Mischmasch

Was vom Tage übrig bleibt Frühstück mit Klamotte und kurdischem Jazz, Begegnungen in der Notaufnahme und angenehme Überraschungen

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Die Jungs berichten von ihrem Besuch bei der Laienspielschar des CVJM, „Kaviar trifft Currywurst“ – eine sozialkritische Klamotte, temporeich, klischeehaft und Darsteller mit vollem Körpereinsatz, „erstaunlich, dass sowas funktioniert.“

Wir erzählen vom Nachtkonzert auf dem Jazzfest in G., „ Kavpersaz“ – eine Band von Musikern kurdischer Herkunft, die mit Hirtenflöte, Gitarre, Rahmentrommel und Langhalslaute orientalische Volksmusik im Gewand von europäischem Jazz zelebrieren. Die Jungs staunen: „Was es nicht alles gibt!“

Dann wurde es dramatisch:

Gegen Mittag eine WhatsApp von Souvik: „Ich bin sehr krank ich hab Fiber, und Bluthusten.“ Das mobilisiert B.s mütterliche Gefühle. Wir holen ihn in seiner Unterkunft ab und fahren mit ihm zur Notaufnahme im Klinikum. Wartezeit etwa 2 ½ Stunden.

Gespräche mit anderen Kranken: Ein Vierjähriger aus Albanien begleitet seinen Papa und seine Nona, die plötzlich am Morgen nicht mehr sehen konnte und Angst hat, ihr Augenlicht zu verlieren. Er spricht gut Deutsch und fragt Souvik, aus welchem Land er kommt. „Aus Bangladesch.“ – „Wo ist das?“ „In Asien, viele Stunden mit dem Flugzeug von hier.“ Der Kleine staunt, die Nona sagt zu Souvik: „Das hier gutes Land.“ Papa schüttelt den Kopf.

Auf der anderen Seite eine Frau aus Rumänien, die ihre weinende Freundin begleitet. Sie redet tröstend auf sie ein – die Ärzte in Deutschland seien sehr gut, alles werde wieder gut. Die Freundin seufzt.

Ein Blick aufs Handy: Die Arminen führen 2:1. Nicht zu glauben.

Blättern in der SZ. Im Feuilleton eine Sammelrezension über Bücher, die der Frage nachgehen, ob die Liebe „in unverbindlichen Zeiten noch eine Chance“ habe. Die Passage über Eva Illouz lese ich genauer: „Während das vormoderne Liebeswerben mit Gefühlen begann und mit Sex endete, der Schuldgefühle und Ängste hervorrufen konnte, beginnen zeitgenössische Beziehungen mit (lustvollem) Sex und müssen sich mit der angstbesetzten Herausforderung herumschlagen, Gefühle zu entwickeln.“ Als ich gerade beginne, die Anfänge meiner Beziehung mit B. zu erinnern (1969, Münster, Historisches Seminar, Warendorfer Straße …), werden wir aufgerufen.

Der Arzt, ein alter, müder, freundlicher Mann, untersucht Souvik und gibt schnell Entwarnung: "Die Lunge ist frei, keine Bronchitis, wahrscheinlich eine leichte Grippe, viel trinken, wenn in einigen Tagen immer noch Blut, zum Hausarzt gehen, checken, ob Tuberkulose.“ Er lobt Souvik, dass er so gut deutsch spricht.

Auf dem Weg zur Apotheke begegnen wir euphorischen Arminen-Fans: „So sehen Sieger aus, tralalalala.“

Wir kaufen ein bei Lidl (Wasser, Wasser, Tee, Tee, Spaghetti, Tomatenmark) und bringen Souvik zurück zur Unterkunft. Zuhause laufen die letzten Minuten der Bundesliga-Konferenz auf WDR 2: Bayern verliert. Jubel!

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Geschrieben von

koslowski

"In Saloniki / weiß ich einen, der mich liest, / und in Bad Nauheim./Das sind schon zwei." (Günter Eich, Zuversicht)

koslowski

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