Die Quotenlösung

Nachfolge Der Regionalproporz hat Christian Schmidt als Nachfolger von Friedrich in das Amt als Bundeslandwirtschaftsminister verholfen. Für die CSU ist das eine verpasste Chance

Auf den ersten Blick ist Christian Schmidt nicht unbedingt die logischste Wahl, um als Nachfolger von Hans-Peter Friedrich das Landwirtschaftsministerium zu übernehmen. Seit 24 Jahren sitzt er schon im Parlament – doch mit Agrarpolitik hatte er bislang nichts am Hut. Schmidt ist ein ausgewiesener Experte in der Außen- und Verteidigungspolitik. Zuletzt war er parlamentarischer Staatssekretär im Entwicklungshilfeministerium unter Parteifreund Gerd Müller, zuvor füllte er den gleichen Posten acht Jahre und drei Minister lang im Verteidigungsministerium aus.

Auf den zweiten Blick ist Christian Schmidt jedoch die naheliegendste Wahl für die Friedrich-Nachfolge. Schmidt ist seit 2011 stellvertretender Parteichef – auch wenn man ihn in dieser Funktion zumindest öffentlich wenig wahrgenommen hat. Zudem erfüllt er zahlreiche interne Quotierungen, die bei der CSU vielleicht ein bisschen wichtiger sind, als in fast allen anderen Parteien. Wie sein Vorgänger wird er der einzige Franke am Kabinettstisch sein. Außerdem ist er wie Friedrich vor ihm der einzige Protestant mit CSU-Parteibuch in der Regierung.

Schmidt gilt als unaufgeregter Verwalter. Als Minister war er schon mehrfach im Gespräch – etwa als Karl-Theodor zu Guttenberg zurücktreten musste. Für Horst Seehofer ist er die sichere, wenngleich ein bisschen langweilige Lösung. Der Parteichef freute sich nach der Wahl noch, dass die CSU-Landesgruppe im Bundestag „jünger und weiblicher“ geworden sei, aber was seine Personalentscheidungen in der Hauptstadt angeht, hat er dieser Veränderung noch nicht Rechnung getragen. Kein CSU-Ressort wird von einer Frau geführt. Christian Schmidt ist 56.

Mann des Hintergrunds

Alternativen hätte es gegeben. Etwa Dorothee Bär, die 35jährige parlamentarische Staatssekretärin im Verkehrsministerium. Oder Stefan Müller, ehemals Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe und jetzt parlamentarischer Staatssekretär im Bildungsministerium. Wie Schmidt sind beide Franken – und haben bislang keine Erfahrung mit Agrarpolitik. Für Seehofer ist das kein Problem – schließlich hatte er die auch nicht, als Edmund Stoiber ihn 2005 zum Landwirtschaftsminister machte. „Hauptsache Du sitzt am Kabinettstisch“, hatte der damalige Parteichef Seehofer mit auf den Weg gegeben. An dieser Maxime orientiert der sich offensichtlich noch immer.

Christian Schmidt muss jetzt beweisen, dass er auch die große Bühne bespielen kann. Als Agrarminister bekleidet er ein für die CSU wichtiges Amt – immerhin liegen ein Drittel aller deutschen Bauernhöfe in Bayern. Ab sofort gehört das lustvolle Beißen in Wurschtsemmeln und das liebevolle Tätscheln von Braun- und Fleckvieh zu seinen täglichen Pflichten. Für einen Mann, der bislang fast ausschließlich im Hintergrund wirkte, ist das keine kleine Herausforderung.

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Geschrieben von

Julian Heißler

War auch mal beim Freitag

Julian Heißler

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden