Niedrigzinspolitik - Sparer sind Verlierer

EZB Mit großer Sorge zu betrachten sind die Niedrigzinsen, die kein schnelles Ende finden möchten.

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Erste Aufrechnungen haben ergeben, dass die Sparer durch diesen Umstand mehr als 600 Milliarden Euro zwischen 2010 und 2019 verloren haben. Das finanzielle Armutszeugnis zeigt sich im Unmut der Bürger. Zahlreiche Menschen haben sich bereits zu dem empfundenen Ärger bekannt, den die Niedrigzinsen bei ihnen auslösen. Die Aussicht auf Gewinne ist längst getrübt. Von Jahr zu Jahr vermehren sich hingegen die Verluste. Die Bilanz ist negativ. In den vergangenen neun Jahren stiegen die Verluste an. Die niederen Zinsen sorgen nicht nur für Ärger bei den Sparern und Banken, sondern sie stellen ebenfalls ein Problem der Politik dar, über das es sich oftmals lautstark ausgelassen wird. Gerne wird den Beteiligten an der Politik die Schuld gegeben. Jedoch ändert die Schuldzuweisung nichts. Fakt ist aber, dass in den vergangenen neun Jahren Geld verloren gegangen ist.

Nur Kreditnehmer und der Staat als Schuldner erfreuen sich am Zinsniveau

Die Summe ist dabei nicht klein zu reden. Denn mit nicht weniger als 648 Milliarden Euro Verlust, bleibt kaum Raum für Optimismus. Besonders gelitten haben die Sparer in Deutschland, sie verloren ihr Geld vermehrt wegen des niederen Zinsniveaus. Diese Zahlen gehen aus einer Kalkulation der DZ Bank hervor. Die Verlorenen Zinsen sind nicht die einzige hohe Summe. Folglich sollen es beinahe 300 Milliarden Euro sein, die die Kreditnehmer eingespart haben.

Die Unsicherheit verdichtet sich

Sparer haben Angst um ihre Ersparnisse. Während in den vergangenen Jahrzehnten vermehrt auf die Zinsen gesetzt wurde und sich wahre Gewinne mit den Zinsen erzeugen ließ, herrscht nun Flaute. Prozentual sind für die Neu-Sparer kaum noch Gewinne zu erzielen. Passiv lässt sich das Geld auf diese Weise kaum noch verwenden. Schnell scheinen die Ersparnisse wertlos und es wird ein Groll gegen die gehegt, die bereits ihr Geld ausgegeben haben. Die eigenen Ersparnisse lassen sich hingegen kaum noch profitabel anlegen. Vielmehr müssen die Sparer neue Wege, die mit höheren Risiken verbunden sind, beschreiten, um ihr Geld gewinnbringend anlegen zu können. Zu diesen alternativen Optionen gehört beispielsweise das Investment in Aktien. Das Aktiengeschäft ist für die sparfreudigen Deutschen oftmals Neuland. Denn in der Vergangenheit wurden die sicheren Wege zur Vermögensvermehrung gewählt. Das Stichwort lautet: Rentenversicherung.

Alternative Anlagemethoden bergen größere Risiken

Rentenversicherungen galten lang als sichere Sache. Jedoch muss so langsam umgesattelt werden, denn die neuen Verträge sind dank der niedrigen Zinsen wenig versprechend. Experten drücken sich in dieser Hinsicht klar aus. Laut ihnen sollte Abstand zu den Rentenversicherungen genommen werden und man sollte sich viel eher mit der Welt der Aktien vertraut sein. Die ersten Händler haben bereits diesen Weg eingeschlagen und arbeiten daran sich ein Polster für das Alter anzuschaffen. Denn mit Aktien lassen sich hohe Erträge generieren und so lässt sich das Vermögen mit einer gewissen Risikobereitschaft vermehren. Allerdings ist das nicht jedermanns Sache. Wer im Jahr 2000 und 2008 im Aktienmarkt investiert war, hat sein blaues Wunder erlebt, es geht eben nicht immer in eine Richtung. Ein gerade veröffentlichtes Dossier der Bundesregierung zur Anlagemöglichkeiten für die private Altersvorsorge griff das Thema Gold auf. Bei Gold handelt es sich allerdings um einen Rohstoff, der bestensfalls zur Werterhaltung (also Inflationsschutz) dient, wird die Wertentwicklung der letzten 100 Jahre betrachtet (Gold "verwässert" seinen Wert kontinuierlich durch neue Förderungen und Gold Recycling.

Die steigenden Zinsen sollen auch die Zukunft bestimmen

Von einem kurzweiligen Umstand kann schon lange nicht mehr gesprochen werden. Experten und Laien sind sich mittlerweile einig und sehen keinen Weg aus den negativen Zahlen. Zumindest nicht bald. Viel eher ist es das niedrige Zinsniveau, das sich einrichtet und sich kaum bald wieder lösen wird. Die Erkenntnis geht aus einer Kalkulation hervor.

Die Kalkulation eine Bestätigung der Niedrigzinsen

Zunächst einmal wurde ein basischer Wert angelegt, der zur Orientierung dient. Dieser Wert wird auch Normalniveau genannt. Das Normalniveau wurde anhand der Einlagezinsen in den Jahren 1999-2010 bemessen. Aber nicht nur die Einlagezinsen, sondern auch die Leistungen der Versicherungen sowie die Anleihen wurden mit einem Normalniveau versehen, das als Grundlage der Kalkulation dient. Anhand dieses Normalniveaus wurden die aktuellen Werte gemessen. Der Vergleich zeigte deutlich, dass der Zins gesunken ist. Während sich die niedrigen Zinsen bei den Krediten positiv für die Kunden auswirken, sind sie für die Sparer zu einer wahren Misere geworden. Oftmals wird die Schuld auf die EZB geschoben. Jedoch ist die EZB nicht alleine der Schuldtragende. So hat sich die Bundesbank bereits dazu geäußert. Laut der Bundesbank wurden in der Vergangenheit tiefe Realzinsen vergeben. Allerdings zeigt die EZB kaum Verständnis für die deutschen Sparer und ihre Sorgen. Aktuelle Zahlen stufen die Deutschen nicht nur als sparsam, sondern auch als sicherheitsbewusst ein. Kaum ein anderes Land verfügt über ebenso niedrig verzinste Anlagemethoden. Die niedrigen Zinsen kommen der EZB entgegen. Denn dank den Niedrigzinsen stagniert die Vermögensentwicklung in Deutschland und die Entwicklung zu einem der vermögendsten Länder in der EU lässt auf sich warten.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Juliane von Hopfgarten

Meine Themenbereiche umfassen internationale Politik, Wirtschaft sowie Frauenrechte. Unten ein Link zu meinen Beiträgen auf EditionF.

Juliane von Hopfgarten

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