Attentat auf Malcolm X vor 50 Jahren

Black Power Wer erinnert sie nicht, die Bilder: Im Namen Malcom X erhoben US- Olympioniken bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexico ihre rechte Faust zum Eid auf Ewigkeit

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Im Namen des am 21. Februar 1965 ermordeten Malcom X erhoben US- Olympioniken auf dem Siegerpodest in der Arena bei den blutigen Olympischen Spielen 1968 von Mexico- City ihre schwarzbeledert rechte Faust zum Eid auf lebenslange Ewigkeit

Damals wurde berichtet, dass Malcolm X nach dem Attentat lebend ins Spital transportiert worden sei, wo er. so die Sprachregelung in den US- Medien, seinen schweren Verletzungen erlag.

Es ist fast auf den Tag genau 50 Jahre her, da wurde Malcolm X während einer seiner flammenden Reden ermordet.

Malcom X blieb über seinen Tod hinaus mit seiner kategorisch fordernden Rhetorik dr ungekrönter Heroe und Leitbild der Black Power Freiheitsbewegung.

«By any means necessary.»


Malcom X , eigentlich: Malcolm Little, US-amerikanischer Prediger und Bürgerrechtler traf rhetorisch den Nerv seiner Zuhörer/innen:

- Malcom X Orginalton:

"Ich traf, sprach und aß sogar mit Leuten, die man in Amerika für weiß gehalten hätte. Aber die weiße Einstellung war in ihrem Kopf ausgelöscht worden, durch die Religion des Islam." - im Brief aus Mekka, zitiert in: „Der Islam als Alternative“, ISBN 3-424-01114-2, 1995, S. 190

("Throughout my travels in the Muslim world, I have met, talked to, and even eaten with people who in America would have been considered 'white'--but the 'white' attitude was removed from their minds by the religion of Islam." - Brief aus Mekka vom 25. April 1964 an Alex Healey, Mitautor der "Autobiography of Malcolm X" (1965), in der der Brief auszugsweise veröffentlicht wurde, vgl. Pamela McLaughlin July 25, 2011: Lost page of Malcolm X letter from Mecca discovered - library.syr.edu/blog)

"Ihr könnt keinen Kapitalismus haben ohne Rassismus." - Rede am 29. Mai 1964, The Harlem Hate-Gang-Scare, Speaks, ebd., S. 68 f'.'
(Original engl.: "You can't have capitalism without racism.")

"Man kann kein kapitalistisches System betreiben, wenn man kein Geier ist; man muss das Blut von jemand anderem saugen, um Kapitalist zu sein." - Rede vom 20. Dezember 1964, At the Audubon, aus: Speaks, hgg. von George Breitman, Grove Press 1965, S. 121 f.

"Wenn du nicht bereit bist, dafür zu sterben, dann streiche das Wort »Freiheit« aus deinem Vokabular." - Chicago Defender, 28. November 1962

"Wer hat jemals von einer Revolution gehört, in der sie Arm in Arm laufen und ‚We shall overcome‘ singen? So etwas gibt es in keiner Revolution. Ihr kommt nicht darauf zu singen, weil ihr zu beschäftigt seid [die Fäuste] zu schwingen." - Rede 1963, Message to the Grass Roots, aus: Speaks, ebd. S. 8 f.

"Wir erklären unser Recht auf dieser Erde […] ein menschliches Wesen zu sein, als solches respektiert zu werden, und die Rechte eines menschlichen Wesens in dieser Gesellschaft zu besitzen, auf dieser Erde, an diesem Tag, das werden wir durchsetzen - mit allen nötigen Mitteln …" - Rede bei der Gründung der Organization of Afro-American Unity, 1964

("We declare our right on this earth to be a man, to be a human being, to be respected as a human being, to be given the rights of a human being in this society, on this earth, in this day, which we intend to bring into existence by any means necessary." - Speech at the Founding Rally of the Organization of Afro-American Unity 28. Juni 1964, in: By Any Means Necessary. Speeches, Interviews, and a Letter by Malcolm X (New York: Pathfinder Press, 1970), pp. 35-67. blackpast.org) -

Malcolm X befeuerte Schwarze dazu, jedes taugliche Mittel zur Verteidigung gegen die verdeckte und offene Apartheit der Weissen in den USA zu ergreifen.

Wenn zur Verteidigung notwendig auch Gewalt anzuwenden. In der islamischen Sekte Nation of Islam (NOI) erlangte Malcom X zunächst grosses Ansehen und stieg in deren Hierarchie als gefragter Redner unaufhaltsam auf.

Malcom X avancierte, neben Martin Luther King jr., unangefochten zu einem der berühmtesten "Fighter for Freedom" für die Afroamerikaner, wenngleich sich beide in der Frage zielführender Strategien nie wirklich einig wurden.

Hat das FBI Malcom X mit Vorsatz im Spital sterben lassen?

Nachdem sich Malcom X seiner bisherigen "Machtbasis" der Nation of Islam (NOI) durch Aufdecken von Missständen, Korruption, skruopellosen Lebenswandel "Bad Habits" obersten Kader in den Medien, Austritt nicht nur entfremdet, sondern zu deren Feind Nr. 1 geworden war, erhielt er von einstigen Weggefährten in der NOI öffentliche Morddrohungen auf Plakaten mit seinem Konterfei.

"This man wanted!", "This man must die!"

Selbst ein Brandanschlag auf seine Wohnung hielt Malcolm X nicht davon ab, am 21. Februar 1965 einen Vortrag im Audubon Ballroom in Manhattan zu halten.

Kaum hatte Malcom X mit seiner Rede begonnen, lancierten Unbekannte ein Ablenkungsmanöver in den Zuschauerrängen. Schliesslich gelang es mehreren Attentätern, ungebremst nach vorne zur Bühne zu stürmen und ihn mit mehreren Schüssen niederzustrecken. In vielen Medien war die Sprachregelung zu lesen, er sei sofort tot gewesen. Was nicht stimmte

Vor Gericht wurden schliesslich drei Mitglieder der NOI für die Tat verurteilt. Zwei bestritten ihre Schuld. Weitere Personen sollen beteiligt gewesen sein. Einer der Angeklagten nahm die Schuld des Attentats auf Malcom X allein auf seine Kappe und versicherte vor Gericht, die zwei anderen seien unschuldig. 1980 kamen die zwei angeblich unschuldig Verurteilten aus der Haft.

Nach 45 Jahren Haft wurde der hauptangeklagte 2010 mit 69 Jahren in die Freiheit entlassen

Nach weiteren Tätern wurde nie ermittelt, geschweige denn welche erfasst.

Noch heute bleiben viele Fragen zur Rolle des FBI ungestellt und vor allem unbeantwortet, Immerhin war das FBI damals beauftragt, Malcolm X als VIP zu beschütze. Zum Zeitpunkt des Mordes war belegt weder das FBI noch sonst welche Polizei vor Ort

Insofern scheint es undenkbar, dass das FBI nichts vom geplanten Mord gewusst hatte. Dies behauptet, neben anderen vor und nach ihm, Manning Marable in seiner 2011 erschienenen Biografie

«Malcolm X: A Life of Reinvention».

Gerüchte wollen nicht verstummen, die Behörden, voran das FBI hätten den Tod des international hochgeachteten Aktivisten Malcom X allzu gerne in Kauf genommen, wenn nicht gar befördert?.

Malcolm X, geboren als Malcolm Little, war ein Bürgerrechtler besonderen Zuschnitts. Als Aushängeschild der muslimischen Sekte Nation of Islam (NOI) vertrat er den schwarzen Nationalismus in Reinkultur und sah die Afro-Amerikaner auf dem Weg, wenn dazu aus Not, Elend gezwungen, wie einst die Elends- Flüchtlingsströme der Weissen aus Europa, die ihr "Land" in Amerika auf dem Kontinent unbegrenzter Möglichkeiten gegen die Ureinwohner zu erobern wussten, ebenfalls der Gewalt der Weissen mit Gewalt zu wehren und gleichermaßen ein eigenes Hoheitsgebiet gegen die Weissen zu erobern, in dem Land und Rechte für ihre Nation of Islam gesichert, völkerrechtlich anerkannt, das islamische Staatsvolk zu verwirklichen und zu entwickeln vermochte.

Eine Jugend als Outcast am Rande der Gesellschaft

Wer war dieser umstrittene "Black- Power- Streetfighter" ?

Liest man «The Autobiography of Malcolm X» von Alex Haley, die kurz nach seinem Tod 1965 erschien, erlebte der als Malcolm Little 1925 Geborene eine von Rassentrennung geprägte Kindheit und Jugend. Gewalt durch den Ku-Klux-Klan, die mutmassliche Ermordung seines Vaters durch die rassistische Geheimorganisation, unerfüllte Berufswünsche aufgrund seiner Hautfarbe und viele weitere bittere Enttäuschungen sollen ihn in seinen ganz jungen Jahren, wie viele Gleichaltrige, in die Perspektivlosigkeit getrieben haben.

Sein Weg in die Jugendkriminalität schien vorgezeichnet

So geschah es denn auch. Malcom X soll an Drogenhandel, Drogenkonsum, Zuhälterei und Einbruchserien beteiligt gewesen sein. 1946 wurde er von der Polizei aufgegriffen, verhaftet und mit gerade einmal 21 Jahren zu acht bis zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Vor allem wohl wegen seiner ehehähnlichen Beziehung zu einer weissen Frau kam es zu diesem hohen Strafmaß.

Gefängnis als Brustätte für "Black- Power- Fighter"

Während seiner Haft vollzog Malcolm X einen entscheidenden Wandel. Ihn erreichten Briefe seiner Geschwister, die ihm von der Nation of Islam (NOI) berichteten. Eine junge islamische Sekte, welche die Überlegenheit der Schwarzen predigte. Ihr Gründer, Elijah Muhammad, vertrat den Standpunkt, dass alle Weissen, ungeachtet ihrer Person, grundsätzlich «Teufel» seien.

Das Jüngste Gericht, welches die Existenz der Weissen beenden soll, stünde kurz bevor. Die NOI bot Malcom ein neue Orientierung und Perspektive nach der Haftzeit, in dem er sich aus seiner alten, hoffnungslosen Lebenssituation zu lösen vermochte. Malcolm X konvertierte zum Islam und trat der NOI bei.

Wie andere Anhänger der NOI streifte er seinen Nachnamen ab und ersetzte ihn durch ein X. Er betrachtete seinen ursprünglichen Nachnamen als Überrest der Sklavenzeit. Die Sklaven erhielten üblicherweise den Nachnamen ihres Besitzersoder eines beliebigen Ortes.

Malcom X, Jahrgang 1925, als Rekrut zu jung für den Zweiten Weltkrieg, zu alt für den Vietnam- Krieg, gewaltbereiter Gegenpol zu Martin Luther King

Malcolm X verliess das Gefängnis mit seiner neuen Identität. Er war nun nicht mehr der orientierungslose kleinkriminelle Jungspund, sondern ein willkommener Bruder im Geiste der NOI. Schon bald wurde er durch seine Überzeugungskraft und sein Charisma das Gesicht dieser Bewegung. Diese verstand es in den Medien gezielt durch ihre aggressive Rhetorik und Selbstdarstellung gegenüber Weissen, samt Juden, auf sich aufmerksam zu machen.

Während seiner Zeit bei der NOI grenzte sich Malcom X stringent von anderen Bürgerrechtlern ab. Martin Luther King jr. nannte er unverfroren einen Dummkopf und Handlanger des weissen Establishments des Ostens der USA.

Die Devise, durch Ausharren und friedlichen Widerstand ans Ziel der Gleichberechtigung zu gelangen, war nicht die Sache Malcolm X. Dafür hatte er nur Hohn und Spott übrig. Er widersprach grundsätzlich dem Ziel, die Schwarzen zu gleichberechtigten Amerikanern unter den Weissen machen zu wollen. Stattdessen sollten sie in einer politisch autonomen Region selbständig und eigenverantwortlich leben, um irgendwann schliesslich alle zurück nach Afrika überzusiedeln.

Laut späteren Aussagen glaubte Malcom X aber selbst nie wirklich an dieses Szenario. Als Sprachrohr der NOI habe er lediglich deren Doktrin und Linie vertreten.

Der Wandel im Wandel

Wegen eines Statements zum Attentat auf Präsident John F. Kennedy am 22. November 1963 überwarf sich Malcom X mit dem Sektenführer Muhammad. Dieser verbat den NOI-Mitgliedern ausdrücklich, sich in politische Angelegenheiten einzumischen.

Malcom X trat darauf frustriert aus der NOI aus. Ein Wandel im Wandel in Malcolm X' Leben nahm seinen Anfang.

Bis zu seiner Ermordung waren es zu diesem Zeitpunkt nicht einmal mehr zwei Jahre. Malcom X gründete zwei eigene Organisationen, eine religiöse und eine politische, und wollte sich von nun an politisch für die Rechte der Schwarzen auf allen Ebenen engagieren.

Und siehe da, wenn nötig auch in Zusammenarbeit mit Martin Luther King.

Malcolm X nahm 1964 eine Pilgerreise nach Mekka als Gelegenheit, erst einmal drohender Gewalt durch NOI-Mitglieder zu entkommen. Diese terrorisierten ihn und seine Familie seit seinem Austritt aus der NOI, gemäß dem islamischen Gebot, eintreten darf jeder, austreten darf unter Androhung des Todes Niemand

Nun war Malcom X auf der Suche nach Geldgebern, Mentoren und Unterstützern für seine neuen Organisationen. So gelang es ihm beispielsweise in Saudiarabien, Geldgeber zu finden. Vom saudischen Prinzen Faisal wurde er zum Staatsgast erhoben.In Ägypten der Zeit Abdel Nassers, konferierte er mit hohen Beamten in Kairo, Alexandria.

Auch in anderen afrikanischen Ländern stiess Malcom X auf immenses Wohlwollen. Seine internationaler Nimbus stieg. Auf beachtliche Weise entschärfte sich auch sein Hass gegen Weisse ausgerechnet durch positive Begegnungen mit Weissen auf seiner Pilgerreise nach Mekka..

Eine Ikone war kaum erkoren, schon ermordet

Grosser Einfluss blieb seinen neuen Organisationen versagt, Es geschah kurz nach seiner Rückkehr von seiner Pilgerreise nach New York als Mlacom X am 21. Februar 1965 ermordet wurde.

Die kurz nach seinem Tod veröffentlichte Autobiografie von Haley und deren Verfilmung 1992 durch Spike Lee errang Malcolm X in Überlebensgröße Status bei den Elenden, Verfolgten, Versklavten in der Welt, gleich welcher Hautfarbe, Religionszugehörigkeit Kultcharakter.

Das «X» von Malcom ziert bis in unsere Tage kryptisch Plakate und Textilien So soll Bill Clinton einst beim Jogging eine Kappe mit dem legendären «X» getragen haben.

Malcolm X' Zitate werden von Rappern als Bruch- und Versatzstücke in deren Texte eingewoben. Malcom X Gesicht, Patrice Émery Lumumba, ebenfalls Jahrgang 1925, dem 1961 ermordeten Ministerpräsidenten des Kongo in Leopoldville, heute Kinshasa, nicht unähnlich, ziert ungezählte Wände in Amerika.

Malcom X Vorstellungen von Freiheit Selbstbestimmung mögen für uns Heutige seltsam exotisch und wirklichkeitsfern klingen.

Vergessen wir dabei nicht: Malcolm X ermöglichte es vielen Schwarzen in aller Welt, voran in den USA, in der Apartheid Südafrikas,

- Nelson Mandela saß mit Kampfgefährten seit 1964 wie sie zu lebenslänglich verurteilt in verschärfter Haft im Zuchthaus - ,

ein Selbstbewusstsein zu entwickeln, welches im Kampf gegen Unterdrückung aller Art durch die Weissen mehr als angesagt war und ist, wie wir 1967 in dem Film

"In der Hitze der Nacht"

mit Rod Steiger, Sidney Potier, 1988 in dem Film

"Mississippi Burning"

mit Gene Hackman, dazu aktuell an den rassistischen Ereignissen von Amtswegen

"Ferguson Burning" 2014

auf allen Kanälen bestätigt finden.

JP

http://www.taz.de/Kommentar-Trauer-um-Michael-Brown/!144822/
Kommentar Trauer um Michael Brown

http://www.daserste.de/unterhaltung/film/filme-im-ersten/sendung/2011/mississippi-burning-die-wurzel-des-hasses-100.html
Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses

http://www.spiegel.de/einestages/us-buergerrechtler-a-947163.html
US-Bürgerrechtler
Malcolm ohne Maske
Donnerstag, 07.04.2011 – 16:28 Uhr

US-Bürgerrechtler: Malcolm ohne MaskeFotos

http://news.bbc.co.uk/2/hi/8647881.stm
Malcolm X Amokläufer auf Bewährung nach 45 Jahren entlassen
Februar 2010

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Joachim Petrick

Aktuelles: Meine sichere Route- Refugee-Airlift - Petition "Luftbrücke für Flüchtlinge in Not" an die MdBs des Bundestages erhofft Debatte

Joachim Petrick

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden