Kam das Automobil als militärischer Wahn im gepanzerten Anzug?

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Kam das Automobil als militärischer Wahn im gepanzerten Anzug über uns?

Wie konnte es das Automobil als Prominenz des 20. Jahrhundert für den mobilen Individualverkehr, mit seiner Landschaft, Ressourcen fressenden, Menschen und Umwelt vernichtenden Qualität bei der Herstellung von Automobilen und deren Infrarstrukturen, Straßen, Autobahnen, Brücken- ,Tunnelbau, schaffen, der Prominenz des 19. Jahrhunderts der Ressourcen und Umwelt schonenden Erfindung der Eisenbahn, der elektrischen Strassen- , U- , S- Bahn als Massenverkehrsmittel den Rang beim Rennen um staatliche Förder- Mittel abzujagen?

Fiel die Entscheidung zu Gunsten des Automobils während des Ersten Weltkrieges, nachdem in den Stellungskriegen und Materialschlachten an allen fronten, in ost, West, Nord, Süd allein das Aufkommen der gerade erfundenen Panzer- Kettenfahrzeuge einen Rest von taktischer und strategischer Mobilität in den Kriegsverläufen zu versprechen schien?

War es da nicht plausibel, dass die heimkehrenden Söhne des Krieges von 1914- 18, als Sieger wie Besiegte, gleichermaßen im Deutschen Reich, Russland, England, Frankreich, USA, Italien, Österreich, Ungarn, Polen, den Beneluxländernnichts anderes im Sinnen und Trachten nährten, als zivile Panzerfahrzeuge auf vier Rädern, genannt Automobile, Kraftfahrzeuge, barrierefrei durch die Landschaft,

jagen zu wollen?

Dafür wurden Pflastersteine, Teer, Zement, gemischt mit Sand, allerorten, wie auf ein Kommando, lokal und global,in die Landschaft geworfen, platt- und glatt fest gewalzt, um diese als Hoheitsgebiete des staatlich verordnet, geregelten wie ungeregelten, Individual-Verkehrs, mitten durch Dörfer, Städte, Wälder, Felder, Wiesen,von einer Grenze zur anderen Landes- , Kontinetalgrenze und darüber hinaus, für KFZ, LKWs, Busse mit eingebauter Vorfahrt, ohne Tempolimit durchzuregieren, als gelte es in Eilmärschen von einer Front zur weitest Entferntesten Front im Sauseschritt auf vier Rädern „alle Räder rollen für den Rendite Sieg der rasenden Benzinkisten“eilend, den Ersten Weltkrieg gar nicht mehr als Stellungsgemetzel, sondern ungeheuer mobil und fidel im Reise- Fahrplan, nachzuspielen?

War es da nicht geradezu zwangsläufig, dass der New Deal so unterschiedlicher Politiker wie Hitler, Roosevelt, Mussolini, Franco, Stalin, Churchill der dreißiger Jahre des Zwanzigsten Jahrhunderts eine Mobilitätsorgie durch Herstellung von KFZs, LKWs, Panzern, Kettenfahrzeugen für den Individualverkehr von uniformierten Insassen/innen war?, um per Wachstumsbeschleunigungsgesetzen die Renditeziele für Öl- , Gas- und Automobilhersteller Konzerne nicht nurzu sichern, sondern, staatlich subventioniert, im Rahmen des New Deals in ungeahnte Höhen zu jagen?

In der heutigen Sendung von Sandra Maischberger „Hassfigur „Autofahrer:

Aggressiv, gefährlich, asozial?“

wurde mir einmal mehr klar, dass es seit der Entwicklung unserer Verkehrs- , Strassen- und Wegepläne für den so genannten Individualverkehr nie um eine personenbezogene barrierefreie Mobilität der Bürger/innen, von der Wiege bis zur Bahre ging, sondern um das Vor- Nachspielen von Frontverläufen zurückliegender Kriege, Optionen für die Mobilisierung von Truppentransporte auf vier Rädern in rasenden Benzinkisten zu vorbereiteten Ausgangs- Stellungen, Feldposten in bevorstehenden Gefahrenlagen von Kriegen, ging.

Klaus Gietinger bringt in dieser Sendung als Gast neben anderen Gästen folgenden Punkt:

Klaus Gietinger (Autor)

"Der Autor des Buches "Totalschaden. Das Autohasserbuch" und Filmemacher hält das Auto für die größte Massenvernichtungswaffe aller Zeiten: "Täglich sterben auf der Welt 3.000 Menschen bei Verkehrsunfällen – soviel wie bei zehn Jumbo-Abstürzen oder dem Angriff aufs World Trade Center. Es ist ein riesiges Massaker!" Klaus Gietinger besitzt kein Fahrzeug, benutzt ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel und fordert: "Das Auto ist Droge und Sucht zugleich, es muss bekämpft und unschädlich gemacht werden."

JP

Siehe dazu:

www.daserste.de/maischberger/sendung.asp?datum=13.04.2010&;;;startseite=true


Sandra Maischberger

SENDUNG VOM DIENSTAG, 13. APRIL 2010, 22.45 UHR

Verena Aßmann (Tochter starb durch Autobahnraser)

Der Unfalltod ihrer 21-Jährigen Tochter mit ihrer Enkelin und das anschließende "Raser-Urteil von Karlsruhe" machten 2004 bundesweit Schlagzeilen. Verena Aßmanns Tochter wurde auf der Autobahn von einem Fahrer in einem Sportwagen mit Tempo 250 bedrängt. Sie riss das Steuer nach rechts, der Kleinwagen zerschellte an einem Baum. Mutter und Tochter starben. Der Autobahnraser, von Beruf Testfahrer, wurde zu einer Bewährungsstrafe und einer Geldbuße verurteilt. Bis heute kann Verena Aßmann das in ihren Augen viel zu milde Urteil nicht begreifen

Jutta Ditfurth (Ex-Grünen-Politikerin)

"Natürlich benutzen einige Autofahrer ihren Wagen als Waffe und Kampfmittel", sagt die streitbare Publizistin, Radikal-Ökologin und frühere Chefin der Grünen. Die Vorkämpferin ökologischer Verkehrspolitik wirft ihrer Ex-Partei vor, im Konflikt mit den Autokonzernen zu kneifen. Eine ihrer Forderungen: "Ich würde den Bau energieverschwendender und gefährlicher Geländewagen verbieten

Klaus Kocks (ehemaliger VW-Manager)

"Ich bin für ein Tempolimit von 240", sagt der frühere VW-Manager provozierend. Die Unfallhäufigkeit habe nichts mit hoher Geschwindigkeit zu tun, die meisten Unfälle passierten bei niedrigerem Tempo. Auch Forderungen nach höheren Benzinpreisen hält der heutige PR-Berater für Populismus und mobilitätsfeindlich. "Beim Spritpreis ist die Schmerzgrenze erreicht!"

Willi Weber (Formel-1-Manager)

"Ich bin mit Benzin im Blut auf die Welt gekommen", sagt der Formel-1-Manager über sich selbst. Lange fuhr er selbst Autorennen, machte mit 25 Jahren seine erste Million als Gebrauchtwagenhändler. Mit der Entdeckung von Michael Schumacher, der sieben Weltmeistertitel gewann, wurde der Schwabe zu "Mr. Formel 1". Den Motorsport nimmt er vor Kritik in Schutz. Von zu vielen Verboten im Straßenverkehr hält Willi Weber nichts.

Peter Ramsauer (CSU-Bundesverkehrsminister)

Der Bundesverkehrsminister wehrt sich gegen die Verurteilung des Autofahrens: "Das ist ein Stück persönliche Freiheit." Die Globalisierung erfordere "möglichst reibungslose Mobilität", sagt Peter Ramsauer, der neben der Förderung der Bahn weiter auf den Ausbau der Straßen setzt, wenn auch nicht unbegrenzt: "Wenn die Münchner Autobahn acht Spuren hat, dann ist das Ende der Durchsage erreicht.

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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