Rostock Lichtenhagen 92, die "Medienfalle"

Pogrom 1992 "Konnte so eine Pogromstimmung damals im August nur in den neuen Bundesländern aufkeimen?, oder waren hier ganz andere Kräfte bis hin zu einer Medienfalle am Werk?

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Eine andere Erzählung.
Rostock 92, die nacheilend "gekränkte" friedliche Revolution der DDR- Zivilgesellschaft?

"So etwas konnte nur in Ostdeutschland geschehen zum damaligen Zeitpunkt"
meinte der Krawall- und Gewaltforscher Klaus Schröder über die Ursache des Mobs von Rostock-Lichtenhagen im August 1992 in einem Gespräch mit Dirk Müller vom Deutschlandfunk am 22.08.2012 · 12:35 Uhr

"Dass normale Bürger den ausländerfeindlichen Mob in Rostock vor 20 Jahren beklatschen, sei ein Erbe der DDR, meint der Extremismusforscher Klaus Schröder. Sie habe keine Zivilgesellschaft hinterlassen. Noch schwerer wiege, dass der Staat damals nicht hart durchgegriffen habe."
Bei diesen akademisch lapidar dahingeschmetterten Worten des Extremismusforschers Klaus Schröder reibe ich mir als Zeitzeuge ungläubig, in meinen Ohren nach Tönen bohrend, die Augen.

Hatte nicht drei Jahre vor dem Rostock- Lichtenhagener Pogrom eine entwickelte Zivilgesellschaft dafür gesorgt, dass es in der DDR auf friedlichem Wege durch disziplinierte Montagsmärsche in vielen Sädten, voran in Leipzig, Plauen, Dresden, Rostock zu einem Wandel bis hin zum Berliner Mauerfall am 09. November 1989 kommen konnte?
Wie passt das zusammen?

Waren hier nicht möglicherweise ganz andere parteiliche Kräfte und untergründig verdeckt kurzsichtige Staatsinteressen auf Bundes- , Landes- und kommunaler Ebene am Werk?
Erinnern wir uns:

Am 18. Mai 1992 schied Außenminister Hans- Dietrich Genscher auf eigenen Wunsch aus seinem Amt, das er seit 1974 in unterschiedlichen Regierungakoalitionen auf legendäre Weise "Genscherismus" geführt hatte.

Kurz vor seinem Ausscheiden als Aussenminister hatte Hans- Dietrich Genscher die Lunte auf dem Balkan gelegt, Slowenien, Kroatien nach alten Außenamts Plänen der Ära "Joachim Ribbentrop", unabgestimmt mit der EU, vorzeitig als souveräne Teilrepubliken Jugoslawiens anerkannt.
Spätestens Im August 1992 waren die ersten Folgen dieser Entscheidung des ausgeschiedenen Bundesaussenministers Hans- Dietrich Genscher insbesondere in der Flüchtlingsaufnahmestelle Rostock- Lichtenhagen zu besichtigen.

Es sollen damals im August 1992, politisch gewollt?, dort im Flüchtlingsaufnahmelager in Rostock- Lichtenhagen, mit täglich nahezu 100 Neuzugängen, ähnlich chaotische Zustände geherrscht haben, wie drei Jahre zuvor in der Prager Botschaft der Bundesrepublik Deutschland, als Hunderte von ausreisewillige DDR- Bürgern/innen mit Sack und Pack, Kind und Kegel im Garten der bundesdeutschen Botschaft hausend, ohnmächtig und ratlos verzweifelt ihres ungewissen Schicksals harrten.

Bis?, ja bis Aussenminister Hans- Dietrich Genscher, spät aber nicht zu spät, auf dem Balkon der bundesdeutschen Botschaft in Prag seinen legendären Satz in den Botschaftsgarten rief:

"Ich bin gekommen, ihnen mitzuteilen, dass heute ihre Ausreise ...."

Im aufbrausenden Jubel der ausreisewilligen DDR- Bürger/inen erstarb der Ton des lauthals vorweggenommenen Satzrestes von Hans-Dietrich Genscher.

Eigentlich hatte sich Aussenminister Hans- Dietrich Genscher durch seine voreilige Anerkennung der Republiken Slowenien, Kroatien eine ideale Situation geschaffen, nun nach Rostock- Lichtenhagen, iwe damals in Prag einzuufliegen und seinen legendären Satz in etwas abgewandelter Form zu wiederholen:

"Ich bin gekommen, ihnen mitzuteilen, dass heute ihre Verpflegung, Unterbringung in geordnet. menschenwürdig kinder- und familienfreundlichen Unterkünften durch die Bundesregierung in allen Bundesländern, darunter in Mecklenburg- Vorpommern, im Saarland, vorbereitet ist!"

Aber das ging ja nun nicht mehr, weil Hans- Dietrich Genscher sein Aussenamt an seinen Nachfolger Klaus Kinkel abgegeben hatte und solche Genscher- Sätze aus dem Munde des neuen Aussenminister nicht obsolet aber auch nicht vorstellbar waren.

Ging es damals im August 1992 um etwas ganz anderes?, ging es um die nachhaltige Kränkung des Bildes von der friedlichen Revolution einer entwickelten Zivilgesellschaft auf dem ehemaligen Staatsgebiet der DDR?

Wochenlang zuvor war das Pogrom von Rostock- Lichtenhagen im August 1992 in den Medien durch gewagt krawallgelüsterne Ankündigungen, u. a. in der Rostocker Ostsee- Zeitung, ohne Einrede der offiziellen Politik, bundesweit angekündigt worden.

Ja es war sogar so, dass sich der damalige Chefredakteuer der Ostsee- Zeitung damals ratlos an offizielle Stellen der Stadt Rostock mit der Frage gewandt hatte, ob man solche Ankündigungen überhaupt veröffentlichen dürfe?

Er bekam aus unverfroren offiziösem Munde in etwa diese Antwort:
"Wieso, wir haben die freie Meinugsäußerung in Deutschland. Das können Sie auf jeden Fall veröffentlichen. Wir leben auch hier nicht mehr in der DDR".

Im Sommer 1991 besuchte ein Vertreter des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) die ZAst und stellte fest, dass die Zustände dort nicht haltbar seien.[27] Zudem warnte ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes am 18. Juni 1992 in einem Brief an Oberbürgermeister Kilimann vor drohenden Gefahren durch Infektionskrankheiten.[28]
(s. http://de.wikipedia.org/wiki/Ausschreitungen_von_Rostock-Lichtenhagen
Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen )

Jetzt im Augus 1992 lagen nationale, internationale Medienvertreter mit Reporter- , TV- und Film- Teams rundum die Uhr, auf der Mauer auf der Lauer in Rostock- Lichtenhagen vor der Zentralstelle für die Flüchtlingsaufnahme, die zu dem Hochhaus- Wohnkomplex gehörte, in dem sich auch das sogenannte Sonnenblumenhaus befand, in dem über 120 vietnamesiche, kubanische u. a. Vertragsarbeiterfamilien seit den Zeiten der DDR lebten.

Wie war es möglich, dass der damalige Bundesinnenminister, Rudolf Seiter, sich im späten August 1992 in eine Pressekonferenz in Rostock setzte und, angesichts von Balkan Kriegesflüchtlingen bräsig, unwidersprochen, verkünden konnte:

"Es muss ein Ende mit dem Missbrauch des Asylrechts haben. Die Flüchtlinge in Rostock- Lichtenhagen sind keine politisch Verfolgten, sondern nur Wirtschaftsflüchtling. ohne Recht auf Asyl in Deutschland"

Mehr Rekrutierung von Gewalttätern in Deutschland von Amtswegen war selten zuvor, außer zu Zeiten der Studentenverfolgungen, der Verfolgung von AKW- Gegnern in der Bundesrepublik Deutschland durch die Springerpresse, voran BILD in den Jahren 1962- 1989.

Dass so ein Mann, wie Rudolf Seiter, heute DRK- Präsident sein kann, ist mir ein Rätsel mit Sieben Siegeln

Im weit vorgerückten August, ab dem 21.Tag dieses Monats tauchten plötzlich Würstchen- , Getränkestände, Imbissbuden auf, die sich vor dem angekündigten Schauplatz in Rostock- Lichtenhagen für eine "Riesen-Krawall Party" postierten.

Wie belegt, haben britische Reporter Schaulustigen für den Fall, falls die "Riesen Krawall Party" wirklich losgeht, erfolgreich 50.- DM in die Hand versprochen, wenn sie mit Hitlergruß, NS- Symbolen vor den besagten Häusern filmreif auftauchen.
Was dann ja auch geschah.

Die Medienfalle hatte zugeschnappt.

Jetzt fehlte nur noch der Startschuss.

Nachdem die Zentralstelle für die Flüchltingsaufnahme geräumt, die hilfesuchenden Flüchltinge mit unbekanntem Ziel, in Bussen verladen, unterwegs, die Bewohner des Sonnenblumenhauses mit den Vertragsarbeitern von städtischer Seite? eindringlich instruiert waren, sich still zu verhalten, abends kein Licht zu machen, damit nach außen der Eindruck entstehe, auch dieses Haus sei geräumt, nahm das Verhängnis seinen Lauf, fiel aus der Schaulustigen Menge der Startschuss zum eigentlichen Pogrom im Haus Sonnenland.

Plötzlich brannte es bis in das dritte Stockwerk des Sonnenblumenhauses lichterloh und lebensgefährlich für die Bewohner/inen, die sich in die oberen Stockwerke des Hauses, samt einem ZdF- Team der Sendung "Kennzeichen D" , geflüchtet, traumatisiert, aber wenigstens glückhaft, körperlich unversehrt gerettet hatten.

Morgen will Bundespräsident Joachim Gauck vor dem Haus Sonnenland im Gedenken an die unselig dunklen Tage des August 1992 in Rostock-Lichtenhagen ein einsässig heimatliches Eichenbäumchen pflanzen.

Manche finden das zurecht unpasssend,weil das, wenn auch ohne Schwerter, so doch an "Eichenlaub mit Schwerten" als Verdienstkreuz aus der NS- Zeit erinnert.

Verdienstkreuz für wen?,
welches Gras bzw. Eichenlaub soll hier über was wachsen?

Lieber Bundespräsident Joachim Gauck,
ich ahne unheilvoll sehr wohl, welche Anleihe Sie hier nehmen wollen, die Anleihe der Friedenseiche alleroten, so auch in Hamburg- Altona, Stadteil Ottensen, aus der Tradition der gescheiterten Bürgerlich- Deutschen Revolution von 1848?

Dass Sie hier eine völlige Umwertung der Anlässe für das Pflanzen einer Friedenseiche vornehmen wollen, droht das nicht beiden Anlässen zu schaden, dem Anlass des Gedenkens an das Rostock- Lichtenhagener Pogrom 1992 und an das Gedenken der Friedenseichen- Tradition der eunropäisch- deutschen Bürgerlichen Revolution von 1948?
JP



dent?


JP


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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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