Von der Avantgard- zur Helikoptermoral?

Buchbesprechung Der "Helikoptermoral" hat der Alt-68er Wolfgang Schmidbauer in seinem gleichnamigen Buch mit Entlehnungen aus der "Helikoptereltern" Begriffswelt Ausdruck verliehen

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Je heftiger der Leerverkauf an Moral um sich zu greifen scheint, , desto heftiger braut sich nach Art eines "Check of Balances" ein allgemein dunkles Verlangen nach unmittelbar unabdinglichem Moral Vollzug an einem zufälligen Objekt moralischer Begierde, frei flotierendem Gefühlsstau entladend, zusammen.

"Check and Balances", Absichten munitionieren sich auf Vorrat mit gehorteten Moralbeständen als seien diese Granaten, Patronenhülsen für den Krieg.

Gilt die Unmoral allerorten am größten, so naht auch schon von unsichtbarer Hand im Land die Rettung in Gestalt aufsteigender Kampfdrohnen, munitioniert mit Raketen voller Patronen Helikoptermoral Hülsen. Dass dabei kollossale Kollateralschäden nicht ausbleiben, die falschen Objekte moralischer Begierde getroffen werden, hat System, den allgemein frei flotierenden Erregungslevel der Berichterstattung zwischen moralinem Vorwurf und dessen Dementi in den Medien hoch zu halten

Moral als Regelwerk alltäglich allgemein geltend gesellschaftlicher Verhältnisse scheint ausgedient zu haben, alles scheint erlaubt, außer du lässt dich erwischen?

Wenn die Leerverkäufer der Moral mit spekulativen Wetten auf die Unmoral in der Welt als Geschäftsmodell unterwegs sind, in der Schattenwirtschaft, Schattenbankenwelten "No Go Areas" geschaffen wurden, zu der gemein geläufige Moral keinen Zugang wagt, steigt zunächst unmerklich, dann immer ungestümer Höhe gewiinend, die Heleikoptermoral on Demand der Beliebigkeit am Horizont auf, als "Tarnkappenbomber", Kampfdrohnen, Moralraketen abfeuernd, Schleier durchischtiger Anständigkeit über Unanständigkeit in Schnellfeuer Attacken überzustülpen als gelte es, die Unmoral, zum Feind Nr. 1 gemacht, nicht zur Moral zu bekehren, sondern, aus der Hüfte beschossen, zu vernichten "Destroy the Enemy".

68er oder die Klage über den sogenannten Konsumterror im Nachkriegseuropa bei allgenein freudlos empfundenem Alltag für Heranwachsende als amtliche Distanzwaffe, die Wahrnehmung der Wirklichkeit in einem geteilten Kontinent und Land mit Werbeplakaten, politischen Leerformel Slogans zu verhängen

"Freiheit statt Sozialimsus", "Keine Experimente"

Dazu der studentenbewegt subversive Spaßguerrilla Gegenwentwurf der Anti-Springer kampagne 1967, auf BILD gemünzt, mit 50 000 DM gesponsert vom ZEIT Herausgeber Gerd Bucerius, Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein, Stern-Chefredakteur Henri Nannen (Quelle: Zeitzeuge Peter Schneider in seinem Buch "Rebellion und Wahn "Mein 68", Eine autobiographische Erzählung. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008, ISBN 978-3-462-03976-4; als Kiwi-Taschenbuch: 2010, ISBN 978-3-462-04250-4.)

"Fresst mehr Scheiße, Hunderttausend Fliegen können nicht irren!"

Die Kommune I in Westberlin ruft 1967 nach einem Kaufhausbrand in Brüssel, noch vor Gründung der RAF, Ohnmachtsgebaren offensiv vorgetragen, mit Helikoptermoral bewaffnet, sinngemäß dazu auf, schafft überall neue Vietnams, unser Vietnamlrieg sind Kaufhausbrände..

Kommune I Bewohner*nnen mit Kindern wollen aber doch eigentlich nur mit den herangewachsenen Brüdern, Schwestern im Drüben hinter dem Eisernen Vorhang, in der DDR, in Polen, der CSSR, Ungarn, Rumänien, Russland, Kuba vereinigt sein, ohne einen Begriff zu formulieren, wie das gelingen könnte?

Nur was schnell bewertet werden kann, scheint verwertbar, alles was Zeit zu eingehender Betrachtung auf dem Weg zur Bewertung braucht, fällt hinten runter, aus dem Auge, aus dem Sinn. Das wird nicht wahrgenommen, gerät im Guten wie Bösen hin und her geworfen, jaktierend, oszillierend wie welkende Blumen irrelevant

Im Grunde scheint es ohnehin,,wie könnte es in Zeiten globaler Joint Ventures der Unmoral in der Schattenwirtschaft anders sein, nicht wirklich um Bewertungen von Moral an sich zu gehen, sondern darum, die Schnappatmung allgemeiner Empörungskultur im Mainstream der Medien in Gang zu halten.

Wertungen als Droge, Speedy Gonzales auf dem High Way eigener Gedanken- , Instanzenwelt ungerichtet abrufbarer Vorurteilskraft und Bewertungsmuster in gehoben beschleunigter Erregungs- Achtrbahnfahrt der Gefühle zu gelangen und dort im Momentum ungestört, ungerührt zu verweilen, während Betroffenen, obskuren Objekten ausgehungerter Begierde nach moralischen Bewertungen die Himmel der Beziehungsbauten, Netzwerke über ihren Köpfen zusammenstürzen

Dem Begriff "Helikoptermoral" hat der Alt-68er und Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer, Jahrgang 1941, in seinem gleichnamigen Buch mit Entlehnungen aus der Begriffswelt der "Helikoptereltern" fundierten Ausdruck gegeben. Was fehlt sind Entlehnungen aus der Begriffswelt des "Helikoptergeldes" der Zentral- und Notenbanken FED, EZB u. a. in Niedrigzinszeiten den Geldfluss, Finanzkrisen hin, Finanzkrisen her, mehrend in Gang zu halten. als ginge es darum, die Welt durch Krisenhopping vom Gelde zu befreien?

Empörung, Entrüstung und Zorn im öffentlichen Raum

Die Helikoptermoral sei immer schon da, immer bereit, mobilisiert Stellung zu beziehen. Das tut sie unter viel Getöse mit schnellen Urteilen aus ihrem Bauch, um so die schnellen Affekte von Angst und Wut zu bewältigen, die angesichts einer vermeintlich und wirklich unsicheren Zukunft in einer komplex empfudenen Welt dominieren, heißt es in seinem Buch.

"Es geht nicht mehr um eine gut funktionierende Moral, die das Zusammenleben regelt, sondern um das endgültige Urteil, die zu Superlativen übersteigerten Werte jenseits aller Realität. Plakative Aussagen über Richtig und Falsch, über Gut und Böse, über Schwarz und Weiß sollen die Welt unserer lärmenden Eventkultur richten. Die kurzfristige Entlastung, die die Helikoptermoral emotional verschafft, bedeutet auf lange Sicht nicht nur, dass viel Energie für Verleugnungen vergeudet wird, sondern der Kontext, der Zusammenhang mit der Realität sich mehr und mehr verliert."

Was einst Avantgardmoral in Zeiten ideologischer Kriege, Fraktionierungen in den sozialen Bewegungen, Befreiungskämpfen am gesellschaftlichen Hauptwiderspruch "Sozialismus vs Kapitalismus" , "Kapital vs Arbeit" entlang, in der Kaderlandschaft unabdinglich zu verhndern, scheint heute als Helikoptermoral den Herdentrieb richtungsweisend wie richtungslos ins Irgend- wie Nirgendwo unter Dauerfeuer zu halten, damit sich gesellschaftspoitiisch global vernetzte Tendenzen, Bestrebungen unter höchsten moraischen Anstrengungen im Wirkungsosen verausgaben und verpuffen..
Gut, dass wir drüber gespochen haben,
JP

http://shop.publik-forum.de/shop/?id=12640&titel=Helikoptermoral&k1=32&k1n=Buch+des+Monats&k2=o
Helikoptermoral
Empörung, Entrüstung und Zorn im öffentlichen Raum
Wolfgang Schmidbauer

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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