Das Märchen von der Demokratie - so viele Schönredereien in europäischer Kulturgeschichte

Demokratie als bloße Ideologie In der europäischen Kulturgeschichte ist schon immer der Begriff Demokratie schön geredet worden. Immer waren Frauen, Tagelöhner, Sklaven, Zugereiste und die kleinen Leute ausgenommen. Nie gab es eine Gleichheit, die gerecht war.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Das Märchen von der Demokratie

Wie stolz ist doch der „Westen“ auf seine demokratische Tradition, sein vorbildliches Gesellschaftsmodell!

Haben nicht schon „unsere“ Griechen vorgeführt, was es heißt, politisches Leben demokratisch zu gestalten?

Wirklich?

Oder war es nicht die wohlhabende Oberschicht, die unter sich ihre Führer wählte und die Beamten, die das Gemeinwesen über Steuereinnahmen auch militärisch fit hielt?

Waren nicht selbstverständlich Frauen, Zugereiste, Tagelöhner und Sklaven von jeder mitentscheidenden Teilhabe ausgenommen?

Ist dann nicht der schlanke Begriff Demokratie – Herrschaft des Volkes – bloß ein wohlklingender Euphemismus?

So viel über die Vorgeschichte dieser Herrschaftsform aus der Antike. Von Rom wollen wir sowie so lieber schweigen – da waren die machtvollen Interessen noch viel extremer ausjustiert. Von Teilhabe der Meisten keine Spur. Dann kam ja das sogenannte dunkle Mittelalter.

Gegenüber dieser Dunkelheit konnte „natürlich“ die Aufklärung und die Französische Revolution nur helleres Licht bedeuten: Ratio – ist seitdem der Zauberbegriff, mit dem wortreich und in atemberaubenden logischen Spiralen die Ungleichheit erklärt und betoniert werden konnte.

Wer waren denn die Entscheider in den 13 Kolonien in Übersee, wer die in der Nationalversammlung? Gebildete, wohlhabende oder zumindest nach dem Steuerrecht fixierbare Männer? WASPs.

Und wer blieb selbstverständlich draußen vor?

Die Frauen, die Zugereisten, die Tagelöhner, Kleinbürger und „natürlich“ auch weiterhin die Sklaven, die einfach mit Hilfe der Ratio aus der species homo sapiens als Sonderfall herausgenommen wurden – „natürlich“ auch mit dem Segen der Kirche.

Und nach der sogenannten Neuzeit kam dann noch heller und lichter strahlend die M o d e r n e – was für ein positiv konnotierter Begriff! Und „natürlich“ als ihre attraktive Schwester die D e m o k r a t i e !

Wie aber ist zu erklären, dass bei all diesem Glanz und dieser Vorbildlichkeit so viel daneben ging und geht, in diesen Demokratien? Trotz Vernunft nehmen die unvernünftigen Beschlüsse – mehrheitlich abgesegnet – von Jahrzehnt zu Jahrzehnt zu. Menschen, Tiere und Natur werden ausgebeutet bis zum geht nicht mehr. In Weltkriegen werden die Kassen der Rüstungsindustrien ordentlich gefüllt, das Zerstörte in hochgelobten Aufbauprogrammen gewinnbringend ersetzt und verschlimmbessert, der Hunger, die Armut, die Demütigung von immer mehr Menschen – auch in den Demokratien – nimmt eigenartiger Weise zu statt ab.

Was für ein verlogenes System ist das denn?

Also schnell mal mit dickem Finger auf die Bösen im Osten zeigen!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Johannes Seiler

Alles Erinnern ist Erfinden und alles Erfinden Erinnern

Johannes Seiler

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden