Erst als wir abreisten, nachdem wir einige Tage lang die Überreste verschiedener Kulturen aus zweieinhalbtausend Jahren Stadtgeschichte besichtigt hatten, merkten wir, dass in Syrakus der deutsche Dichter August von Platen gestorben war (1835) und hier eine Straße nach ihm benannt ist. Zu spät, um sein Grab auf dem protestantischen Friedhof zu suchen.
Vom Dichter kannte ich nur wenige Verse, aber die hatten es mir angetan:
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Ist dem Tode schon anheimgegeben,
Wird für keinen Dienst auf Erden taugen,
Und doch wird er vor dem Tode beben,
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen!
Warum? Vermutlich war es diese Verbindung von Schönheit, Liebesschmerz und Todessehnsucht, die mich fasziniert hatte in einer Zeit, in der ich Thomas Mann las und Viscontis Verfilmung von Der Tod in Venedig mir die Tränen in die Augen trieb.
Lange her, eine postromantische Verirrung.
Wir verließen den Linienbus zum Flughafen von Catania nicht und kamen am späten Abend wieder in Bielefeld an.
Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe,
Denn ein Tor nur kann auf Erden hoffen,
Zu genügen einem solchen Triebe:
Wen der Pfeil des Schönen je getroffen,
Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe!
Ach, er möchte wie ein Quell versiechen,
Jedem Hauch der Luft ein Gift entsaugen
Und den Tod aus jeder Blume riechen:
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Ach, er möchte wie ein Quell versiechen!
Eine knappe Analyse des Gedichts: https://de.wikipedia.org/wiki/Tristan_(Platen)
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