Kleist, der Poet, der als Geistes Krieger, im Traum den Wolf ritt
Heinrich von Kleist, der arme Poet, der wilde Geistes Krieger, der, im Traume fiebernd, den Wolf, den halbwilden Potentaten, des Menschen Wolf, den Kaiser der Franzosen, Napoleon Bonarparte zu Schanden ritt
Heinrich von Kleist zwischen Poetisieren und Politisieren
Heinrich von Kleist zerrieben zwischen Poetisieren und Politiiseren?
Heinrich von Kleist "Er lebte, sang in trüber Zeit, er suchte den Tod und fand Unsterblichkeit"
Heinrich von Kleist, der Poet, Geistes Krieger, der im Traum den Wolf ritt
Heinrich von Kleist, der Poet, der Geistes Krieger, der, der im Traume fiebernd, den Wolf, den halbwilden Potentaten, den Kaiser der Franzosen, Napoleon Bonarparte zu Schanden ritt
Heinrich von Kleist war nicht nur ein Kind der literarischen Epoche des
"Sturmes & Dranges",
wie die damaligen Dichter Titanen Goethe & Schiller zu Weimar, sondern in ihm selber pulsierte, täglich fiebernd, als "Rasender Hinrich"
der Sturm und Drang, im Gedankenflug, in seiner Gefühle Geschwindschritt, vom Poetisieren, hin zum Politisieren der Welt, im Momentum erobernd, allemal, im Sauseschritt seiner Gefühle zurück zu pendeln.
Heinrich von Kleist (1777- 1811) hatte es lebenslang nicht, wie die meisten seiner Poeten Freunde/innen mit dem poetisierenden Deuten der Weltereignisse dabei belassen, sondern hatte im hell blendend blitzenden Geistes Anzug seines donnernden Dichterwahns, nicht sich, aber einen Wolf, den halbwilden Potentaten, den Kaiser der Franzosen, Napoleon Bonarparte, in wiederkehrenden Tag- und Nachtträumen, deutschnational aufbäumend, gedankenschäumend ,zu Schanden geritten.
Heinrich von Kleist mochte sich nicht in Berlin, noch anderswo, darin beschränken, nicht bescheiden, nur, wie die Dichter Titanen Goethe & Schiller es im fernen Weimar mit Ihresgleichen, mitten im Gegenwärtigen stehend, pflegten, leidenschaftlich kostümiert, per Lebender Bilder, berühmte Gemälde und noch berühmtere Posen, Positionen von der Antike her bis in die damalige Gegenwart der jahre um 1801nschauspielerisch talentiert, da untalentiert, äffend nachstellend dort, antichambrierend unterhaltsam feinsinnig zu vergnügen.
Nein in dem Dichter, Gedanken Revolutionär, Geistes Krieger, Seelenergründer, dem bis dato gescheiterten Zeitungs- Verleger der Berliner Abendblätter, des Dresdner Phoebus, Heinrich von Kleist steckte ein unbändiger Sturm und Drang, gar nicht erst das heraufdämmernde Ende eines Wolfes, des halbwilden Potentaten, des selbstangemaßten Hegemon der Zeitgeschichte, des Kaisers der Grand Nation der Franzosen, Napoleon Bonarpartes im eiskalten Winter Russlands des kommenden Jahres 1812 in Moskau abzuwarten.
Nicht doch!
Auch Heinrich von Kleist strebte, innerlich, einer Rakete gleich, an beiden Enden vor Ehrgeiz gleichzeitig brennend, nach Posen, Postionen, bildhaft einprägenden Potentialen Ewigen Ruhms.
Wurde Heinrich von Kleist fündig?
Ja!
Heinrich von Kleist wurde fündig. Heinrich von Kleist entdeckte auf einer Reise in Frankreich das Gemälde des Malers Simon Vouts (1590- 1649)
"Sterbende Heilige Magdalena",
im Tode noch und gar erst da geborgen von der Engel zarten Hände wunderbaren Mächte.
Im November 1811 Heinrich von Kleist
Zitat aus Heinrich von Kleistens Drama
"Prinz von Homburg"
"Er lebte, sang in trüber Zeit, er suchte den Tod und fand Unsterblichkeit"
Am 21. November 1811 drängte es Heinrich von Kleist mit 34 Jahren im Bunde mit seiner seelenverwandten Gefährtin auf dem Wege in die Ewigkeit, Henriette Vogel, einer krebskranken Mutter von zwei Kindern, zum Kleinen Wannsee vor den Toren Berlins,
Zunächst schien es, wie eine Wirtin später aussagte, scheinbar nur in ein unbänigges Frischluftvergnügen, samt gereichtem Kaffe & Kuchen bei Tisch auf der naßkalten Wiese vor dem Gasthof zu gehen.
Dann seien die beiden Gäste in trauter Nähe entschwunden.
Stunden später warden sie, scheinbar als noch Lebendes Bild, ganz in der Pose des Gemäldes des Malers Simon Vouts (1590- 1649)
"Sterbende Heilige Magdalena",
erschossen aufgefunden.
Auf dem wilden Grabstein Heinrich von Kleist am Kleinen Wannsee, im heutigen Berlin- Charlottenburg, stand bis zur Nazizeit als Grabspruch folgendes Zitat aus Heinrich von Kleistens Drama
"Prinz von Homburg" :
"Er lebte, sang in trüber Zeit, er suchte den Tod und fand Unsterblichkeit"
Im Welt- Kriegsjahr 1941 wurde dieser Grabspruch durch folgenden Grabspruch ausgetauscht:
"Nun o Unsterblickeit, bis du ganz mein"
Es waren wieder allzu verderbliche Kriegszeiten im vollen Schwange, wo Heldenblut statt Saatgut die Felder, Äcker , Wiesen tränkte.
Henriette Vogel erhielt als Heinrich von Kleistens Gefährtin, gezeichnet von fortschreitend schwerer Kebs- Erkrankung, im selbst, herbeigesehnt, gewählten Tode von Kleistens geübter militärischer Feurhand, einen sehr viel kleineren Grabstein zur Erinnerung an ihre Person.
Jetzt zum 200 jährigen Todesjahr und- tag von Henirich von Kleist und Henriette Vogel am 21. November 2011 soll die Grabstätte, rekonstruiert, wieder in ihren vorherigen Zustand versetzt werden.
Das und nichts mehr und nichts weniger behauptet der Autor, Theaterkritiker der Frankfurter Rundschau, Peter Michalzik in seinem jetzt im Februar 2011 erscheinenden Buch
"Kleist- Dichter, Krieger- Seelensucher", Propyläen Verlag, Berlin, € 24.99
siehe auch:
"Kleist",
Gerhard Schulz, emeritierter Professor aus aus Melbourne/Australien,
Verlag C.H. Beck € 25.-
JP
Kommentare 10
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/48/Kleistgrab_Grabsteine_%282009%29.jpg
Das Drama am Wannsee wäre heute eine ätzend aufbereitete Dioxin-Mafia-Tunnelbohr Krankenkassen-Story, ohne die Genannten zu tangieren. Oder zu erwähnen.
Heinrich von Kleist ist, wie auch Frank Wedekind, noch längst nicht "angekommen". vive la france!
Und Danke für diesen Beitrag.
Nahezu mittellos und innerlich „so wund, daß mir, ich möchte fast sagen, wenn ich die Nase aus dem Fenster stecke, das Tageslicht wehe tut, das mir darauf schimmert“ (Brief an Marie von Kleist vom 10. November 1811) nahmen die Gedanken an einen Freitod überhand. Er suchte und fand eine Begleiterin für diesen Weg, die an Krebs erkrankte Henriette Vogel. Mit deren Einverständnis erschoss Kleist am 21. November 1811 am Stolper Loch, dem heutigen Kleinen Wannsee, im Südwesten Berlins zuerst seine Begleiterin und dann sich selbst.
Irgendwo habe ich auch noch den Polizeibericht von damals. Es gibt ebenfalls einen unglaublichen Briefwechsel zwischen den Beiden. Das alles ist so unglaublich, dass man heute mal für eine Stunde den Mund halten sollte in dieser verquaschten Brabbel-Welt voller Voll-Idioten.
Ein Halbwegs-Protokoll:
Mittwoch, 20. November 1811, zwischen 14 und 15 Uhr
Als der Wagen vor dem Wirtshaus hält, haben sie sich längst dem Tod geweiht. Die brünette Dame mit der hellen Haut. Der schwarzhaarige Herr mit den blauen Augen. Johann Friedrich Stimming, der Wirt des "Kruges" am Wannsee, dort, wo die Friedrich-Wilhelm-Brücke, die heutige Wannseebrücke, den Großen und den Kleinen Wannsee trennt, kennt die Herrschaften nicht. Er wundert sich über die Gäste, die mit einer gemieteten Kutsche aus Berlin gekommen sind. Sie sehen nicht wie Geschäftsreisende aus. Sie sehen aus wie Ausflügler, die sich entweder in der Jahreszeit geirrt haben - oder einfach nur ungestört sein wollen. Sie geben keine Namen an, als sie um zwei Zimmer bitten. Erst später erfährt Stimming, dass es sich um den ehemaligen Leutnant Heinrich von Kleist und seine Freundin Adolphine Henriette Vogel handelte. Aber da ist auch schon alles zu spät. Als sie am Mittwochnachmittag eintreffen, sind sie so heiter. Am Freitag sagt Stimming der Polizei - das geht wie alle anderen Einzelheiten über den spektakulären Freitod aus denen von Georg Minde-Pouet 1925 herausgegebenen Dokumenten hervor - hatte er nicht die leiseste Ahnung, dass sie gekommen waren, um zu sterben.
Kurz nach ihrer Ankunft
Friederike Stimming, die Frau des Wirtes, führt die Gäste in die Zimmer im zweiten Geschoss. Die Dame eilt sofort ans Fenster. Was für eine schöne Aussicht! Sie ist ganz entzückt. Ob es möglich sei, mit einem Kahn an das andere Ufer des Kleinen Wannsees gefahren zu werden, will sich von Frau Stimming wissen. Als die sagt, dass kein Boot in der Nähe sei, ist die Fremde enttäuscht. Friederike Stimming erklärt ihr aber gleich, dass es kein Problem sei, zu Fuß das Ufer zu erkunden. "Hierbei", das wird Friederike Stimming der Polizei sagen, "beruhigte sich die Dame".
Nachdem sie die Zimmer bezogen haben
Henriette Vogel (31) und Heinrich von Kleist (34) bestellen Kaffee. Er tut ihnen gut nach der langen Fahrt über die holperige Hochstraße 1 von Berlin. Henriette Vogel hatte ihrem Mann, den Beamten Friedrich Ludwig, den sie Louis nannte, ein wenig angelogen. Sie wolle nach Potsdam fahren, hat sie ihm gesagt. Sie konnte ihm doch nicht die Wahrheit sagen. Und ob es wirklich hier geschehen würde, das war auch noch nicht ausgemacht. Den Kutscher haben sie noch nicht zurückgeschickt. Er wartet noch. Er muss noch eine ganze Weile warten, nachdem die beiden ihren Kaffee getrunken und zu einem Spaziergang aufgebrochen sind. Der Wirt sieht nur, dass sie über die Brücke gehen, in Richtung Berlin. Gut möglich, dass sie das Ufer des Kleinen Wannsee erkunden. Einen Ort suchen, an dem sie ungestört das tun können, was sie schon so lange vorhaben.
Eine Stunde später
Als sie zum Gasthaus zurückkehren, haben sie einen Entschluss gefasst. Sie zahlen dem Kutscher, was sie ihm schulden. Er fährt zurück nach Berlin. Sie brauchen ihn nicht mehr. Sie wissen, dass sie hier den richtigen Ort gefunden haben. Es ist ein Ort, der verborgen ist. Es ist aber auch ein Ort, der so öffentlich ist wie kein anderer. Es ist die Straße nach Potsdam, der Weg, den Preußens Herrscher und alle anderen, die in den Machtapparat verwickelt sind, immer wieder passieren müssen.
Als sich Kleist am 20. November am Wannsee aufhält, ist er ein Gescheiterter. Er, der immer nach Ruhm gestrebt hat und den mittlerweile sogar seine Familie als nutzlos bezeichnete. Er ist am Ende. Und der preußische Staat trägt daran seiner Ansicht nach Schuld. Seine "Berliner Abendblätter", die erste Tageszeitung der Stadt, mussten wegen verschärfter Zensurmaßnahmen eingestellt werden. König Friedrich Wilhelm III. hatte sich über Kleists "Prinz von Homburg" echauffiert und die Aufführung verboten: Die Geschichte eines Generals, der Angst vorm Tod hat, das passte nicht. Aber auch Kleists "Käthchen von Heilbronn" war nicht nach dem Geschmack der Herrschenden. August Wilhelm Iffland, Intendant des Nationaltheaters und Direktor der Berliner Bühnen, wollte nicht, dass das Stück aufgeführt wird. Kleists Versuch, in der preußischen Verwaltung unterzukommen, war ebenfalls gescheitert. Hat Kleist gewollt, dass die Repräsentanten jenes Systems immer dann, wenn sie den Kleinen Wannsee passieren, an den großen, missachteten Kleist erinnert werden? Oder war es eine innere Verbundenheit mit dem Kaufmann Kolhaas, dem legendären Rebellen, der wenige Kilometer vom Kleinen Wannsee entfernt 1539 an der Kolhasenbrück Silber versenkt haben soll, das er aus Rache dem Kurfürsten geraubt haben soll? Kleist hatte dem Kolhaas ein literarisches Denkmal gesetzt, dem Mann, der wegen erlittenen Unrechts zum Mörder wurde.
Mittwoch, am Abend
Kleist und Henriette Vogel bestellen Abendbrot. Sie bleiben auch nach dem Essen auf ihren Zimmern. Das Dienstmädchen soll ihnen Lichter bringen, Tinte und Feder. Ob jeder allein in seinem Zimmer bleibt? Ob sie zu zweit sind? Der Wirt und seine Familie fragen sich, was da oben vor sich geht.
Die letzte Nacht
Der Hausknecht, der in der Nacht vor dem Gasthaus wacht, sieht, dass das Licht in den Gästezimmern nicht ausgeht. Am Fenster tauchen sie immer wieder auf, die beiden Fremden. Auch im Haus hört man bis zum Morgen Geräusche. Schritte von Ruhelosen, die ihre letzte Nacht nicht verschlafen wollen. Zwischendurch wird es ruhiger. Henriette Vogel setzt sich an den Tisch. "Mein theurer geliebter Lous!", schreibt sie ihrem Mann. "Nicht länger kann ich mehr das Leben ertragen, denn es legt sich mir mit eisernen Banden an mein Herz - nenne es Krankheit, Schwäche oder wie du es sonst magst, ich weiß es selbst nicht zu nennen - nur so viel weiß ich zu sagen, dass ich meinem Tod als dem größten Glück entgegensehe." Sie hat Krebs. Aber nicht nur ihr Körper, auch ihre Psyche ist überaus reizbar und verletzlich. Vor allem in Bezug auf ihre religiösen Gefühle gilt sie als überspannt. Das Leben nach dem Tod und das große Glück, das den Menschen ihrer Ansicht nach im Jenseits erwartet, ist ihr großes Thema. In der Berliner Gesellschaft genießt sie dennoch den Ruf einer wunderbaren Gastgeberin. Herzlich, musikalisch und sehr gebildet ist sie. Sie trifft sich lieber mit Männern als mit Frauen. Mit niemandem aber fühlt sie sich so seelenverwandt wie mit Heinrich von Kleist, der zwei Jahre zuvor in ihr Haus in der Markgrafenstraße eingeführt wurde. Sie hatten sich gefunden. Zwei Menschen, die sich ganz ihren religiösen Gefühlen hingeben. Die sich bald ständig treffen, ganze Abende gemeinsam am Klavier sitzen und Choräle singen. Zwei Menschen, die sich nach dem Tod sehnen. Sie haben keine körperliche Beziehung. Das Körperliche! Die Auflösung des Fleisches ist es, was beide als ihr höchstes Glück anstreben. Am 9. November hatte sie ihm noch geschrieben, ihrem Heinrich. Mein Süßtönender, schrieb sie. Mein Hyazinthbeet. Meine Himmelsleiter. Meine Seele sollst Du haben.
Donnerstag, 21. November, 4 Uhr
Henriette Vogel und Kleist bestellen Kaffee. Vermutlich legen sie sich ein wenig hin. Die Nacht war anstrengend. Viele Briefe mussten geschrieben, letzte Dinge geregelt werden. Henriette Vogel hat eine Tochter, Pauline, 10. Ihre Freundin Caroline Amalia Manitius in Königsberg soll sich um das Mädchen kümmern. Pauline bekommt keinen Brief. Kleist schreibt seiner geliebten Halbschwester Ulrike. Er dankt ihr für alles, was sie für ihn getan hat und dass es "die Wahrheit ist, dass mir auf Erden nicht zu helfen war". Ernst Friedrich Peguilhen aber, ein gemeinsamer Freund von Kleist und Vogel, wird zum wichtigsten Vertrauten in praktischen Dingen. Er, so bittet Henriette Vogel, möge doch dafür sorgen, dass ihr Mann zu Weihnachten eine vergoldete Porzellantasse mit ihrem Vornamen bekommt. Kleist fragt, ob Peguilhen seinen Barbier bezahlen könne. Das habe er ganz vergessen. Und um noch eine Gefälligkeit bitten sie ihn: "Wir beide", schreibt Vogel, "befinden uns bey Stimmings auf dem Wege nach Potsdam, in einem sehr unbeholfenen Zustande, indem wir erschossen da liegen, und nun der Güte eines wohlwollenden Freundes entgegen sehen, um unserer gebrechliche Hülle, der sicheren Burg der Erde zu übergeben."
7 Uhr
Sie bestellen wieder Kaffee. Als das Dienstmädchen zu Henriette Vogel kommt, soll sie ihr beim Ankleiden behilflich sein. Sie macht sich schön. Sie zieht ihr weißes Battistkleid an mit dem blauen Überrock. Dazu will sie sich die neuen Glacée-Handschuh überziehen. Während das Mädchen sie schnürt, klopft Kleist an die Tür. Henriette Vogel sagt, er solle warten, es sei ihr peinlich, wenn er sie so sehe. Kleist geht die Treppe hinunter und fragt nach der Rechnung. Er geht wieder nach oben. Schließlich kommen beide nach unten. Frau Stimming fragt das Paar, ob sie zu Mittag essen wollen. Sie wollen nicht. Henriette Vogel trinkt aber eine Tasse Bouillon. Kleist erkundigt sich nach einem Boten, der einen Brief nach Berlin bringen soll.
Zwischen 11 und 12 Uhr
Der Bote macht sich mit dem Kuvert auf den Weg nach Berlin. Kleist und Vogel kommen abwechselnd aus ihren Zimmern und fragen, wie spät es sei.
13 Uhr
Henriette Vogel bestellt eine Tasse Bouillon.
Zwischen 14 und 15 Uhr
Heinrich von Kleist und Henriette Vogel gehen vor dem Haus spazieren. Sie unterhalten sich mit Friedrich Stimming. Sie sind sehr freundlich. Sie erkundigen sich nach der Pfaueninsel. Ob sie dorthin spazieren wollen, fragt Stimming. Sie wollen nicht. Sie sind bester Laune, ausgelassen wie kleine Kinder. Kleist hüpft über die Bretter der Kegelbahn, fordert Henriette auf, es ebenfalls zu tun, was sie ablehnt.
15 Uhr
Sie fragen den Wirt, ob der Bote jetzt in Berlin angekommen sei. Stimming vermutet, dass er zwischen 15 und 16 Uhr ganz bestimmt sein Ziel erreicht habe.
Nach 15 Uhr
Sie möchten Kaffee trinken. Aber nicht im Haus, sondern draußen, auf dem Hügel am Ufer des Kleinen Wannsees. Es ist kalt. Ein Tisch und Stühle werden gebracht. Kleist und Vogel werfen in der Zeit Steine ins Wasser. Als der Kaffee kommt, schüttet Kleist Rum dazu. Der Tagelöhnerin Riebisch, die mit ihrem Mann den Kaffee gebracht hat, bieten sie Milch an. Henriette Vogel lacht über ihren "Milchbart". Das Ehepaar Riebisch soll einen Bleistift holen. Als sie zurückblicken, sehen sie Kleist und Vogel Hand in Hand den Berg hinunter zum See springen. Sie spielen Fangen. "Ich habe selten zwei Leute gesehen, die so freundlich zusammen gewesen wären, wie diese auf dem Berge", sagt Johann Friedrich Riebisch später aus.
Mehrere Minuten später
Frau Riebisch bringt den Bleistift. Kleist und Vogel fordern sie auf, nach der Rechnung zu fragen. Als sie zurückkommt, soll sie das Geschirr wegbringen. Henriette Vogel legt Geld für den Kaffee in eine Tasse und bittet Frau Riebisch, die Tasse auszuwaschen und sie ihr zurück zu bringen. Sie geht. Heinrich von Kleist und Henriette Vogel setzen sich in eine kleine Kuhle. Kleist hat zwei Pistolen dabei. Er kennt sich mit Waffen aus. Er hat schon mit 14 schießen gelernt. Damals, als er zum Militär musste, so wie die vielen anderen tapferen Männer aus seiner Familie. Nach sieben Jahren verabschiedete er sich. Er hasste es, Soldat zu sein. Er blieb ein Radikaler. Er zielt auf Henriette Vogels Brust. Sie will es so. Sie ist gleich tot. Dann schießt sich Kleist ins Gesicht.
Frau Riebisch, mit der Kaffeetasse in der Hand, hört die Schüsse. Sie scherzen, denkt sie, die beiden komischen Menschen aus Berlin. Sie reinigt die Tasse. Sie macht, was man ihr befiehlt und kehrt zum See zurück. Den Anblick der beiden Toten wird sie ihr Leben lang nicht vergessen.
Henriette Vogel wurde mit einem sofort tödlichen Herz-Schuss aus großem Kaliber aufgefunden. Vermutlich hat Heinrich von Kleist Henriette zunächst erschossen.
H. v. Kleist schoss sich danach mit einem kleinen Kaliber in den Mund. Dieser Schuss jedoch war nicht unmittelbar tödlich; physiologisch erstickte er an seinem eigenen Blutstrom nach diesem Schuss innerhalb etwa einer halben bis Dreiviertelstunde.
@mcmac
Vorab schon einmal ganz besonderen Dank für diese Einlassungen,
Heinricht von Kleist stelle ich mir, selbstverständlich als er noch lebte, als unbestechlichen Freigeist, hellsichtigen im Sinne von weitdenkenden jungen Mann vor, der unter gelegentlich auftretender Kleingeistigkeit seiner Zeitgenossen litt.
Der gut beobachtete und eine Art Gerechtigkeitskämpfer war, das Bild, wie er im Traum einen Wolf ritt, kannte ich noch nicht, es passt aber.
Ebenso wie der Freitod gemeinsam mit Henriette Vogel, zwei Menschen die sich liebten und um sich diesen Zustand zu erhalten, umarmt in einer Grube starben.
Bedingungslos mehr und alles vom Leben wollend, und an seine Grenzen stoßend, dem Leben den Rücken kehrend.
"Nun, Unsterblichkeit, bist du ganz mein".
Danke für dies blog, ich werde dieses Jahr mal den Kleinen Wannsee und den Stein der Erinnerung und des Anstoßes besuchen.
@Lee Berthine
Dank auch für diesen Kommentar.
",,,,dem Leben den Rücken kehrend."
ich ahne und vermute, Kleist hat es in seinem Lebens- Überscchwang, seinem Pendeln zwichen Poetisieren und Politisieren der Wirklichkeit, der Träume so gesehen"
"Im gemeinschaftlichen Tod Seelenverwandter erst ganz und vollkommen dem Leben zugewandt"
ergänzt:
Stunden später warden sie, scheinbar als noch Lebendes Tableau Bild, ganz in der Löffelstellung Pose des Gemäldes des Malers Simon Vouts (1590- 1649)
"Sterbende Heilige Magdalena",
erschossen in einer Grube in der Nähe des Kleinen Wannsees auf den Knien hockend nach hinten gefallen, umarmt, aufgefunden.
@Lee Berthine
siehe meinen Kommentar vom Februas 2011
in:
www.freitag.de/community/blogs/lee-berthine/heinrich-von-kleist---das-erdbeben-in-chili
04.03.2010 | 12:18
Heinrich von Kleist - Das Erdbeben in Chili
erdbeben in chili heinrich von kleist
Das Erdbeben, von dem Kleist berichtet, könnte mit einem tatsächlich stattgefundenen Erdbeben in Santiago 1647 assoziiert werden.
@Lee Berthine
siehe meinen Kommentar vom Februas 2011
in:
www.freitag.de/community/blogs/lee-berthine/heinrich-von-kleist---das-erdbeben-in-chili
04.03.2010 | 12:18
Heinrich von Kleist - Das Erdbeben in Chili
erdbeben in chili heinrich von kleist
Das Erdbeben, von dem Kleist berichtet, könnte mit einem tatsächlich stattgefundenen Erdbeben in Santiago 1647 assoziiert werden.
siehe:
www.freitag.de/community/blogs/joachim-petrick/wie-michael-kohlhaas-aus-allen-utopien-fiel
10.11.2011 | 03:53
Wie Michael Kohlhaas aus allen Utopien fiel
hans_kohlhase michael_kohlhaas kohlhaas lesen heinrich_von_kleist kleist selbstjustiz fehde lynchjustiz bauerkriege luther reformation rechtswesen rechtsstaat maxim_gorki_theater freitag_salon utopie ernst_bloch occupy
Der historische Michael Kohlhaas war und hieß Hans Kohlhase.