Vor dem Sturm

Kiew Russische Militärkolonnen im Anmarsch

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Nach unruhiger Nacht früh aufgestanden und Radio gehört: Russische Verbände im Marsch auf Kiew, noch vierzig Kilometer.

In der Nacht hat die Tochter ein Video geschickt: Udo Lindenberg singt „Wir ziehen in den Frieden“.

Zum Frühstück ausführliche Lektüre der SZ:

Es sind beklemmende Zeiten, wenn die alten Slogans der Friedensbewegung plötzlich als weltfremd und unmoralisch kommentiert werden.“

Zehn Machtwechsel erlebte der Schriftsteller während der Revolutionsjahre in Kyiv, Rote und Weiße, Deutsche und Polen, Anarchisten und Nationalisten kamen und gingen. Am Ende war Bulgakow. waren die Ukrainer Experten in Zeitenwenden,in jähen Umstürzen,auch in Niederlagen.“

Arbeiten im Garten. Nachbar kommt hinzu, meint: „Der Russe neigt dazu, Konflikte mit Gewalt zu lösen. Die brauchen einen Stauffenberg.“

Nachrichten gegen Mittag:

Mitarbeiter verlassen Schröder, von der Zukunft Schwesigs noch nichts bekannt.

600000 Ukrainer/innen verlassen ihr Land, vor allem Frauen und Kinder.

Söder begrüßt US-Soldaten am Flughafen Nürnberg.

Lindner will Bundeswehr zur „schlagkräftigsten“ Armee in Europa machen.

Russische Militärkolonnen 25 km vor Kiew.

Im Supermarkt treffe ich M., Historiker. Erzählt, Karl Schlögel sei entsetzt, vermisst internationale Brigaden für den Kampf gegen die „Entnazifizierer“, hofft auf ein Tribunal über den Kriegsverbrecher.

Finde zuhause ein Buch von Schlögel, blättere und finde in einem Aufsatz von 2009 eine Passage, in der er Gedanken des eurasischen Publizisten und Putin-Freundes Alexander Dugin zitiert:

Eurasien ist zur geographischen und strategischen Vereinigung prädestiniert. Dies ist eine streng wissenschaftliche, geopolitische Tatsache. Die treibende Kraft dieser Vereinigung muss notwendigerweise das russische Volk sein. Mit dieser Mission harmoniert voll und ganz die zivilisatorische Mission der Russen.“ Beginne zu verstehen, in welchem ideologischen Kontext die Kriegsrede Putins steht.

Am Abend im Fernsehen Bilder vom Krieg, Brennpunkt mit Experten, die so ratlos wie wir sind.

Dann DFB-Pokal im Ersten.

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Geschrieben von

koslowski

"In Saloniki / weiß ich einen, der mich liest, / und in Bad Nauheim./Das sind schon zwei." (Günter Eich, Zuversicht)

koslowski

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