimischen Land lebe, gelten die Gesetze dieses Landes. Wer das nicht mit seiner Auslegung des Korans vereinbaren kann, soll das Land verlassen.
Begreift irgend jemand noch die absonderliche Mixtur von weltanschaulichem Rassismus die hier zunehmend betrieben wird?
Wenn die Herkunft einer Weltanschauung und deren Begründer künftig ausschlaggebend für den Aufenthaltsort der Anhänger sein soll, dann sollten die gläubigen Juden und gläubigen Christen dieser Welt umgehend in die Heimat ihrer Religionsgründer ausgesiedelt werden:
nach Israel, denn sowohl Moses als auch Jesus waren Juden.
Wer gegen Türken oder Araber oder Afrikaner oder oder ist, sollte es sagen und sich als Rassist outen - so viel Mut sollte sein.
Wer gewalttätige "Bräuche" aus bestimmten Herkunftsländern nicht hier haben will - was legitim und verstehbar ist - der soll es sagen.
Aber alle Anhänger einer Religion mit deren durchaus sehr heterogenen Ausprägungen und Auslegungen pauschal zu "verhaften" ist nichts anderes als eine Neuauflage rassischen Denkens.
Zu Merkel: Die Antwort müsste doch lauten, dass, wer nichts sagt oder möglichst wenig, nicht einmal mehr für Kritik erreichbar ist. Neben das Aussitzen, trat in unserer neuen Ära, das Ausschweigen. Nur so, gibt es BER, S21, Asse, sinkendes gesetzliches Rentenniveau, Riester-Schwachsinn, rin in die Kernkraft, raus aus der Kernkraft, Stromtrasse beim Nachbarn, aber nicht bei mir, Gesundheit nur noch gegen private Zusatzkohle, Arbeitsverträge, Werkverträge, bei denen Arbeitnehmer immer unbezahlten Urlaub haben,pp.
Da bleiben dann, weil Aussitzen und Schweigen in der Politik prima funktioniert, für öffentliche Kritiker nur Äußerlichkeiten.
Merkel macht eben keine Versprechen, sondern nur Politik. Das war im einigen Michelland immer schon die schonendste Methode, für ein sehr, sehr langes Regiment. Früher gab es auch noch den gelben Pullover und möglichst viele Auslandsreisen.
Weitere, derzeit ungemein beliebtes Politikermodelle: Der entschiedene, religiös fundierte Freiheitsredner und der häufige Talkshow- Gast.
Stellen Sie sich einmal vor, sie müssten nach Nordkorea auswandern, weil sie die radikale Vergesellschaftung der Produktionsmittel verlangen oder weil Sie, wie die zugegeben radikalen Charlie Hebdo- Karikaturisten, laut und vernehmlich rufen, "Karikatur darf alles", was so natürlich nicht stimmt und trotzdem schon vom heiligen Tucho so gesagt wurde, knallt man Sie, nach einer Warnung selbstverständlich, über den Haufen. - So geht es eben nicht.
Folgte man den derzeit billig und leider häufig zu hörenden Empfehlungen, dann wäre ein riesiger Vorteil, außer der auch auf kriminelle Art und Weise zustande gekommenen Wohlstandssphäre des Westens, nämlich seine Meinungsfreiheit am Ende.
Zudem: es gibt kaum ein Land, in dem nicht trotzdem, trotz heiliger Gesetze und heiliger Versprechen "Zensur" geübt würde. Wenigstens lässt sich das aber bei uns, mit ein wenig Mühe, -Wer bringt sie auf?-, aufdecken.
Einfache Beispiele: Selbst die unbedarftesten Hollywood- Schinken werden in den USA anders zugeschnitten, als z.B. für den europäischen Markt und die vielen Doppelstandards, wer was sagen darf und wer nicht, machen doch die Bürger mittlerweile so verrückt, dass sie im Tal der Ahnungslosen, "Ich weiß nichts und ich kenne niemanden Fremden, nicht einmal einen Polen oder Tschechen", hinter Rattenfängern herstolpern, statt sich endlich von Regierungen zu verabschieden, die für sie persönlich nichts tun wollen und werden.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Guter Artikel - und mehr davon
Endlich wieder ein sinnvoller Artikel im Freitag zum Thema "Islam", der nicht dumpf-pauschalisierend daherkommt.
In diesem Zusammenhang finde ich auch folgendes Streitgespräch sehr spannend - zwischen Hamed Abdel-Samad - Politiologe und Islamkritiker und Mouhanad Korchide- moderater Islamwissenschaftler der den Islam reformieren möchte:
https://www.youtube.com/watch?v=-BaUqEqnW9o
Auch fand ich diesen Artikel sehr interessant und wichtig, der das undifferenzierte Verhältnis der Linken in Deutschland zum Islam sehr gut beleuchtet:
http://www.seemoz.de/kontrovers/charlie-hebdo-und-das-linke-appeasement /
Und dann noch ein weiterer spannender Artikel von Frau Hirsi-Ali - Islamkritikerin und Frauenrechtlerin zum Attentat auf Charlie Hebdo.
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article136176806/Doch-dieses-Massaker-hat-mit-dem-Islam-zu-tun.html
Eine realistisch-kritische Auseinandersetzung mit dem Islam ist aus meiner Sicht eine wesentliche Voraussetzung für das zukünftige friedliche Zusammenleben zwischen Muslimen und der nichtmuslimischen Mehrheit in Deutschland.
Ich hatte vor ein paar Jahren einmal ein längeres Gespräch mit einem Libyer.
Im Laufe der Unterhaltung kamen wir auch auf das Bombenattentat auf die Diskothek La Belle in Berlin zu sprechen, für das man zuletzt seine Regierung verantwortlich machte.
Der Libyer rechtfertigte das Attentat mit dem Argument, dass in der Diskothek leicht bekleidete Frauen tanzten. Dies sei schamlos und müsse bestraft werden.
Ich wies ihn darauf hin, dass es sehr wohl (noch) einen Unterschied gebe zwischen Deutschland und Libyen und dass niemand den hier lebenden Frauen verbieten würde tanzen zu gehen. Was, so wollte ich wissen, mache es ihm denn so schwer, andere, europäische Sitten eben einfach anzuerkennen?
Liebe Magda,
es geht hier nicht darum, dass Muslime "genauso das Recht haben sollten, sich aufzuregen..."
Wie weltfremd, nein WIE PEINLICH und ÄRGERLICH ist das denn?
Diese Typen vor ein paar Tagen in Paris haben sich mit der Waffe in der Hand "ARTIKULIERT". Sie mordeten Menschen, weil ihnen deren Karikaturen nicht gefielen!
Wie viele Leser hatte das Blatt zuvor - wie viele hat es jetzt? Wie viele kannten die Karikaturen zuvor - und wie viele kenne sie jetzt?
Merken Sie was?
Übrigens wurden nebenbei auch noch ein paar andere Menschen erschossen, die überhaupt keine Karikaturen zeichneten.
Eine jüdische Journalistin, die sterben durfte, weil sie Jüdin war. Vier andere in einem Supermarkt, auch weil sie Juden waren. Polizisten und Personschützer und unbeteiligte Zivilisten.
Schon vergessen?
Ganz offensichtlich!
“Aber alle Anhänger einer Religion mit deren durchaus sehr heterogenen Ausprägungen und Auslegungen pauschal zu "verhaften" ist nichts anderes als eine Neuauflage rassischen Denkens.”
Tja, die Aufforderung scheint ja nun mal im islamischen Recht zu stehen. Ihre Kritik wäre dann also an die muslimischen Rechtsgelehrten zu richten.
Im islamischen Recht ist es so
Das ist, als würde beim Christentum auf "Kirchenrecht" berufen. Luther und die Päpste hatten allerdings sehr unterschiedliche Auffassungen davon.
Vermutlich haben z.B. Schiiten und Sunniten hier womöglich auch ein unterschiedliches Rechtsverständnis? Auf welches wird sich hier bezogen?
Das ist das eine Problem, für das die Muslime von ihren Theologen ein mehr oder weniger pragmatisches Angebot erhalten, um mit ihrem Glauben kongruent zu bleiben. So gehörte es dann auch ausgesagt. Das andere Problem ist jedoch der Bekenntniszwang an sich, vor einer Öffentlichkeit. Den kann es nach unserem Verständnis nicht geben, obwohl er in einer Aufmerksamkeits- und Mediendemokratie häufig abverlangt wird und anscheinend zum Spiel dazu gehört. Jeder zweite Talker und fast jeder Politiker versucht diese Methode regelmäßig. Was gerade noch geht, ist der Amts- oder Diensteid. Beste Grüße und Dank für die prompte Antwort Christoph Leusch
die Aufforderung scheint ja nun mal im islamischen Recht zu stehen
..das "Islamisch Bürgerliches Gesetzbuch (IBG) ", gültig im LandeIslamien.
Ich bin immer wieder platt, wie man bewusst oder unbewusst, auf dem Missverständnis beharrt.
Ich bin der Meinung, dass Gewalt sich möglicherweise verhindern lässt, wenn man miteinander redet. Auch über Differenzen. Warum Sie das nun wieder empört, verstehe ich nicht. Das sollte Grundkonsens sein, sonst wird gar nichts.
Ich frage mich, wieso es offenbar ganz undenkbar ist, dass ein christlicher oder unchristliche Abdendländer akzeptiert, dass den Moslems ihr Prophet heilig (sakrosankt) ist.
Im Wesentlichen sehe ich die Dinge sehr ähnlich. Weil Sie Merkel ansprechen, "Merkel macht eben keine Versprechen, sondern nur Politik.", nur die Anmerkung, dass ich meine, nicht einmal das macht sie. Sie leistet nur Selbsterhaltung in politisch korrekter Haltung und damit einen gefährlichen Beitrag zur Beschleunigung der Volksverdummung.
Happy WE
Maxi
Wieso - diese Haltung ist doch grundlegen akzeptiert? Das ist nicht das Problem.
Und weil vielen Muslimen der Prophet sakrosankt ist, tun sie auch gut, ihn nicht zu beleidigen.
Aber es ist absurd, das Gleiche von allen zu verlangen, die den Propheten nicht so sehen und nicht dem Islam angehören.
Das ist wohl der feine Unterschied, der Ihnen wohl entgangen ist.
So isses. Dem Papst gefällt C.H. auch nicht. Er sagt es. Hätte er nichts gesagt, wäre es auch gut gewesen, nur keiner könnte was dazu sagen.
Ich fand bei Ludwig Börne noch eine passende Geschichte. 1819 schrieb er "Zwangsgottesdienst".
Damals wurde zum Gedenken an die Opfer und die Zerstörungen einer großen Feuersbrunst, einhundert Jahre zuvor, in der freien Stadt Frankfurt am Main angeordnet, dass alle Bürger am Gedenken mit Gottesdiensten und Gebeten teilzunehmen hätten. Den Juden der Stadt erlegte der Magistrat "nur" Gebete auf.
Börne zitierte genüßlich: ">>Der Senat... erwartet von dem rechtlichen Sinne löblicher Bürger- und Einwohnerschaft, daß solche durch ernste Gottesverehrung den Dank gegen die Vorsehung...laut aussprechen werde. Zu dem Ende wird Sonntags, den 27.l.M., in allen christlichen Kirchen feierlich Gottesdienst gehalten werden, so wie in der jüdischen Synagoge Gebete verordnet sind.<<"
Sarkastisch schreibt er weiter: "Der Senat hatte mit Recht zur kirchlichen Feier eines irdischen Ereignisses nur aufgemuntert, sie aber nicht anempfohlen: denn dieses wäre eine Verletzung der Gewissensfreiheit gewesen. Aber warum ließ man diese gebührende Achtung nur den christlichen Bürgern widerfahren und versagte sie den jüdischen? Warum heißt es von jenen: es wird in allen christlichen Kirchen Gottesdienst gehalten werden, und von diesen: man habe in der Synagoge Gebete verordnet?..."
Gutes Wochenende
Christoph Leusch
Genau!
Aber wie sieht das mit dem Bilderverbot aus? Wo gilt das ?
Sehr interessantes Interview!
Ich teile die Auffassung von Herrn Murtaza, dass wir uns noch viel zu wenig mit den einzelnen AttentäterInnenbiographien auseinandersetzen. Mal abgesehen davon, dass sich in Frankreich seit spätestens 2005(!) kaum etwas in den französischen Banlieues getan hat, greift es auch zu kurz, wenn einseitig auf die soziale Komponente abgehoben wird. Nicht nur weil damit eine ganze „Génération précaire“ wie überhaupt in Armut lebende Menschen zu schnell in eine Ecke gedrängt werden, sondern weil das Thema Radikalisierung –sozial, mental, psychisch- vielschichtig ist. Oder wie erklärte man sich allein die Tatsache, dass die Anführer dieser Ideologien alles andere als aus armen und bildungsfernen Schichten stammen.
Interessant finde ich, dass der Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide zum Thema „Was und Wer gehört zum Islam“ eine andere Position einnimmt als Herr Murtaza. Khorchide vertritt hingegen die Auffassung der Wahhabismus und Salafismus gehörten sehr wohl zum Islam, weswegen auch unter Muslimen eine kritische Selbstreflexion über Islam einsetzen müsste.
Reicht eine ethisch-rationale Auslegung resp. was bedeutet das konkret?
Und weil der Kern von Islam der Koran ist, macht Khorchide sich auch öffentlich stark, wie im ORF-Interview, für eine Koran-Auslegung auf dem Hintergrund der historisch-kritischen Methode, um u.a. die Gewaltpassagen, die es im Koran wie im AT unstrittig gibt, geschichtlich richtig einzuordnen. Es wird in Zukunft spannend sein zu beobachten, wie diese Frage weitervorangetrieben wird und wie sich Islamgelehrte dazu ins Benehmen setzen.
Bin auch mal gespannt, wie sich nach „Je suis Charlie“ der politische Umgang z.B. mit den Saudis abläuft, ob man die Stirn hat die WM in Qatar abzusagen, wofür ich bin!
...es ist absurd, das Gleiche von allen zu verlangen, die den Propheten nicht so sehen und nicht dem Islam angehören.
Ich verlange es ja nicht, sodern frage mich, wieso es ganz undenkbar ist.
Das ist wohl der feine Unterschied, der Ihnen wohl entgangen ist.
Das ist mir durchaus nicht entgangen. Aber die von Ihnen gelieferte Antwort, ist nur die Bekräftigung des Undenkbaren. Merke: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass man etwas akzeptiert, das zu akzeptieren einem widerstrebt. Und wenn und wo das vice versa gilt, geht natürlich gar nichts mehr. Und schuld ist der jeweils andere, das ist klar.
Es gibt wohl klare Gründe, die gegen Ihre Forderung sprechen?
Und es ist eine Forderung, sonst würde Sie einfach akzeptieren, dass die Menschen das offenbar nicht erfüllen wollen.
Der Grund ist, dass unsere Kultur letztlich auf dem Humanismus und den daraus resultierenden Menschenrechten basiert und dass ein wesentlicher Ausdruck davon die Freiheit und nicht letztlich die Meinungsfreiheit ist.
Und es ist absolut klar und indiskutabel, dass man dafür einzustehen muss, gegen fremde autoritäre mit Gewalt unterlegte Forderungen einer mittelalterlichen Sekte!
Es empört mich, weil, wie eben genau dieses Interview zeigt, dass innerhalb des Islams selbst eine äußerst fruchtbare Diskussion darüber stattfindet, was islamisch ist und was nicht und wer eben genau dies definieren darf.
Ich finde das Interview großartig, weil es nicht mit den banalaen Reflexen arbeitet, die Leute wie Gabriel und Merkel bedienen, die beide gegen JEDE Vernunft in die Welt setzten, dass diese Anschläge nichts mit der Religion zu tun hätten.
(Sehr interessant ist hierzu auch der Hinweis, dass es mittlerweile eine ganze Menge Deutscher gibt, die zu Islamisten geworden sind!!!)
In der Diskussion um den Fanatismus sind es eben Leute wie Sie - die ich (böse) als Islamistenverstehe bezeichnen würde - die nicht verstehen (wollen), welche spannenden und fruchtbaren Diskussionen INNERHALB des Islam selbst schon stattfinden.
(Vielleicht, weil sie diese Kultur immer noch ein wenig von oben herab sehen? Wieder sehr böse.)
Dabei übertreffen diese Diskussionen - wie man hier sieht - in ihrer Offenheit und Intelligenz den westlichen Diskurs BEI WEITEM!
Ich bin sehr dankbar für das Interview.
Und langsam wirklich ZIEMLICH abgenervt über die Phrasendrescher des Westens. Von Leuten, die islamische Länder hächstens mal aus dem Urlaub und Moslems vorwiegend aus dem Fernehen kennen.
(Auch wieder böse - doch wer soll bei dem Gerede nicht langsam böse werden?)
Es ist nicht undenkbar. Aber es wäre ein Rückschritt.
Religionskritik hatten wir schon. Das Wesentliche ist gesagt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Zur_Kritik_der_Hegelschen_Rechtsphilosophie#mediaviewer/File:Deutsch_Franz_Jahrbücher_(Ruge_Marx)_071.jpg
Wollen wir wirklich zurück und uns mit wem auch immer über die Existenz der Hölle unterhalten?
@Malvoisine
Meine Zustimmung: Wirklich ein vernünftiger Text über den Islamismus bzw. Dschihadismus, den man vom Islam nicht einfach trennen kann.
Das Buch des Politologen Hamed Abdel-Samad über die Vergleichbarkeit der faschistischen und islamistischen Ideologien und Bewegungen im 20. Jahrhundert ist sehr lesenswert.
"...Wollen wir wirklich zurück und uns mit wem auch immer über die Existenz der Hölle unterhalten?..."
Der Kampf zwischen weltlicher und geistlicher Macht hat Jahrhundert Krieg innerhalb Europas bedeutet.
Das kann gar keine Frage sein.
Der Papst reisst zwar Witze, ("Wenn Dr. Gasbarri, mein lieber Freund, meine Mutter beleidigt, erwartet ihn ein Faustschlag.") aber sein Vorgänger hat ganz regulär Anwälte (weltliche) beauftragt, als ihm das mit der Titanic zu bunt geworden ist.
Ist die Furcht vor dem islamischen Gottesstaat nicht eine geschürte Angst, die mit der Realität wenig zu tun hat?
Ich denke, der Anschlag in Paris hat die weltliche Zivilgesellschaft eher stabilisiert denn erschüttert.
Viele Grüße
fos?
Ja, auch ich empfinde Herrn Abdel-Samad im Streitgespräch mit Herrn Herrn Korchide, wo er seine wohl dem Buch entsprechenden Thesen vorträgt, als sehr überzeugend.
Aber das Faszinierende dieses Streitgesprächs ist, dass es zeigt, dass tatsächlich beide "Kontrahenten" Schlüsselfiguren für das europäische "Islam-Problem" sein können:
Herr Abdel-Samad, indem er auf die totalitären, letztlich faschistoiden Züge einer wohl von der Mehrheit der Muslimen betriebenen wörtlichen (weil von Allah direkt kommenden) Auslegung des Koran hinweist. Und auf die massiven Gefahren, die von dieser Lesart auch für unsere Gesellschaft ausgehen, die wir ernst nehmen müssen.
Und auf der anderen Seite Herr Korchide, der mit seiner geschichtlich relativierenden Auslegung des Korans mit Allah als barmherzigen Gott einen Weg anbietet, genau dieses Problem zu lösen - indem er Imame ausbildet, die diese Lesart weitertragen können und so hoffentlich einen mit westlichen Werten zu vereinbarenden Islam begründen werden.
Die IS ist gerade dabei, einen Gottesstaat aufzubauen. Ich bin dann doch eher für ein "Wehret den Anfängen"
Der Anschlag in Paris hat vielen Menschen klargemacht, dass sie doch etwas zu verlieren haben. So gesehen, haben Sie wohl recht.
Es wird dem Westen nicht helfen, wenn ein paar Muslime sich mit dem vorherrschenden orthodoxen Islam und dessen Speerspitze, dem gewalttätigen Islam, auseinandersetzen.
Das hebt das Grundverständnis des Korans und der Muslime nicht auf, nach dem die Welt, ungeachtet geo- und ethnographischer Gegebenheiten, einfach in Gläubige [selbstverständlich die Muslime] und Ungläubige aufgeteilt wird.
In den deutschen Medien findet sich übrigens diese islamische Denkfigur bereits wieder in der Form, dass man von Muslimen und Nichtmuslimen spricht und schreibt. Diese Reduzierung ruft jedoch keinen Aufschrei der Empörung hervor. Das zeigt an, wie weit die Islamisierung Deutschlands bereits vorangeschritten ist.
Wer kein Muslim ist, hat nach dieser Zweiteilung sich mit seinem Status als Nichtmuslim zu begnügen: er gehört zu keinem Volk und zu keiner Nation mehr.
Daher kommen auch übrigens die häufigen Angriffe auf das und die Infragstellung des Selbstverständnis, Deutscher zu sein. Man soll nachgerade dafür sich rechtfertigen, Deutscher zu sein und begründen, was das denn überhaupt sei. Manchesmal wird gar behauptet, so etwas wie Deutsche gäbe es gar nicht.
Ich stimme Ihrem Kommentar zu. Eine Frage habe ich noch. Was meinen Sie, wodurch das kommt, wodurch das so ist, was Sie so beschreiben: "Daher kommen auch übrigens die häufigen Angriffe auf das und die Infragstellung des Selbstverständnis, Deutscher zu sein. Man soll nachgerade dafür sich rechtfertigen, Deutscher zu sein und begründen, was das denn überhaupt sei. Manchesmal wird gar behauptet, so etwas wie Deutsche gäbe es gar nicht." Wodurch ist es veranlaßt, getragen und kultiviert? Hat das einen Zweck? Wenn ja, welchen Zweck hat es?
Wieviele praktizierende Muslime gibt es eigentlich in Deutschland? Ich hatte in meinem Berufsleben sehr oft Einblick in das Leben türkischstämmiger Familien. In den meisten Fällen beschränkte sich hier der Bezug zum Islam auf wenige Rituale und Feste. In die Moschee ging kaum jemand, mit den 5 täglichen Gebeten war es ebenfalls nicht weit her. So hatte ich den Eindruck gewonnen, dass den Imamen die Gläubigen genauso abhanden kommen wie der katholischen Kirche, es verhältnismäßig genausoviele laue Muslime wie laue Christen gibt. Deswegen bezweifle ich, dass Reformen in der Auslegung des Korans durch Theologen eine messbare Auswirkung auf das tägliche Leben der meisten als Muslime geltende MitbürgerInnen in deutschen Landen haben. Es interessiert ganz einfach nicht. Die Anziehungskraft des djihadistischen Kampfes auf pubertierende junge Männer und Frauen ist aus einer anderen Quelle gespeist., es ist dieselbe Quelle, welche junge Menschen zu Neonazis und zu Hooligans werden lässt.
Ich halte diese Angriffe für einen Teil einer psychologischen Kampagne, um den Widerstand gegen die Islamisierung zu schwächen.
Missionarische und missionierende Muslime führen sich ja zuweilen dem dekadenten Westen als moralisch-kulturell überlegen auf. Wenn man jemanden sein Selbstverständnis ausreden und ihn dadurch schwächen kann, kann man ihm mit dem Islam auch eine Alternative anbieten.
Auf fruchtbaren Boden trifft das aufgrund unserer jüngeren Vergangenheit: die faschistische Herrschaft stellte auch gleich das deutsche Selbstverständnis infrage. Das ist bis heute nicht geheilt.
Man ließ und läßt in Deutschland eine Reduzierung auf die faschistische Herrschaft als Synonym für das Deutsche zu, eroberte also nie die reichhaltige deutsche Geistes- und Kulturgeschichte zurück (Leibniz, Kant ...).
Unterstützt wurde und wird diese Reduzierung durch SPD und insbesondere den Grünen. Bei der SPD, weil man das Wesen des Faschismus nie begriffen hat, bei den Grünen vermute ich aufgrund einiger Begegnungen einen regelrechten Deutschenhaß.
In diese Schwäche stießen nicht wenige zugezogene Muslime hinein, weil es schon vor Jahrzehnten en vogue war, Deutsche als Nazis zu bezichtigen, ohne dass das für den Bezichtiger Konsequenzen hatte. Das ist bis heute so. Die Grünen ermutigen und befeuern ja gerade zu solchen Bezichtigungen.
Man bemüht sich weder bei SPD noch bei Grünen um eine Einschätzung verschiedener politischer Positionen, die ich grob von marxistisch, sozialistisch, sozialdemokratisch, linksliberal, liberal, konservativ, nationalliberal, nationalkonservativ, rechtskonservativ, kleinbürgerlich-rückschrittlich, nationalistisch, rechtsextrem, reaktionär, revanchistisch, chauvinistisch bis faschistisch einteile.
Dem aus konservativen bis rechten Kreisen stammenden 'Wir sind wieder wer' haben linke und linksliberale Kreise nie ein positives Bild vom Deutschsein entgegensetzen können oder wollen, vielleicht beides.
Wohl auch, weil man in diese Kreisen nicht begriffen hat, dass die in geschichtlich jüngerer Zeit entstandenen Nationalstaaten nichts mit Nationalismus zu tun haben, sondern die modernste, fortschrittlichste und demokratischste Form der Organisation eines Volkes sind.
Sehr geehrte/r Malvoisine,
auch meinerseits herzlichen Dank für den Hinweis auf das sehr aufschlußreiche Streitgespräch zwischen Hamed Abdel-Samad und Mouhanad Korchide.
Sie bezeichnen Korchides Perspektive als eine geschichtlichrelativierende Auslegung des Korans. Ich verstehe seine Sichtweise vielmehr als das religionswissenschaftlich wie menschlich vernünftige Plädoyer für eine historische Kontextualisierung. Der Entstehungsgeschichte des Korans einerseits und der sehr vielfältigen (politischen und sozioökonomischen) Bedingungen seiner Rezeption in Vergangenheit und Gegenwart andererseits. Seine Frage bzw. Erkenntnisinteresse dahingehend zu verstehen, warum welche Gruppen oder Individuen muslimischen Glaubens jeweils welche Lesart des Korans bzw. welches Islamverständnis entwickeln und vertreten, halte ich für wichtig. Denn die Gründe hierfür sind meines Erachtens nur teilweise individualpsychologischer oder genuin religiöser Natur, sondern oft das Ergebnis der (als erfolgreich oder ohnmächtig erlebten) Auseinandersetzung mit den jeweils individuell konkret erlebten politischen, gesellschaftlichen und sozioökonomischen Lebensbedingungen in einem bestimmten Land dieser Welt, zu einer historisch konkreten Zeit.
Im Übrigen halte ich die Beobachtung des Moderators für zutreffend, daß die Argumenationsweise Hamed Abdel-Samads in ihrer Generalisierung in gewisser Weise analog derer verfährt, die er selbst so vehement als fundamentalistisch kritisiert. Gestatten Sie mir in diesem Zusammenhang bitte den Hinweis auf eine ebenso kundige wie kritische Analyse der Thematik von Katajun Amirpur, Islamwissenschaftlerin an der Universität Hamburg (http://www.swr.de/-/id=9453836/property=download/nid=660374/psfmg2/swr2-wissen-20120429.pdf bzw. http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/europa-und-der-islam/-/id=660374/nid=660374/did=9453834/1u1gf7j/ )
Bemerkens- bzw. nachdenkenswert darin u. a. dieser Gedanke:
"Der Islamwissenschaftler Aziz al-Azmeh hat vor einigen Jahren den Begriff der Islamisierung des Islams geprägt. Gemeint war, dass der Westen sich seinen Islam konstruiere. Man konstruiere eine angeblich total fremdartige, aber in sich seit jeher ganz einheitliche Mentalität der islamischen Welt. Al-Azmeh zeigte zudem Parallelen auf zwischen dem westlich-kulturalistischen und dem islamistisch-fundamentalistischen Diskurs, denn in beider Zentrum stehe die Vorstellung eines abstrakten ahistorischen, essentialistischen Islams. Er sieht hier “”, da auf beiden Seiten die Urbegründung jedes Phänomens in der islamischen Welt in den religiösen Quellentexten angesiedelt werde [...]
Die "in Europa geführte Diskussion über die Muslime, die suggeriert, Muslim zu sein und an eine freiheitlich-demokratische Grundordnung zu glauben, sei quasi inkompatibel, geht nicht nur an der Lebensrealität der meisten in Europa lebenden Muslime vorbei. Sie konstruiert zudem auch einen Gegensatz und denkt sich „die Muslime“ als eine in sich einheitliche Gruppe und führt so zur Muslimisierung [...]
MfG
corr.
Al-Azmeh zeigte zudem Parallelen auf zwischen dem westlich-kulturalistischen und dem islamistisch-fundamentalistischen Diskurs, denn in beider Zentrum stehe die Vorstellung eines abstrakten ahistorischen, essentialistischen Islams. Er sieht hier “”, da auf beiden Seiten die Urbegründung jedes Phänomens in der islamischen Welt in den religiösen Quellentexten angesiedelt werde [...]
corr. 2. Versuch:
... Er sieht hier “fast eine Art Komplizenschaft zwischen westlichen Kommentatoren und islamistischen Ideologen [Hervorhebung von mir, G.S.]”, da auf beiden Seiten die Urbegründung jedes Phänomens in der islamischen Welt in den religiösen Quellentexten angesiedelt werde [...]
"Man ließ und läßt in Deutschland eine Reduzierung auf die faschistische Herrschaft als Synonym für das Deutsche zu, eroberte also nie die reichhaltige deutsche Geistes- und Kulturgeschichte zurück (Leibniz, Kant ...)."
Danke für diese klare - und zutreffende - Antwort!
Es ist zu hoffen, dass derartige Stimmen in der islamischen Welt an Einfluss gewinnen. Das Problem aber dürfte sein, innerhalb der islamischen Welt die dafür nötige Unterstützung finden. Schließlich würde eine historisch-kritische Koran-Auslegung nicht mit den etablierten Traditionen brechen, sondern die vielerorts bestehenden autoritär-patriachalischen Gesellschaftsstrukturen bedrohen. Vielleicht liefert die Brutalität des IS die besten politischen Argumente zur Eindämmung fundamentalistischer Islamvorstellungen und führt zu einer größeren Offenheit für eine rationalistische Koran-Auslegung. Es wäre der muslimischen Welt.
|| Herr Murtaza hat grosses Glück, solch einen Satz ungestraft nennen zu dürfen ... ||
Ach, richtig. Weil es in diesem Land ja keine Meinungsfreiheit gibt. Ich vergaß. Wie dumm von mir.
|| ... was bringt es (...), wenn sie in einem Land leben sollen, mit dessen Werten oder Unwerten sie nicht einverstanden sind ... ||
In einem Land leben sollen..?? Aber egal.
Weil ich - wie oben schon erwähnt - so dumm bin, mal blöd gefragt: Warum leben Sie eigentlich hier..? Und nicht zum Beispiel in der Ost-Ukraine. Da soll es schön sein, hab' ich mir sagen lassen. Da sind alle Menschen Brüder und es gibt keine propagandistische Lügenpresse und keinen Kapitalismus. Nirgends.
Aber ich will Sie natürlich nicht ausbürgern, sondern frage nur unverbindlich nach. So als kleiner Gedankenanstoß, quasi. Dumm halt, dass das Denken in D auch verboten ist. Schade eigentlich.
"Ich bin der Meinung, dass Gewalt sich möglicherweise verhindern lässt, wenn man miteinander redet."
Das sehe ich genauso, wenn man früh genug damit beginnt und es nicht bei Worten bleibt. Es gibt immer Ursachen dafür, warum unüberbrückbare Gegensätze entstanden sind. Und bei den Ursachen steckt der Westen halt mitten drin. Wobei ich den Teil auslasse, der von den Moslems selbst gelöst werden muss, der mit der Geschichte des Islams zusammenhängt.
"Was ist mit den Karikaturen?
Bei vielen Muslimen, die sich darüber aufregen, frage ich mich schon, wieso sie weiter hier leben. Wieso sind sie nicht so konsequent und ziehen in ein Land, in dem Zensur geübt wird?"
Ich denke, es gibt eben Menschen, die antiklerikale Karikaturen nötig haben. Z.B. Menschen, die im Namen irgendeiner Religion von Eltern etc. geknechtet wurden, und für die das deshalb einfach wie frische Morgenluft ist, wenn sie diesen Dreck lesen dürfen. Solchen Kompensationsbedürfnissen muß Rechnung getragen werden, es gibt einen politischen Bedarf an Religionsbeleidigung in Massenmedien. Niemand braucht mehr, als einen versehentlichen Blick auf sowas zu werfen. Und wer anderen diese Freiheit nicht gönnen will, hat hoffentlich nichts zu bestimmen, in dem Land, wo ich lebe. Sowas von unbarmherziger Barbarei. Schämt euch, das ist ja wie das rote Kreuz abzuschaffen. Oder meinetwegen den Halbmond.
Wer sich wirklich darüber aufregt, hat sich eigentlich nicht das richtige Land ausgesucht, um glücklich zu werden, falls er denn wählen konnte. Es gibt hier -meine Zustimmung- keinen Anspruch andere der eigenen Religion zu unterwerfen. Nicht mal die eigenen Kinder, wenn sie für sich selbst sprechen können.
Der Islam ist KEINE zusammenhängende und einheitliche religion! Hier kann sich jeder dorf depp zum wahren hüter des Islam ausrufen und andere menschen unterdrücken und töten. Für mich ist der Islam als EINE religion total gescheitert PUNKT
Keine Ahnung.
Ich kann Ihnen nur sagen, wo die Äußerung von Kritik und abweichende Meinungen verboten ist:
im Freitag&anderenMedien.
IN DEUTSCHLAND
zu keine Ahnung:
Es ging mir darum, dass faktisch in Deutschland Menschen, die irgendwie nach Türke oder Araber AUSSEHEN, als potenzielle Gewalttäter angesehen werden - völlig egal, ob es Muslime sind oder nicht. Die Rechtfertigung DAFÜR wird mit solchen Interviews geliefert - und die für kriegerische Interventionen des ach so freien Westens.
Ich schreibe das nur, Herr Pfaff, um Ihre Provozierbarkeit herauszufordern. Gelöschte Beiträge bringen den einen oder anderen mindestens ebenso wenn nicht mehr zum Nachdenken - vielleicht - als der Beitrag selbst. Also, tun oder lassen Sie, was imemr Sie mögen. Als Vertreter eines Tendenzbetriebs steht es Ihnen frei, über die Meinungen, die Sie zulassen, selbständig zu entscheiden. Solange Sie damit Ihrem Arbeitgeber nicht auf den Fuß treten, nichwahr?
Mit feingliedrigen theologischen Auslegungen, Betroffenheitsbekundungen und frommen Wünschen aus der sog. muslimischen Community oder deren weltlicher Vertreter auf Funktionärsebene ist es nicht getan. Der "real existierende Islam" sieht anders aus als das, was sich derjenige Bruchteil der islamischen Welt-Glaubensgemsinchaft "Umma", der in säkularisierten Staaten Europas lebt, in aller Eile zu konstruieren sich müht. "Islamismus" ist keinesfalls nur eine Haltung, die sich in Radikalisierung und Gewaltbereitschaft kennzeichnet, sondern deckungsgleich mit der seit Jahrzehnten in der muslimischen Welt dominierende Linie des sog. "Politischen Islam". Denjenigen Diskutanten, die es anders sehen, sei geraten: Realisieren Sie, dass alle Staaten mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung theokratische Diktaturen oder auf dem Weg zum Ein-Parteien-Staat islamischer Prägung sind. Gemäß Untersuchungen des Pew Research Center befürworten 8% aller muslimischen Türken (i.d. Türkei) die Todesstrafe bei Religionswechsel, und unsägliche 88% (!) in Ägypten. Lesen Sie nach, was etwa Necmettin Erbakan, früherer Ministerpräsident der Türkei und Vordenker der Linie Erdogan /Davutoglu formulierte. Realisieren Sie, dass der größte muslimische Verband DITIB dem türkischen Ministerpräsidenten unterstellt ist. Beschäftigen Sie sich mit der großangelegten Studie des Islamologen Ralph Ghadban, wes Geistes Kind die Materialien sind, die in Deutschland von (moderat-)muslimischer Seite verbreitet werden. Werfen Sie einen Blick darauf, in welchem Maße man den Einwände kritischer Geister wie Necla Kelek oder Ayaan Hirsi ignoriert, die ihren Finger in die Wunde legen, die islamische Kultur nicht nur in der Diaspora offenbart.
Sehr geehrter Tobi Blum,
danke für Ihren "Rat". Die Tendenzen, auf die Sie hinweisen, nehme ich zur Kenntnis. Im Gegensatz zu Ihnen halte ich es jedoch für sinnvoller, den Fokus meiner Aufmerksamkeit und somit auch Einflußmöglichkeit, statt auf öffentliche Verlautbarungen irgendwelcher Interessensverbände, auf diejenigen konkreten Mitmenschen muslimischen Glaubens zu richten, denen ich täglich im privaten wie beruflichen Kontext persönlich begegegne. Mit ihnen suche ich das offene Gespräch, um sie und ihre aktuelle Lebenssituation besser kennenzulernen, die Ursprünge und Hintergründe ihrer Weltsicht und Erfahrung zu verstehen. Da ich meine Mitmenschen grundsätzlich als komplexe Individuen mit verschiedenstem biographischen Hintergrund und unterschiedlichsten sozialen Rollen sehe und nicht nur auf einen einzigen Aspekt ihrer Persönlichkeit, nämlich den ihrer Religiösität, reduziere, findet sich bei diesen Gesprächen oftmals viel mehr Gemeinsames als Trennendes. Was die Voraussetzung dafür ist, sich über die tatsächlich existierenden Differenzen einmal möglichst sachlich und friedlich unterhalten zu können. Und ich darf Ihnen sagen, daß ich bei meinen regelmäßigen Begegnungen und interessierten Fragen mit bzw. an Menschen muslimischen Glaubens, ob in Deutschland oder anderswo, noch nie auf Ablehnung oder gar Agression getroffen bin, eher im Gegenteil. Ich bin davon überzeugt, daß sich langjährig gewachsene, vielleicht verfestigte oder gar radikalisierte persönliche Einstellungen nur wandeln können auf der Ebene ganz konkreter persönlicher Begegnung und Erfahrung mit einem oft nur vermeintlich so anderen Menschen - und zwar bei allen Beteiligten - und nicht auf der Ebene politisch-offizieller Verlautbarungen. Abgesehen davon halte ich es für nur bedingt hilfreich, wenn nicht sogar kontraproduktiv und irreführend, die komplexen gesellschaftlichen und sozioökomischen Ursachen für die in unserer heutigen Welt vielerorts (wieder) aufflammenden Konflikte und fundamentalistischen Tendenzen nur unter religiöse Kategorien zu subsumieren, da dies die eigentlichen Hintergründe eher verschleiert und damit den wirklichen Urhebern nur in die Hände spielt. Und daran möchte ich mich definitiv nicht beteiligen.
MfG
Wie immer man Herrn Korchides Lesart der religiösen Texte nennt - ich bin mit Ihnen darin einig, dass es notwendig ist, um den Islam langfristig in Deutschland zu integrieren.
Tasächlich gibt es bei seinem Vorgehen aber einen großen Unterschied zur traditionellen Textinterpretation - in der der Koran wörtlich zu nehmen ist, weil sein Inhalt direkt von Allah käme.
Entsprechend ist die Interpretation Herrn Abdel-Samads tatsächlich an die übliche Interpretationsform angelehnt! Und argumentiert sauber und logisch auf der Grundlage dieser Auslegung! Das heißt - nicht er ist Fundamentalist, sondern er entlarvt den totalitären und aggressiven Inhalt des Textes und nennt ihn bei wörtlicher Lesart zurecht "faschistoid".
Dass die Lesart des Herrn Korchide - so sehr sie uns entgegen kommt - nicht der der meisten Muslime in Deutschland entspricht, sieht man an folgender Reaktion:
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/islam-muslimische-verbaende-attackieren-theologen-khorchide-a-939864.html
Frau Amirpur geht in ihrem Text überhaupt nicht um den Konflikt um die Auslegung des Textes ein, die aus meiner Sicht ein Kernproblem der Konflikte um den Islam ein.
Nur insofern, dass sie allgemeine Aussagen über die Natur des Islam macht, die ich nicht nachvollziehen kann (weil auch nicht belegt) und die Verbindung muslimischen Handelns mit den religiösen Quelltexten ablehnt.
Damit macht sie es sich zu einfach und ist wenig überzeugend.
Auch verdreht sie Fakten - aus einer Studie zu Migranntinnen allgemein nimmt sie Argumente und bezieht diese ausschließlich auf muslimische Migrantinnen.
Insgesamt beschreibt ihr Text eben die Opferrolle, die ich als eines der größten Hindernisse für die Integration vieler Muslime sehe. Sie macht sich nicht die Mühe, wirklich zu verstehen, welche Aspekte am Islam auf die traditionell alteingesessene Bevölkerung Deutschlands befremdend oder gefährlich wirken, wo sie dem nahe kommt, relativiert sie.
Ich denke, sowohl Herr Abdel-Samad als auch Herr Korchide deutlich näher an der Thematik sind - jeder auf seine Weise.
P.S.: Die Grammatik darf sich jeder selbst richtigstellen ;-)
Herzlichen Dank für Ihren Kommentar.
Welche Lesart des Korans unter den Mitbürgern muslimischen Glaubens die "repräsentativeste" ist, wage ich nicht zu beurteilen.
Was ich dagegen beurteilen kann und letztlich für ausschlaggebend halte, ist das konkrete Handeln derjenigen konkreten Menschen muslimischen Glaubens, denen ich persönlich begegne, in konkreten Situationen - siehe mein obiger Kommentar an T. Blum. Die Fokussierung auf einen "abstrakten ahistorischen, essentialistischen" oder (aus oft nur bedingt theologischen Motiven heraus) von religiösen Interessensverbänden proklamierten Islamhalte ich im Hinblick auf eine deeskalierende und nach gesellschaftlichen Lösungen suchende Perspektive für wenig hilfreich.
Die in dem von Ihnen verlinkten Spiegelartikel zitierten Argumente des Koordinationsrates der Muslime gegen Herrn Korchide vorgebrachten Vorwürfe und dogmatischen Anklagen weisen sehr aufschlußreiche Parallelen auf zu denjenigen, mit denen die offizielle katholische Kirche einst die erhellenden und meiner Ansicht nach sehr zutreffenden Ansichten und Publikationen Eugen Drewermanns kritisierte bzw. verunglimpfte. Meiner Ansicht nach ein Beleg mehr für die Tatsache, daß oft nicht die einzelnen Anhänger einer Religion das eigentliche Problem sind, sondern die religiösen Institutionen bzw. selbsternannten repräsentativen Instanzen. -
In diesem Zusammenhang darf ich auf folgenden Artikel https://www.freitag.de/autoren/andreas-fink/vergesst-den-koran verweisen, dessen These - Der Koran ist vor allem das Produkt von jenen, die ihn lesen - ich teile.
Die Rezeption religiöser wie allgemein weltanschaulich-ideologischer "Urtexte" ohne Berücksichtigung ihres konkreten historischen Enstehungszusammenhangs einerseits und der aktuellen Eigeninteressen der verschiedenen (vergangenen und heutigen) Rezipienten andererseits, führt sehr oft auf sehr falsche Fährten und dient häufig instrumentalisierenden Zwecken der jeweiligen politisch-ideologischen Akteure. In diesem Zusammenhang der Hinweis auf ein Interview mit Prof. Bülent Ucars, in welchem er sich bezüglich der Übersetzung des Korans, seiner Einordnung als historischer religiöser Text einerseits und der dringenden Notwendigkeit seiner kritischen Interpretation andererseits sehr aufschlußreich äußert: (http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=46340#).
MfG
Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner
Wer hat heute im Bewußtsein, daß Rudolf Steiner einer der großen Vorkämpfer der multikulturellen Gesellschaft war? Vor 78 Jahren trat er mit einem politischen Programm für die Nachkriegsordnung auf. Die Nationalstaaten hatten abgewirtschaftet; sie hatten Europa ins Unglück gestürzt, Rudolf Steiner wollte nun die Völker, die Ethnien von den Staaten trennen. «Der Rechtsstaat, der Sicherheitsapparat braucht keine nationale Identität», war seine revolutionäre Einsicht, sein friedenstiftender Gedanke.
Damit eine für alle gleiche Rechtsordnung durchgesetzt und notfalls polizeilich und militärisch gesichert werden kann, tendiert alles staatliche Leben notwendig zu nach außen abgeschlossenen einheitlichen Gebieten. - Sprachen, Völker, Kulturen, Religionen, Lebensstile, kurz alles Kulturelle, hat aber immer die Tendenz, sich zu durchdringen, zu vermischen. Denn die eigentlichen Träger des Kulturellen sind nicht soziale Apparate - wie notwendig beim Staat -, sondern individuelle Menschen. Und deren Lebenswege durch die ganze Welt sind individuell. Ein Blick auf die Völkerkarte Rußlands oder Indiens, eine Straßenbahnfahrt in Basel genügen, um zu sehen, daß die kulturellen Impulse zur territorialen Durchdringung tendieren. Über 60 Prozent aller Menschen auf der Erde sind zweisprachig.
http://www.dreigliederung.de/essays/1995-10-002.html
Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner Rudolf Steiner
>>Interessant finde ich, dass der Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide zum Thema „Was und Wer gehört zum Islam“ eine andere Position einnimmt als Herr Murtaza. Khorchide vertritt hingegen die Auffassung der Wahhabismus und Salafismus gehörten sehr wohl zum Islam,...<<
Das ist aber auch Murtazas Überzeugung:
>>Zum einen sagt man: Die Täter sind überhaupt keine Muslime. Die Menschen, die im Namen Gottes Hass predigen und Anschläge begehen, sind aber oft in einer muslimischen Community sozialisiert, sprechen täglich ihre fünf Gebete und begehen die Taten aus ihrem Islamverständnis heraus. Und jeder, der das islamische Glaubensbekenntnis ausspricht, ist ein Muslim. Ich habe gar nicht das Recht, ihm das abzusprechen. Ich kann aber sagen: Es gibt Muslime, die Gutes tun – und solche, die abgrundtief Böses tun.<<
Es wäre ja auch komisch, als Islamwissenschaftler Strömungen die sich nicht nur ausdrücklich bekennen, sondern auch als die einzig authentischen Richtungen oder als Richtungen die die meiste unbedingte Autorität für sich beanspruchen, auszuschließen.
Was den Wahhabitischen Islam angeht, so sind da tatsächlich sehr reiche und auch einige gebildete Muslime da theologisch besonders aktiv. Wesentlich ist jedoch, dass diese Glaubensrichtung praktisch unendliche Finanzquellen zur Verfügung hat.
Bei den Salafisten sieht das schon wieder ganz anders aus. Da gibt es die strengen, aber in der großen Mehrheit nicht terroristisch und brutal gegen andere Muslime und Nicht -Muslime vorgehenden S., die man als Entwicklung aus dem Wahhabismus sehen kann und es gibt die Gruppe der ausdrücklich gewaltbereiten Salafisten, die mit praktisch jedem Mittel nicht nur gegen den Westen, sondern gegen alle anderen Islamrichtungen vorgehen. Letztere rekrutieren vornehmlich junge Männer und Frauen, Konvertiten und Deklassierte, und ihr theologisches Gerüst wird nicht gerade von eine breiten, intellektuellen Geistlichenschicht gestellt, sondern von einer Reihe sehr dubioser und nicht anerkannter, bzw. nur in der Anhängerschaft verehrter Prediger.
Beste Grüße und auch Ihnen ein gutes 2015
Christoph Leusch
Laut folgendem Artikel des Soziologen Herrn Dr. Ayden Findikci gibt es wohl einen Konflikt zwischen hiesigen säkularen Muslimen und den eher islamistisch orientierten Moscheebetreibern (islamische Organisationen):
http://www.welt.de/politik/deutschland/article5665837/Veraltete-Koran-Auslegung-bremst-die-Integration.html
Daraus einige interessante Zitate:
"Die Zahl von jährlich 30.000 islamistischen Zwangsverheiratungen in Deutschland ist für die Aufnahmegesellschaft ein Alarmzeichen."
Interessant hierbei, dass diese Zwangsverheiratungen allein den "Islamisten" zugeordnet werden.(?)
"Für einen Islamangehörigen, der den Koran wortwörtlich übernimmt, ihn als ewig gültiges Wort des Allahs auslegt und ihn uninterpretierbar ansieht, ist es quasi nicht möglich, sich in eine westliche Gesellschaft zu integrieren, die Demokratie zu verinnerlichen, die rechtsstaatlichen Regelungen und die Herrschaft des Volkes zu akzeptieren. Eine andere Interpretation wird nicht geduldet und ist für sie ein Tabu."
Hier wieder deutlich das Auslegungsthema und die Integrationsfähigkeit im Zusammenhang.
"Der organisierte Teil der Islamangehörigen ist Auslandsvertretung von diversen politischen Strömungen und Sekten, die nicht bereit sind, sich vom politischen Islam zu distanzieren, Reformen anzustoßen und dem Islam ein neues Gewand zu geben. Der organisierte Teil der Islamangehörigen, der sich gerne als "wahre Muslime" ausgibt, will unbedingt eine Regierung und Staatsführung nach eigener Interpretation des Korans beibehalten."
Was wohl auch die Reaktion dieser Organisationen auf die friedliche Auslegung des Korans durch Herrn Korchide erklärt.
"Es ist jetzt von ausserordentlicher Wichtigkeit, dass die aufgeklärten Islamangehörigen ihre Stimme erheben und den Koran nicht alleine den Islamisten überlassen. Den Koran zeitgemäß zu interpretieren, sich von der Scharia zu distanzieren, ist die dringende Aufgabe aufgeklärter Islamangehöriger."
"Die überwiegende Mehrheit (mehr als 90%) der in Deutschland lebenden Islamangehörigen können und wollen sich mit den auf deutschem Boden stehenden Moscheen, egal ob mit oder ohne Minaretten, nicht identifizieren, weil sie diese zu Recht in erster Linie nicht als Ort für Gebete, sondern als Ort für die Verbreitung politisch und islamistisch motivierter Botschaften halten."
Wenn das alles so stimmt, sollten die Lösungsansätze wohl klar sein: Es wäre wohl sinnvoll, wenn diese schweigende Mehrheit der Muslime in Deutschland sich organisiert und dafür vom Staat unterstützt wird - beispielsweise durch eigene Gebetszentren - um dem salafistischen Islamverständnis entscheidend entgegentreten zu können.
Danke, gutes Interview.
Wenn die Proteste eine solche Auseinandersetzung mit dem eigenem Glauben befördern, ist ja schon viel gewonnen.
Sehr geehrter BEJOND,
zu Ihrem Kommentar auf mein Posting gestern:
Ihr Ratschlag, sich v.a. durch die eigene Erfahrung der Friedfertigkeit der Menschen muslimischen Glaubens ein Bild zu machen, ist ehrenhaft, führt aber m.E. nicht weiter. Ich bin weder Seelsorger noch Theologe oder Sozialarbeiter. Ich gebe gerne zu: Mir fehlt diese Erfahrung.
Meine Einwände sind ganz anderer Natur.
Beobachten Sie z.B. den Bedeutungswandel bestimmter Begrifflichkeiten: "Islamismus" z.B: mit Gewaltbereitschaft und Terror gleichgesetzt. Islamkritik wird in weiten Kreisen als Ausdruck von "Islamophobie" pathologisiert. Dies werte ich als Teilerfolge (gemäßigter) islamistischer Strategie. Hier gehörte "Islamophobie" zum Standardvokabular, lang bevor es von hiesigen Intellektuellen adoptiert wurde. Sie hören es bis heute aus dem Mund von Erdogan oder Devatoglu
Erinnern Sie sich noch an das "Manifest der 12" – darunter auch Salman Rushdie. Das war einmal eine klare und mutige Ansage.
http://www.welt.de/print-welt/article201259/Manifest-der-12-Gemeinsam-gegen-den-neuen-Totalitarismus.html
Leider sind wir inzwischen weit davon entfernt.
Ich verweise bei meinen Einwänden noch einmal auf die Studie des Islamwissenschafters Ralph Ghadban: "Welcher Islam wird in Europa vertreten?" http://www.ghadban.de/de/wp-content/data/bericht1.pdf von 2007
Er geht den Fragen nach, unter welchen Einflüssen dieser Islam stehet, welche Orientierung er habe? ob sich eine europäische religiöse Perspektive entwickele, die man unter dem Namen Euroislam zusammenfassen kann, oder ob er von den global agierenden Strömungen bestimmt werde?
Minuziös und faktenreich recherchierte Ghadban sämtliche deutschsprachigen Publikationen, die 2007 Verbreitung fanden im Bereich religiöser Erziehung und Information – online und im Printbereich.
Seine Schlüsse sind eindeutig. Hier ein Auszug aus der Zusammenfassung:
"Der reaktionäre und islamistische Charakter des gezeigten Gesichts des Islam wird nicht nur durch die Abwesenheit der Islamreformer und der Liberalen geprägt, sondern durch eine maßlose Engstirnigkeit: Der Zugang zu der islamischen Kultur und Religion ist sehr reduziert. - Die Philosophie ist praktisch nicht vorhanden - Die Theologie ist nirgends zu finden. -
Alle Zeichen, die auf eine Öffnung des Islam deuten, sind marginal. Offensichtlich erleben wir eine Phase der Durchsetzung der Muslime als Gruppe."
Zit. aus: Ralph Ghadban: "Welcher Islam wird in Europa vertreten?"
http://www.ghadban.de/de/wp-content/data/bericht1.pdf von 2007
MfG
Hier nochmal der richtige Link zur Studio von Ralph Ghadban: "Welcher Islam wird in Europa vertreten?"
http://www.ghadban.de/de/wp-content/data/bericht1.pdf
Und hier der um "Manifest der 12– Gemeinsam gegen den neuen Totalitarismus"
http://www.welt.de/print-welt/article201259/Manifest-der-12-Gemeinsam-gegen-den-neuen-Totalitarismus.html
Beste Grüße
Tobi Blum
...ich bin überzeugt, die ganzen Probleme tauchten mit dem öffentlichen Bekenntniszwang zum Islam an. Mit Forderungen an die Gesellschaft -Kopftuch, Burkina, Gebetsraum in der Schule, usw....auf der einen Seite und auf der anderen Seite das Verurteilen und Verunglimpfen von andersdenkenden als die "Nichtgläubige". Plötzlich ist die Religion nicht mehr privat gewesen und das hat mich als Atheisten sehr gestört.
Toleranz: Warum will mir jemand mein Umfeld so radikal verändern, das die Freiheit eingeschrenkt wird?
...und was für eine schwache Religion es sein muss, wenn sie als Antwort auf Zeichnungen-Karikaturen mit Gewalt reagiert.
Sehr geehrte(r) Malvoisine
Danke Ihnen sehr für den Link zu Dr. Findikcis Beitrag! Er bringt genau das zur Sprache, was ich auch sehe und verstehe: Vereine und Koordinierungsrat verfolgen islamistische Ziele im Sinne eines "politischen Islam", dem es um Machtausübung und soziokulturelle Identität und geht (um es mal ganz vorsichtig auszusprechen), und nicht zunächst um die Interessen der Gläubigen. Ich kann nicht glauben, dass deutsche Politiker dies nicht wissen und schließe daraus, dass man es aufgegeben hat, von dieser Seite noch zu korrigieren. Dass sich die sog. "schweigende Mehrheit" der Bürger mit muslimischen Wurzeln hier tatkräftig einmischt, bleibt womöglich ein frommer Wunsch und wir bleiben gezwungen, uns weiterhin zynische Unflätigkeiten wie die des türkischen Ministerprösidenten anhören, als er vor ein paar Tagen auf deutschem Territorum Pegida mit dem IS verglich. Dieser Mann kontrolliert die DITIB, den deutschen Ableger der türkischen Religionsbehörde und größten Verband türkischer Muslime. Keine Reaktion darauf – nahezu von Niemandem.
Beste Grüße
Tobi Blum
https://numeri249.wordpress.com/2015/01/18/islamismus-islam-2/
Islamismus ist nicht gleichbedeutend mit Islam, da auch Nazis Antisemiten sind
Ich meine das hat mit dem Islam ansich so nichts zu tuen. Wenn der mensch als gruppe an etwas glaubt kommt es früher oder später immer dazu. Gruppenzwang! Oft ist es dann zu spät was wir deutschen ja erlebt haben. "Wir" haben ja auch an den führer gelaubt.
Nazis sind ansich nicht Antisemiten! Nazis haben IHREN glauben und alles andere wird abgelehnt also auch Christen, Moslems usw.
Nazis bezeichnen sich nicht als Antisemiten, da ihre ideologischen Verbündeten Semiten sind. Der Islam wird von Nazis verherrlicht.
Navid Kermani spricht Ihnen (und mir) sicher aus dem Herzen:
http://www.navidkermani.de/media/raw/CharlieCologne.pdf
Erlaubt mir deshalb, liebe Mitbürger, liebe Freunde, erlaubt mir, an dieser Stelle ein Wort speziell an die Muslime unter Euch zu richten, an meine Geschwister im Glauben. Es reicht nicht zu sagen, daß die Gewalt nichts mit dem Islam zu tun habe. In dem Augenblick, da sich Terroristen auf den Islam berufen, hat der Terror auch etwas mit dem Islam zu tun. Wir müssen die Auseinandersetzung mit der Lehre suchen, die heute weltweit Menschen gegeneinander aufhetzt und Andersgläubige ermordet oder erniedrigt. Dschihadisten haben in den vergangenen Monaten Hunderttausende Christen, Jesiden und überhaupt alle Andersdenkenden vertrieben, vergewaltigt, ermordet. Sie haben in Pakistan erst vor ein paar Wochen eine Schule überfallen und 141 Menschen erschossen, die allermeisten von ihnen Kinder. Und am selben Tag, da Dschihadisten in Paris die Redaktion von Charlie Hebdo überfielen, haben Dschihadisten in Nigeria ein ganzes Dorf dem Erdboden gleichgemacht und viele Hundert, wenn nicht zweitausend Zivilisten massakriert – im Namen des Islams, meine Brüder und Schwestern. Und ob diese Dorfbewohner Muslime waren oder Christen, das interessiert mich überhaupt nicht, das will ich hier nicht einmal erwähnen – es waren Menschen, friedliche, wehrlose Menschen, auch sie unsre Brüder und Schwestern.
Der Islam hat immer wieder Wellen der Gewalt und der Barbarei erlebt, es gab den Sturm der Mongolen und es gab den Sturm der Kreuzfahrer. Aber diese Gewalt und diese Barbarei, sie kommt aus unserer eigenen Mitte, für sie ist weder der Mossad, noch die CIA zuständig. Es liegt an uns – nicht nur an den Verbänden, nein, an jedem einzelnen von uns -, die Fratze abzureißen, die das Gesicht unserer Religion entstellt. Es ist unsere Verantwortung und unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, daß man mit dem Islam nicht mehr Terror und Gewalt, sondern wieder Freiheit und Gerechtigkeit verbindet, nicht mehr Engstirnigkeit und Dogmatismus, sondern Vernunft und Toleranz, nicht mehr Unterdrückung und Strafe, sondern Humor und Kultur. Vor allem aber liegt es an uns, dem höchsten Gebot des Islams, der Barmherzigkeit, wieder Geltung zu verschaffen. „Wahrlich, erhebst du auch deine Hand gegen mich, um mich totzuschlagen, so erhebe ich doch nicht meine Hand gegen dich, um dich zu erschlagen“ – das werden heute die meisten für die Bergpredigt halten, ist aber doch unser eigener Koran, Sure 5,28.
Schaut nicht weg, wenn Eure Kinder, Geschwister oder Freunde von einem auf den anderen Tag den Koran hochhalten, den es nur streng wörtlich auszulegen gelte, und sich als Moralapostel aufführen, die alles besser zu wissen glauben, diskutiert mit ihnen, weist sie hin auf die tausendvierhundertjährige Tradition islamischer Gelehrsamkeit, beginnend mit dem Propheten selbst, der den Koran niemals nur wörtlich verstand und stets mehr als nur eine einzige Auslegung akzeptierte. Sagt ihnen, daß die Nachfolge des Propheten nicht darin besteht, eine bestimmte Kleidung oder einen bestimmten Bart zu tragen, sondern von der Vernunft Gebrauch zu machen, das Wissen selbst in den fernsten Ländern zu suchen und Werke der Mildtätigkeit zu tun. Macht ihnen klar, daß Dschihad nach allen maßgeblichen
Deutungstraditionen des Islams nur ein genau umrissener und zeitlich begrenzter Verteidigungskampf sein kann und nie und niemals die Ermordung wehrloser Menschen. Erinnert sie daran, daß der eigentliche Dschihad keineswegs der Kampf gegen Ungläubige ist, sondern der Kampf des Gläubigen mit sich selbst. Ignoriert in Euren Moscheen und Schulen und Familien nicht die Verse, die im Koran selbst zur Gewalt aufzurufen scheinen, sondern sprecht sie offen an, diskutiert sie und bettet sie ein in ihren historischen Kontext. Schreitet ein, wenn verächtlich über Andersgläubige gesprochen wird und zumal, wie es unter unseren Jugendlichen immer häufiger geschieht, zumal über Juden...
Haben sie schon mal mit eine Nazi diskutiert? Nicht mit einem rechten der dumme parolen ruft und dann zum türken geht um sich sein kebab zu holen! ICH habe das und glauben sie mir die sind gegen JEDEN der nicht an das glaubt woran sie selber glauben. Und ALLE religiösen richtungen werden grundlegend gehasst nicht nur einzelne wie die juden. Nazis sind also nicht Antisemiten sondern Anti glauben.
Ja, ich habe oft mit Nazis und ähnlichen Faschisten gesprochen, oft über digitale Medien, zuweilen auch hier.
Die Verehrung des Islams durch gebildete Nazis erkennt man nur, wenn man den Islam gut kennt.
Dieser Aufruf ist natürlich sehr begrüßenswert!
Die Frage ist eben nur, welche Haltung sich bei der großen Mehrheit der Muslime in Deutschland / Europa langfristig durchsetzen wird, was wiederum entscheidend für die Haltung unserer Gesellschaft gegenüber dem Islam sein wird.
Nach allem, was ich gelesen habe, scheint es mir leider im Moment so, dass sich eher - vor allem durch das Wirken der muslimischen Organisationen - der fundamentalistische Ansatz durchzusetzen scheint bzw. bereits durchgesetzt hat.
Warum müssen Menschen, die sich seit Jahren mühen, immer das gleiche Weltbild zu verkünden, um einen solchen Soziologen handelt es sich bei Herrn Findikci, mit schlampig recherchierten Zahlen rüsten, Malvoisine? 30.000 ist einige Nummern zu hoch gegriffen.
Die damit befassten Stellen und Terres des femmes gehen, bei einer weiten Auslegung des Begriffs "Zwangsheirat", von 3000- 3500 bekannten Fällen aus, bei denen es sich auch noch um zahlreiche Altfälle handelt. Tatsächlich nimmt das Phänomen ab.
Das kann man nachlesen, weil es 2011, für ein offizielles Gutachten der Bundesregierung, recherchiert wurde.
Dabei gilt auch noch, besonders bei den älteren Fällen. So sehr Zwangsheiraten abzulehnen sind, so sehr gilt auch, dass davon viele später nicht mehr so empfunden werden.
Wie die Verringerung der Geburtenrate unter Zuwanderern aus anderen Kulturräumen, wie der Rückgang der sowieso schon seltenen, sogenannten "Ehrenmorde", ist auch die Zwangsheirat ein Auslaufmodell, weil sie ihre Funktion in unserer Gesellschaft gänzlich verloren hat.
>>"Der organisierte Teil der Islamangehörigen ist Auslandsvertretung von diversen politischen Strömungen und Sekten, die nicht bereit sind, sich vom politischen Islam zu distanzieren, Reformen anzustoßen und dem Islam ein neues Gewand zu geben. Der organisierte Teil der Islamangehörigen, der sich gerne als "wahre Muslime" ausgibt, will unbedingt eine Regierung und Staatsführung nach eigener Interpretation des Korans beibehalten."<<
Ein schönes, langes Zitat. Leider ist es in keinem einzigen Punkt von der Realität gedeckt. Alle großen Moscheeverbände in Deutschland betonen ausdrücklich die Trennung von Religion und Politik, ebenso die Staats- und Grundrechtstreue als Basis.
Die Imame dieser Moscheen betonen keinesfalls, sie verbreiteten den einzig wahren Islam! Weil der Islam keine einige oder durch Theologengremien gewählte Autorität kennt, können radikalisierte Muslime charismatisch in kleinen Hinterhofgemeinden wirken. Anders als in Großbritannien, wo sich auch Imame großer Moscheen radikalisierten, ist das in Deutschland und Frankreich ausgeblieben. Es hat mit der Herkunft der muslimischen Zuwanderung zu tun.
Keine Frage: auch die Säkularisierung der islamischen Welt schreitet, wie die der Christen und Juden voran. Wichtig ist dabei aber auch, dass an allen drei Religionen auch Sitten, Traditionen und Gebräuche, für ideal gehaltene Familienstrukturen, etc. hängen, die mit den recht einfachen Glaubensforderungen und den komplizierteren theologischen Überlegungen der Religionen gar nichts zu tun haben.
Auch hier findet eine erstaunlich schnelle Anpassung der Muslime an die Konsum- und Wirtschaftsgesellschaft statt.
Alle drei monotheistischen Religionen beklagen übrigens genau diese Tendenz, können es aber nicht verhindern.
Derzeit gibt es in Deutschland, rechnet man im Bau befindliche und bestehhende Moschee-Gebäude zusammen, ca. 350 solcher Bauten und ca. 2.500- 2.600 Gebetsräume. Das ist eine verschwindend geringe Zahl, angesichts der 48.000 Tausend christlichen Kirchen, bei denen weitere Einrichtungen gar nicht mit erfasst sind.
Gerade die als extrem konservativ und auch ablehnend bekannte Islamkundige, Christine Schirrmacher, betont, die Muslime seien zu 80, gar 90 % in der Selbsteinschätzung "sehr" oder "sehr stark" gläubig. Was stimmt denn nun Malvoisine?
Warum wollen Sie, stimmte es tatsächlich, dass Muslime ihrem Glauben, ähnlich wie Christen, nur noch nominell anhängen, neue Gemeindehäuser oder Räume zur Verfügung stellen, wenn doch diese Gläubigen gar kein Interesse an solchen Einrichtungen haben?
Die beste Integration findet übrigens statt, wenn man Muslime in Vereine, zur freiwilligen Feuerwehr, zu Kulturgemeinden, zu Freizeitaktivitäten der Kommunen und zu offiziellen Veranstaltungen einlädt.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Die Frage ist eben nur, welche Haltung sich bei der großen Mehrheit der Muslime in Deutschland / Europa langfristig durchsetzen wird, was wiederum entscheidend für die Haltung unserer Gesellschaft gegenüber dem Islam sein wird.
Ich glaube, es verhält sich eher umgekehrt:
Welche Haltung sich bei den Mitbürgern muslimischen Glaubens bezüglich ihrer Identifikation mit unserer gemeinsamen Gesellschaft in Deutschland langfristig durchsetzen wird, hängt ganz maßgeblich davon ab, wie unsere deutsche Gesellschaft mit Menschen mit muslimischem Migrationshintergrund umgeht und in Zukunft umgehen wird. Die "Bringschuld" liegt bei allen beteiligten Parteien, eben nicht nur bei einer! Die Frage sollte eher lauten: Was können wir alle als Bürger dieses Landes zu einem gesellschaftlichen Klima beitragen, daß Mitmenschen eben nicht anfällig, sondern möglichst immun werden läßt gegen fundamentalistisches Gedankengut jeglicher Couleur. Nicht mehr Abgrenzung gegenüber den Muslimen in der Diaspora ist das Gebot der Stunde, sondern gerade jetzt das Bemühen um eine erfolgreiche Integration.
Auch die Einsicht in die Tatsache, daß extremistische Bewegungen nicht im luftleeren Raum entstehen, sondern religiöse Inhalte zumeist nur instrumentalisieren, um ihr Streben nach ökonomischer und politischer Macht zu verschleiern. Weshalb die deutsche Politik und Wirtschaft die Art ihrer Zusammenarbeit mit Staaten wie u. a. Saubi-Arabien dringend ändern sollte, um darauf hinzuwirken, daß den Drahtziehern dieser fundamentalistischen Bewegungen und Organisationen auf lange Sicht die finanzielle Basis entzogen wird.
Interessant in diesem Zusammenhang auch die jüngsten Beobachtungen von Jürgen Todenhöfer im Irak: http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=48859.
Falsche Darstellung!!
Die "Fallzahlen" für die Zwangsverheiratung, die Sie nennen, gehen auf eine Studie des Bundesministeriums für Familie zurück und benennen nur die Zahl derer, die innerhalb eines Jahres (2008) in einen Teil der Beratungsstellen gegangen sind, die das Ministerium angefragt hat!
http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/Zwangsverheiratung-in-Deutschland-Anzahl-und-Analyse-von-Beratungsf_C3_A4llen,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf
Es ist geradezu dreist, diese Zahl als absolute Zahl hinzustellen, übelste und wirklich unentschuldbare Tatsachenverdrehung!
Erstens geht sicher nur ein Bruchteil der Betroffenen zu einer Beratungsstelle!! Und selbst von den Fällen, in denen Betroffene eine Beratungsstelle aufgesucht haben, ist nur ein Teil erfasst, da längst nicht alle entsprechenden Stellen die Anfrage der Studie überhaupt beantwortet haben:
"Von den bundesweit befragten 1.445 Beratungs- und Schutzein-richtungen wurden 830 Einrichtungen erreicht, von denen 366 die Frage danach, ob Zwangsverheiratungen bei ihnen im Jahr 2008 eine Rolle gespielt haben, bejahten."
Und selbst wenn es tatsächlich nur 3.443 Fälle gäbe (davon 252 Männer) halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass auf einen Fall, der in einer Beratungsstelle auftaucht tatsächlich eine Dunkelziffer von 9 Fällen kommt, die diesen Weg aus verschiedensten Gründen, aus Angst oder aufgrund von sprachlichen und organisatorischen Problemen oder der kulturellen Eigenheiten nicht gehen konnten.
Und schon wären wir bei den von Herrn Findikci geschätzen Zahlen - wobei man noch berücksichtigen muss, dass dann bis zur doppelten Anzahl Betroffener (weil Frau und Mann pro Fall) vorhanden sein könnte.
Angesichts der dreisten Art, wie Sie die Bedeutung dieser Zahl verfälscht dargestellt haben, erübrigt es sich, auf ihren restlichen Kommentar einzugehen.
Ich finde diese Art der Verharmlosung dieser unglaublichen Tragödie für die betroffenen Menschen geradezu zynisch.
Dann werden Sie mit ihren Dunkelzifferfantasien glücklich, die die Autoren der Studie ausdrücklich nicht teilen, Malvoisine.
Wer mit dem Nick unterwegs ist, der kann aber nur in dem Ton antworten, den Sie anschlagen. Gehen Sie in sich und versuchen Sie Wut und Unüberlegtheit abzustreifen und machen Sie nicht ständig ein Geschäft mit Betroffenen, die sie gar nicht kennen.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Kein Nazi wird den Islam verehren da habe sie sich von wem auch immer täuschen lassen. Vieleicht haben sie mit V-leuten des BND gesprochen. Nach den Juden wären auch die Moslems in die gaskammern gekommen.
Dann lesen Sie bitte die Gedanken des Führers.
"Juden ins Gas!" ist ein beliebter mulimischer Slogan auf deutschen Demos.