Kleine Fluchten (1)

St. Petersburg, Helsinki Imperiale Paläste und ein demokratisches Haus der Bildung

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„Prächtig“, versicherten die Prospekte des Veranstalters, seien die Paläste der Zaren. Prächtig waren sie wirklich, als wir sie in der Zeit der Weißen Nächte gemeinsam mit Zehntausenden anderer Touristen aus aller Welt besuchten: Schloss Peterhof, Winterpalais und Eremitage, Katharinen-Palast und Bernsteinzimmer. Trotz aller Schönheit und historischer Bedeutung machte sich bei uns mit der Zeit eine diffuse Unzufriedenheit breit, die aus den Zumutungen des kulturellen Massentourismus („Bitte beeilen Sie sich – 5000 Chinesen sind uns auf den Fersen.“), dem Überangebot an Superlativen und dem Triumph der fernen Vergangenheit über die übrige Zeit resultierte.

Auf der Rückfahrt in Helsinki, als wir schon nicht mehr mit Überraschungen gerechnet hatten, brachte uns ein Bauwerk zum Staunen, das erst vor wenigen Monaten eingeweiht worden war: die Zentralbibliothek (“Oodi“) in der Mitte der Stadt – diskrete Eleganz aus Holz, Stahl und Glas, Versöhnung von Ruhe und action, ein Haus des Lernens (individuell und sozial, analog und digital) und ein soziales Zentrum, finanziert vom Staat und der Kommune, kostenlos für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt.

Wir nahmen uns vor, zuhause die Prospekte der Paläste erstmal beiseite zu legen und mehr über Oodi, das „Bollwerk gegen Populismus“ (taz), in Erfahrung zu bringen.

Infos und Bilder gibt es hier:

https://www.oodihelsinki.fi

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Geschrieben von

koslowski

"In Saloniki / weiß ich einen, der mich liest, / und in Bad Nauheim./Das sind schon zwei." (Günter Eich, Zuversicht)

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