Aktienkurse rauf - Lohnkosten runter

Kapitalanlagen Einige Vermögensberater empfehlen, Geld in Aktien anzulegen. Denn im Jahr 2013 könnten die Gewinne der Unternehmen steigen. Dies geht oft zu Lasten der Arbeitnehmer.

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Steigende Aktienkurse werden in den Medien gerne als Zeichen für eine positive Wirtschaftslage gewertet. Doch diese Sichtweise erfolgt vor allem aus der Perspektive der Kapitalbesitzer. Denn höhere Aktienkurse und Dividenden hängen von zukünftig höheren Gewinnerwartungen bei börsennotierten Unternehmen ab. Doch auf welche Weise können Großunternehmen derzeit ihre Gewinne steigern? Der Unternehmensgewinn errechnet sich als Differenz zwischen Verkaufserlösen und Kosten. Da aufgrund der Wirtschaftskrise in den westlichen Industriestaaten die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen eher schwächelt, sind kaum Preiserhöhungen durchsetzbar. Somit bleiben vor allem Kostensenkungen zur Steigerung des Profits. Dabei machen Material-, Energie- und Lohnkosten den Löwenanteil aus. Da die Rohstoffpreise aufgrund zunehmender Knappheit tendenziell steigen und auch Energie eher teurer wird, verbleiben vor allem Lohnsenkungen zur Steigerung der Gewinne.

Durch die Agenda 2010 der rot-grünen Regierung kam es in Deutschland bereits zu einer massiven Ausweitung des Niedriglohnsektors – insofern sind die Spielräume hierzulande eher begrenzt. Doch in den anderen Staaten der EU, die unter der schweren Wirtschaftskrise leiden, wird schon seit geraumer Zeit auf die vermeintlich erfolgreiche deutsche Arbeitsmarktpolitik verwiesen. Die Reformen unter Kanzler Schröder werden als vorbildlich hingestellt. Freilich hat sich die Zahl der Beschäftigten in der Bundesrepublik trotz der Krise erhöht. Doch ging dies zu Lasten der Lohn- und Arbeitsbedingungen. Schlechtere Arbeit für weniger Geld, so kann man das Ergebnis der Agenda-Politik zusammenfassen. Und nun wird dieses Rezept für ganz Europa angepriesen. Die Euro- und Schuldenkrise könnte also instrumentalisiert werden, um die Arbeitsmärkte weiter zu liberalisieren und den Sozialstaat zu marginalisieren.

Wie sehr die bisherige Politik insgesamt auf die Interessen der Kapitalbesitzer zugeschnitten war, zeigt ein Blick auf den Deutschen Aktienindex. Im Jahr 1988 wurde der DAX eingeführt - als Index für die 30 bedeutendsten deutschen Unternehmen, die an der Frankfurter Börse gelistet sind. Der Index startete mit etwa 1.000 Punkten. Anfang Januar 2013 lag der DAX bei knapp 7.800 Punkten. Zwar fließen in den DAX neben den Börsenkursen auch Dividenden und sonstige Zahlungen ein. Doch selbst wenn man diese Zahlungen herausrechnet, hat sich der DAX in den letzten 25 Jahren etwa vervierfacht.

Langfristig investierende Aktienanleger konnten also zum Jahreswechsel 2013 die Sektkorken knallen lassen. Es wird Zeit, dass die politische Klasse die Partystimmung der Aktionäre beendet.

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